Coat of Plates No. I - Trägermaterial

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NikolausVonRumore

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Hallo, ich habe vor mir in naher Zukunft einen Coat of Plates des Typus No. I nach den Visby Funden herzustellen. Da ja leider nur die metallischen Überreste vorhanden waren, würde mich mal eure Meinung zum Trägermaterial interessieren. Die Platten sollen auf das Leder aufgenietet werden - nur bin ich mir etwas unschlüssig, welches Leder da in Frage kommt. Auch würde mich interessieren, ob Farbe bzw. Färbung möglich ist. Damit sich jeder was darunter vorstellen kann, verlinke ich hier mal ein Bild. klick Original Gruß, Nik
 
Hab da noch ein paar schöne Bilder gefunden : klick Zur Frage des Leders..ich würde Rind nehmen, ordentliches Rüstleder als Träger...für außen kann man dann dünneres nehmen...das Färben von Leder ist mir so aus der Zeit nicht bekannt..ordentliches Ölen macht das Leder auch dunkler..der Rest kommt mit der Zeit.
 
Hallo, danke für den weiteren Link! Ich hatte geplant den Panzer so zu fertigen, dass das Leder außen ist und die Platten auf der inneren Seite - also so wie in dem von dir verlinkten Beispiel. Die Färbung von Leder würde mich in so weit interessieren, dass mal etwas Mut zur Farbe gezeigt wird... z.B. ein kräftiges rot oder Ahnliches. Gegen "natur" habe ich zwar auch nichts, aber warum nicht etwas "schöner" machen, wenn es geht und vielleicht sogar historisch möglich ist :)
 
Ahh jetzt..bin davon ausgegangen, dass du innen noch einen Träger aus Leder aufsetzt..die Tunika/der Waffenrock/Gambi wirds dir danken :D Wegen der Lederfärbung mach ich mich mal schlau.
 
nimm einfaches naturfarbenes leder. was willst du überhaupt darstellen? gefärbtes leder würde ich nicht bei einem einfachen soldaten vermuten. davon abgesehen, welchen zeitraum soll er denn sein? hast du dir mal den lentner des mauritius-typs angeschaut? von der stärke her sollten 3-4 mm ausreichen. mehr hat meiner auch nicht.
 
Hallo :) Geplant ist die Darstellung eines dänischen Fußknechtes von Visby am 22.7 im Jahre 1361. Die gesamten Visby Funde kenne ich bereits aus dem Buch von Bengt Thordeman "Armour of the Battle of Visby". Der Mauritius ist leider 110 Jahre früher als der angestrebte Zeitraum, aber angesehen habe ich ihn mir natürlich auch. 3-4mm klingen vernüftig als Trägermaterial... würden es 1,5-2mm auch tun? Bin mir nicht sicher, ob sich die Platten dann noch so gut durch das Leder abzeichnen...? mfg
 
wieso willst du das sihc die platten durch das leder abzeichnen?
 
Na ja zumindest aus optischen Gründen und zum anderen... an sich werden sie sich sowieso abzeichnen, solange das leder nicht zu dick und steif ist.
 
