Färben mit Schilfblüte

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Reena

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Hallo, ich wollte mal fragen, ob jemand hier Ahnung/Erfahrung davon hat, wie man mit Schilfblüten färbt. Beizen? Welche Menge Schilfblüten auf 1kg Wolle, etc. Und wie siehts da in historischer Hinsicht aus? Grün als Doppelfärbung war ja nicht gerade günstig, gabs auch Schilfgefärbtes? Oder weiss man ob dieses helle grün einfachnicht so beliebt/modern war? Auf den meisten Bildern sieht man ja fast nur rot und blau... LG Reena
 
Hi, also ich hab vor ein paar Wochen eine Probefärbung mit Schilfblüten gemacht (Verhältnis 1:1 mit frischen Blüten) und bin begeistert! Ohne Vorbeize ergibt es das übliche Gelb, wenn man jedoch mit Alaun vorbeizt bekommt man ein tolles grün (wie du schon sagtest ein relativ helles) - ohne nachentwickeln wohlgemerkt. Historisch belegt weiss ich leider nichts, aber die Schilfpflanze gabs natürlich damals auch schon bei uns. Ich hoffe ich konnte ein bisschen helfen. lg Lethen
 
Hallo Lethen, wie lange beizt du denn vor? Meinst du man könnte das grün doch noch "grüner" also dunkler bekommen? wenn ja wie? ?( Habe irgendwo im internet mal ein Foto von schilfgefärbtem Wollstoff gesehen, das war richtig Kiwigrün. So würde ich auch gerne meine Wolle färben. Vielleicht kann mir janoch jemand witerhelfen in Bezug aufs historische? Danke
 
im Buch von der Dorothea Fischer "Naturfarben auf Wolle und Seide" wird für Olivgrün folgendes vorgeschlagen: 400 % Schilfblüten 3 Std. in kaltem Wasser einweichen, Beize mit 14 % Alaun für 1 Std kochen, dann 3 % Eisensulfat zufügen und durch Stufenfärbung und Zufügen von mehr Eisensulfat die Farbe vertiefen. Oder Verwendung von Eisenwasser für die Weiterentwicklung. Oftmals liegt die Farbintensität auch an der Menge der Färbedroge, vielleicht ist 1:1 wirklich zu wenig, im Buch ist minimum 2:1 angegeben im Verhältnis bzw. fürs Grün eben 4:1. btw: Falls du das Buch noch nicht hast, ein Kauf zahlt sich definitiv aus! :D
 
@Firiel: Super! Ich werd auch gleich mal gucken, ob ich dieses Buch bekomme/bestellen kann, ist vielleicht gar ned schlecht, wennich alles zum nachlesen hab und ned aus dem Kopf rumexperimentieren muss. Danke
 
Ich habe schon mit Schilfblüten gefärbt. Gebeizt habe ich mit Kaltbeize und gefärbt dann wie Dorothea es angibt mit 400 % Droge. Das Grün ist einfach unschlagbar. Selbst im 3. Zug ist es noch wunderschön. Leider läßt sich ja historisch (naja, je nachdem, wie weit man zurückgeht) oft nicht sagen, womit gefärbt wurde. Die wenigen Farbstoffe, die sich nach so langer Zeit meist nur nachweisen lassen, sind ja an einer Hand abzuzählen, wie z.B. Purpurin + Alizarin aus der Krappwurzel = rot, Alizarin allein = Labkrautwurzel = rot, Indigo aus Waid = blau und Pyrogallol + Hydrojuglon aus den grünen Walnußschalen = braun. Ansonsten sind es fast immer ausschließlich Flavonoide, die zur Färbung kommen, wie die in Birkenblättern, Goldrute, Rainfarn, Brennessel usw. Und die haben die Zeit leider nicht überdauern können. Man kann sich eigentlich nur daran orientieren, welche Pflanzen zu der Zeit in der Region gewachsen sind. Wobei man dabei nicht vergessen darf, daß es erst in unserer heutigen Zeit üblich ist, das Vieh einzusperren auf Weiden. Vorher hat das Vieh alles mögliche wie z.B. Löwenzahnblüten abgefressen und die waren damit nicht so häufig wie heutzutage (wie sagt Prof. Dr. Kroll - Archäobotaniker der Uni Kiel so gern: "Das Unkraut ist die Rache für das eingesperrte Vieh" :D :D ) Somit wären manche Färbungen theoretisch möglich, praktisch aber nicht ...... :D LG Maren
 
also ich hatte eine Stunde köchelnd gebeizt. Das mit der Kaltbeize hab ich auch schon öfter gelesen, kannst du mir mal sagen, was damit genau gemeint is? Einfach eine kalte Alaunbeize? Es kann auch sein, dass meine Farbe nicht so dunkel wurde, weil die Blüten eigentlich noch zu jung waren (zur Zeit sind sie klasse bei uns!)
 
