Frage zum Futter

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Johanna der Drache

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Liebe Mitforisten, wie bekannt nähe ich gerade an meiner Erstausstattung, die aus zwei Garnituren bestehen soll: Für den Sommer ein dünne Wollcotte in rötlich-braun (oder bräunlich-rot) mit Fischgrät-Muster und für den Winter eine gelbe Cotte mit einer dunkelbraunen Surcote (also ärmellos) drüber. Nun bin ich von den Einfassungen der Surcote nicht begeistert. Wenn ich die Kappnaht an der Schulter umschlage (und das mache ich eigentlich gerne doppelt), ist mir das alles zu dick. Einmal umgeschlagen habe ich einen unversäuberten Rand innen, was mir auch nicht passt. Nun zu meiner Frage: Ich lese immer wieder, dass die Surcote als "Prachtkleidungsstück" beizeiten mit Seide "abgefüttert" wurde. Und da verstehe ich wieder nur Bahnhof. Für mich ist ein Futter etwas, was man von innen einnäht, um das Kleidungsstück wärmer zu machen oder die Gleitfähigkeit zu erhöhen. Aber ein Futter sieht man nicht. Warum verschwendete man dann edlen Stoff wie Seide dafür? ?( Oder habe ich das so zu verstehen, dass das Futter an den Säumen rausguckte und dann nach außen umgeschlagen und dann festgenäht wurde, dass man einen Streifen des Futters sah? Also genau andersrum, als man es heute macht? Dann könnte ich ein Futter "antäuschen" und einen Seidenstreifen um die Säume rumnähen. Könntet Ihr mir helfen, wie man sich dieses "füttern" vorstellen kann? Meine Literatur erwähnt dies zwar immer wieder, erklärt aber nichts für Dummies. 8|
 
Das (Seiden-) Futter eines Surcot sieht man auf jeden Fall, insbesondere wenn man selbigen zum Gehen damenhaft rafft - was frau auf jeden Fall tun muss, da ein Surcot für Damen überbodenlang ist und beim Gehen sonst zur gemeinen Stolperfalle wird. Füttern meint in diesem Fall, daß man das Kleidungsstück zweimal zuschneidet (aus Ober- und aus Futterstoff) und das Futter an den Kanten in den Oberstoff-Surcot einnäht, der Fachmann nennt dieses Einnähen auch "verstürzen". Damit Ober- und Futterstoff an den Kanten dann schön aufeinanderliegen und nicht gegeneinander verrutschen wird knapp an der Kante dann noch eine Steppnaht durch beide Stoffschichten gesetzt - und fertig!
 
Vermutlich hat man Seide zum Füttern genommen, weil es damals Viskose und Polyester noch nicht gab. Hätten wir heute diese preiswerten Materialien noch nicht, so würden wir zum Abfüttern sicher auch Seide verwenden, weil sie genau die Eigenschaften hat die wir heute bei modernen Futterstoffen auch schätzen. Im Übrigen gibt es auch heute noch Kleidungsstücke die mit reiner Seide gefüttert sind, obwohl man das Futter gar nicht sieht. Gruß Uta
 
Also keinen kleinen Umnäher - schade. Also meine Surcote wird dann vorerst ohne Futter sein und sicher nur bodenlang - sonst sehe ich mich schon auf dem nächsten Markt mit einem Becher in der einen und einem Fladenbrot in der anderen Hand tief fliegen.
 
Oder Du ißt halt nicht während Du gehst. Das hat man früher sicher auch nicht gemacht. Da gab es noch keinen "Coffe to go". ;) Da hatte man vermutlich noch Zeit das Essen zu genießen. Gruß Uta
 
Verehrte Uta, ich esse nicht, während ich mich fortbewege. Wegen völliger Grobmotorik verkonsumiere ich auch nur entfernt kleckergefährliche Lebensmittel ausschließlich im Sitzen mit einer Serviette im Anschlag. Aber den Weg vom Kauf zum Tisch muss ich irgendwie auf die Kette bekommen. :rolleyes: Liebe Katharina, danke für das Bild. Die Methode mag bei einem ungeformten Spaghetti wie dem abgebildeten Huhn vielleicht elegant wirken - bei einem übergewichtigen Elefanten wie mir, deren Oberweite Pamela Anderson zu ihren besten Zeiten in den Schatten stellt, sieht das absolut unangebracht aus, wenn ich den Stoff direkt darunter zusammenknülle. Und unter die Achselhöhle sieht auch bekloppt aus. :S Am Gürtel hochziehen ginge, aber dann sieht meine obere Hälfte völlig formlos aus. Nee - überbodenlang ist nichts für mich. Aber danke für die Anregung.
 