Hallo Nikolaus, Ich habe schon einige der Wisby-Typen nachgebaut und trage selber einen Typ 1, da meine Kernzeit ja 1350 - 1360 ist. Sieht bei mir dann so aus:
wlma1.jpg
Vom Leder her kann ich Dir empfehlen ein nicht zu flexibles Leder bis zu 3 mm zu nehmen - dabei ist es dann wichtig, dass die Nieten und Beschlagscheiben groß genug sind, einer möglichen Ausweitung des Leders entgegen zu wirken. Ich verwende am liebsten ein 3 mm starkes, vegetabil gegerbtes Leder, dass ich auch für den Schuhbau verwenden kann. Sowas habe ich auch bei meinem eigenen Panzer oben verwendet. Leichteres Leder ist auch möglich, dann würde ich aber innen noch eine zusätzliche Lage stabilen Leinens dagegen nähen, da es gleichfalls dem Ausreißen der Nieten entgegen wirkt. Eine reine Stofflage anstelle des Leders finde ich persönlich auch interessant - da wären dann noch zusätzliche Schmuckelemente möglich. Material innen gegen die Platten funktioniert nicht gut, da dies die Beweglichkeit der Platten und damit Deine eigene behindert. Zudem ist anhand der gefundenen Original-Nieten ersichtlich, dass nur aussen ein Trägermaterial verwendet wurde. Solltest Du Bedenken wegen des Rostes haben (hat bei mir und bei allen Leuten, die ich mit Wisbys kenne noch nie Probleme bereitet) kannst Du die Platten auch verzinnen. Wäre zeitgenössisch durchaus drin und hilft natürlich gegen Rost. Auch das habe ich schon an einem Plattenrock ausprobiert. Genau machst Du das dann mit Feuerverzinnen, wie auch viele der späteren Brigantinen. Du kannst die Platten aber auch zum Galvanisierer geben - das Endergebnis ist nicht zu unterscheiden, ist halt nur was für´s eigene Gefühl. Bin jetzt nicht en detail mit Lederfärben vertraut, doch ist meines Wissens nach da im 14. Jhdt. einiges möglich. Wenn Du Dir die Brustpanzer in der Romance d´Alexandre (MS 256, Bodleian) anschaust, so scheinen sie alle gefärbt zu sein. Ich meine mich an Färberezepte zu Rot, Schwarz, Grün und Blau zu erinnern, muss das aber noch einmal nachschauen. Ansonsten kann ich Dir dazu folgenden Link bei Tempus Vivit empfehlen, da sollte einiges drinstehen. Wie dänisch die Fußknechte waren, ist ja so ´ne Sache, da waren auch eine Menge deutscher Söldner vor Wisby ;). Es gibt übrigens auch die Theorie, dass die in Wisby gefundenen Brigantinen auch deshalb im Massengrab landeten, weil sie um 1361 schon ziemlich aus der Mode waren. Es gibt ja Quellen genug von 1320 - 1360 die diese Typen Rüstung zeigen. Und wegen der Abdrücke der Platten im Leder brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen ... Zwei bis drei Termine in genügend warmer Temperatur und Du hast sie mit Sicherheit ;) Bis denn Thorsten
 
Hallo Thorsten, danke für deine umfangreiche Antwort und das schöne Bild. Sind an deinem Panzer auch die eisernen Schulterpartien vorhanden? Leider kann man das nicht erkennen, da der entsprechende Teil von der Kettenhaube bedeckt ist :) Zum Leder habe ich jetzt ja schon einige Meinungen gehört. Offenbar scheinen 2,5-3mm ja ausreichend zu sein. Doch welche Haut eignet sich am besten für den Zweck? Sind Nacken-Stücke überhaupt groß genug? Nach meinem Pappmodell und der theoretischen Berechnung benötige ich ein Stück welches min. 150cm breit und lang ist. Die erforderliche Breite muss auf min. 50cm eingehalten werden, während die Länge auf 60cm eingehalten werden muss. Ich scheue so ein bißchen davor nacher mit zu wenig Leder dazustehen und rumflicken zu müssen, wie man vielleicht merkt ;) Färbung wäre nun allerdings nur für mich interessant, wenn ein rot möglich ist. Grün, blau und schwarz scheiden da eher aus, weil diese nicht so meine Farben sind. Freundliche Grüße, Nik
 
Ich selber habe bis jetzt immer die Brigantinen aus zwei Stücken (Bauch- und Schulterstück) zusammengenäht. Das ist absolut praxistauglich und verbraucht weniger Material. Ich habe aber bis dato immer komplette Häute oder zumindest halbe Häute zur Verfügung gehabt. Nacken verwende ich eigentlich dafür nicht, denn meistens ist er ja dicker als 3 mm und bietet weniger Flexibilität. An dem Panzer auf dem Bild sind jetzt die Schulterstücke nicht dran - die liegen schon seit 3 - 4 Jahren in der Werkstatt und ich vergesse sie ständig :p Aber sie bieten meiner Erfahrung nach keine Probleme und sind einfach anzufertigen. Rot sollte meines Wissens nach möglich sein, da wurde z.B. Brasilholz für verwendet. Müsste aus dem 15. Jhdt. dazu sogar Färbeanleitungen geben. Ansonsten sollte ich mein Beinzeug schnellstens ändern :D Hoffe, das konnte etwas helfen und ich begrüße jeden mit Freuden, der die arg unterrepräsentierte Zeit um 1350 darstellt. 14. Jhdt. gibt es hierzulande eh viel zu wenig ... Bis denn Thorsten
 
