Bauen im (Hoch)Mittelalter

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Brakiri

New member
Registriert
17. Sep. 2015
Beiträge
2
Reaktionspunkte
1
Ort
61440 Oberursel
Liebe Mit-Foristen, ich bin grade für eine Pen&Paper Rollenspielkampagne ein Bauprojekt am planen. Es ist garnicht so leicht, Informationen über nötige Arbeitsstunden an bestimmten "Standard"-Gebäuden zu bekommen. Ich habe aus einigen Quellen extrapoliert, dass ein "normal" großes Haus im Mittelalter ca. 4500 Arbeitsstunden erfordert hat. Hier der Link der Herleitung (leider englisch): http://paizo.com/threads/rzs2m867?Lyre-of-Building Jetzt stellt euch einen Turm vor, komplett aus Stein, 8-eckig, jede Wand ca. 4,5m lang, 3 Etagen a´3m hoch. Böden, Decken und Stützkonstruktion aus Holzbalken, mit Keller. Neben dem Turm ein kleines Haus, welches als Laden benutzt werden kann. Eine Etage, 10,5m mal 7,5m. Ein gutes Bild von dem was ich mir ca. vorstelle lässt sich hier finden: http://www.google.de/imgres?imgurl=...ved=0CCkQrQMwA2oVChMIo__ekYD_xwIVgcZyCh0bEQlZ Geht davon aus, dass das nötige Material zur Verfügung steht. Wielange würde ein solches Gebäude benötigen, wenn Arbeitseinheiten von 2400 Arbeitsstunden pro Einheit zur Verfügung ständen? Für Ideen und Herleitungen bin ich schon im Voraus dankbar! Viele Grüße Brakiri
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wie immer im Leben kommt es darauf an ... Art des Mauerwerkes : - Trockenmauerwerk - Zyklopenmauerwerk - Bruchsteinmauerwerk - hammerrechtes Schichtmauerwerk - unregelmäßiges Schichtmauerwerk - regelmäßiges Schichtmauerwerk - Quadermauerwerk In jeden Falle sollte es handwerksgerecht nach DIN1053 gefertigt werden. Beachte : - es dürfen nicht mehr als 3 Fugen zusammenstoßen - keine Stoßfuge darf durch mehr als 2 Schichten durchgehen - auf 2 Läufer muß mindestens 1 Binder kommen - L - und B - Schichten abwechseln - die Tiefe der Binder muß mindestens 30 cm haben und möglichst 1 1/2 Schichthöhen sein - Große Zwischenräume bzw. breite Fugen vermeiden
 
Ich halte es für reichlich unwahrscheinlich wissenschaftlich tragfähige Schätzungen zu diesem Thema zu finden. Viel wichtiger: Ich finde den Stunden-Ansatz gerade für ein P&P-System nicht sinnvoll. Ein Haus, egal welcher Art sollte in einer vormodernen Spielwelt nicht "im Hintergrund" vor sich hin gebaut werden. Es sollte den Spielern regelmäßige persönliche Interaktion abverlangen und die eigentliche Bauzeit wäre dann sinnvollerweise zwischen diesen Interaktionsnotwendigkeiten variabel an das restliche Spiel anzupassen. Wenn die Spieler selbst nicht involviert sind, dann gilt für mich sowieso das Prinzip glaubwürdiger Spielleiter-Willkür. Sprich: Ihr wollt ein Haus? Sprecht mit Grundstückseignern, redet mit Baumeistern, holt euch Erlaubnis und Rat vom Herrn (Stadtrat/Graf/Abt). Macht was anderes während sie entscheiden. Kommt wieder redet mit Herstellern und Zulieferern von Material und den lokalen Tagelöhnern, beauftragt den Baumeister Spezialisten anzuwerben. Macht was anderes. Kommt zurück, lasst euch die Spezialisten vorstellen, helft ihnen beim Baustart. Macht was anderes, kommt zurück um bei den Folgen eines Bauunfalls zu helfen oder stellt fest, dass euer Geld veruntreut wird, oder dass der Herr die Arbeiten wegen Meinungsänderung hat stoppen lassen, oder das es Probleme bei den Materiallieferungen gibt. Löst die Probleme, macht was anderes, Kommt wieder, löst Probleme, geht weg, kommt wieder, bemerkt, dass das Haus ganz anders wurde als geplant, streitet euch, wehrt Ansprüche von Dritten ab, richtet ein (selbes Spiel von Vorne dafür). Im Hintergrund wird ein Haus gebaut? Es ist immer genau so sehr fertig, wie es für eine gute Spielsituation nötig ist. Wenn's langsamer gehen soll: Es gab Probleme. Wenn'S schneller gehen soll: Der Auftraggeber hat mehr Leute angeworben. Standardisierte Bauzeiten sind so 90er Jahre ;)
 
