Bourette-Seide

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B

brenna

Guest
Ich kenne Bouretteseide als einen eher groben Stoff, der mehr Ähnlichkeit mit einem groben Baumwoll- oder Leinenstoff hat als mit Seidentüchern. Ich glaube da werden die unedleren "Abfallfasern" verarbeitet die bei der Produktion der edlen (Real-)Seide anfallen, oder? Also vom Stoff her auf jeden Fall kein Vergleich mit schönen Seidenstoffen... Geh am besten mal in ein Stoffgeschäft und lass dir da Bouretteseide zeigen, damit du weisst womit du es da zu tun hast.
 
ja das hab ich auch so verstanden. Mir gehts aber speziell um Faden, weiß nicht ob man da den Unterschied auch so gut feststellen kann... und ist das eine "Erfindung" der Neuzeit oder hat man das (seid es Seide gibt) auch schon gemacht, als Resteverwertung sozusagen!?
 
Da bin ich überfragt, ich halte es aber auf jeden Fall für unwahrscheinlich dass ein solches minderwertiges Material dann auf die weite Reise nach Europa gebracht wurde, da lohnt sich der Aufwand ja nicht da man das nicht so teuer verkaufen könnte. Ein paar Sätze von Tante Wiki aus http://de.wikipedia.org/wiki/Schappe "Der beim Kämmvorgang zu Beginn angefallene Anteil der kürzeren Fasern (10–50 mm lang) wird zu Bourettegarnen und dann zu Bouretteseide weiterverarbeitet. Da die Faserlänge hier kürzer als bei der Schappegarnproduktion ist und Rückstände von defekten Kokons und Puppen mitverarbeitet werden, bekommt der Faden ein unregelmäßiges Aussehen." Unterscheidet sich also schon deutlich von der teuren Realseide. Bei Schappeseide (siehe URL oben) könnte ich mir noch vorstellen dass man die hierher gebracht hat, für das was heute als Bouretteseide verkauft wird (falls es das überhaupt schon gab und man die Reste nicht wirklich entsorgt hat) wär ich mir mal fast sicher das nicht. Wenn überhaupt wird die nur am Produktionsort verwendet worden sein. Das alles ist aber reine Spekulation, erscheint mir logisch aber ich habe nicht recherchiert und auch keine Quellen (ausser den oben genannten Link).
 
klingt plausibel. Wenn der Stoff sich wirklich nicht von Leinen unterscheidet lohnt es sich acuh nicht, weil preislich nimmt sich das nicht viel.
 
Ja ist aber wie gesagt nur meine Vermutung, eben weil es für mich auch plausibel klingt. Vielleicht meldet sich ja noch jemand zu Wort der sich mit dem Thema wirklich auskennt (wobei es wenn du wirklich Interesse daran hast vielleicht Sinn machen würde dazu einen neuen Thread über Bouretteseide aufzumachen und in dem auf das hier zu verweisen - denn hier sind wir ja echt total Off Topic und jemand der sich damit auskennt guckt hier vielleicht gar nicht rein) Wegen dem Unterschied zu Leinen - guck dir einfach mal welche live an wenn du an nem Stoffgeschäft vorbei kommst. Ich persönlich würde bei MA-Klamotte bei Leinen oder Wolle bleiben, und wenn es dann wirklich mal Seide sein sollte eine vernünftige feine nehmen.
 
So, Thread wurde neu eröffnet, damit das Thema in Ruhe und übersichtlich besprochen werden kann! lg Firi
 
Historisch ist lediglich die Haspelseide (das, was hier scheinbar am liebsten Realseide genannt wird) und alles was aus ihr gewonnen wird. Also jede Stoffform, die aus Haspelseide gewonnen werden kann, ist definitiv historisch. Seidenstoffe aus Abfällen sind mir nicht bekannt. Die vielgeliebte Maulbeerseidenflocke, die gerne versponnen wird, besteht ebenfalls aus den Resten der Haspelei und ist nicht belegt. Als Import nach Europa sind auch nur die wirklich hochwertigen Stoffe aus der Haspelseide bekannt. Ich denke, am ehesten entspricht die Crepe de Chine wohl dem Haspelseidenstoff. Wobei industriell natürlich nie so wirklich das Wahre ist...
 
Danke Firi und Sybelle :) Ich kenne den Begriff Realseide als Gegensatz zur Schappeseide vom Garn dass ich manchmal zum Brettchenweben nehme und habe den einfach mal hier auf Stoff übertragen. Also Haspelseide. Wieder was gelernt :)
 
Ich habe mir beim Reenactors Shop die Bourette-Seide angesehen (und ja, ich habe sogar noch einen Trägerrock daraus, da war ich aber noch dumm und unwissend und wollte was Tolles für die Hochzeit einer Vereinskollegin). Betrachtet man den Stoff von Nahem, ist die Bindung extrem grob, die Fäden sind so weit auseinander, dass man locker eine Nadel dazwischen stecken kann. Ich hatte beim Nähen Angst, dass der Stoff die Zugkräfte beim An- und Ausziehen nicht aushält. Ausserdem fühlt man schon, dass sich der Stoff sehr "klebrig" anfühlt. Hinterher habe ich dann in den Birka-Büchern nachgelesen, dass Seide in so grober Bindung nicht mal in Resten gefunden wurde. Daher kann man davon ausgehen, dass die "Abfallprodukte" so nicht verwendet wurden. Oder komplett zerfallen sind, was aber angesichts 45 Grabfunden von Seide allein in Birka unwahrscheinlich ist. Agnes Geijer schreibt hierzu auf S. 58 der Textilfunde von Birka: "Das Material in diesen Köperstoffen ist Edelseide, die mehr oder weniger völlig entbastet, vom "Seidenleim" befreit worden ist." Ein Stoff wurde als Rohseide identifiziert und weist Leinwandbindung auf, aber auch hier schreibt sie "...Das Gewebe ist nicht nur sehr dünn, sondern glanzlos und glatt wie dünnes Seidenpapier.." (S. 59). Seitdem lasse ich die Finger von Bourette-Seide...
 
ok, das klingt wirklich nicht toll! Wenn mans mal in der Hand hat sieht man das auch sicherlich, aber wenn man im Internet dann nach was günstigem rumstöbert kann man das nicht einschätzen.
 

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