Hallo Thorsten, danke Dir nochmal herzlich für die Hilfe. Die Schulterstücke muss ich mir leider anfertigen lassen, da ich nicht die Möglichkeit und Erfahrung zum Schmieden habe :) Wichtig ist mir auch erstmal, dass der Panzer an sich fertig wird. Die Schulterstücke kann man ja dann immer noch anbringen. Wie hast Du die Lederstücke denn zusammengesetzt und vernäht? Ich kann mir nur schlecht vorstellen wie das aussieht. Ehrlich gesagt graut es mir ein wenig davor das Leder zu nähen :S Ist der vordere Teil aus einem Stück, während der hintere Teil auf dem Rücken angesetzt ist oder wie darf ich mir das vorstellen?
 
Ich habe Dir mal eben kurz skizziert, wie ich das mache - ich hoffe, Du wirst daraus schlau.
cop.jpg
Die gestrichelten Linien sollen die Nähte darstellen, die gerade Linien das Leder - ob Du jetzt Zaddeln o.ä. dran machst, bleibt Dir dann selbst überlassen. Ich habe nur ganz grob in grau die Platten anskizziert. Unten dann den Panzer "am Mann". Ich verwende einen ganz simplen Sattlerstich mit einem gewachsten Leinenzwirn. Der Einfachheit halber kann man das Leder zusammenkleben und erst dann vernähen, wenn man sich mit den Nähten nicht sicher ist. Die exakten Maße musst Du dann sehen - vielleicht erstmal alles mit Papier (Leder) und Pappe (Platten) ausprobieren, dann sollte das schon hinkommen. Bis denn Thorsten
 
Hallo Thorsten! Vielen Dank für die Hilfe. Jetzt kann ich mir etwas darunter vorstellen, wie Du das Leder vernäht hast. Ich denke ich werde je nachdem entscheiden, wie viel Leder beim Schnitt übrig bleibt, ob Zaddeln an den Panzer kommen. Viele Grüße, Nik PS: Besteht von der Forum-Community Interesse daran, dass ich eine Dokumentation der Herstellung erstelle?
 
Wenn du Lust dazu hast und es nicht zuviel Mehraufwand ist auf jedenfall! Ich schau mir sowas immer gerne an und es ist für andere eine gute Hilfe und Veranschaulichung
 
Entschuldigt dass ich diesen etwas älteren Thread wieder ausbuddel. Ich hätte nur mal eine Frage zur generellen Konstruktion des Plattenrocks und zwar: Wäre es nicht eigentlich sinnvoller die Platten unterhalb der Arme ebenfalls waagrecht anzuordnen, statt senkrecht ? Also genau so wie die unterhalb der Brust. Das würde doch eine seitliche Dehnbewegung erleichtern oder ? Mir kommt es so jedenfalls sinnvoller vor ...
 
Hallo, Wäre sicher sinnvoller, ist auch bei einigen Typen so gemacht worden. es gibt ja mehrere Typen von Panzern. Meiner z.B. ist ein Wisby Typ III. Die typologisch älteren wie auch z.B. der Panzer auf der Statue des heiligen Mauritius haben aber im allgemeinen hochkant stehende Platten. Spätere Panzer, die dann auch in Lentner- und Brigantinen-Richtung gehen sind dann flexibler. Es gibt z.B. den Panzer von Küßnach (Schweiz), der auch gegen 1360 eingeordnet wird, der schon komplett aus waagerechten Blechen besteht. Die Wisby-Panzer sind über alles recht altmodisch, können meistens schon gegen 1340 getragen werden. Es gibt auch Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass dies einer der Gründe war, warum sie mit in die Massengräber kamen. Bis denn Thorsten
 
Also erstmal offensichtliche praktische Vorteile bringt die senkrechte Anordnung nicht -> GUT ! Dann danke dir für die rasche Antwort :)
 

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