? Unterhemd bzw. Cotte - Schnitt mit Keilen (1250 - 1270)

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Lena

Well-known member
Registriert
08. Jan. 2010
Beiträge
741
Reaktionspunkte
22
Ort
92421 Schwandorf
Wie macht Ihr denn das mit den Keilen unter den Achseln bei Euren Kleidern und Unterhemden? Ich habe meine Cotten bisher ohne Ärmelkeil und mit geradem Ärmelausschnitt genäht (einfache Darstellung). Die Ärmelnaht sitzt, soweit ich weiß, hinten am Arm und nicht unten; und so habe ich es auch umgesetzt. Soweit, so klar. Jetzt nähe ich mir ein neues Unterhemd mit Ärmelkeilen so wie beim Unterkleid der Infantin aus Spanien (hab den Namen grade nicht parat). Meine Frage: Wenn dabei die Ärmelnaht auch hinten sein soll, wie funktioniert das dann mit den Keilen? Bisher habe ich der Einfachheit halber bei den Unterhemden die Naht nach unten gelegt, damit die Keile einfach einzusetzen sind. Versteht man überhaupt, was ich meine? ?(
 
Also ich glabue ich versteh was du meinst, aber ich verstehe nicht warum du meinst die Nah würde nach hinten gehören? Kenne keinen Schnitt der das implizieren würde. Welches Beispiel gäbe es denn hierfür?
 
die ganzen spätmittelalter Schnitte haben die Ärmelnaht hinten über den Ellbogen verlaufend (vom Schulterblatt aus gesehen, welches auch ncoh stark ausgeschnitten ist - man eine sehr große Armkugel nach hinten hat - Engelsflügel)
 
Sarah Thursfield meint dazu, dass der Ärmelkeil dann dreieckig ist statt einer Raute.
 
Danke Aennlin. Und das gilt für Leibhemden ebenso wie für Cotten, weißt Du das?
 
schau dir mal die Schnitte der Herjolfsnes Kleider an, die sind zwar alle später, aber da sieht man genau, wie die schnitteile auszusehen haben (es ändert sich dann ja auch die form des Ärmelteils). Ich löse das immer so, dass ich zuerst das Ärmelloch am Kleid ausschneide, dann die genaue Länge des Ausschnitts abmesse und dann bemisst sich die Basis des dreieckigen Keils quasi nach dem, was dir vom Ärmel noch auf den Umfang fehlt. Achtung aber, bei runden Ärmelausschnitten musst du die Ärmel danach noch mal mit der Naht nach hinten anlegen am Kleid (am besten knapp unter den Ärmelausschnitt und du benutzt ihn dann als Schablone) und die Rundung ausschneiden. Hoffe, das ist jetz logisch erklärt, aber mit den Schnitten vor Augen verstehst dus sicher gleich.
 
Hm, also in "Mittelalterliches Schneidern" von Sarah Thursfield ist die Verschiebung der Naht auf die Rückseite des Ärmels für die Zeit ab 1300 für erwähnt. Ob das jetzt auch um Hemd so gemacht wurde, steht dort nicht ausdrücklich. Macht für mich auch keinen Sinn, da man dieses ja nicht sieht. Also bestand keine Notwendigkeit, den Schnitt für eine schönere Optik schwieriger zu machen. Die Naht ist wohl deswegen nach hinten verschoben worden, um die Knöpfe, die im Spätmittelalter in Mode kamen, schön zur Geltung zu bringen.
 
nicht nur, auch die Beweglichkeit wird mit der hinteren Naht bei gleichzeitig engerem Schnitt erhöht.
 
Hm, also in "Mittelalterliches Schneidern" von Sarah Thursfield ist die Verschiebung der Naht auf die Rückseite des Ärmels für die Zeit ab 1300 für erwähnt.
Ups.. ...Danke! Der Hinweis kam gerade noch rechtzeitig. Wollte mich am heutigen Abend an den Zuschnitt meiner neuen Kotte machen (1250) und hatte auch die Nähte hinten geplant. Also doch lieber unterm Arm. (Das kann ich auch besser :D )
 
Kania schreibt von den Nähten dass sie auch mal "hinten unten" sein können. Leider hat sie es im Text mit der Datierung nicht so genau. Ich für meinen Teil mache die dreieckigen Ärmelkeile auch immer nach hinten, somit ist auch die Ärmelnaht hinten. Falls du quadratische Keile nimmst, dann muss die Ärmelnaht logischerweise nach unten.
 
