Fränkisches Lager.

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S

Schmiddi

Guest
Hallo zusammen..... In diesem Thema möchte ich um Hilfe bitten beim aufbau eines Fränkischen Lagers um 800 n.Chr. Meine Frau und ich haben vor ein kleines Fränkisches Lager zu gründen. Da wir ursprünglich in unterschiedlichen Epochen dargestellt haben, und uns so kennenlernten,haben wir uns nun entschlossen etwas zusammen auf die Beine zu stellen. Vielen dank für jede Hilfe. :allah
 
Nachdem ja soviel kommt hier: Ihr möchtet also etwas ähnliches machen wie Ulrich und Alsuna, nur als Franken. Und in der wahnsinnig gut belegten Zeit um 800 ;) Ein Franke mit Frau (und Kind) auf dem Weg zu Verwandten oder so. Um 800 ist eine Zeit im Umbruch, Mode ändert sich, Politik ändert sich, Waffen ändern sich, die Sachsenkriege sind noch nicht ganz vorbei u.u.u. So 50 Jahre vorher oder 50 Jahre nachher gibts gute Belege, nur dazwischen hat sich sehr viel getan
 
Nachdem ja soviel kommt hier:
Wohl wahr... Der Eingangsbeitrag lässt doch viel Raum für Vermutung, was Schmiddi und seine bessere Hälfte nun konkret wollen und brauchen. Nachdem ich nicht ausführlich auf Fragen antworten will, die mir gar nicht gestellt wurden, und damit wahrscheinlich langweilen würde, hätte ich gerne etwas mehr Information zum Detail. Was wollt Ihr? Beschreib mal Deine Ideen und Träume etwas näher. Was habt Ihr schon? Dazu braucht man dann nicht mehr viel sagen. Wo seid Ihr Euch nicht sicher? Da kann man drüber reden. Was würde Ihr gerne wissen, habt aber bis jetzt nichts dazu gefunden? So wie das bis jetzt formuliert wurde, kann ich auch nicht viel mehr helfen, als ein paar Bücher oder Ausstellungskataloge zu empfehlen. Wobei selbst das heikel ist, da ich nicht weiß, wo Ihr steht, wie tief Ihr eisteigen wollt, was Ihr an Quellennähe gewohnt seid oder wünscht. Wollt Ihr Funde, Bild- und Schriftquellen (Funde der Löhrstraße / Stuttgarter Psalter / Capitulare de Villis / Gesta Caroli Magni)? Oder reicht Literatur? Wenn letzteres: Was für Literatur? Aufgearbeitete/kommentierte Quellen, sehr detailreich zu einem Spezialgebiet (z.B. Menghin: "Das Schwert im frühen Mittelalter")? Oder eher eine querschnittliche Übersicht (Riché: "Die Karolinger")? Oder lieber eine längsschnittliche ("Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Band 1, frühes und hohes Mittelalter")? Bereits mit Rekonstruktionsansätzen (Mechthild Müller: "Die Kleidung nach Quellen des frühen Mittelalters")? ... Was ich nicht will, ist, eine Titelliste meines Bücherschrankes abschreiben, in den Raum werfen und sagen: "Lest das erst mal!"
 
Nachdem ja soviel kommt hier: Ihr möchtet also etwas ähnliches machen wie Ulrich und Alsuna, nur als Franken. Und in der wahnsinnig gut belegten Zeit um 800 ;) Ein Franke mit Frau (und Kind) auf dem Weg zu Verwandten oder so. Um 800 ist eine Zeit im Umbruch, Mode ändert sich, Politik ändert sich, Waffen ändern sich, die Sachsenkriege sind noch nicht ganz vorbei u.u.u. So 50 Jahre vorher oder 50 Jahre nachher gibts gute Belege, nur dazwischen hat sich sehr viel getan
Danke Dir Wilfried :) Alsunna (die mit zwei "n") und ich versuchen uns ja in der Darstellung Sachsen um 700. Irgendwie bilde ich mir immer ein, genau 700 wäre am schlechtesten belegt. 100 Jahre früher oder später gibt es sooo viele tolle Funde... na egal, wir bleiben "unserer" Zeit treu. Grundsätzlich halte ich die Idee von Schmiddi für eine super Idee. Die Frage, wie eine Hilfe aussehen soll steht aber noch offen im Raum. Und wie der Panzerreiter schon gesagt hat, könnten wir die beiden jetzt mit Literaturempfehlungen zuballern. Aber das will ich auch nicht machen, weil das nur noch mehr verwirrt. Ich denke mal, das Alsuna (jetzt die mit nur einem "n") den richtigen Ansatz gebracht hat. Das Frankenbuch ist schon eine sehr gute Informationsquelle um sich einzulesen und dann darauf aufzubauen. Ich denke mal, dass Schmiddi diesen ersten Schritt mit seiner Holden allein gehen muss um dann, wenn es nötig ist, beim zweiten Schritt konkretere Fragen stellen kann. Ich bin immer bereit zu helfen (auch wenn es sich um Franken handelt) :p
 