"DAS Problem löst die Dame elegant durch Unter-den-Ellbogen-Klemmen des gerafften Surcots...so zu sehen in diversen Handschriften, wie z.B. der Manesse." Katharina, das Problem mit dem Fladenbrot und dem Becher im Gehen?? Da kriegst du doch den einen Arm gar nicht mehr zum Mund!! :p Oder man muss eine gaaanz unansehnliche Verrenkung machen... Johanna, so langsam machst du mich aber sehr gespannt auf Fotos von dir in Klamotte! So kreativ wie du dich immer beschreibst... ;)
 
Wird leider noch was dauern, bis ich etwas zusammen habe, in dem ich mich ablichten lasse. Mein Schneiderhelfer spielt zur Zeit wo anders Ritter und alleine komme ich nicht weiter. Und was meine kreativen Beschreibungen meiner Walrossfigur angeht, so spreche ich nichts als die Wahrheit, so wahr mir die imaginäre Entität, an die nur Narren glauben, helfe.
 
Hat jetzt zwar nichts mit Futter zu tun - aber da du dich ja eher Rubens-artig beschreibst und auch einen walle-walle Surcot überziehen willst, mach dir auch Gedanken über die Kopfbedeckung. Oft machen einfache Kopftücher einen proportional zu kleinen Kopf, was die Gesamterscheinung angeht. Gerade, wenn untendrunter nicht ein Berg Haare das ganze aufbauscht. Nach meiner bisherigen Erfahrung bringt ein Wimpel mit Schleier drüber sehr schöne "Gesamtproportionen". Der Wimpel kaschiert sehr schön rundliche Gesichtskonturen und der Schleier darüber simuliert optisch "wallendes Haar". Klar trag ich im Lager auch Kopftuch, aber auf Fotos mag ich mich hinterher mit der bisschen aufwändigeren Variante viel lieber. He, ausserdem willst du doch einen eleganteren Surcot tragen, da bist du mit schnödem Kopftuch eh underdressed!... ;)
 
Über die Proportionen denke ich auch nach. Ich plane da 2 Varianten: 1. Schlauchschleier und Pillbox bzw. Wintermütze für schlechtes Wetter. Der klare Vorteil ist, dass man einen Schlauchschleier nicht ganz fest um den Kopf legen muss, sondern unter dem Kinn einen Finger breit Luft lassen kann. Ich bekomme Erstickungsanfälle. wenn etwas fest an der Kehle sitzt. 2. Kopftuch Marke "Danish Crown". Durch die rund um dem Kopf geschlungene gedreht Tuch wird der Kopf durchaus etwas größer. Und elegant sieht es sicher auch aus, wenn ich es endlich perfekt beherrsche. Schleier ist leider nichts für mich, da ich wahnsinnig werde, wenn was über meine Schultern fällt. Außerdem sorgt die niedrige Stirn dafür, dass ich entweder alles nach hingen weg- oder direkt auf die Nase rutscht.
 
:back Das Seidenfutter ist zugeschnitten (ärmelloser Surcote). Bevor ich gleich den Wollstoff zuschneide: Verstürzt Ihr jedes Teil oder macht man das nur an den Außenkanten (Halsausschnitt, Armausschnitt, Saum)? Mein Plan war es, Vorder- und Rückenteil rundherum zu verstürzen und die seitlichen Geren extra.
 
Also ich hab das bisher nur an den Außenkanten getan - hat immer sehr gut funktioniert.
 
Prima. Dann werde ich das auch so machen. Danke für die rasche Antwort!
 
