Arne Koets 13. Jahrhundert Kettenhemd

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LotlBotl

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Es wundert mich, dass das hier noch keiner geteilt haben soll, aber ich kann es einfach nicht finden. Also mache ich das jetzt, das muss einfach jeder gesehen haben. Vor einem Monat ist auf Facebook so gut wie überall ein Fotoalbum von Arne Koets geteilt worden, in dem er sein neues Kettenhemd präsentiert. So weit nichts besonderes. Hergestellt in Pakistan. Immer noch absolut nichts besonderes. Und dann wurde das Hemd von Isak Krogh ein kleines bisschen angepasst. Der hat es komplett in 10cm große Stückchen zerlegt und neu zusammengebaut, das Ergebnis ist einfach nur erstaunlich. https://www.facebook.com/arne.koets/media_set?set=a.10154096682929761.1073741832.605814760&type=3 (Quelle: öffentliches Facebookprofil von Arne Koets) Mit Michelinmännchen hat das rein garnichts mehr zu tun, stattdessen sieht es exakt aus wie diese ganzen "idealisierten" Darstellungen aus Bilderbibeln und von Statuen. Es zeichnen sich sogar einzelne Muskeln ab. Und trotzdem ist er darin voll beweglich. Er trägt sogar eine Hirnhaube unter der Kapuze. Diese Bilder machen einfach Freude und haben mich dazu motiviert, mein Kettenhemd mal wieder komplett auseinanderzunehmen. In diesen Momenten bin ich froh, nie das Geld für vernietete Teile in die Hand genommen zu haben, sonst würden sich die Bastelnachmittage deutlich schwieriger gestalten.
 
Wie ich schon vor einem Monat auf FB in einer Diskussion zu diesem Hauberk schrieb, ist diese Interpretation die "beeindruckenste" (im Vergleich zu den Abbildungen) die ich bisher zusehen bekommen habe. Mir gefällt die teiweise extreme "Michelinmännchenoptik", die man heutzutage immer wieder mal bei Darstellern sieht, auch nicht sonderlich gut. Ob allerdings Arne eine wirksame schlagdämpfende (trägt er überhaupt Textilien darunter?) Textilpanzerung unter dem Ringpanzer trägt? Sieht fast nicht so aus?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Er trägt nur eine sehr leichte Polsterung, darüber kommt auch nur noch ein sehr leichter Textilpanzer und der auch nicht immer. Er ist nach jahrelanger Betrachtung von Quellen zu dem Schluss gekommen, dass auf dem mittelalterlichen Schlachtfeld andere Bedingungen geherrscht haben als in modernen Sportkämpfen. Man hat sich nicht stumpf auf die eigene Rüstung hauen lassen, Prellungen wurden für die massiv besseren Klimaeigenschaften und die Beweglichkeit gerne in Kauf genommen und gegen Stiche hilft eine Polsterung auch nicht viel. Ich sehe das ziemlich genau so und trage selbst schon länger keine Polsterung mehr unter der Kette außer Wollkleidung(VK kämpfe ich sowieso nur in Plattenrüstung). Man neigt sonst auch dazu, sich einen vollkommen unrealistischen Kampfstil anzugewöhnen. Wer Platten unter dem Handschuh hat, schützt die Hand nicht mehr mit dem Schild oder der Parierstange, obwohl das ja die logische Konsequenz wäre. Dass sie im Codex Belli nicht als Trefferzone zählen macht die Sache nicht besser.
 
Ja, die Rüstung von Arne legt sicher die Optik vor in welche Richtung wir gehen sollten. Meine aktuelle Poltercotte ist auch relativ dünn, aber der Ringpanzer ist noch immer viel zu weit. Ich liebäugle mit der Idee von vorn anzufangen mit einem viel engeren Ringpanzer ab Stange und dann die "Polsterung" direkt in die Rüstung zu arbeiten, sie also sozusagen auf zunähen. Das würde dann ziemlich gut die Optik treffen welche wir im 12. Jh in den Abbildungen sehen.
 
