Bajuwaren

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A

Astrid

Guest
In fast allen bajuwarischen Frauen-Gräbern Straubing / Alburg wurde in Höhe des Gürtelgehänges ein Stück Kettengeflecht gefunden. Dies hat nicht irgend eine bestimmte Form, sondern, trotz großer Kerosion sieht man ein fast zufällig zusammengefügtes Stück. Meine Frage : wozu war das gut ? Diente es eventuell als Amulett ? Wurde es extra gefertigt oder stammte es aus einem alten Kettenhemd ( was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann ) ? Habt Ihr vielleicht darüber mal was gelesen ? Ich mache allerdings nur Straubinger Grabfunde und weiß nicht, wie das in anderen bajuwrischen Gegenden aussieht.
 
Welche Form haben die Stücke denn? Gibt's evtl. Fotos oder Fundzeichnungen?
 
Gibts --ich hab die Straubinger Grabfundbücher ----- ich könnte eines rauszeichnen und hier einstellen -- ( fällt das ins copyright ? ) --- was aber nix hilft, weil eins schaut so aus und das andere so -- ich sag ja : wie zufällig zusammengemachte Ringerl
 
Eine Wiedergabe einer einzelnen Abbildung mit eigenen Mitteln, noch dazu unter Nennung der Quelle, fällt unter das Copyright? Sicher? Kann ich mir aus mehreren Gründen nicht vorstellen. Aber na gut: Dann zeichne sie mal nicht ab, sondern aus dem Gedächtnis. und mach aus einem der Ringe einen Smiley. Dann zählt es als eigenen kreativ-schöpferische Leistung und es ist auf keinen Fall mehr eine Copyrightverletzung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zitat von »Astrid« ich könnte eines rauszeichnen und hier einstellen -- ( fällt das ins copyright ? ) so ist es ... es wäre dann eine Verletzung des Copyright
... niemals, nicht in diesem Leben und in diesem Staat
 
Ich hab gerade nicht allzu viel Zeit, aber ich könnte mal wiedergeben, was Hans Losert zu entsprechenden Funden aus Altenerding-Klettham schreibt (hoffentlich ganz ohne Copyright-Verstoß, da ordnungsgemäß als Zitat gekennzeichnet ;) ):
Diese hatten [...] Amulettcharakter und sollten wie Herkuleskeulen in verkleinerter Form oder pars pro toto Schutz im allgemeinsten Sinn bieten, wobei auffällt, daß [...] Belege in Bestattungen erwachsener Frauen klar überwiegen. [...] Entsprechende Kettchen oder Geflechte sind hier, von den Bestattungen 30 und 479 aus dem frühen und Grab 1215 des mittleren 7. Jahrhunderts abgesehen, nur in Gräbern des 6. Jahrhunderts nachzuweisen. Analogien [...] sind nicht allzu häufig, besondere ethnische Relevanz ist nicht erkennbar.
aus: H.Losert / A.Pleterski: Altenerding in Oberbayern. scripvaz-Verlag 2003, Band I, S.78 Taucht also nicht nur in Straubing auf, wobei es in Klettham wohl vergleichweise selten ist (elf klare Nachweise, wenn ich jetzt auf die Schnelle richtig geschaut habe). Fünf der bestatteten Frauen hatten Fibeln, die restlichen Gräber waren "bescheiden bis durchschnittlich" ausgestattet.
 
Huch habe da wohl eteas zu schnell reagiert. Das kopieren von Buchteilen fällt unter Copyriht, wenn man es aber abzeichnet sieht es vielleicht anders auch? Das müsste man nachprüfen, aber ist eigentlich auch eine Art Kopie.
 
Es kann keine Kopie sein wenn ich es selbst Zeichne. Wenn es so wäre dürfte ich ja garnichts abzeichnen. Und so exakt wie ein Kopierer ist ja hier wohl niemand.
 