ich verbessere mich, bis 650 und ab 830, dawischen haben die einen verbrannt und die anderen haben nix beigepackt. Und gemalt hat in der Zeit auch keiner was, was die Zeiten überdauert hat. Natürlich stechen einem die Belege anderer Zeiten immer ins Auge, man weiß ja nie was denen fehlt, nur was einem selber fehlt. Und dann will man ja auch möglichst genau die Region treffen, also nicht westfranke tragen, wenn Ostsachse drinsteckt. Ja , und dann die Unterschiede der Regionen ......, es wird immer kleinteiliger. Gabs in Sachsen, gabs das bei uns? Ich renne seit ~6 Jahren in überlieferter Kluft rum, weil ich noch nix genaues weiß und nicht "Grabkleidung" tragen will ....
 
ich verbessere mich, bis 650 und ab 830, dawischen haben die einen verbrannt und die anderen haben nix beigepackt. Und gemalt hat in der Zeit auch keiner was, was die Zeiten überdauert hat. Natürlich stechen einem die Belege anderer Zeiten immer ins Auge, man weiß ja nie was denen fehlt, nur was einem selber fehlt. Und dann will man ja auch möglichst genau die Region treffen, also nicht westfranke tragen, wenn Ostsachse drinsteckt. Ja , und dann die Unterschiede der Regionen ......, es wird immer kleinteiliger. Gabs in Sachsen, gabs das bei uns? Ich renne seit ~6 Jahren in überlieferter Kluft rum, weil ich noch nix genaues weiß und nicht "Grabkleidung" tragen will ....
;) Liegt es an der Uhrzeit? Deine Beiträge verwirren mich etwas Wilfried... :bahnhof Ja was kann man da raten... Lesen lesen lesen. Immer wieder Bücher ausleihen und lesen. Ausstellungen besuchen. Austauschen. Was gibt denn die Geschichte eures Wohnortes her? Da hätte man doch einen schönen Bezug und kann ggf mit dem örtlichen Heimatverein zusammenarbeiten. Die haben ja ab und zu Zugang zum örtlichen Fundgut.
 
OT ach , ist das lange her, das ich mal ne junge ,hübsche Frau verwirrt habe OToff Was Trug der Franke in der genannten Zeit? Gut , Beinlinge statt Hose?? Hemd, aber welcher Ausschnitt? Bruche, Wollkittel, wie lang?? Welche Farbe? Borte oder Webkante? Wollmantel, Rechteckmantel?? Oder Radmantel? Pudelmütze oder Zipfelmütze oder Hut? Filz oder Stroh? Wickelgamaschen oder lange Fußlappen? Fußteil an den Beinlingen? Welche Gürtelbeschläge? Hat er seinen Hof einem Großen verkauft und zurückgepachtet, also Freier oder lite, oder ?? Damit welche Waffen hat er dabei? USW
 