Er ist nach jahrelanger Betrachtung von Quellen zu dem Schluss gekommen, dass auf dem mittelalterlichen Schlachtfeld andere Bedingungen geherrscht haben als in modernen Sportkämpfen. Man hat sich nicht stumpf auf die eigene Rüstung hauen lassen, Prellungen wurden für die massiv besseren Klimaeigenschaften und die Beweglichkeit gerne in Kauf genommen und gegen Stiche hilft eine Polsterung auch nicht viel.
Das mag sein, ich "zweifle" dennoch. Für mich macht es keinen Sinn, den riesen Auwand zu betreiben, jede Ecke des Körpers unglaublich aufwendig mit Ringgeflecht zu umschliessen, wenn durch eine kaum vorhandene Polsterung bereits der kleinste nicht richtig parierte Hau ein stumpfes Trauma (Quetschungen, Prellungen, innere Blutungen, Knochenbrüche) zur Folge haben konnte. :whistling:
 
Er ist nach jahrelanger Betrachtung von Quellen zu dem Schluss gekommen, dass auf dem mittelalterlichen Schlachtfeld andere Bedingungen geherrscht haben als in modernen Sportkämpfen. Man hat sich nicht stumpf auf die eigene Rüstung hauen lassen, (...)
Hüstel....um zu dieser Erkenntnis zu kommen hat es Jahre gedauert? Da frag ich mich doch, ob die Betrachtung vom Quellen nicht vielleicht eher kontraproduktiv war. Natürlich haben aufm mittelalterlichen Schlachtfeld andere Bedingungen geherrscht als in modernen Sportkämpfen. Der wichtigste Unterschied ist folgender: - Damals ging es um Leben und Tod, das ist heutzutage sicherlich nicht die Regel! Achja Regeln, ein "sportlicher" Kampf (was für eine unsinnige Wortkombination) kommt nicht ohne aus, aufm Schlachtfeld hält man sich dagegen mit irgendwelchen Regeln wohl weniger auf.... Sportler neigen dazu sich am Gegner zu messen was sehr oft dazu führt das man anfängt sich zu duellieren, sich in Einzellkämpfe verwickeln lässt... :kopfwand - aufm Schlachtfeld führt das meist dazu das man den tödlichen Hieb oder Stich nicht kommen sieht, der kommt dann i.d.R. von hinten während man mit seinem "Duell"beschäftigt ist. :keule1 Auf dem MA Schlachtfeld geht es nicht um fairness, Ehre oder Ruhm - es geht ums töten und darum nicht selbst getötet zu werden. Und in so einen tödlichen Chaos wie aufm mittelalter Schlachtfeld, währe mir eine gut schützende Rüstung wichtiger als ein chicer Fechtstil. Nicht umsonst wurde und wir immernoch viel Aufwand darum getrieben die jeweils aktuelle Rüstung immer weiter zu entwickeln und zweckdienlich zu verbessern.
Wer Platten unter dem Handschuh hat, schützt die Hand nicht mehr mit dem Schild oder der Parierstange, obwohl das ja die logische Konsequenz wäre. Dass sie im Codex Belli nicht als Trefferzone zählen macht die Sache nicht besser.
Codex Belli hat ja auch nix mit Kampfkunst zu tun, es ist m.E. lediglich ein Leitfaden für Sportler zur Verletzungsvermeidung. HEMAC ist da schon deutlich Authentischer, obwohl auf dort das Regelwerk bei Wettkämpfen dazu führt das aus Kämpfern Sportler werden. Huscarl sehe ich da schon eher als echte Kampfkunst, allerdings ohne Anspruch auf historische Authensität. (Ich hab unteranderem sowohl ne Zeitlang bei Hamaborg als auch beim UCC trainiert, nur mal so als Info nebenbei.) Da ich es weniger mit Sport habe, sondern eher die Kunst sehe und selbst erfahren will, ist Schaukampf für mich auch nur nen Hauch, aber wirklich nur einen Hauch realistischer als Theaterfechten. Und somit für jemanden der sich für realistische Kampftechniken interessiert größtenteils völlig ungeeignet! Dennoch kann man deutlich erkennen, das umso mehr Trefferflächen im jeweiligen Regelwerk zugelassen sind die Körperpanzerung der Teilnehmenden deutlich zu nimmt. Woran liegt das wohl LotlBotl !? - Sag du es mir! schattige Grüße
 
Wo genau auf dieser Seite, auf der ich nicht wirklich viel anklicken/-schauen kann, ohne mich bei FB zu registrieren, soll das Teil zu sehen sein?
 
