Surcot Hochadel 1220 - Do's and Dont's?

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LotlBotl

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Das Geld ist endlich auf meinem Konto, ich kann mir meinen Stoff bestellen. Jetzt kommt aber langsam die große Panik. Wenn ich einen Seidendamast für 66€ den Meter kaufe, was, wenn ich einen ganz groben Patzer bei der Schnittauswahl mache? Das wichtigste für einen Adeligen ist natürlich die repräsentative Dienstkleidung, das Ornat, also fange ich bei der Neuausstattung auch mit einer bodenlangen Cotte mit Überkleid an. Die Cotte macht mir keine großen Sorgen, kostet nur die Hälfte und darin bin ich doch ziemlich sicher. Beim Surcot mache ich mir da deutlich mehr Gedanken. Da gibt es doch einige verschiedene Varianten, ich bin mir aber aufgrund mangelnder Quellen gerade nicht sicher, was ich machen kann und was ich tunlichst lassen sollte. Europaweit betrachtet finde ich sehr viele Varianten: so lang dass man die Cotte nicht mehr sieht, kürzer, damit man sie sieht mit weiten 1/1, 3/4, 1/2 Ärmeln oder ärmellos geschlitzt, nicht geschlitzt mit weitem Kragen, rund oder V-förmig, oder eng und mit Fürspan zu verschließen mit oder ohne Borten an Hals, Saum oder Ärmel oder auch krawattenartig bis zum Gürtel Wenn ich meine Suche nun aber auf Deutschland eingrenze, gehen mir die Quellen aus. Grundsätzlich würde mir die Variante gefallen die König John von England auf seiner Grabplatte trägt(und eine Graböffnung belegt, dass er genau das auch im Grab trägt), vielleicht etwas kürzere Ärmel damit man die Cotte auch gut sieht, nur bin ich mir nicht sicher, ob ich die so auch tragen dürfte. Mein Landgraf ist ansässig in Bayern, war aber auch an mehreren Italienfeldzügen beteiligt und 1228 mit auf dem Kreuzzug von Friedrich II, er kam also durchaus ein wenig rum. Wenn mein Stoff nach einem italienischen Original gefertigt ist, sehe ich auch kein großes Problem, wenn der Schnitt dann auch italienisch wäre. Wegen der Verbindung zu Friedrich II habe ich auch mal ins Falkenbuch geschaut, die einzige Darstellung von Friedrich im Ornat lässt aber keine sonderlichen Rückschlüsse auf sein Überkleid zu. Bei Originalen um die Zeit, die genau dem entsprechen, das mir gefällt, bin ich mir dann nicht mehr sicher ob die vielleicht nur rein kirchlich verwendet wurden. Hat da vielleicht jemand mehr Ahnung als ich, oder bessere Quellen parat? Einmal gesetzt, kann ein Schnitt nicht rückgängig gemacht werden, das macht mir gerade doch ein bisschen Angst. Meine alten Sachen sind zum Teil aber schon verkauft, ein zurück gibt es also nicht mehr. Über ein wenig Hilfe oder zumindest Beruhigung wäre ich gerade jedenfalls sehr dankbar.
 
Nachtrag: Das ähnlichste aus Deutschland, das ich bisher gefunden habe ist diese Abbildung von Wilhelm von Conches, Rheinland, Anfang 13. Jahrhundert(Bild auf Wikipedia.de): https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Conches#/media/File:Dragmaticon.jpg Halbe Ärmel, eine monströse Halsausschnittborte, aber bodenlang und nicht geschlitzt. Bedenken bekomme ich aber bei der Frisur. Ist das eventuell eine rein geistliche Tracht? Oder hat der Wilhelm einfach einen Kreisrunden um seine Weisheit zu unterstreichen?
 
Deine Überlegungen und Erfahrungen sind mir nicht fremd. Mittlerweile gewinne ich mehr und mehr den Eindruck, dass die Schnitte wohl tatsächlich sehr variantenreich waren. Bei John von England fällt mir auf, dass der Surcot auch am Oberkörper sehr faltenreich ist. Es scheint, dass unter dem Besatz am Halsausschnitt der Stoff gefaltet wurde. Kenne ich aus der Zeit eigentlich nicht oder es ist mir bisher nirgends aufgefallen. Bei Wilhelm von Conches habe ich nichts gefunden, was auf einen geistlichen Stand hindeuten würde. Allerdings war die Philosophie eng mit der Theologie verknüpft. So gehörte Wilhelm der Schule von Chartres an (die Philosophenschule, nicht die Schule für Kleriker). An der Fassade der Kathedrale gibt es wohl eine Abbildung eines Philosophen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schul...:Sculpture.philosophe.cathedrale.Chartres.png Der trägt eine runde Kappe als Kopfbedeckung. Auch wenn ich es nicht unbedingt glaube, könnte es bei dem Bild von Wilhelm evt. um eine kleine Kappe handeln?!? Vielleicht hatte er auch einfach nur so eine Glatze. Wer weiß... Der Surcot gefällt mir jedenfalls auch wohl. Wobei ich mich frage, warum man bei dem großen V-förmigen Halsausschnitt nicht die Cotte darunter sieht? Weil deren Halsausschnitt ebenfalls so groß war?
 
Da bin ich ja schonmal sehr beruhigt, dass ich nicht der einzige bin der sich an der vermutlichen Vielfältigkeit aufhängt. Dann kann es ja eigentlich schonmal nicht so falsch sein. Ja, der Surcot von König John ist wirklich wahnsinnig faltenreich. Eine Fältelung könnte ich mir durchaus vorstellen, dummerweise ist die letzte Graböffnung noch in der Zeit passiert, als das keinen interessiert hat, also werden wir das so schnell wohl eher nicht herausfinden. Mit Damaststoff ist das vielleicht auch etwas zu viel des guten, sieht man ja die schönen Muster nicht mehr. Vielleicht versuche ich das aber später mal mit einem einfarbigen Stoff, man will ja irgendwann auch etwas Auswahl haben. Das mit dem V-Ausschnitt dürfte tatsächlich daran liegen, dass bei den Cotten der Ausschnitt auch so weit ist. Scheint mir zumindest so, wenn ich das mit dem von Gottfried von Plantagenet direkt daneben vergleiche. Wäre jetzt die nächste Frage ob das nun auch so weiter umgesetzt werden müsste, oder auch ein mit Fürspan verschlossener Rundausschnitt dazu passt, den man dann durch sieht. Wenn das Oberkleid auch aus Seide und eventuell bestickt ist, möchte man es doch sicherlich auch herzeigen. Die blaue Tunicella blitzt unter der Alba allerdings auch nur minimal hervor, gerade so, dass man erkennt dass noch etwas darunter getragen wird.
 

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