Danke Perchta, das war echt informativ. Zu den Grabbeigaben in Straubing / Alburg : es ist echt erstaunlich, wie reich viele Gräber ausgestattet waren. Ich hab mich auch über die vielen altrömischen Beigaben gefreut, die z.b. an Gürtelgehängen gefunden wurden. Wenn ich mal die Zeit hab, zeichne ich doch eines der Geflechte ab und stelle es rein und fasse mal zusammen, mit Hinweis auf die Quelle, wieviele Geflechte sie gefunden haben. Demnächst, -- vielleicht interessiert es doch einige Die römischen Altfunde stell ich mal gleich rein, die hab ich höchstpersönlich aus den Büchern zusammengetragen-- ist also meine eigene Recherche Quelle :
Hans Geisler​
Das frühbairische Gräberfeld Straubing-Bajuwarenstraße. In den Gräbern, rund 900 an der Zahl, fanden sich diverse altrömische und ältere Stücke. Durch die Lage und manchmal die Anzahl der Stücke kann man davon ausgehen, daß es sich nicht um Zufallsfunde aus früheren Zeiten handelt, sondern um damalige "Antiquitäten", die in Gebrauch waren. Die Gräber stammen aus der Zeit des 6. Jhd. Ich weiß von einem Alamannischen Grab, das mittlerweile als das " Grab des Antiquitätensammlers " bezeichnet wird und in dem man diverese römische Lampen , Münzen und andere Gegenstände fand. Hier mal eine Aufstellung meiner Recherche : Grab 22 erwachsener Mann : Fragment einer Lanzenspitze, röm. Grab 34 erwachsener Mann : Kniefibel, L 4,2cm , Bronze mit unverzierter Kopfplatte, röm. Grab 53 erwachsene Frau : Fibel, Bronze L 3,4 cm, in Pelta Form durchbrochen, Spiralachse und würfelförmiger Endknopf , röm. Grab 77 erwachsene Frau : Münze, Bronze, 4. Jhd. röm. Grab 106 erwachsener Mann : Münze, Bronze , 4. Jhd. röm Grab 149 erwachsene Frau : Fibel, Bronze, zweiglied. Armbrustfibel, L 3.9 cm , röm. Grab 238 Mädchen 15 J : Schwertriemenhalter Bronze- röm.---- in dem Grab fand sich auch ein Spathabeschlag Grab 243 alte Frau : Beschlag, Silber gegossen röm. Grab 248 erwachsene Frau : oval - geschlagener Ringstein, transluzid - Karneol. L 1,6 cm B 2,9 cm röm. Grab 257 erwachsene Frau : Bronzelöffel gegossen , am Griffansatz oben zweifach profiliert, rückseitig Absatz und die Schale auslaufende Verstärkungsrippe, Stielende abgebrochen, hat noch eine L von 9,1 cm , B 2,1 cm , röm Grab 257 erwachsene Frau : Münze , stark koridiert, röm ? Grab 258 Mädchen 10-11 J : Omega Fibel , Bronze, Nadel mit geschlossener Öse, Dm 3,8 cm , röm. Randfragment einer Terra - Sigillata - Schüssel, röm. Grab 267 Mädchen 6 J : Ringfibel aus Bronze, punziert röm. Grab 281 erwachsener Mann : Bronzemünze, 268 / 275, Claudius II, röm. Grab 286 Kind , circa 10 Jahre : Omega Fibel, Bronze Dm 3,1 cm , röm. Grab 289 erwachsene Frau : Schiebeschlüssel mit Blockbart, Eisen, röm. Grab 316 erwachsener Mann : Keramikfragment, vorrömisch Grab 320 erwachsene Frau : Siegelring, Bronze, Dm 2,3 cm , in die Platte ist da Motiv eingetieft. Bildfläche : umgeben von einer Linie, die leicht gepunktet ist. In diesem Tondo ist tief das Motiv eingetragen. Es ist ein Hippokamp, von dem der Pferdekopf und Hals dargestellt sind, links davon zwei sehr verkürzte Beine, dahinter das Schwanzende mit einer Schwanzflosse. Ein, in der Glyptik, sehr seltenes Motiv und ist wahrscheinlich eine Einzelanfertigung. röm Grab 329 erwachsener Mann : halbierte Silbermünze, Denar 219 / 222, Elagabal, röm. Grab 335 erwachsener Mann : Wandfragment, Keramik vorrömisch Grab 370 erwachsener Mann : Bronzepfeilspitze mit Ansatz einer Schlitzhülle, L 2,7 cm vorrömisch Grab 381 Mädchen 7 J. : durchlochte Münze, Silber , Denar des Pius für Faustina II, nach 161 n. Chr., röm Grab 387 erwachsene Frau : Bronzemünze, Antonius des Gallienus, 259 / 268 . röm. Grab 421 Mädchen, 1 - 2 J : durchlochte Münze. Bronze 307 - 361 Constantin oder Söhne , sehr abgegriffen, röm. Grab 440 erwachsene