Damit überhaupt mal ein paar konkrete Antworten kommen: Für 800 (Schmiddi-Zeit):
Was Trug der Franke in der genannten Zeit? Gut , Beinlinge statt Hose??
Hose. Laut Dago sind aber auch vereinzelt Beinlinge plausibel
Hemd, aber welcher Ausschnitt?
Nennen wir das Hemd mal "Tunika". Vornehmlich Schlüssellochausschnitt, Schlitz meist mittig, gibt aber auch außermittige Funde (Bernuthsfeld z.B.) Für gewöhnlich rund, rechteckig wäre aber m.E. wegen der modischen Nähe zu Byzanz zumindest plausibel
Bruche, Wollkittel, wie lang??
Bruche wohl eher nicht. Wie die Unterhose im Detail aussah, weiß ich nicht, man sieht auf den Psaltern so selten Menschen in Unterhose. Kittel ist ein dehnbarer Begriff, es sind aber über der Tunika zum Witterungsschutz (Kälte / Nässe) Westen aus Wolle/Fell/Pelz mit oder ohne Ärmel belegbar (Kaise Karls Lieblingskleidungsstück soll eine Weste aus Otterfell gewesen sein)
So ziemlich alle sind machbar. Vorschriften gab es keine
Borte oder Webkante?
Bei Borte bin ich skeptisch. Die meisten Abbildungen sehen bezüglich der Randverzierung für mich eher aus wie bestickt oder appliziert. Angesetzte Webkante würde ich als Regelfall ebenfalls ausschließen.
Wollmantel, Rechteckmantel?? Oder Radmantel?
Gebrauchsmantel (Wettermantel) meist gewalkte Wolle, Repräsentationsmantel (Posermantel) leichterer Stoff. Sowohl Rechteckmantel (Sagum) wie auch Halbkreismantel (Paenula) möglich. Rechteckmantel zu dieser Zeit nur noch einfach gelegt, nicht mehr doppel wie vorher üblich. Mäntel oft mit Besatz, sowohl am Rand wie auch mittig querliegend möglich. Dieser Besatz bei Frauen gerne auch bestickt/appliziert, bei Männern eher uni. Rechteckmantel bei Männern auf der Hauptschulter (bei Rechtshändern rechts) gefibelt.
Pudelmütze oder Zipfelmütze oder Hut? Filz oder Stroh?
Strohhut als Sonnenschutz in der klassischen Form gab es wohl zu allen Zeiten, so auch bei den Fanken. Als Teil der typischen Tracht würde ich ihn gleichwohl nicht bezeichnen. Als "Standardkopfbedeckung" empfehle ich für die Frau eine Palla (langes Kopftuch) und für den Herrn, wenn er denn partout nicht barhäuptig gehen mag, was bei den Franken wohl er Normalfall gewesen wäre, eine prygische Kappe - vulgo auch "Schlumpfenmütze" genannt. (Ich für meinen Teil setze so ein Teil um nichts in dert Welt auf. Meine Eitelkeit lässt das nicht zu)
Wickelgamaschen oder lange Fußlappen?
Wadenwickel.
Fußteil an den Beinlingen?
eher nicht.
Welche Gürtelbeschläge?
Bei Weitem nicht mehr so protzig wie zu Merowingerzeiten. Eher schlicht. Kein Gegenbeschlag mehr, oft, aber nicht immer, auch kein Endbeschlag mehr. D-förmige Schließe, Muster häufig Rankenderivate.
Hat er seinen Hof einem Großen verkauft und zurückgepachtet, also Freier oder lite, oder ??
Das kann nur der einzelne Bauer selbst beantworten. Um 800 würde ich meist noch auf Freier tippen, außer, er war sehr arm.
Damit welche Waffen hat er dabei? USW
Soweit ich diese grammatikalisch nicht unanfechtbare Frage richtig verstehe: Kommt drauf an, wie wohlhabend er ist. Da gibt es Richtlinien. Ich zähle mal eine grobe Rangliste auf, von ganz arm zu ganz reich: - Pfeil und Bogen - zusätzlich Speer und Schild - zusätzlich Helm - zusätzlich Einhandwaffe - zusätzlich Pferd - zusätzlich Rüstung Das alles ist jetzt natürlich nur sehr knapp zusammengefasst und in dieser Kürze durchaus stark vereinfacht. Wenn es an Detailfragen geht, müsste man da schon noch differenzieren.
 
Wäre Interessant was Schmiddi zu den Beiträgen meint. Er hat sich dazu bis jetzt nicht mehr geäußert.
 
