jüdische Händlerregeln im MA

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Gesine

Well-known member
Registriert
01. Aug. 2015
Beiträge
323
Reaktionspunkte
166
Ort
84570 Polling
Beim Besuch eines MA Marktes kam das Thema auf "etwas andere" Händlerdarstellungen. Die Frage war wie und wo es jüdischen Händlern im Mittelalter gestattet war ihre Waren auf einem normalen Jahrmarkt oder dgl. anzubieten. Meines Wissens nach wurden gebrauchte Kleider oft/ausschließlich von Juden angeboten. In deren Vierteln. Allerdings von jedermann zu erwerben. Ist hier der eine oder andere da schon schlauer als ich? Hätte ein jüdischer Händler seine Waren auch auf einem normalen Markt anbieten können? Wenn ja - wurde er dann bei den "unehrenhaften" Berufen wie Fleischhauer oder Lederer eingeordnet? Gab es eine "Judenecke" auf dem Markt? Der bekannte "Judenhut" (später dann auch andere Formen und Zeichen in Gelb) war ja erst ab dem 11. Jahrhundert ein Muß. Woran konnte ein Kunde dann evtl. festmachen, dass die Waren die er gerne hätte von einem Juden verkauft wurde? Ich kannte vor Jahren Jemand der an einer Judendarstellung gearbeitet hatte - hab aber leider keinen Kontakt mehr. Abgesehen von der Tatsache, dass die meisten Märkte eher nix mit MA zu tun haben, treiben uns die Judenfragen schon um. Einfach weil die ja auch dazu gehörten - und oft in ihren Berufen eingeschränkt waren. Gesine
 
öhm...... "macht mich zucken"? Warum bitte? und das Thema ist interessant und spannend....... Gesine
 
öhm...... "macht mich zucken"? Warum bitte?
Deswegen,nehme ich an,weil es eine Zeit in diesem Land gab in der sich Menschen mit der "Lösung der Judenfrage" befassten. Aber zum Thema selber ging mir gerade durch den Kopf,dass es Juden meiner Meinung nach schwer möglich war als Händler oder Handwerker Waren auf dem Wochenmarkt zu verkaufen,da könnte - so sehe ich es - der Zunftzwang im Weg gestanden haben. Und vielerorts war Juden die Mitgliedschaft in einer Zunft verboten. Bei den Jahrmärkten kann es anders gewesen sein weil die normalerweise nicht den Zunftzwang hatten und auch Händler/Handwerker dort aufschlagen durften,die aus anderen Orten und Regionen kamen.
 
ja mag sein - aber diese Zeit hat mit diesem Forum absolut nichts zu tun. Es ist ein Mittelalterforum. Und um ehrlich zu sein hab ich schon überlegt unter meinen Fragenteil zu schreiben: Ich will keine Nazidiskussion! Ich stoße eine historisch weit zurückliegende Frage an.... es nervt. :cursing: Aber zurück zum Thema.... Das mit den Zünften ist schwierig. Weil es halt regionale Regeln gab. In welche Zunft würde denn der Handel mit Altkleidern z.B. fallen. Händler allgemein oder eher Tuche/Stoffe? Bisher hab ich eigentlich nur Bestimmungen gefunden die es Frauen unter bestimmten Bedingungen erlaubten innerhalb der Zunft ein Gewerbe auszuüben z.B. wenn der Mann verstorben war oder krank oder ähnliches. Ich meine mal gelesen zu haben, dass bei Jahrmärkten Händler die nicht aus der Region kamen sich gesondert melden mußten, es für diese Händler besondere Regeln gab und sie auch andere Marktgebühren zahlen mußten. Außerdem durften Juden auch nicht beliebig reisen. Gesine
 
Meine Kenntnisse beschränken sich auf das 15.Jhdt. - keine Zunft Die Eintretenden hatten "fromm" zu sein... also christlichen Glaubens.
 