Frau : Bronzemünze Gallienus 259 / 268 röm. Grab 455 Mädchen, 5 - 6 J : Ringfibel, Eisen , rhomb. Ringquerschnitt, Dm 4 cm , röm. Grab 467 erwachsener Mann : Bronzemünze , Hadrian 119/122 röm. Grab 471 Junge, 15 J : Bronzemünze, Sesterz, Severus Alexander, 222/ 235 röm. Grab 490 erwachsener Mann : Fibel mit Pferdefußkopf, Bronze,röm. Fibel auf Bügel Nielloeinlage, vorröm. Hallstadtzeit Grab 495 erwachsene Frau : Terra - Sigillata - Fragment , röm. Grab 500 erwaachsene Frau : Bronzemünze Probus 176 / 282 röm. Grab 520 erwachsene Frau : Bronzefragment röm ? Grab 527 erwachsener Mann : peltaförmiger Beschlag, Bronze gegossen am linken Knie, L 2,6 cm , röm. Grab 532 erwachsener Mann : Glasfragment, transluzid - grün mit Schlieren, Lg 7,2 cm röm. Grab 535 erwachsene Frau : Dreiecksbeschlag, Bronze verzinnt , breites Ende als gespaltene Lasche geformt, Abschluss rillenverziert. im Nietloch Eisenrreste 5,8 cm röm ? Melonenperle türkisblau röm. Grab 600 erwachsene Frau : Bronzefibel , L 4,6 cm, Grab 603 erwachsene Frau : Bronzehülse , nahtlos L 3 cm röm ? Grab 605 erwachsener Mann : zweigliedrige Bronzefibel röm. Grab 610 alte Frau : Griff von Schiebeschlüssel, L 4,6 cm. Bronze röm. Grab 611 Mädchen 4 J : gegossenen Leiste aus 4 Ringen Bronze L 3,9 cm röm ? Grab 627 erwachsene Frau : Bronzelöffel mit birnenförmiger Laffe röm. Grab 631 erwachsene Frau : Zierknopf Bronze röm. Grab 653 Mädchen 12 J : kreuzförmig durchbrochene Zierscheibe, Silber gegossen, 2,3cm röm. Bronzemünze Licinius 313 / 315 röm. Bronzemünze Constantin 316 röm. Bronzemünze 4. Jhd. röm Grab 667 erwachsene Frau : Terra - Sigillata - Gefäß : Standring röm. Bronzemünze Gratian 378 / 383 röm. Grab 692 Mädchen 1 J : Radfibel Bronze. röm. Grab 704 erwachsener Mann : Omegafibel Bronze röm. Grab 717 erwachsene Frau : Bronzemünze Caracalla oder Elagalbal 198 / 222 röm. Grab 724 Mädchen 13 J : Bronzemünze 311 / 337 röm ? Grab 742 alte Frau : Bronzemünze Antonius Pius 138 / 161 röm Grab 744 erwachsene Frau : herzförmiger Anhänger, Bronze L 5,6 cm röm. Grab 745 erwachsener Mann : Spiegelscheibe , Bronze , verziert mit Reliefring , röm. Bronzemünze 268 / 275 röm ? Grab 746 Mädchen 2 J : peltaförmiger Beschlag, Bronze röm. Grab 755 Mädchen 6 J : bogenförmiges Fragment, Bronze gegossen röm. Grab 756 erwachsener Mann : Skalpellgriff Bronze mit eiserner Klinge röm. Grab 803 Mädchen 16 J : Ringfibel, Bronze mit Kreisaugen, röm. Grab 804 erwachsene Frau : Zapfhahn , Bronze gegossen, quergerippt, bis zum Zapfloch facettiert, L 4,1 cm Grab 806 erwachsener Mann : Bronzepfeilspitze, L 4,3 cm mit Textilresten vorrömisch Grab 817 Mädchen 5 - 6 J : Griffteil Bronze von Schiebeschlüssel und Gewebereste, Bronze , röm. Bügel von Zangenfibel, Bronze, röm. Bronzelöffel mit birnenförmiger Laffe röm. Grab 905 Mädchen 3 - 4 J : zweigliedrige Bronzefibel röm. Vorrömische Zeit Grab 91 erwachsene Frau : Ring, massive Bronze aus 2 stilissierten Widderköpfen, bzw. Phalli Dm 4 cm, 34,4 gr ( in Nemcice wurde ein Gegenstück dazu gefunden Latene-Zeit / 5. - 1. Jhd v. Chr. Grab 100 erwachsene Frau : Schichtaugenperle gelb Latene-Zeit Grab 257 erwachsene Frau : Augenperle, opak - gelb L 1,5cm Latene - Zeit Grab 526 erwachsene Frau : Glasperle blau mit gelben Augen Latene - Zeit Grab 546 junger Mann 17 - 18 J : Glasarmring, transluzid - blau,Fragment L 2,9 cm ( vergleichender Fund : Ostfrankreich, Schweiz, Mähren und Ostalpen ) Latene - Zeit Grab 603 alte Frau : Bohrkern aus Streitaxt neolitische Jungsteinzeit Grab 662 erwachsene Frau : Bronzenadel Bronzezeit Grab 806 erwachsener Mann : Glasarmring , Fragment 3,6 cm , dreieckiger Querschnitt, transluzid - purpur - violett , Latene - Zeit Grab 817 Mädchen 5 - 6 J : Knotenring, Bronze Dm 4 cm , Latene - Zeit Jetzt hab ich Euch eingetextet -- hihi :D
 