Die Hinweise auf Beinlinge stammen aus der Biographie Einharts, der be KdG eine Hose sowie darüber getragene " Strümpfe" erwähnt. Im Stuttgarter Psalter sieht man auch Beinkleid, das man am Besten als heruntergerollte Beinlinge interpretieren kann, die auch über einer langen Hose getragen wurden. Von der kurzen Hose " Fermoralia" gibt es in der Vivianbibel zumindestens 2 Wächter die sie Tragen, eine Art Knielange relativ engen Hose. http://dfg-viewer.de/show?set[mets]=http%3A%2F%2Fdigital.wlb-stuttgart.de%2Foai%2Foai2.php%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3Durn%3Anbn%3Ade%3Absz%3A24-digibib-bsz3070470598 Da kannst du im Stuttgarter Psalter Stöbern
 
Wobei der nun ~50 Jahre später ist und gerade von KdG bis Stuttgarter Psalter wohl der Umbruch Hose Beinlinge war. Dann kommen u der Zeit Klappenröcke auf, die müssen aber noch nicht in Franken angekommen, angenommen worden sein usw. sach ich doch, suchen suchen suchen, in der Zeit kannste nicht sagen , war vorher so, war nachherso
 
Von der kurzen Hose " Fermoralia" gibt es in der Vivianbibel zumindestens 2 Wächter die sie Tragen, eine Art Knielange relativ engen Hose.
Wobei die Wächter in der Vivianbibel ausgesprochen römisch daherkommen. Ich vermute, dass diese Bilder sehr von byzantinischen Bildern inspiriert sind - um nicht zu sagen, dass sie möglicherweise schlicht von byzantinischen Vorlagen abgemalt worden sein können (die Karolinger haben das offenbar nicht selten gemacht). Ich würde also zwar die Existenz dieser Femoralia (hat übrigens nichts mit feminin zu tun sondern kommt vom lateinischen femur = Oberschenkel) im karolingischen Frankenreich als durchaus möglich erachten, einen konkreten, handfesten Beweis sehe ich dafür in der Vivianbibel aber nicht. Das ist generell ein latentes Problem bei der Auswertung von karolingischen Bildquellen. Man weiß nie, inwieweit da nicht die fränkische Ausstattung sondern die byzantinische Vorlage war.
 
Klappenröcke gibt es im Psalter von Corbie ( 810) auch schon, mit nem Knopf auf der Schulter verschlossen. Der Stuttgarter Psalter wird auf 822 - 827 Datiert. Also ca 10 Jahre nach dem Tad KdG
 
Gut, den Herrn des lagers haben wir nu genug verunsichert, Tent, teld oder goded teld/gteld? Kupferkessel? Grapen als Scheiben oder Wulstware? Dreibein aus Holzstangen/Schößlingen. Bett Seile oder Bretter/Rollrost? Felle oder Wolldecken? Stollentruhen oder Kisten ala "Oseberg"? Karren oder Tragtiere? Welche Kiepen? 3 oder 4 Ecken/Halbrund? Überhaupt Ton oder Holzgeschirr? Drechsel/Scheibenware oder geschnitzt/Wulsttechnik? Gut die Antwort darauf gibts im Museum für die jeweilige Gegend (hoffentlich) Küchen/Essmesser mit Erl und Beinschalen oder Hilze? So, nu lassen wir mal die Damen ran mit ....
 
Also für Zelte gibts ja Abbildungsmässig genug, aber ob das so allgemein anwendbar ist ? Körbe aus "Flechtwerk" mit Füßen un Trageschlaufen sind ja häufiger in der Stuttgarter Psalter zu sehen, ebenso wie handlichere Schalen. Zitat:Felle oder Wolldecken? Bis in die Ottonik hinein kenne ich Abbildungen von Schlafenden, die mit ihrem Mantel, oder eben einer Decke zugedeckt Sind. Beschwerte KdG sich nicht auch über die Friesenmäntel weil sie zu kurz seien um sich damit zuzudecken ? Der Threadersteller könnte ja mal sagen wie "lokal" sine Darstellung sein soll.
 
Beschwerte KdG sich nicht auch über die Friesenmäntel weil sie zu kurz seien um sich damit zuzudecken ?
Und dabei muss man noch beachten, dass Karl selbst relativ klein gewesen sein soll (obwohl er den Beinamen "der Große" hatte) Zelt? Gibt´s im Utrechter Psalter (9. Jahrhundert) http://scotelingo.de/images/ausstattung/zelt.jpg Blatt 15R
aber ob das so allgemein anwendbar ist ?
Sicherlich nicht. Reisende haben damals sicherlich die Gastfreundschaft der auf dem Weg liegenden Dörfer oder Gehöfte in Anspruch genommen und demnach nicht in einem Zelt geschlafen. Aber wenn wir auf unseren Lagern nicht abends in ein Hotel gehen wollen, dann müssen wir wohl einen Kompromiss eingehen.
 

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