Auch so ein Thema, das mich zutiefst verwirrt. Ich hab mir da tatsächlich mal erzählen lassen dürfen, man müsse erst das Futter zu einem funktionstüchtigen Kleid zusammen nähen, damit man es später wieder raustrennen kann, dann näht man Ärmel, Halsausschnitt und Saum auf links zusammen und stülpt es dann um. Einziges Problem: das funktioniert nicht. Ich kann mir maximal vorstellen dass man Oberstoff und Futter komplett umsäumt, eins auf links dreht und dann mit Überwendlingstich zusammennäht. Aber das muss dann schon verdammt passgenau sein Meinen Wappenrock habe ich jedes Teil einzeln komplett wie einen Kissenbezug genäht, die offene Stelle irgendwo, wo später auch Teile zusammengefügt werden, dann nur noch alles mit Überwendlingstich zusammengesetzt. Mein Kapuzenpulli ist an Ärmeln und Kapuze erst an einem Ende zusammengenäht, umgeklappt und der Rest mit doppelten Kappnähten zusammengefügt. Das ist recht praktisch weils ja auch vor Wetter schützen soll und solche Nähte relativ dicht halten, aber auch nur bei relativ dünnen Stoffen ansehnlich. Das am Saum gleich mit zu machen kann kein Fehler sein, das sieht umgeklappt doof aus.
 
Auch so ein Thema, das mich zutiefst verwirrt. Ich hab mir da tatsächlich mal erzählen lassen dürfen, man müsse erst das Futter zu einem funktionstüchtigen Kleid zusammen nähen, damit man es später wieder raustrennen kann, dann näht man Ärmel, Halsausschnitt und Saum auf links zusammen und stülpt es dann um. Einziges Problem: das funktioniert nicht.
Stimmt, das kann nicht gehen.
Ich kann mir maximal vorstellen dass man Oberstoff und Futter komplett umsäumt, eins auf links dreht und dann mit Überwendlingstich zusammennäht. Aber das muss dann schon verdammt passgenau sein
Richtig. Daher würde ich es an den Außenkanten erstmal nicht umsäumen.
  • Das fertig zusammengenähte Futter auf rechts ziehen und dann das Kleidungsstück (Außenstoff) auf links hinein ziehen.
  • Dann die Nahtzugabe des Futters einkürzen (oder schon vorher).
  • Dann den Außenstoff versäumen und das Futter dabei mit einnähen.
Meinen Wappenrock habe ich jedes Teil einzeln komplett wie einen Kissenbezug genäht, die offene Stelle irgendwo, wo später auch Teile zusammengefügt werden, dann nur noch alles mit Überwendlingstich zusammengesetzt.
So ähnlich habe ich es mit meinem Landsknecht-Wams gemacht. Nur, dass ich die "Schmetterlingsnaht" benutzt habe. Teile zusammengenäht, dann die Nahtzugabe des Futters um die Hälfte gekürzt und mit dem Außenstoff versäumt.
Mein Kapuzenpulli ist an Ärmeln und Kapuze erst an einem Ende zusammengenäht, umgeklappt und der Rest mit doppelten Kappnähten zusammengefügt. Das ist recht praktisch weils ja auch vor Wetter schützen soll und solche Nähte relativ dicht halten, aber auch nur bei relativ dünnen Stoffen ansehnlich. Das am Saum gleich mit zu machen kann kein Fehler sein, das sieht umgeklappt doof aus.
Auch eine Möglichkeit. Aber wieso sieht das doof aus? Da geht das Futter dann halt nicht bis zum Rand. Wenn man es doppelt einschlägt hat man doch eine schöne glatte Kante, die dann mit dem Überwendlingstich versäumt wird. Oder ich stelle mir gerade nicht das vor, was Du gemeint hast.
 
Inzwischen habe ich die Kante totgebügelt, sonst könnte ich da ein Foto machen, aber da Futter und Oberstoff die gleiche Länge haben, habe ich dann untenrum mindestens 6 Schichten Stoff übereinander. Eine doppelte Kappnaht hat normalerweise 4, mit Futter 8, im Saum dann 24... Moment... 24? Kann das stimmen? Jedenfalls ein ordentlicher Wulst.
 
Ah jetzt. Klar, da komme ich auch auf 24. Stimmt, das ist heftig.
 
In die Umschläge einnähen klingt aber auf jeden Fall nach einer guten Idee, falls ich jemals meinen Surcot noch füttern will. Nur am Hals könnte das fummelig werden, den muss ich einzeln versäumen und anheften, dann geht das. Aber das ist ferne Zukunft.
 

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