Wo genau auf dieser Seite, auf der ich nicht wirklich viel anklicken/-schauen kann, ohne mich bei FB zu registrieren, soll das Teil zu sehen sein?
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(Bildquellen: Facebookprofil von Arne Koetz)
 
Wenn wir die Theorie weiter verfolgen, dass mit erweiterter Trefferfläche die Panzerung immer dicker wird, können wir wohl davon ausgehen, dass bei den römischen Legionären, die ja grundsätzlich schwer gepanzert waren, Arme und Beine verbotene Trefferzone waren. Klingt unsinnig. Bei den Rittern gab es Regeln im Krieg, aber die haben noch gegen "Wilde" gekämpft, werden sich also um recht wenig gekümmert haben. Warum haben die das also gemacht? Darüber gibt es genügend Aufzeichnungen. Mit der Linken hält man den Schild nach vorn, die Rechte ist hinter dem Schild, nach vorn schaut erstmal nur die Speerspitze raus. Auf dem Kopf hat man einen Helm, weil man ja noch ab und zu mal raus schauen muss, um die Brust hat man einen Bänder oder Ringelpanzer, falls wirklich mal was am Schild vorbei kommt. Auch später dürfte das, mit kleinen Variationen, die Kampftaktik der Wahl gewesen sein. Auffällig ist auch, dass zu Kettenrüstung in der Regel ein Schild getragen wurde, je mehr Platten dazu kamen, desto kleiner wurde der Schild. Das dürfte der Fall gewesen sein, weil die meisten Soldaten schwach gerüstet waren, entsprechend die meisten Soldaten Waffen gegen schwach gerüstete Soldaten dabei hatten. Solche Waffen kommen durch eine Plattenrüstung nicht durch, wodurch Parieren seine Bedeutung verliert und auch Flankenangriffe ungefährlich werden. Und trotzdem gibt es genügend Abbildungen von voll gepanzerten Kriegern, die keine Handschuhe tragen. Sogar im Talhoffer. Und die beschriebene Technik richtet sich trotzdem gegen den Sehschlitz, nicht gegen die Hände. Tendenziell bin ich aber gegen Kämpfe mit beschränkter Trefferzone, da halt doch ein enormes Verletzungsrisiko daraus hervorgeht. Treffer gegen verbotene Trefferzonen sind für gewöhnlich absolut nicht abgebremst, vor Allem wenn die erlaubten Stellen gerüstet sind und man sich sicher fühlt(passiert auch mit Plastikschwertern gerne, weil man die mental als Spielzeug einstuft). Daher fangen viele plötzlich an, auf bizarre Art und Weise aufzurüsten, wenn sie mal was auf den Finger bekommen haben, statt ihren Arm nach hinten zu nehmen, was die richtige Reaktion darauf wäre. Da der Arm nun vollkommen gepanzert und unempfindlich ist, wird er nun noch viel weiter nach vorn gestreckt und geschwungen, kann ja nichts mehr passieren. Wegen der Rüstung besteht man dann aber auch darauf, dass Treffer auf diese Stelle nicht zählen. Treibt man das auf die Spitze, kommt man irgendwann beim Buhurt raus, was zugegeben einen mords Spaß macht. Aber dann ist man eben auch schon ganz weit vom frühen 13. Jahrhundert entfernt. Vielleicht sollte man einfach in freie Kampfdarstellung ohne echten Gewinner und Wettkämpfe trennen, hab ich mehr oder weniger jetzt auch gemacht. Einmal 1228, einmal 1380. Aber den Ansatz von Unified Weapons Master finde ich auch sehr interessant, eine moderne Rüstung, die Treffer per Computer analysiert. Nächstes Ding: Ich habe hier eine relativ geschichtsnahe Replik eines Textilpanzers, wie man sie als alleinige Rüstung getragen hat. Weil das Regelwerk in Ehrenberg mich weder darin, noch in blanker Kette kämpfen lassen wollte, musste ich mein Kettenhemd über dieses Teil drüber ziehen. Damit das überhaupt möglich war, musste ich so einen schönen 2,5kg Beutel Ringe und ein paar Reststücke komplett mit einarbeiten. Topfhelm zu Fuß war natürlich auch Pflicht, musste ja was geschmiedetes auf dem Kopf sein. Plötzlich hatte ich um die 35-40 Kilogramm Ausrüstung dabei und durfte dann noch eine Halbe Stunde so am Treffpunkt warten, nach einer halben Stunde Show gingen überhaupt erstmal die Kämpfe los. In der Zwischenzeit hatte ich mich schon um meinen Schild erleichtert, den ich nicht mehr halten konnte und durch das ständige hinknien und wieder aufstehen war mein linker Kettenbeinling vom Halter abgerissen und in den Diechling gerutscht, wodurch ich dieses Bein nicht mehr bewegen konnte. Ende vom Lied war, dass mir der Veranstalter eine Blondine zugewiesen hat, die mich erst auf dem Schlachtfeld mit Limo versorgen(alle anderen bekamen nur schluckweise Wasser), danach meine Waffen und den Helm zu meinem Zelt tragen und mir beim Umziehen helfen sollte und dann immer wieder vorbeikam um zu schauen ob mein Gesicht langsam eine gesündere Farbe annimmt. Ich möchte meinen, das war der realistischste Kampf an dem ich in meinen über 10 Jahren Schwertkampf teilgenommen habe. Und das, obwohl ich nicht einmal Feindkontakt hatte. Egal aus welcher Richtung ich an die Sache rangehe ich komme einfach nur auf die Lösung, dass man die Rüstung leicht und beweglich gehalten hat(Siehe auch Maurizius von Craun, der das direkt ausspricht), weil das eine viel höhere Lebensversicherung ist als eine schwere undurchdringliche Rüstung, mit der man dann eben in einen Fluss gerollt wird und untergeht. Sollte doch mal was durchkommen, ist es schön, nicht gleich durchbohrt zu werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass es trotz kugelsicherer Weste nicht sonderlich angenehm ist, angeschossen zu werden. In einer realistischen Darstellung sollte so etwas halt doch berücksichtigt werden. Und ist doch auch gleich viel schöner.
 
