Spiegel im Hochmittelalter?

[Albero]

Hallo allerseits! Keine Ahnung, ob ich in diesem Bereich richtig bin, aber Rasieren ist ja im weiteren Sinne auch irgendwie Haartracht. Natürlich kann Mann sich natürlich vor oder nach der Veranstaltung mit einem elektrischen Rasierer die Bartstoppeln entfernen. Oder sich im Toilettenwagen (so es einen gibt) vor den Spiegel stellen und sich nass rasieren. Oder desgleichen mit einem modernen Handspiegel im Lager machen. Doch welche Möglichkeiten hatte der Mann von Welt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im norddeutschen Raum, sich bei der Rasur sein Gesicht anzuschauen? Klar, zum nächsten Bader gehen und sich rasieren lassen. Oder den Bart einfach stehen lassen. Nach meinen bisherigen Recherchen gab es bereits im 2. nachchristlichen Jahrhundert Spiegel aus Glas mit einer Metalllegierung als spiegelnde Oberfläche im römischen Reich. Danach hab ich erst wieder was ab dem 14. Jahrhundert irgendwo in Italien gefunden. Weiß da von euch jemand mehr? Polierte Metallspiegel vielleicht? Gruß Albero

 

[Rotschopf]

Ich hab bei einer Freundin mit Keltendarstellung einen Spiegel aus blankpolierter Bronze gesehen, geiles Teil. Also blank poliertes Metall kommt mir sehr realistisch vor, denn Glas ist schon was sauteures zum Zweck der Morgentoilette und nutzt dir auch nix, wenn es keine moderne Spiegelbeschichtung hat. Leider kenn ich keine Nachweise für Spiegel, aber da lässt sich sicher was auftreiben.

 

[Leif_der_Rote]

Ich persönlich verlinke ja ungern auf Wikipedia, aber: http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegel#Geschichte_der_Spiegelherstellung Die weiterführenden Links ganz unten sind vielleicht hilfreich

 

[Ulf]

@ Leif: Das verlinken ist nicht mal so unglücklich gewählt. Es ist tatsächlich so, das die Römer Silberplatten polierten und diese als Spiegel benutzten. Dieses ist durch zahlreiche Funde belegt. Ausser den genannten Fund in Pompejj gibt es noch weitere. Teils auch nur in Fragmenten ausgestellt: So zb. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Im Pompejanum Aschaffenburg. Nicht mehr ganz so sicher bin ich mir im Römischermuseum Weißenburg. Und ich meine in der Wanderausstellung über den Hortfund von Neupotz waren auch noch welche dabei.

 

[Morgaine vom Bärenclan]

Die Keltenfürstin von Reinheim (Früh-Latène) hatte auf jeden Fall einen Spiegel bei ihren Bestattungsutensilien, ich schätze, ein Replik davon hat Rotschopf gesehen. Die Römer kannten ihn auch, wie oben gesagt, dann wird es zu Deiner Zeit ganz bestimmt einen gegeben haben. Meinst Du so was würde Fau verloren gehen lassen :whistling: !

 

[Rotschopf]

tja, man hat so einiges im mittelalter fallen gelassen aus der antike, was ganz praktisch gewesen wäre, das is also kein argument ^^.

 

[Albero]

Ja, genau. Das ist eben mein Problem. Nur weil es in der Antike Spiegel gab, heißt das nicht, dass es dies in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit einer gewissen Verbreitung im norddeutschen Raum gegeben hat, nur weil es praktisch ist. Straßenbau im heutigen Sinne gab es schon bei den Römern und dennoch wurde im Mittelalter nicht ein einziger Straßenkilometer nach römischen Vorbild gebaut. Stattdessen verfiel das römische Straßennetz und wurde allenfalls notdürftig geflickt, so es sich um eine vielgenutzte Straße handelte... Das Mittelalter ist schon eine recht komische Zeit...

 

[Wilfried]

ne berechtigte Frage, aber der Mann von Welt ließ sich wohl meist rasieren. Spiegel aus poliertem Metall waren bekannt.ich meine, im Evangeliar HdL oder auch im Stuttgarter Psalter ne Frau mit Spiegel gesehen zu haben. Kann mich aber täuschen.