Mit Bajuwaren haben die aber alle wenig zu tun
Auf die Gefahr hin, mich total zu blamieren: wenn ich Astrid richtig verstehe, sind das alles Gräber von Bajuwaren. Nur haben die sich ganz gezielt mit Fundstücken aus früherer Zeit ausgestattet. In Straubing hatte es ein Römerkastell gegeben (Sorviodurum, wenn ich das gerade richtig gegoogelt habe), und anscheinend hat man sich da bei den Überresten großzügig bedient.
Jetzt hab ich Euch eingetextet -- hihi :D
Rache ist süß, oder wie? *g* - Ernsthaft, vielen Dank. Ich schaue zwar auf solche Fachdaten immer wie die Katze auf den Kalender, aber ab und zu bleibt doch ein Körnchen Info hängen. Die Bemerkung mit dem "Antiquitätensammler" finde ich auch lustig. Das Gräberfeld Straubing-Bajuwarenstraße ist ja, wenn die Angabe stimmt, auch sehr stark bereits zeitgenössisch beraubt (zu 80%, steht bei Losert). Das ist auch nicht überall so. In Klettham/Altenerding liegt die Beraubungsquote nur bei 3,9% (und da sind wahrscheinlich sogar noch Störungen durch Tiere mit eingerechnet). Anscheinend variierte der Umgang mit den Toten von Ort zu Ort sehr stark, trotz gleicher Zeitstellung und politischer Zugehörigkeit. Finde ich total interessant.
 
