Erz für Rennofenverhüttung...

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Xerxes

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Hi Leute, bei unserer Suche nach geeigneten Erz für unsere weiteren Rennofenversuche mussten Timm und ich viele Umwege gehen. Während wir für Raseneisenerz eine recht gute Quelle haben, hatten wir große Probleme an andere "reinere" Erze zu kommen. Raseneisenerz hat nämlich in der Regel einen sehr hohen P-Gehalt und das daraus verhüttete Eisen ist für viele Projekte nicht geeignet. Bereits im Frühmittelalter wurden nachweislich im Fränkischen Reich (hier besonders im Harz, Erzgebirge und im Alpenraum) und in Skandinavien geologische Erze, also hämatitische und magnetitische Erze, verhüttet. Diese Erze haben generell einen sehr hohen FeO anteil, können aber auch "unerwünschte" Elemente wie Phosphor und Schwefel enthalten. Das Problem ist nun, dass die alten Lagerstätten schon lange erschöpft sind, bzw. unentdeckt, weil sie einfach für eine industielle Nutzung zu klein sind. Sich auf die Suche nach alten Lagerstätten zu machen, wäre ein echtes Mammutprojekt und würde sich wohl über Jahre hinziehen und viel viel Geld kosten. Daher haben wir uns entschieden, uns anderweitig nach hochwertigen geologischen Erzen umzusehen. Und das ist gar nicht so einfach. Die Mindestabnahmemengen von großen Erzlieferanten liegen meist so bei 20t. Zudem sind längst nicht alle Sorten, die man auf dem internationelen Markt finden kann, für die Rennofenverhüttung geeignet. Nach langer Suche und Recherche hab ich eine "einmalige" Quelle gefunden bei der wir eine etwas kleinere Menge gutes Erz beziehen konnten. Das Erz ist ein "Carajas Sinterfeed" Feinerz aus Brasilien. Das Erz ist bereits zerbröselt aber nicht weiter aufbereitet. Es liegt also so vor, wie es aus dem Berg kommt, nur eben zerkleinert. Gestern hab ich 1,5t von dem Erz abgeholt und bei Timm eingelagert, das sollte für die nächsten Rennöfen reichen. Hier die chemische Analyse mit den wichtigsten Werten: FeO > 90% Fe (total) = 60,94% SiO2 = 6,21% Al2O3 = 1,32% CaO = 1,55% P = 0,027% S = 0,003% Unten noch ein paar Bilder, leider in schlechter Qualität. Mit Handy und war schon dunkel. Der nächste Ofen wird wohl, wenn alles klappt, anfang nächster Woche auf Reise gehen... Gruß Jannis
 

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Hey, spannend - ich arbeite auf/in so einer alten Erzlagerstätte (Iberg bei Bad Grund/Harz), sollte ich wider Erwarten auf eine abbauwürdige Menge stoßen, die vergessen wurde, gebe ich euch gern Bescheid! Diese Aktion läßt sich nur noch durch den eigenen Abbau toppen, glaube ich... ich finde euch herrlich verrückt und ihr habt meinen vollsten Respekt!!!
 
ich sehe uns schon beim Abbau in Gewandung. :D :huh: :ups
 
Och, so verrückt ist das doch gar nicht... :D Weiterentwicklung ist Leben pur! Gruß, Timm
 
Hi Leute, ja, mann muss wohl schon etwas verrückt sein, für sowas;-) Aber es macht schon einen heiden Spaß und es ist was ganz besonderes, wenn man Klingen und Werkzeug aus seinem eigenen Stahl herstellen kann. @ Tjorven: Das ist schon interessant. Für nen einmaligen Versuch würden auch 40-100 Kg von einem Erz reichen. Spannend wäre es allemal, ein einheimisches Erz zu verhütten. Das Gute bei einer größeren Menge ist allerdings, dass man viel rumprobieren kann und den Rennofenprozess ideal auf das jeweilige Erz einstellen kann. Ich hoffe, dass wir mit etwas Übung gezielt hoch und niedrig gekohlte Luppen herstellen können... Gruß Jannis
 
Ich bin platt - meine Hochachtung !! Habe mich mal längere Zeit mit dem mittelalterlichen Bergbau auf Gold, Silber und Arsen beschäftigt und dabei bei mehreren Erzwegen mitgearbeitet. Wenn´s interessiert: www.erzwege.at - da stellen wir unsere Ergebnisse vor ...
 
Im Siegerland müßte für euer Projekt noch genug rumliegen, die haben früher als im Harz aufgehört
 
So, liebe Leute, bereits letzten Dienstag haben Timm und ich einen weiteren Rennofen mit dem neuen Erz gefahren. Ich komm aber erst jetzt dazu, ein paar Infos einzustellen. Zur Ofenreise: Wir haben den Ofen um 07:30 Uhr angefeuert und in ca. 20 Chargen ca. 80 Kg Erz verhüttet. Wir haben ein Erz:Kohle Verhältnis von 2:1 gefahren. Die Reise ging sehr lange und zum Schluss haben wir den Ofen wohl etwas zu früh aufgemacht. Wir hätten ihn lieber noch in Ruhe ausbrennen lassen aber dafür hatten wir leider keine Zeit. Auch so waren wir erst zwischen 21:30 und 22:00 Uhr fertig. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl ich gestehen muss, dass wir bei dem Hochwertigen Erz mit einer höheren Ausbeute gerechnet hätten. Die Luppe, die ihr auf den letzten Bildern sehen könnt, wiegt ca. 17 Kg. Allerdings kann ich noch nicht sagen, wie kompakt sie ist, weil ich es zeitlich noch nicht geschafft habe, sie zu zerschneiden. Erste Flexversuche lassen auf ein gut gekohltes Material schließen... Bin gerad etwas kurz angebunden, vielleicht gibt Timm ja noch ein paar mehr Infos... Gruß Jannis
 