Für die baurechtliche Genehmigungen rechne mal ca. 4-12 Monate ein. :D
 
Aus meiner Erfahrung heraus in Bärnau kann ich dir eines ganz gewiss sagen. Es hängt davon ab wen und wie lange du wen zum bauen abstellen kannst. Sprich, wir haben für ein einfaches Handwerkshaus 8 x 4m zu zwei Räumen drei Jahre gebraucht, ABER das lag daran, dass: 1. wir uns zwar Dezember 2010 dafür entschieden hatten, allerdings erst im Juli 2011 anfangen konnten weil wir auf die deutsche Baugenehmigung drei Monate warten mussten. 2. wir alle berufstätig waren und deshalb nur wochenends konnten 3. wir auch nicht alle jedes Wochenende konnten weil andere Dinge halt auch mal sein müssen (Elternbesuchen, andere haben ein Eigenheim renoviert nebenbei) 4. wir Laien-Baumeister sind 5. der Winter einen Baustopp bedeutet Was sagt uns das? Auch ein Bauherr im Mittelalter war davon abhängig, dass das Baumaterial vorhanden und behauen war, er war davon abhängig, dass der jenige der ihm das Ding baut Ahnung davon hat was er da baut. Das Ganze erschwert sich sehr bei Steinbauten (Holzburg geht schneller) besonders wenn du auf einem künstlichen Hügel was bauen willst braucht es schon gute Kenntnisse über Bodenbeschaffenheiten. So hat man mir zumindest erzählt als es darum ging den Mottenhügel aufzuschütten in Bärnau. Dann kommt es darauf an ob du drei oder dreißig Mann hast und ob die da den ganzen Tag arbeiten oder nur Frondienst mit Zeitfristen, sprich: Halte dich an Heidensohn. Spiele mit den Problemen nicht mit der Standartbauzeit.
 
Der Bau der Burg Segeberg, angeblich 1128, wurde 1130 wieder eingerissen, also kann man annehmen, dass die darauf folgende Burg keine Grundmauern hatte, die man übernehmen konnte. 1134 schließlich ließ Kaiser Lothar diese Burg wieder aufbauen und 1138 wurde bei einem Angriff nur die Vorburg überrannt. 1139 wurde die Burg nochmal komplett zerstört (Brandstiftung), 1143 begann ein erneuter Wiederaufbau durch Adolf II, 1180 folgte ein Ausbau und vmtl der Brunnen. Dieser Ausbau dauerte mindestens bis 1182. Wann die Burg zum Schloss umgebaut wurde ist schwer zu sagen, aber wahrscheinlich wurde ihr im 15 Jahrhundert mehr repräsentativer Charakter verpasst. Von 1588 schließlich ist ein Stich mit Abbildung der Burg vorhanden... Zur Baudauer sagt uns das allerdings nichts: wir wissen aus der bosauschen Slavenchronik (bis etwa 1170) nur, dass an der ersten der Bauern an dem Bau der Burg mitgearbeitet haben, aber nicht wie viele und wie lange. Auch ist mir keine Abbildung der Burg vor einem der Auf/Umbauten vor 1588 bekannt, sodass der Umfang nur schwer zu ermitteln ist. Fakt ist, dass es mehrere Jahre gedauert hat die Burganlage zu bauen, aber wohl weniger als 4, da 1138 eine Trennung in Hauptburg und Vorburg bestanden haben muss - aber ich weiß nicht, woraus diese gemacht waren - Hölzerne Motte oder Steinburg? Die Kosten eines Burgbaus sind schwierig einzuschätzen, wenn man Frohnarbeiter hat. Aber eventuell helfen die Hamburger Stadtbefestigungen: Die letzte Bauphase von 1616 bis 1624, lieferte 22 Bastionen, 11 Ravelins, und (nach Tante Wiki) für 10 Jahre lang Ausgaben, etwa ein Viertel der Steuereinnahmen fraßen. Das ist für die reiche Hanstestadt Hamburg viel. Da es aber für eine PnP Runde ist, Handwave das wie Heidensohn meint... Oder nimm die Optionalen Regeln, die Pathfinder im Ultimate Campaign so praktisch mitliefert, lass es den entsprechenden Betrag in Gold kosten und nimm die dort angegebenen Bauzeiten: http://paizo.com/pathfinderRPG/prd/ultimateCampaign/downtime/buildingsAndOrganizations.html Ich überschlag das mal für dich und schicks als PN....
 

Neueste Beiträge

Oben