Nur ganz kurz: Als Schutz gegen Stiche, und dazu zähle ich auch Pfeilspitzen, halte ich, aufgrund eigener Erfahrung – auf die ich keineswegs stolz bin – den mehrlagigen Aketon/Gambeson für wirkungsvoller als den Ringelpanzer. Immerhin hat er die Griffstange meines Schwertes bei einem Sturz davon abgehalten, meine Gedärme zu perforieren. Der Ringelpanzer hatte dafür ein hübsches Loch an der Stelle. Ach, ja: Zeitgenössische Abbildungen sollten mit gebührender Vorsicht interpretiert werden. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Ich habe hier eine relativ geschichtsnahe Replik eines Textilpanzers, wie man sie als alleinige Rüstung getragen hat. Weil das Regelwerk in Ehrenberg mich weder darin, noch in blanker Kette kämpfen lassen wollte, musste ich mein Kettenhemd über dieses Teil drüber ziehen.
Ich möchte nochmal explizit daruf hinweisen, dass ich nicht diese Art von Polsterschutz meinte. Hier wären wir nämlich wieder beim "Michelinmännchen". Ich meine "eine Art Polsterung" die es dem Träger ermöglicht, sich immer noch zügig und ausreichend gut bewegen zu können und die die Wucht eines Treffers etwas abmildert/dämpft (z.B. X- Lagen Leinen, max. 1cm dick).
Warum haben die das also gemacht? Darüber gibt es genügend Aufzeichnungen [...] um die Brust hat man einen Bänder oder Ringelpanzer, falls wirklich mal was am Schild vorbei kommt.
Aufzeichnungen die Belegen, dass keine Polsterung unter dem Hauberk getragen wurde? Das zweifle ich an. Klar, auf Abbildungen sieht man oft nichts unter dem Ringpanzer hervorschauen. Teiweise aber schon. Warum sehen die Kämpfer oft alle gleich aus, sind immer Gertenschlank und haben so "eine Adonis Figur" wie ich? :D Bingo, wo bleibt die Quellenkritik (hab ich hier gelernt)! Ich bleibe bei meiner These: Arne trägt auf den Bildern keine wirksame Polsterung unter dem Hauberk. Nur so ist meiner Meinung nach diese Optik zu erreichen. Ich bleibe auch dabei, dass bei einem Treffer ohne Polsterschutz der Ringpanzer nicht viel nützt. Soviel Aufwand für das bisschen Schnittschutz? Mag sein... Man könnte ihn dann aber genauso gut weglassen und müsste sich nicht dieses Zusatzgewicht aufbürden. Wenn so wie auf dem Bild zusehen "etwas am Schild vorbei kommt" und ihn trifft, ist die Stelle "Matsch" und der Kampf vermutlich schnell vorbei. Aber das ist nur meine Meinung bzw. Vermutung. :bye01
 