Die Kaltbeize AL kaufe ich immer als Pulver zum Anrühren bei : http://www.textiles-werken.de/shop.html . man kann sie sich aber auch selbst machen: Rezept für die kalt anzuwendende Tonerdebeize mit Alaun nach J. Harborth: 100 g Alaun heiß auflösen, kalt werden lassen, dann 73 ml Essigessenz 25%ig dazugeben 31 g kalzinierte Soda (oder 84g Kristallsoda ) in einem anderen Gefäß kalt auflösen und vorsichtig nach und nach zufügen. Achtung: die Mischung braust auf! Wenn zu viel nachgeschüttet wurde, kann die Tonerde ausfällen! 10g Weinsäure einstreuen. Wasser zugeben, bis 5 l erreicht sind. Diese Beize ist monatelang haltbar, es kann damit immer wieder gebeizt werden: Die gewaschene trockene Wolle einlegen, gut unterdrücken, bis alle Luft entwichen ist und ca. 12 – 24 Stunden bei frisch angesetzter Beize, sonst meiner Erfahrung nach besser mehrere Tage oder 1 Woche darin liegen lassen, spülen, färben. Die Beize braucht nach dem 1. Gebrauch nicht weggeschüttet zu werden, es kann immer wieder Wolle eingelegt werden. Wenn einmal schnell gebeizt werden soll: 1 Stunde bei 50° beizen, gelegentlich umrühren. Bei höherer Temperatur fällt die Tonerde aus und setzt sich am Boden ab. Im Laufe der Zeit setzt sich auch bei der Kaltbeizung die Tonerde mehr und mehr am Boden ab. Wenn sie ganz ausgefällt ist, ist die obenstehende Flüssigkeit unwirksam geworden. Wirksamkeit testen: etwas von der obenstehenden klaren Flüssigkeit in einem kleinen Topf erhitzen, wenn sie klar bleibt, ist die Beize verbraucht. Wird sie milchig, kann sie noch weiter verwendet werden, dann aber die Wolle mindestens eine Woche in der Lösung liegen lassen. :D :D LG Maren
 
Super, vielen Dank, dann steht der färberei hoffentlich nichts mehr im Weg. Naja, bis auf eines: ich muss die Blüten ja noch sammeln :D @Hrefna: Danke fürs Rezept und:
Die wenigen Farbstoffe, die sich nach so langer Zeit meist nur nachweisen lassen, sind ja an einer Hand abzuzählen, wie z.B. Purpurin + Alizarin aus der Krappwurzel = rot, Alizarin allein = Labkrautwurzel = rot, Indigo aus Waid = blau und Pyrogallol + Hydrojuglon aus den grünen Walnußschalen = braun.
Wo findet man denn solche Infos? Hast du da ein Buch, das du mir evtl empfehlen könntest? Danke und LG Reena
 
Schweppe, Handbuch der Naturfarbstoffe. Ist jedoch bereits antiquiert und kostet 100 Euro ca. aufwärts...
 
Auweia, :kopfhau also denn, sparen und alle trödler,antiquitätenhändler usw absuchen......
 
Ja, amazon wäre ne möglichkeit, muss nur immer für und wider abwägen, da für die Schweiz immer horrende Versandkosten berechnet werden.
besonders dreist hingegen finde ich diesen ankäufer :kopfwand
und dann kann er das buch für mind 70 € verkaufen... :thumbdown:
 
Achja, den Zoll hatte ich ganz vergessen. Letztes mal 25 CHF Zoll, dazu noch 30 CHF Versand, dafür kann man sich schon ein schönes Buch kaufen und die Darstellung für ein Jahr verschieben :D Zum Glück wohnen die Eltern in Österreich, da ists wenigstens um die Hälfte billiger mit dem Versand. Hab jetzt einiges bestellt und nach Kärnten liefern lassen, im Urlaub im Oktober hol ichs dann ab. Das gibt auch noch schön viel Beschäftigung für den Winter...
 

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