So hab ich das gemeint Perchta : die römischen Fundstücke wurden von den Bajuwaren aus Straubing / Alburg als Gegenstände benützt und anscheinend, da die Gräber zwischen 500 und 600 n. Chr. angelegt wurden, auch von Generation zu Generation weitergegeben. Ich finde das schon erstaunlich. Die römischen Münzen wurden oft im Gürtelgehänge getragen. Manchmal halbiert und durchbohrt, manchmal als ganze Stücke. Die lagen nicht einfach nur zufällig in der Grabgegend, sondern waren Teil des Lebens. Mit der Aussage von Losert stimme ich nicht ganz überein. Wie ich die Bücher lese, möchte ich von einer zeitgenössischen Beraubung von höchstens 30 % ausgehen. Tatsächlich gibt es viele gestörte Fundlagen, die aber, schaut man sich den Bebauungsplan von Alburg an, doch eher von neuzeitlicher Störung wie Kanalverlegung, Baggerarbeiten usw. zustande kamen . Aber gut -- ich spiel mich hier nicht als Archäologe auf. Sicher ist aber : währen alle Gräber in Takt, hätte man noch viel mehr an römischen Altfunden ausgegraben
 
Nun noch mal zu den Ringpanzergeflechten : In dem Gräberfeld Straubing / Alburg wurden 819 Gräber gefunden. Nach meiner Recherche an den zuzuordnenden ( Geschlecht ) Gräbern waren davon 287 Frauengräber. In folgenden wurden Ringpanzergeflechte gefunden : Grab 66 / junge Frau / neben linkem Oberschenkel /Ring dm 14 mm / Gew. 21 gr Grab 91 / erw. Frau / zerstört / Ringpanzergeflecht auf Zerstörungskante / Ring dm 10 mm / Länge 43 mm Grab 238 / junge Frau / zwischen Knie und Unterschenkel / Ring dm 15 mm /Ringe vernietet / Eisen / flacher Querschnitt Grab 248 / erw. Frau / am linken Oberschenkel / mit Leder - und Textilresten verbacken / Ring dm 13 mm / Gew. 14,8 gr Grab 253 / erw. Frau / RPG im Störungsbereich / Eisen / Ring dm 7 mm / Gew. O,8 gr Grab 317 / erw. Frau / auf der Brust / Eisen / Ringe vernietet / Ring dm 13 - 14 mm Grab 432 / erw. Frau / linker Beckenteil / Eisen / Ring dm 14 mm Grab 479 / erw. Frau /zw. den Oberschenkeln / mit Tetilresten / Ring dm 15 mm / Gew. 30, 7 gr Grab 500 / erw. Frau / zw. den Oberschenkeln / Ring dm 11mm Grab 653 / junge Frau / neben l. Oberschenkel / Eisen / Ring dm 15 mm / gew. 30 gr Hier interessant : die Frau hatte neben diversen Fibeln und vielem sonstigen Zubehör 210 !!!! Perlen und auch Rohmaterial für die Perlen Grab 667 / erw. Frau / neben linkem Oberschenkel / Eisen / Ringe in 2 Größen / dm 10 - 15 mm / größere Ringe vernietet / Tetilreste Nun wäre für mich interessant : wurden die Geflechte extra angefertigt oder waren sie vielleicht Überbleibsel von Ahnen ? Hatten sie wirklich Amulettcharakter oder waren sie nur Schmuck? Auffällig ist : je reicher ein Grab ausgestattet ist umso wahrscheinlicher ist der Fund von Ringpanzergeflechten. Wäre eine Recherche wert !
 

