Trinkhorn nach Quellen/Belegen/Funden/Literatur

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gulfaxi

Silberzauberin
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Das Trinkhorn bietet in der Darstellung immer wieder Anlass zu kontroversen Diskussionen. Damit man diese Diskussion weniger emotional, sondern forschungsorientiert führen kann sollten wir in diesem Thread mal alles zusammenbringen, was es über das Trinkhorn durch die Geschichte so zu finden gibt. Also alle Angaben mit Literatur belegen etc. Ich bitte um einen angemessenen Tonfall ;) Also ich fang mal an: Jedemenge Trinhornbeschläge in Großromstedt http://www.ulozto.net/4369776/eichhorn-g-1927der-urnenfriedhof-auf-der-schanze-bei-grossromstedt-rar
 
Bei Ralf auf der Neunholz Seite finden sich einige Hinweise auf Quellen. Bitte etwas runterscrollen. Hier sind noch einige Hinweise: Wapedia. Ich hab jetzt keine Zeit die einzelnen Belege herauszusuchen, aber wer stöbern will findet dort erste Ansätze.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Darstellungen:
gs19ockelbogame.jpg
Ockelbo Stein
laerbro30.jpg
Gotländischer Bildstein http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost11/Bayeux/bay_tama.html Teppich von Bayeux (rechts von Ecclesia) relativ am Anfang.
dsc0004gf.jpg
Frauengrab Haithabu mit Trinkhornbeschlag http://gausel.no/ Im Grab der "Dame von Gausel" lagen gleich 3 Stück drinnen (Datierung 850-860hr.) Gausel bei Stavanger, Norwegen. Im britischen Museum in London kann man Angelsächsische Trinkhörner (bzw. deren Reko) mit Silbernen Beschlägen begutachten (6.jhd), ebenso die aus dem Grab von Sutton Hoo (Material: Auerochse) Wörtliche Erwähnungen auch in der Beowulf-Sage (Entstehung 600-700 n.chr.) und in der Guðrúnarkviða (ca. 1000 n.Chr.) [21] Grimhild brachte den Becher mir dar, Den kalten, herben, daß ich Harms vergäße. Der Kelch war gekräftigt aus der Quelle Urds, Mit urkalter See und sühnendem Blut. [22] In das Horn hatten sie allerhand Stäbe Röthlich geritzt; ich errieth sie nicht. Den langen Lindwurm des Lands der Haddinge, Ungeschnittne Aehre und Eingang von Thieren. Fund in Vinjum, Aurland (Westnorwegen) im Museum in Bergen zu bewundern: Klick (gross!) Randbeschläge und Aufhängung sind auch noch erhalten.
 
Auf dem Teppich von B. gibt es ebenfalls eine Abbildung:
bt02_small.jpg
Hab von der Szene leider keine höhere Auflösung auf die Schnelle gefunden. Dabei handelt es sich um Szene 3 Text dazu: Die Kirche Harald betet in der Kirche von Bosham um die Hilfe für die Reise. Letzte Mahlzeit im Land Unter dem Baldachin sitzen 2 Personen, jeweils einigermasen am Rad, die ein Trinkhorn halten, bzw. daraus trinken. Durch den falblichen Absatz an der Öffnung sowie der Spitze gehe ich hier aber auch von einem Beschlag aus, der das Horn wertvoler/besonderer machen soll. Sprich kein Alltagsgegenstand, sondern ein Prunkhorn. Die Beschreibung als letzte Mahlzeit im Land deutet für mich auch auf eine teilritualisiert Handlung hin. Im Haithabu Museum liegt auch ein Trinkhornbeschlag aus Silber, da finde ich spontan nur kein Bild von.
 
Sehr schön Leuts, sehr informative Beiträge und anschauliches Bildmaterial ! :thumbsup: Und ganz offensichtlich kein Hinweis darauf, dass man die Dinger permanent mit sich am Gürtel rumgeschleift hat .;) Puuuh ! Danke für die Entwarnung . :thumbup:
 
man hat sie wohl eher an den Ketten oder einem Gurt über der Schulter getragen ;O) oder man konnte es irgendwo hinhängen... Kölner Knaben und Damengrab Im awarischen Raum (Ungarn) gibts ein Gürteltrinkhorn aus dem 7.Jh. : Walter Meier-Arendt: Awaren in Europa, F.a.M. 1985.
 