"Im Frankenreich der Karolinger erhalten Juden im 8. und 9. Jahrhundert königlichen Schutz. Sie werden als Ärzte geachtet, vor allem aber als Händler zwischen den Kontinenten benötigt. Im Mittelmeerhandel zwischen den christlichen Ländern Europas und den muslimischen Ländern Nordafrikas, des Nahen Ostens, aber auch Spaniens nehmen jüdische Seefahrer im 9. Jahrhundert nahezu eine Monopolstellung ein. Die Franken-Herrscher Karl der Große (747–814) und sein Sohn Ludwig der Fromme (778-840) räumen den Juden ihres Reiches besondere Privilegien ein. Viele von ihnen bringen es zu erheblichem Wohlstand, was ihnen wiederum die Missgunst christlicher Zeitgenossen beschert." Zitat aus http://www.mdr.de/zeitreise/weitere-epochen/mittelalter/juden-im-mittelalter-100.html Gibt man Juden und MA bei google ein erhält man 1/2 Million Ergebnisse. Da sollte man mal zuerst stöbern. Ich sehe es mal so: Juden fungieren eher als Großhändler. Auch global (s.o). Ärmere Juden könnte ich mir als Hausierer vorstellen, die übers Land zogen und keine Stände auf Märkten hatten. Der Rest verlieh Geld, studierte Medizin oder färbte Textilien... :) Das ist schon wieder eine Wissenschaft für sich, und unterschiedlich was die Zeiträume und Regionen betrifft. Meine 5 Dinar dazu...
 
vielen Dank für Eure Antworten. Scheint tatsächlich abhängig von Zeit und Gegend zu sein was die Juden durften bzgl. Berufsausübung. Nur gut, dass es sich um einen reinen Denkansatz bei dem Marktgespräch gehandelt hat und nicht darum dass einer tatsächlich einen Juden auf dem Markt darstellen will. Ich glaube da gebe es wirklich unheimlich viel zu recherchieren......... Gesine
 
Berufsausbildung? Klar... in der EIGENEN Gemeinde übten sie auch Berufe aus, mit den eigenen Leuten als Kunden.
 
In Heidelberg gibt es die Hochschule für jüdische Studien, da könnte man etwas wissen. Ein Tipp, Samstags erreicht man da niemand. ;)
 
Hjalmar - danke guter Tip. Und Samstag hab ich eher keine Zeit.... :D Lorb - klar das in den eigenen Reihen die Kundschaft zu suchen ist. Die Frage war auf die NICHTjüdischen Märkte ausgelegt. Die jüdischen Viertel waren wie eigene kleine Gemeinden innerhalb einer Stadt. Und da gabs bestimmt viele Berufsgruppen. Interessant finde ich, dass die Anerkennung der jüdischen Berufe und Leistungen innerhalb der Geschichte stark geschwankt hat. Man bekommt den Eindruck, dass solange alles paßte die Leute gerne den "Juden" in Anspruch nahmen und sowie es Probleme gab (Neid und Mißgunst zähl ich dazu) schlug es um. Gesine
 
Für das entwickelte Zunftwesen (Rolle in der Stadt gefunden, Organisation ist fix) sind Schaumeister belegt... die Ware der Zunft auf Märkten begutachteten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jüdische Handwerker, also außerhalb dieser Zunft, das irgendwas auf dem Markt zu melden (und zu suchen) hatten.
 
Klar,ich war nur zwischendurch nicht online. Hier in Münster gab es bereits Endedes 12.Jahrhunderts (um ca. 1180) die erste jüdische Siedlung,sie lag im Gebiet hinter dem heutigen Rathaus,also schon damals zentral in der Stadt und nicht etwa am Ortsrand.Neben der Tätigkeit im kleineren Handel (besonders im Viehhandel) waren jüdische Münsteraner teilweise als Bankiers oder korrekter als Kaufmannsbankiers tätig. Der christlichen Bevölkerung war der Verleih von Geld gegen Zins verboten,weshalb viele Bewohner der Stadt,wenn sie sich wegen einer Investition Geld leihen wollten,bereits im frühen 13.Jahrhundert die Dienste jüdischer Bankiers in Anspruch nahmen. Wucherzinsen waren übrigens nicht möglich,weil der Bischof als Stadtherr den Zins festlegte. Interessant ist,dass dieses mehr oder weniger friedliche Zusammenleben funktionierte bis Mitte des 14. (!) Jahrhunderts als eine Pestepedemie Münster heimsuchte (auch die Jüdische Gemeinde) und die Juden der Brunnenvergiftung beschuldigt wurden.
 

Neueste Beiträge

Oben