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Kann ich jetzt nur vermuten: 1. Die Zeichnungen lassen nicht allzu viel erkennen, aber bei 248 scheint es sich um eine Kette zu handeln, nicht um ein flächiges Geflecht. An einer solchen Kette könnte ein Objekt (z.B. am Gürtel) gehangen haben. Meine Frau etwa trägt auf diese Weise ihren Truhenschlüssel. Hier könnte es sich also tatsächlich um eine spezielle Anfertigung handeln. 2. Bei den anderen legen Maße, Machart und Form der Ringe mir nahe, auf römische Überbleibsel zu tippen. Also keine spezielle Anfertigung. Über den Zweck kann ich nur mutmaßen, aber mir fällt da ein ganz profaner ein: Reste von Kettengeflecht eignen sich vorzüglich zum Reinigen hartnäckig verkrusteter Töpfe, quasi als eine frühe Form von Stahlwolle (Ako-Pads) Warum man der Dame nun allerdings - wenn dieser Zweck der Teile zutreffen sollte - einen Putzlappen mit ins Grab geben sollte, weiß ich nicht. Ich gebe allerdings zu bedenken - und deshalb habe ich diesen möglichen profanen Zweck auch angeführt - dass wir, Laien wie Archäologen, dazu neigen, einem Phänomen, das wir uns nicht erklären können, automatisch kultischen Charakter zuzuschreiben. Damit überkulten wir jedoch sicherlich das alltägliche damalige Leben in unzutreffender Weise. M.E. hat der Großteil der als kultisch eingestuften Objekte in Wahrheit einen ganz profanen Zweck gehabt. Das aber nur nebenbei.
 
Deshalb, Panzerreiter, bin ich auch vorsichtig mit meinen Vermutungen. Ich hab übrigens, so gut es ging, die Fotos eingestellt. Was Du ( und auch ich ) als Kette vermutest, wird tatsächlich als Ringpanzergeflecht beschrieben. Und frage nicht, was mich die Zeichnungen Schweiß gekostet haben. War gar nicht so einfach, die Verschlingungen zu zeichnen.Ich hoffe, daß wir mal eine Doktorarbeit darüber finden mögen. Interessieren würd`s mich schon sehr, was das auf sich hatte. Waren ja nicht unbedingt ein Schmuckstück, besonders, wenn man sie mit den wunderschönen Fibel, Perlenketten, Kämmen usw. vergleicht. Römische Überbleibsel denk ich, sind sie nicht, da besonders in unserer Gegend alles speziell auf die römische Zeit überprüft wird. Wie Perchta schon schrieb , war Soviodorum ein großes römisches Lager mit über 1000 Mann. Und Straubing aalt sich heute in den römischen Funden, die im Straubinger Gäubodenmuseum die Hälfte der Ausstellung macht. Für die Bajuwarischen Funde, obgleich sie wirklich allein aus Straubing / Alburg ein komplettes Museum füllen könnten, bleibt eine einzige Vitrine !!! Nicht mal den Hobel, den ich hier im Forum auch beschrieben habe, konnten sie ausstellen. Der verrottet irgendwo im Kellerarchiv.
 
Mit der Aussage von Losert stimme ich nicht ganz überein. Wie ich die Bücher lese, möchte ich von einer zeitgenössischen Beraubung von höchstens 30 % ausgehen.
Och, schade. Das nimmt der Sache die ganze Dramatik. Ein Nest voller hauptberuflicher frühmittelalterlicher Grabräuber in Straubing - die Story hätte was. Wäre was für die Bild-Zeitung gewesen. :D Ich kenne mich ja nun wirklich nicht aus, aber die Frage, inwieweit solche Grabfunde auch/nur kultischen Charakter hatten, hängt wohl damit zusammen, wie man die Gürtelgehänge der Frauen oder vielleicht sogar überhaupt das gesamte Fundgut in einer Grabstätte interpretiert? Ich meine: Trugen die Frauen das Zeugs am Gürtel mit sich rum, weil sie's für die täglichen Tätigkeiten brauchten und deshalb dauernd dabei haben wollten (also quasi als Ersatz fürs heutige Handtäschchen), oder war das Gürtelgehänge Teil einer besonderen Tracht ("Sonntagsstaat") und kam gar nicht täglich zum Einsatz? Hatten Frauen, die solch aufwendige Gürtelgehänge trugen, es überhaupt nötig, zu arbeiten? Und sind die Beigaben im Grab tatsächlich Dinge des täglichen Lebens, die man dem Verstorbenen mitgab in der Annahme, daß er sie im Jenseits noch braucht? Oder sind es symbolische Gesten, wie die Blumen, die wir heute ins Grab werfen, oder die Haare, die Frauen sich gelegentlich abschnitten, um sie ihrem Mann in den Sarg zu legen? Das sind Fragen, wo ich als Laie einfach passen muß. Und eigentlich hängt davon ziemlich viel ab, wenn es darum geht, aus dem Inhalt eines Grabes auf Aussehen und Lebensumstände des Verstorbenen zu schließen. - Mir ist schon aufgefallen, daß zum Beispiel das Duo Losert/Pleterski, das sich mit Altenerding beschäftigt hat, sehr vielen Dingen (Scheren und Ahlen z.B.) Symbolcharakter zuweist, die für mich erst mal nach ganz normalem Haushaltskram klangen.
Und Straubing aalt sich heute in den römischen Funden, die im Straubinger Gäubodenmuseum die Hälfte der Ausstellung macht. Für die Bajuwarischen Funde, obgleich sie wirklich allein aus Straubing / Alburg ein komplettes Museum füllen könnten, bleibt eine einzige Vitrine !!!
Immerhin habt ihr ein schönes großes Museum in Straubing. Bei uns vor Ort im alten "Heimatmuseum" gab es auch exakt eine Vitrine vom gesamten Gräberfeld (mit einer Spatha, ein paar Perlen und 'ner Gürtelschnalle, meine ich). Der Rest ist wohl komplett in die Prähistorische Staatssammlung in München gewandert. Zur Zeit wird das Erdinger Museum umgebaut, und 2012 soll eine neue vor- und frühgeschichtliche Abteilung eröffnet werden. Ich hoffe ganz lokalpatriotisch auf ein bißchen mehr zum Gräberfeld.
 