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Das ist mal ne geile Art sich mit seinem Hobby auseinander zu setzen... Hammer geil was ihr das macht, bin schon gespannt auf die nächsten Versuche! Muss jedoch gestehen, dass ich mich erst mal in das Thema einlesen musste um zu verstehen was ihr da überhaupt macht. Mein Werkstoff ist Erde und Stein und ich haben keinen blaßen Schimmer von Metallen.
 
Klasse, wünsch euch viel Erfolg und freu mich schon auf die nächsten Bilder und Berichte Jerome :)
 
Ups, hier die restlichen Bilder vom Schlackeanstick und der Luppe. Hab ich gestern irgendwie vergessen... Gruß Jannis
 

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Hey, das passt ja super nachdem ich gerade von einer Woche Rennofenrekonstruktion mit der Uni wieder daheim bin :D Stellst du noch mehr Informationen zum gewonnenen Eisen/Stahl ein? Und aus was für einem Material habt ihr den Ofen hochgezogen? Und als einheimisches Erz kann ich inzwischen Roteisenstein (Hämatit) vom Karlsmunt bei Wetzlar empfehlen ;). Einfach in den Wald gehen und aufsammeln, muss allerdings lange geröstet werden um´s zerkleinern zu können. lg, Philipp
 
Moin Philmo, zu welchen Ergebnissen seit ihr denn gekommen? Welche Aufbauten, welche Materialien? Habt ihr zufällig Analysen vom Harzer Hämatit? Der letzte Rennofen wurde aus Ziegeln aufgebaut, mit Lehm gemauert und verputzt. Die vorherigen (sind hier unter "Schmieden" beschrieben, "2 Rennöfen in Brobergen") haben wir aus ungebrannten Lehmziegeln aufgebaut. Den Ofentyp kann man allerdings auch komplett aus Lehm aufstampfen, das ist erprobt (von Alfred Bullermann). Offenbar funktionieren alle 3 Methoden recht gut, die geborgenen Ziegel können wir sogar wiederverwenden. Gruß, Timm
 
Genaue Daten habe ich leider noch nicht, Schlackeklotz und Luppe müssen erst noch nach Bamberg transportiert und ausgewertet werden. Allerdings waren wir selbst überrascht, wie gut das Experiment von statten ging. Unser Ofen war eine Rekonstruktion der Befunde der Grabung bei Wetzlar-Dalheim (spätlatène/frühe Kaiserzeit, germanisch), ca. 45 cm tiefe Grube und ein 85 cm hoher Schacht; die Grube war zur Düse hin angeschrägt, ansonsten nahzu senkrecht. Baumaterial war der lokale Lehm, 1:1 mit Sand gemagert, teilweise noch ein wenig Stroh, außerdem ein inneres Gerüst aus Flechtwerk. Betrieben haben wir den Ofen mit einem nichtauthentischen Doppelkammerblasebalg, wobei es für den verwendeten Ofentyp noch zu ergründen gibt, ob der Kamineffekt des Ofens alleine nicht auch für genügende Sauerstoffzuhr ausreicht. Genaueres kann ich im moment leider nicht sagen, da ich hier bei Snooker und Nudeln auf dem Sofa in Wunstorf, meine Aufzeichnungen aber in Bamberg liegen... Unserem Prof. zu folge soll es aber dazu auch noch eine Publikation geben. lg, Philipp edit: Analysen zum Harzer Erz habe ich nicht, aber ich Frage mal nach sobald ich wieder in Bamberg bin.
 
books.google.de/books?id=WKO-mQUQpGIC&pg=PA128&lpg=PA128&dq=Harzer+Roteisenstein&source=bl&ots=sUCjBZXSJi&sig=qlx-d0dvvH9pu0bmSKffz0eX7mw&hl=de&ei=Qd1oTpTFL8334QSEvIHVDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CDwQ6AEwBQ#v=onepage&q=Harzer%20Roteisenstein&f=false Zwischen 28 und 42% FE
 
Moin, die 28% Fe im Text dürften sich mit ziemlicher Sicherheit auf das anstehende Limonit beziehen. Hämatit hat bis zu 70% Fe, insofern dürften sich der Maximalwert von 42% darauf beziehen (Siderit könnte da auch rein passen, da max. 50% Fe). Eine genaue Analyse des noch zugänglichen Harzer Roteisensteins wäre aber schon interessant. Gruß, Timm
 
die 42%FE habe ich auch noch so im Kopf aus uralten Zeiten. Ich meine , es waren so 35-42% für Roteisenstein. Wegen der eingeschlossenen Gangart. Meine Unterlagen dazu sind nun nach einer Scheidung und 4 Umzügen sowie 35 Jahren leider wech. Das wurde nach meiner Erinnerung in Eisenhüttenkunde I WS 1974/75 erwähnt.
 
Der von uns verwendete Hämatit hatte einen Fe-Gehalt von 60-70%, meines Wissens ist eine Verhüttung im Rennprozess auch nur mit Erzen mit über 50% Fe-Gehalt möglich.
 

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