In der links angebauten sogenannten Waffenkammer der Kirche in Altenkirchen/Rügen
photo-2011-0e1b1d1f.jpg
findet man diesen Bildstein, der Svantovit darstellen soll:
photo-2012-d06254ff.jpg
 
Blatt 90v aus dem Stuttgarter Psalter hat u.a. diese Abbildung: Da sind auch Hörner abgebildet, mich irritieren nur die Spitzen. Sieht fast wie Mundstücke aus, aber aus Musikinstrumenten könnte man doch nicht trinken?
 
nee ich denke das sind wohl klassische Trinkhornspitzen... Auf die Ab. hab ich noch nie geachtet... man müsste mal gucken was der Text dazu sagt, bzw. was dargestellt ist, weil rituell sehen die Hörner da nicht aus.. sind ja auch Einer und so zum Auffangen des Wassers zu sehen
 
Was dargestellt ist, da bin ich sogar relativ sicher: das müßte das Quellwunder beim Zug der Israeliten durch die Wüste sein, als Moses mit dem Stab gegen den Felsen schlägt und daraus Wasser entspringt. Auf einer zweiten Abbildung auf derselben Seite ist das Wachtel- und Mannawunder dargestellt. Demnach müßte es sich beim Text um Psalm 78 handeln (Vers 15ff: "Er spaltete Felsen in der Wüste/ und gab dem Volk reichlich zu trinken" etc.).
 
Im Grabfund des Keltenfürsten von Hochdorf waren welche enthalten. Eines davon siehe Keltenmuseum Hochdorf Die Grabkammer wurde rekonstruiert, die Funde als Replika beigefügt und sind im o.g Museum zu betrachten.
 
In Birka fanden sich zwei Trinkhörner in zwei Kammergräber (Bj 523 Frauengrab, Bj 544 Männergrab). Es fanden nur fragmentarische Reste von Kuhhörnern, das Horn in Bj 523 besaß dazu einen silbernen Mündungsbeschlag. Lit. Holger Arbmann, Birka I, Texte. In Norwegen gibt es dazu mehrere Funde von irischen Trinkhornendbeschlägen. Das werde ich die Tage aber noch spezifizieren. Lit: Haakon Shetelig, Viking Antiquities in Great Britain in Ireland found in Norway, Band 5, Oslo, 1940. Das Buch gibt es bei Archive.org http://www.archive.org/details/vikingantiquitie05scie - allerdings haben die vor kurzem die Benutzerführung geändert. Ich habe keine Ahnung wie das jetzt funktioniert...
 
Im Grabfund des Keltenfürsten von Hochdorf waren welche enthalten. Eines davon siehe Keltenmuseum Hochdorf Die Grabkammer wurde rekonstruiert, die Funde als Replika beigefügt und sind im o.g Museum zu betrachten.
Da ich unser Kulthorn immer verteidige, hier die Argumente der Trinkhorngegner: Das in Hochdorf ausgestellte Horn ist eine Nachbildung aus Metall, wie sie auch in späteren Jahrhunderten noch üblich waren. Die gefundenen Trinkhornbeschläge sagen nur aus, daß sie auf einem vergangenen, hornähnlichen Gegenstand gesessen haben, nicht aber, daß dieser wirklich aus Horn war. Einige meinen sogar, daß es Holzhörner waren, weil ja Holz viel hygienischer ist. Auch Ton sei möglich (wo sind die Scherben, die von anderen Gefäßen gefunden wurden?). Unser Schreiner hält die Theorie der Holzhörner für ziemlich lachhaft und unpraktikabel. Ich meine, warum soll ich mir ein Horn aus Holz oder Ton machen, wenn nachweislich echtes Horn verarbeitet wurde, und haltbarer ist? In einer Keltensiedlung wurden in einer Müllgrube einige Hundert ausgelöster Hornzapfen gefunden, was die Verwendung von Horn als Werkstoff belegen sollte. Selbst wenn große Fürsten Metallhörner hatten, so waren diese kostbar. Der kleine Mann tendiert dazu, mit seinen Möglichkeiten den Reichen zu kopieren. Deshalb halte ich es nach den Funden von Hochdorf für schlüssig, daß er Trinkhörner gab! Vielleicht nicht gerade als "jeden Tag Trinkgefäß" aber doch für Kult und Umtrunk.
 
