bestickte Säume

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user3444

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Hi, ich hätte da mal eine Frage zu Stickmustern am Saum. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass in der Manesse die Halsausschnitte sehr stark verziert waren, genau wie der Ärmelsaum. Wie wurde das gemacht, ist das eine Borte oder eine Stickerei und wenn ja welche Stickart und was für Muster? Oder waren es Applikationen mit Stickereien? oder gar Borten? ich hoffe da hat jemand eine Idee
 
Ich bin jetzt nicht die Fachfrau, versuche aber mal mein Bestes. Stickereien bzw. Borten - gerade im HoMi - sind umstritten. Häufig wurde eher auf die Qualität des Stoffes Wert gelegt, als auf Verzierungen desselben. Die Assessoirs (Fibel, Schapel, Gürtelschnallen, Bortenstrecker) waren eher das, was das Statussymbol ausmachte. Bei einer Living-History-Gruppe, die Ende 12. Jh. darstellen (IG Wolf ) und das auch ziemlich "A" betreiben, habe ich mal gesehen, dass dort einfach aus anderen Stoffresten (meist gemusterte Seidenbrokate) die Saumabschlüsse im Sinne einer Borte gefertigt wurden. Häufig auch mit Perlen bestickt. Aber das war halt Ende 12. Jh. Die Manesse enstand ja erst im 14. Jh (ab 1310), soll aber die Mode der letzten 70 Jahre (also ab 1340 etwa) darstellen. Schau mal hier , ein ähnliches Thema hatten wir schon mal.
 
Vielen Dank für den Hinweis. Das mit dem Borten am Saum wie du das glaub ich in dem verlinkten Thema schon erwähnt hast, denke ich meine ich. Wenn ich mir die Bilder in der Manesse anschaue, dann haben die dort sehr breite Borten/Sickereien (das ist hier die Frage ;-) ) an den Ärmelsäumen und sogar am Halsausschnitt. Auf dem Surcot genauso wie auf der Cotte. Nur weiss ich nicht ganz genau wie ich mir das Vorzustellen habe. Auf den Bildern sieht es aus als sei es aus Gold. Goldborten? mit Gold bestickt oder auch mit Blüten auf dem goldenen Untergrund? Codex Manesse ich hoffe ich darf den Link so eifügen?
 
Ich bin zwar in der IG Wolf, aber im 14. Jh. nicht zuhause. Da würde ich an die IG MIM (Quelle: IG Mensch im Mittelalter - IG MIM) als geeigneteren Ansprechpartner weiterverweisen wollen. Trotzdem habe ich vielleicht einen Tipp: Im kölner Schnütgen-Museum ist eine Albe aus dem 14 Jahrhundert ausgestellt, deren Ärmelabschlüsse mit bunten Stickereien verziert ist. Die Motive sind irgendwelche Tiere, die Stichart nach meiner Erinnerung Kreuzstich. Außerdem gibt es noch ein Amikt (Halstuch) aus dem 14. Jh., das ebenfalls mit einer Stickerein verziert ist. Wenn das eine angemessene Kleidung im kirchlichen Bereich war, dürfte es auch für den durchschnittlichen Adeligen gut genug gewesen sein.
 
"High-End" Textilien Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts sind mit Sicherheit die blaue Tunicella und die weiße Alba aus dem Krönungsornat der dt. KuK (heute in Wien http://www.khm.at/sammlungen/weltliche-schatzkammer/ausgesuchte-meisterwerke/ ). Beide haben sehr aufwendig bestickte Besätze an Ärmeln und Saum, die weiße Alba auch am Halsausschnitt - einfacher Seidenstoff mit aufgelegter Goldstickerei, Perlen, Applikationen und auch Brettchenborten. Modebildend zumindest in ihrer Zeit, ab 1250 denn eher traditionsbehaftet und "unmodern". Es gibt eine sehr schöne Publikation: Nobilis Officinae von den KHM in Wien mit sehr detailreichen Aufnahmen und Beschreibungen... Einfach zum Nachdenken und Recherchieren der eigenen Darstellung... Liebe Grüße, Sikla
 
Die sind mir auch als erstes in den Sinn gekommen - aber sie passen so gar nicht zum Stil des Codex Manesse, weil sie Ende des 1. Drittels des 12. Jh. entstanden, so dass bummelig 150 Jahre zwischen beiden liegen.
 
Hi Eilika, vom Ende des 1. Drittels des 12. Jahrhundert stammt der Mantel Roger II. (1133/34)und vermutlich die blaue Tunicella - zumindest weiße Alba (für Wilhelm II.) ist später und für sie wird die Umarbeitung zum heutigen Aussehen mit der Krönung F II 1220 in Rom in Verbindung gebracht. Die dafür verwendeten Borten sind älter (für W II), die Gestaltung des Gewandes aber durchaus zeitgemäß. Der in der Manesse verlinkte Gottfried von Neiffen wird zwischen 1230 und 1255 erwähnt (und im zeitgenössischem Gewand dargestellt??). Ich meinte den Verweis auf die Krönungsgewänder auch gar nicht so ausschließlich als Vorbild bzw. Quelle, sondern nur als "Hinterkopfgedanken" was alles möglich ist... Liebe Grüße, Sikla
 
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