So, ich mag auch mal meinen unqualifizierten Senf dazugeben ;) Ich trage ja keine Kettenrüstungen, aber ich verfolge diesen Tread gerade sehr interessiert und habe auch die Bilder mal mit den Rüstungen in der KFB verglichen und dabei ist mir diese Abbildung hier ins Auge gestochen: http://www.themorgan.org/collection/crusader-bible/6# (quelle: www.themorgan.org) Beim Ranzoomen sieht man dass im rechten oberen Bildabschnitt ein Mann anscheinend das Kettenhemd über die Cotte zieht. So würde dieser körperbetonte sitzt entstehen. Natürlich könnte dass auch nur daran liegen, dass die es alle sehr eilig haben sich zu rüsten. Darüber mögen nun wieder Leute diskutieren, die mehr von dem Thema verstehen als ich.
 
Ich glaube wir sind alle derselben Meinung... Eine leichte Poslsterung welche vor Schürfungen schützt und etwas die Wucht nimmt. Gerald hat wie eich einen Aketon aus ca 14 Lagen Leinen, LotlBotl hat soweit ich weiss einen Aketon nach dem Fund von La manche de Bussy. Beides sieht aus wie eine Cotte und trägt sich auch so (ist einfach leicht schwerer natürich), die Optik stimmt aber ziemlich gut. Kurzes Zitat aus dem 12. Jh: Usamah (4. Jul1 1095 – 17. November 1188, kämpfte an der Seite von Nur ad Din, hatte aber auch Freunde unter den Europäern) beschreibt die Rüstung eines Europäers auf dem Kreuzzug: «Der Wams beinhaltete eine Ringpanzerung welche gegen unten länger war, mit einer weiteren Ringpanzerung darüber welche bis zur Mitte ging. Beide waren ausgerüstet mit entsprechender Unterfütterung, Filzpolster, roher Seide und Hasen-Haar.» Weiter erwähnt er: «Dort kam er um ihn auf dem Turm zu treffen ... ein Franke mit doppelt verkettetem Ringpanzer.» Und Giraldus Cambrensis (1146–1223, Teiln. 3. Kreuzzug) schreibt: «Eine schwere und komplexe Rüstung aus Tuch und Eisen schützt und schmückt den Ritter zugleich.»
 
Also, leicht würde ich meinen Aketon nicht gerade bezeichnen, obwohl er nur 8 mm dick ist. Hier gibt es übrigens die Entstehungsgeschichte und ganz unten den Link zu einigen Bildern. Der Aketon, der mich neidisch gemacht hat, ist, nebenbei gesagt, der Besagte von Meister Daniel. Übrigens: Klimatechnisch ist die Kombination Aketon und Ringpanzer wirklich problemlos und ich bin wirklich stundenlang in der grössten Hitze in voller Rüstung unterwegs gewesen. Ja, es wird warm darunter, aber wenn der Aketon durchgeschwitzt ist, kühlt die Verdunstungkälte sehr gut. Hauptsache viel trinken. Einen unangenehmen Hitzestau verursacht hingegen mein Plattenpanzer. Der ist dann auch von innen klatschnass vom Kondenswasser. Mit meinem Aketon kann ich nicht nur hervorragend kämpfen - wer hat da gelacht? - sondern komme auch ohne Hilfe auf mein Pferd und sogar wieder herunter. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Nur ganz kurz: Als Schutz gegen Stiche, und dazu zähle ich auch Pfeilspitzen, halte ich, aufgrund eigener Erfahrung – auf die ich keineswegs stolz bin – den mehrlagigen Aketon/Gambeson für wirkungsvoller als den Ringelpanzer. Immerhin hat er die Griffstange meines Schwertes bei einem Sturz davon abgehalten, meine Gedärme zu perforieren. Der Ringelpanzer hatte dafür ein hübsches Loch an der Stelle. Ach, ja: Zeitgenössische Abbildungen sollten mit gebührender Vorsicht interpretiert werden. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
Das interessiert mich jetzt... ich habe bereits Stich- und Schnitttests an Ringpanzern und Gambeson gemacht. Meiner Erfahrung nach dringen gerade Stiche mit scharfen Schwertern sehr leicht auch durch zahlreiche Lagen Stoff und Polsterung, auch bei relativ rundem Ort. Hiebe und Schnitte sind schwierig bis unmöglich ab einer gewissen Stärke. Gegen Kette richten Schneiden überhaupt nichts aus, Stiche nur bei entsprechend optimiertem Ort, nämlich spitz, schlank und sehr steif. Deswegen bin ich überrascht zu hören, dass das Parier durch die Kette ging. Kannst du genauer ausführen, was genau passier ist? Sturzhöhe, Art des Kettenhemdes, Form des Pariers, etc.
 