Mir ist schon aufgefallen, daß zum Beispiel das Duo Losert/Pleterski, das sich mit Altenerding beschäftigt hat, sehr vielen Dingen (Scheren und Ahlen z.B.) Symbolcharakter zuweist, die für mich erst mal nach ganz normalem Haushaltskram klangen.
Naja, nachdem die Person im Grab in naher Zukunft keine Verwendung mehr für Haushaltskram oder sonstige Dinge des täglichen Bedarfs haben dürfte, kann man so ziemlich alles, was da mit drin liegt, per se als Symbol interpretieren. Sobald ich jemandem etwas aus seinem alltäglichen Leben in's Grab mitgebe, begehe ich mehr oder weniger einen symbolischen Akt. Meinem Opa etwa haben wir damals sein Leichenhemd ausgezogen, dem Bestatter zurückgegeben, der ihm das wohlmeinend angezogen hatte, und ihn dann in seinem alten, karierten Lieblingshemd beerdigt. So, wie ihn der Profi beerdigen wollte, wäre er in seinem Leben nie rumgelaufen. Da würde mich nun interessieren, was der betreffende Archäologe nun so zu denken pflegt, wenn er etwas interpretiert. Wenn er der einfachen Logik folgt: Grabbeigabe = Symbol, dann kann ich da grundsätzlich schwer was dagegen sagen, wie oben erwähnt. Recht hat er. Wenn ich nun die Logik erweitere und definiere Symbol = Kult, dann habe ich das begrifflich so festgelegt, dann ist das alles einfach eine Frage der Definition. Unter dieser Begrifflichkeit hat also jede Grabbeigabe kultischen Zweck, auch wenn sie vordem einem banalen, alltäglichen Zweck gedient haben mag. Uns interessiert halt in diesem Falle (wie in den meisten Fällen), welchen Zweck die Beigabe gehabt haben mag, bevor sie im Grab landete, falls es für sie ein Davor gab. Das dürfte bei besagten Objekten erst dann beantwortbar sein, wenn man sie in einem Zusammenhang außerhalb eines Grabes (auch gerne in Bild- oder Textquellen) findet. Dann muss allerdings wiederum eine klare Zuordnung zum weiblichen Alltagsleben möglich sein, denn Reste von Kettengeflecht werden ansonsten als eben genau das interpretiert werden: Reste von Kettengeflecht, sprich: Rüstungsteil. Eine solche klare Zuordnung dürfte schwer möglich sein. Wir können also vermutlich noch lange weiter spekulieren.
 

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