Meiner Meinung nach waren Trinkhörner selten und in der Regel eher für Teilritualisierte Handlungen zu gebrauchen. Für das Jedermanns Trinkhorn gibt es ein paar meiner Meinung nach schlüssige logische Gegenargumente: 1. Unpraktisch da es nicht von alleine steht. 2. Als Massenprodukt nicht denkbar, da Rinder kein Massenprodukt waren. Für zwei Trinkhörner muß ich ein Rind töten. Da es zu der Zeit mit an sicherheit angrenzender Wahrscheinlichkeit keine Massentierhaltung gab, kann davon ausgegangen werden das die Herden selten und klein waren. Je kleiner die Herde desto geringer die Anzahl der Überschüssigen Rinder die mal eben so geschlachtet werden können. 3. Trinkgefässe aus Holz und Ton sind
  • praktischer
  • einfacher in der Herstellung
  • günstiger in der Materialbeschaffung
  • in Masse durch Funde belegbar
 
Für das Jedermanns Trinkhorn gibt es ein paar meiner Meinung nach schlüssige logische Gegenargumente:
Kann sein, kommt aber auf die Umstände an, im Lager trage ich nie ein Trinkhorn, auf Wanderungen sogar privat. Ich meine dabei nicht fürstliches Reisen mit Gefolge, sondern lange Querfeldeintouren mit getragenem Gepäck, bei dem jedes Gramm zählt, :D besonders mit einem halben Dutzend Kinder im Schlepptau!
Unpraktisch da es nicht von alleine steht.
Wenn ich auf einer Wanderung etwas trinken will, laufe ich damit nicht stundenlang rum, ich schöpfe, ich trinke aus und fertig.
Als Massenprodukt nicht denkbar, da Rinder kein Massenprodukt waren
Massenprodukt nicht, aber selbst ein kleiner Bauer, der im Jahr ein bis zwei Kühe schlachtet hat damit zwei bis vier Hörner. :D Pro Jahr zwei Trinkhörner, die mein Leben lang halten, was will ich damit? Ich kenne auch Leute, die haben Ziegen oder Schafhörner.
3. Trinkgefässe aus Holz und Ton sind praktischer einfacher in der Herstellung günstiger in der Materialbeschaffung in Masse durch Funde belegbar
Praktischer, wie gesagt, kommt drauf an wo, in Haus und Lager ja, auf Reise nicht. Wir haben schon dutzende Holz- und Tonbecher zerbrochen, aber mein Hörnchen ist schon über zwanzig Jahre alt und immer noch dicht! Einfacher in der Herstellung? Welche Ansprüche stellst Du an ein Trinkhorn? Ausschaben, auskochen, was ich zur Löffelherstellung ect. auch muß, fertig. Günstiger in der Materialbeschaffung? Schlachtabfall! Belegbar? Holz ist aus der Keltenzeit sehr wenig belegt, da es selbst in guterhaltenen Gräbern verschwunden ist, Horn ist noch vergänglicher.
 
Naja, wenn ich auf ner Wanderung bin bei der es auf jedes Gramm ankommt würde ich mir das Trinkhorn sparen und gleich die Hand nehmen. Ob damals so häufig geschlachtet wurde bin ich mir sehr sehr unsicher. Wenn dir dein Holzbecher zerbricht, dann hast du ihm aber schon echt übel mitgespielt. Geh heute nachmittag mal meine 20 Jahre alte Holztasse wiegen. Ist dein Trinkhron innenseitig eigentlich versiegelt? Was das Günstiger angeht, ein Rind das zur Trinkhorn produktion geschlachtet werden mußte hatte einen höheren Wert als ein klumpen Lehm/Ton oder eben ein entsprechend großes Stück Holz.
 
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