Da stimme ich den Vorpostern auch zu, es macht die Naht hinten eh nur dann Sinn, wenn der Schnitt schon sehr körpernah ist, die Ärmel also vorne sehr schmal sind und gegen die Schulter breit sein müssen, der Armausschnitt bereits rund ist (engerer Schultersitz) und der Brustteil (der ja auch von der Menge des Stoffes an den Ärmeln bewegt wird) sehr eng anliegen soll. Das alles kann man nämlich damit erreichen. Da ich mich mit Mode des 13. Jhdts noch nicht genug auskenne, kann ich natürlich nicht sagen, ob das bei dir der Fall ist, aber wenn ich mir recht erinnere sind hier die Kleiderschnitte da noch recht weit und locker.
 
Da ich mich mit Mode des 13. Jhdts noch nicht genug auskenne, kann ich natürlich nicht sagen, ob das bei dir der Fall ist, aber wenn ich mir recht erinnere sind hier die Kleiderschnitte da noch recht weit und locker.
Also meines bescheidenen Wissens war im 13. beides üblich. Beim arbeitenden Volk eher weite Kleider, deren Ärmel weit genug waren, um sie nach hinten zu stülpen. Bei "besseren" Leuten gab es aber auch hauteng anliegende Kleidung (die sogar teilweise nach dem Ankleiden an Problemzonen auf exakte Passform vernäht wurden). Auch bei den Keilen gab es sowohl die quadratische Form, die in der Achselhöhle war, als auch den dreieckigen Zwickel, der hinten am Arm war. Entsprechend kam dann auch die Ärmelnaht zu liegen. vgl. Kania 2010
 
Ich stimme Albert zu. Es gab sogar schon die S-Form ohne Keile und die Geschichte mit dem "einnähen" besonders in die Beinlinge ist mir ebenfalls bekannt. Aber wer das machen konnte musste es schon echt haben denke ich ...
 
Versteh ich das jetzt richtig mit den Ärmelkeilen (für 1230): dreieckiger Keil und Naht hinten = engere Ärmel = gehobenere Darstellung (zum Beispiel das Kleid der Hl. Elisabeth) rautenförmiger Keil = weitere Ärmel = schlichtere Darstellung? Es geht also beides, oder hab ich da was falsch verstanden? Ich hab jetzt schon von "Raute und Naht unterm Arm geht für HoMi gar nicht mehr" bis "Naht hinten ist erst SpäMi" alles gehört und bin ganz verwirrt. Und wie war das bei der Männerkleidung? Gibt es da auch Belege für die rückwärtige Naht oder waren die Ärmel da eh weiter? Ich muß mich da echt noch reinlesen, bin aber ganz jibberig, meinen Stoff zuzuschneiden...
 
*Das Thema aus der Versenkung hole* Welches Material würdet ihr neben Wolle z.B. für das Unterkleid nehmen, wenn es für eine Bedienstete in einem gräflichen Haushalt bestimmt ist. Leinen würde gehen, finde ich. Aber was ist mit einem Stoff aus Hanf? Hat schon mal jemand solch ein Unterkleid genäht? Wie sind eure Erfahrungen damit? Oder wäre Hanf damals zu teuer gewesen? Bisher habe ich immer nur in den Kategorien Seide für den Adel und Wolle bzw, Leinen für den Rest gedacht.
 
Auf jeden Fall feines, gebleichtes Leinen! Seide wäre für eine (auch höhere) Bedienstete eher etwas hoch gegriffen. Wobei mir gerade der Gedanke kommt - gibt es eigentlich wirklich irgendwelche Belege für seidene Unterkleider? Oder gabs die doch nur aus Leinen? Ich habe mir vor kurzem auch mal eins aus Seide genäht und muß ehrlich sagen, vom Tragekomfort her find ich Leinen (gerade bei sommerlichen Temperaturen) um Längen angenehmer!
 
Für seidene Unterwäsche gibt es wohl "nur" Textbelege im höfischen Bereich, keine Funde. Seidenwäsche hat sicher eher den symbolischen Charakter. Fast all die Klamotten im adeligen Bereich haben mit "bequem" und "praktisch" ja leider selten etwas gemein :D Für eine Bedienstete im reichen Haushalt, würde ich auch zur gebleichten Leinenunterwäsche raten. Aber nicht "zu" fein. Die Hanfstoffe die man heute bekommt, sind meist recht grob und grau, was dann zumindest mal optisch nicht so gut passt.
 

Neueste Beiträge

Oben