 

[Firiel]

http://larsdatter.com/mirrors.htm hier paar Bilder zu Spiegel im Mittelalter http://webspace.webring.com/people/cm/mania_silver/toiletries.html und hier gibts auch was

 

[Cantrifusor]

Es gab auch schon Spiegel aus Zinn. Kurzer Auszug aus dem Bruckmanns Zinnlexikon. Spiegel - wurden in der Antike mittels Zinnfolie hergestellt (Plinius d.Ä). Zinn mit Blei, Wismut und Quecksilber vermengt gibt eine gute Spiegelfolie. Gruß Cantrifusor

 

[3091]

Ich las gerade ein belletristsiches Werk über Gutenberg... also spielte es um 1450 herum. Der soll vor seiner Erfindung der beweglichen Letter "Zauberspiegel" gemacht haben, die auf der einen Seite spiegeln und von der anderen Seite durchscheinend waren... müsste also ein Glasspiegel gewesen sein. Ob´s stimmt??? ?(

 

[Rotschopf]

Vermutlich etwas dickere Glasscheiben, die auf der einen Seite mit Ruß verdunkelt waren, so konnte man (zwar schlecht aber immerhin) von der verdunkelten Seite durchschaun und auf der anderen Seite kann sich das eitle Gegenüber im Glas spiegeln (das geht nämlich schon, wenn der Hintergrund dunkel ist) und sah nix (sofern der Raum auf der Seite des Beobachters dunkel genug ist). Die werden allerdings nicht so toll gewesen sein wie im Verhörzimmer von diversen amerikanischen Fernsehserien.

 

[I.W.W.N.A.]

spiegel wird es wohl gegeben haben. ich verweise auf romanische kirchen, deren ursprüngliche bemalung wieder freigelegt wurde. wenn man glück hat, sieht man manchmal einen kleinen affen mit spiegel sitzen - "spiegelaffe" , der soll aber die sünde der eitelkeit symbolisieren z.B. die vom elemlunder meister ausgemalten kirchen dänemarks

 

[Aennlin Bluom]

Gib mal den Suchbegriff "Spiegel" bei http://tethys.imareal.oeaw.ac.at/realonline/ ein. Wenn du den Zeitraum auf 1200 - 1300 begrenzt, bekommst du immerhin eine Abbildung aus einer Handschrift, in der eine Frau einen viereckigen Spiegel in der Hand hält.

 

[Die Ganerben]

Hallo, war im Frühjahr in Mannheim bei der Staufer Ausstellung und habe auch den Katalog gekauft. Auf der S.218 ist ein Bronzespiegel aus der Mitte des 12.Jh. Der Fundort ist Busse bei Riedlingen. Aufgrund der Gestaltung der beiden stehenden Figuren die den Griff bilden- schlanke überlange Figuren, Kleidung mit Borte und Schleppärmel der Frauenabbildung, die Haartracht verweisen auf die Baukunst (Ile-de-France) in der frühen Gotik. Leider ist bei diesem Fund ein Klappdeckel über der Spiegelfläche, so kann man nicht erkennen wie diese bearbeitet ist. Auch im Text ist nichts vermerkt. Liebe Grüße Ganerbin

 

[Friedensdaube]

Hallo, war im Frühjahr in Mannheim bei der Staufer Ausstellung und habe auch den Katalog gekauft. Auf der S.218 ist ein Bronzespiegel aus der Mitte des 12.Jh. Der Fundort ist Busse bei Riedlingen.

Den wollte ich auch gerade anführen, da er aus meiner Gegend kommt (übrigens "Bussen"), und ich ihn irgendwann mal nachbauen möchte. Hier kann man ihn anschauen. Die Spiegelfläche ist polierte Bronze. Allerdings ist das nur etwas für sehr wohlhabende leute gewesen. Spiegel beim einfachen Volk? K.A.

 

[Tyro vom Walde]

Die Römer verbesserten den Metallspiegel dadurch sie ihn mit Glas überzogen. Erst im 15 Jahrhundert entdeckten Nürnberger Glaser,wenn man es in ein Bad mit Zinn und Quecksilber überzog. Rund 200 Jahre wurde dieser Spiegel in Venedig hergestellt. 1835 gelang der entscheidene Fortschritt als der Chemiker Liebig ,er erfand die Aufbringung einer Silberschicht auf Glas.

 

[Die Ganerben]

Hallo, war im Frühjahr in Mannheim bei der Staufer Ausstellung und habe auch den Katalog gekauft. Auf der S.218 ist ein Bronzespiegel aus der Mitte des 12.Jh. Der Fundort ist Busse bei Riedlingen.

Den wollte ich auch gerade anführen, da er aus meiner Gegend kommt (übrigens "Bussen"), und ich ihn irgendwann mal nachbauen möchte. Hier kann man ihn anschauen. Die Spiegelfläche ist polierte Bronze. Allerdings ist das nur etwas für sehr wohlhabende leute gewesen. Spiegel beim einfachen Volk? K.A.

Nachbauen, super? Kannst du denn mit Bronze gut arbeiten? Die Gussform ist ja nach gebrauch kaputt, oder hast du eine andere Technik? Bin auf das Ergebnis sehr gespannt und würde mich auch für einen zweiten Spiegel als Käuferin anmelden Die Ganerbin

 

[Alexius]

Wassertrog in der Morgensonne