Ich war dabei. Die dramatischste Story meiner Living History Karriere und die autentischsten Bilder bisher. ;-) Ich lasse Gerald gerne vor die Geschichte zu erzählen.
 
Ich hab mal ein Reststück von meinem Gambeson auf ein später zu raspelndes Stück abgepackten Käse gelegt und dann versucht mit dem Küchenmesser durchzukommen. Fazit war, liegt der Gegner auf dem Boden und ich werfe mich mit vollem Gewicht drauf, hat er keine Chance, normale Stiche blieben fast alle auf halbem Weg hängen. Ich befürchte, ich habe diesen zerpflückte Teil inzwischen weggeschmissen, der Unterschied zwischen innen und Außen ist aber schon enorm gewesen. Konstruktion ist, wie Meister Daniel sich richtig erinnert, nach dem Ärmel des heiligen Martin mit 6 Lagen Leinen(an der Brust, zum Saum hin weniger) als Kern, über dem Herzen noch eine weitere in Form eines eingenähten Spruchbändchens,grob fixiert mit ausgekochten Leinsamen, darauf beidseitig Rohbaumwollflocken und abweichend vom Original mit Leinen bedeckt. Gefärbtes natürlich, womit der ganze Wert beim Teufel wäre. Das alles in 2,5-3cm Abstand per Rückstich abgesteppt. Komplett trocken 4 Kilo, nass eher 7. Interessant wäre also sicher auch die Frage, welche Schutzwirkung diese 3 Liter Schweiß bringen. Baumwolle hab ich noch da, Leinen taucht sicher auch irgendwann nochmal welches auf, wenn Interesse besteht kann ich irgendwann nebenher mal ein Teststück zusammensetzen, das dann irgendwer - und ich sehe jetzt niemanden bestimmten an - mit dem 13. Jahrhundert Einhänder, den er gerade bastelt, wieder zerlegen kann. Vielleicht krieg ich auch noch ein Stück Black Prince Gambeson hin, dann hätten wir einen englischen und einen französischen. Material ist identisch, aber die Schichtung unterscheidet sich. Vielleicht macht das ja schon einen Unterschied.
 
Ich habe vorgestern die Bilder von Arne Koets auf fb gesehen und war begeistert! Zu den Polsterungen drunter kann ich nichts zu sagen. Alerdings macht es m.E. nach Sinn, eine Ringpanzerung körperbetont anzufertigen. Das ist so wie eine zweite Haut. Und da ein Ringpanzer sowieso schweineteuer war konnte man ihn gleich maßfertigen lassen - genau wie später die Plattenrüstungen. (Ein 3teiliger Herrenanzug kostet maßgefertigt auch ab 2000,00 € aufwärts - gegenüber ca. ab 219,99 € von der Stange [hergestellt für 50,00 € im Ausland] - aber das nur nebenbei als Vergleich.) Daß heute solche Panzer nicht mehr angefertigt werden außer individuell natürlich, liegt vor allem daran, daß die preiswerten Teile aus Fernost kommen und als Stangenware in den Größen genormt sind. Sofern man bei M, L, XL und XXXXXXL von Größen sprechen kann. Damit wird effektiv ein großer Kundenkreis abgedeckt. Für die meisten reicht das ja auch völlig. Und ich glaube nicht, daß die meisten Darstellungen aus der Zeit, die solche Topmodel-Ringpanzerfiguren zeigen, idealisiert sind. Bei der Detailtreue in der KFB und in anderen Miniaturen kommt das alles sehr realistisch rüber. Idealisiert sind allenfalls die Proportionen von Burgen und Belagerern usw. Auch die in Stein gehauenen Zeugnisse mit Ringpanzer sehen so aus wie Koets' Bilder. Hier muß jeder wissen wie hoch der persönliche Anspruch ist. Und welchen finanziellen Rahmen man zur Verfügung hat. Das alles und die Diskussion hier muß sich erst mal setzen, aber auf jeden Fall wurde hier ein Maßstab gesetzt.
 

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