@Panzerreiter: Wie tief wir einsteigen wollen... Nun, ich denke das wird die Zeit zeigen
Nur ist es mir eben wichtig nicht einfach nur "Frühmittelalter" zu machen sondern eben vielleicht auch regionale Eigenheiten herauszuarbeiten. Die Kreuze sind sehr interessant (und wie ich fast erwartet hatte findet man offenbar kaum Kruzifixe sondern eher Gleichschenkliges), aber wie und wo wurden die denn befestigt? Befindet sich da an der Rückseite eine Nadel?
Ja, die Dinger sind aufgebaut wie eine Sicherheitsnadel und werden auch so verwendet. Man schließt Kleidungsstücke damit ("oberster Hemdknopf" quasi) oder Mäntel. Letzteres siehst Du recht schön auf den Bildern des Stuttgarter Psalters, den ich Dir verlinkt habe. (Dabei wird der Mantel, sofern es ein Sagum, also ein Rechteckmantel ist, bei Rechtshändern auf der rechten Schulter geschlossen, so dass er assymetrisch fällt) Bei gewandeten MA-Markt-Besuchern sehe ich Fibeln manchmal auch irgendwo als eine Art Brosche befestigt, diese Trageweise ist mir aber aus der geschichtlichen Realität nicht bekannt. Das mit den regionalen Eigenheiten ist etwas knifflig. Während der Völkerwanderung wurde Europa germanisch-stilistisch quasi durchgemischt. Immer wieder verwundern Funde die Archäologen, weil sie stilistisch in der Gegend eigentlich gar nicht vorkommen sollten. Das Problem war die vorherige Klassifizierung: Man sagte (etwas vereinfacht ausgedrückt): "In dieser Gegend wohnten die Alamannen, also muss alles, was wir hier aus der entsprechenden Zeit finden, (typisch) alamannisch sein" Und genau das war spätestens nach der VW doch ein wenig naiv. Später - in dem von Dir genannten Zeitraum - kam noch ein anderes Problem dazu: Mit der Christianisierung gehen die Grabbeigaben, die Hauptfundquelle der Archäologen, massiv zurück. Vorher wurden Verstorbene umfangreich ausgestattet beigesetzt, so dass man zumindest halbwegs darauf schließen konnte, was von den hier ansässigen Leuten wohl so getragen wurde, auch wenn man berücksichtigen muss, dass nicht jeder Verstorbene automatisch so beigesetzt wird, wie er im Leben herumlief. Es gab da eine eigene Beigabenkultur, die es mitunter schwer macht, reine "Grabbeigabenmode" von der realen "Lebensmode" zu unterscheiden. Trotzdem sind die Grabbeigaben in einer Zeit, da die schriftliche und bildliche Überlieferung krude bis inexistent war, die wertvollste Quellenquelle (schöne Wortschöpfung, bin ich richtig stolz drauf
) Wenn man jetzt in die frühe Karolingerzeit geht, dann haben wir da ein Problem: Die Grabbeigaben fallen größtenteils weg, weil bereits (zumindest offiziell) christianisiert. Da müsste man jetzt wissen, wie es in Deiner Gegend speziell aussah, ob die noch archäologisch "ordentlich" bestatteten oder schon christlich bescheiden waren. Die schriftliche und bildliche Überlieferung dagegen steckt noch in den Kinderschuhen und hält sich nicht mit der Dokumentation regionaler Besonderheiten auf. Da könnte dir wohl nur Euer Kreisheimatpfleger näheres sagen.