Schuh-/Beinkleidung-Darstellung 1414, Konzil von Constanz

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Ulrich aus dem Augau

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Hallo zusammen, mein Großvater hat ein Bild vom Konzil von Constanz aus dem Jahr 1414 übertragen. Nun sitzen wir hier und rätseln an der Form der Hosen bzw. Beinlinge herum. Meine Arbeitskollegin interessiert es schon seit Ihrer Kindheit, was es mit den Spitzen auf sich hat. Es geht nicht um die Spitzen von Schuhe, sondern um die spitzen Beinlinge, an denen keine Schuhe dargestellt sind. Soll hier keine Fachdiskussion werden, aber uns würde sehr interessieren, was da ihr lieben Spezialisten des 15. Jahrhunderts zu zu sagen habt. :danke Foto von mir, Bild von meinem Großvater, Vorlage in: Ulrich Richental. Chronik des Konzils von Konstanz 1414-1418 Bildlink
 
Mit Quellen kann ich leider nicht dienen (das 15. Jhdt. ist auch gar nicht meine Zeit), aber es ist schneidertechnisch schon möglich den Fußteil von Beinlingen/Hosen so zuzuschneiden, dass sich eine Spitze ergibt. Im Medieval Tailor's Assistant ist ein möglicher Zuschnitt dargestellt, wenn auch mit einer kürzeren Spitze. Wenn man das verlängert und ggf. ausstopft, sollte es aussehen, wie auf der Abbildung. Beinlinge/Hosen mit angenähter Ledersohle hat's ja auch gegeben :) Was nicht heißen soll, dass Hermann nicht auch Recht haben kann und auf der Abbildung einfach nur Schnabelschuhe nicht ganz so detailiert dargestellt sind.
 
Ich hätte ja zu Beinlingen mit Ledersohle tendiert - aber ob man da so eine Spitze hinbekommt? Außerdem halten sie sich offensichtlich auf offener Straße auf, was mir gerade bei damaligen Straßenverhältnissen ungünstig für nur Beinling mit Sohle scheint. Mein zweiter Gedanke, dass der ursprüngliche Künstler absichtlich einen deutlichen Unterschied zwischen dem Gerüsteten mit Stiefeln und den anderen Jungs in eher häuslicher Bekleidung herausstreichen wollte, scheitert daran dass einer der sockstrumpfigen gleichzeitg Helm und Schwert trägt. Bei Darstellungen vom Duellfechten und Training sieht man zwar durchaus auch öfter Leute in nur Beinlingen kämpfen - aber das findet dann auch wieder unter ganz anderen Umständen statt, gerade was die Bodenbeschaffenheit angeht. Aber wer weiß, ob der Maler sich da überhaupt so intensiv Gedanken gemacht hat?
 
Man sollte sich mit dem Bild selber beschäftigten. Es handelt sich hierbei um eine Übertragung. Zwei Pinselstriche vergessen und schon sind keine Schuhe mehr da. :D Man muss auch die Darstellung im Bild lesen. Es handelt es sich um eine Hinrichtungsszene. Hironimus als Verurteilter wird von zwei Leuten festgehalten. Die Zeit ist 1416. Zu dieser Zeit durften lediglich die Büttel, Henkershelfer sowie der Scharfrichter den Verurteilten berühren. Somit dürfe es sich auch hierbei nur um diese Personengruppe handeln. Da diese dem unehrlichen Stand angehörten, dürfte das Einkommen folglich nicht so hoch gewesen sein, um sich Schuhe leisten zu können. (Ausnahmen gibt es immer) Eine Folgerung daraus wäre dann, Beinlinge mit Leder als Sohle. Aber auch Schuhe sind möglich, wenn man die Abbildungen der Richentalchronik von der Hinrichtung des Jan Hus betrachtet, kann man meist gemalte Schuhe erkennen. Vielleicht hatte er auch nur einen schlechten Tag um detaillierter zu zeichnen. :D
 
Da diese dem unehrlichen Stand angehörten, dürfte das Einkommen folglich nicht so hoch gewesen sein, um sich Schuhe leisten zu können. (Ausnahmen gibt es immer) Eine Folgerung daraus wäre dann, Beinlinge mit Leder als Sohle.
naja, Schuhe waren warscheinlich je nach Ausführung eines der Billigsten Kleidungsstücke, so vergleichsmässig viele Schuhfunde wie es gibt welche Teilweise auch nur so wenig beschädigt sind das ein Flickschuster (welche es für die ganz arme Bevölkerung ja dann auch noch gab) sie ganz leicht reparieren könnte. Ansonsten bin ich deiner Meinung, man sollte sich mal die Originalquelle anschauen. Im von mir so gerne zitiertem Codex Manesse sind die schuhe z.b. nur dich einen kleinen weissen strich als solche auszuweisen, welcher, entweder von dem ursprüglichem Künstler oder von dem kopierer schnell mal vergessen werden können.
 
Da diese dem unehrlichen Stand angehörten, dürfte das Einkommen folglich nicht so hoch gewesen sein, um sich Schuhe leisten zu können. (Ausnahmen gibt es immer) Eine Folgerung daraus wäre dann, Beinlinge mit Leder als Sohle.
naja, Schuhe waren warscheinlich je nach Ausführung eines der Billigsten Kleidungsstücke, so vergleichsmässig viele Schuhfunde wie es gibt welche Teilweise auch nur so wenig beschädigt sind das ein Flickschuster (welche es für die ganz arme Bevölkerung ja dann auch noch gab) sie ganz leicht reparieren könnte.
Sehe ich genau so, auch an Hand der Fundlagen.
 
Vielen Dank für eure ersten Einschätzungen :) Mein Großvater war so penibel, dass ich nicht von einem Übertragungsfehler ausgehe, deshalb ist die Frage für mich ja so interessant. Ausgeschlossen ist das natürlich nicht gänzlich.
 
Nur dass das nicht vergessen wird, Die Darstellung beruht nicht auf Illuminationen von 1416 sondern gehört zu den späteren Ausgaben der Riechental Chronik vom späten 15. ...
 

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