Handgenähtes Kleid oder Tunika

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Mara

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Habe verzweifelt versucht, die von mir erstellte Datei im Downloadordner hochzuladen, leider überschreitet sie mit 230 kb die zulässige Größe. Wollte aber gern für die Neulinge beim Nähen mal meine Arbeitsweise darstellen, vielleicht als Anregung oder Idee zum Selbernähen. Daher auf diesem Weg: Die komplette PDF-Datei findet Ihr hier. Zuschnitt und Stoffmaße variieren natürlich je nachdem, ob man eine Tunika oder ein Kleid nähen möchte. Man kann sicherlich aus einer Stoffbahn auch noch mehr rausholen, z. Bsp. Geren für vorn oder hinten oder man benutzt die Stoffreste einfach beim nächsten Kleid/ Tunika z. Bsp. als farbige Besätze an den Ausschnitten/ Säumen. Der Schnitt ist generell für alle Kleidungsstücke des Hochmittelalters als Einstieg geeignet. Meine Erfahrungen im letzten Jahr Selbernähen sind einfach, dass ich das ganze Teil von oben nach unten nähe. Bei nächster Gelegenheit versuche ich mal, die Datei mit Fotos der jeweiligen Arbeitsschritte zu schmücken, dann ist es vielleicht noch etwas anschaulicher. Ich hoffe es hilft den Vorsichtigen unter Euch, die sich immer noch nicht an Nadel und Faden rantrauen und lieber viel geld ausgeben. Traut Euch. Nehmt Eucheinfach mal ein WE Zeit und 2-3 m Stoff, Ihr werdet merken, dass es gar nicht so schwer ist. We es einfacher mag: alle nicht sichtbaren Nähte kann man auch mit der Maschine machen (also immer dort, wo der Stoff zusammen genäht wird. Versäubert wird dann natürlich wieder von Hand. Das spart ein wenig Zeit - ist aber nicht "A"... :whistling: Das mit dem doppelten Umschlagen bei der Nahtzugabe gilt natürlich nur für Stoffe, die ausfransen (z. Bsp. ungewalkte Wolle oder Leinen). Ich achte daher immer sehr darauf, dass gerade dickere Winterstoffe möglichst gut gewalkt sind. Gerade an den Schultern müsste ich ansonsten mehrere cm mit gut 9 Lagen Stoff zusammennähen, das könnte dann ganz schön auf die Finger gehen. Bei nicht fransenden Stoffen reicht ein einmaliges Umschlagen und festheften. Macht einfach, wie Ihr denkt und wie es Euch gefällt. Ich nehme gern Anregungen für Verbesserungen an. Ich habe versucht, alles so einfach wie möglich zu erklären, aber da ich weiß, wie es geht, ist vielleicht ein wenig "Betriebsblindheit" vorhanden. Wenn irgendjemand etwas nicht versteht, bitte melden. Ich erkläre es gern oder ändere es ggf. auch in einfachere Erklärungen ab. Viel Spaß beim Basteln!
 
Super vielen Dank! Ich freue mich wenn noch die Bilder dazu kommen damit ich es noch mal besser verstehe so als Anfänger!
 
Toll, dass du dir die Arbeit gemacht hast, um anderen eine Hilfestellung zu geben. Finde ich super! Mir ist nur der Zuschnitt der Geren auf der Stoffbahn aufgefallen. Stoffsparender ist es nämlich, zwei Rechtecke aufzuzeichnen, die dann diagonal geteilt werden. Jede Gere wird dann aus zwei dieser Dreiecke zusammengesetzt. Soweit mir bekannt, ist das auch die historische Methode gewesen. Hier ist das auch schön übersichtlich dargestellt, wie die Schnitte aufgebaut sind.
 
Herzlichen Dank an Dich, Mara :thumbsup: Wie ist das mit den Geren, kann ich die ansetzen wo ich möchte? Auf dem letzten Bild sahen die ziemlich hoch aus... ...oder werden die irgendwo ab Hüfte abwerts befestigt?
 
Je nach gewünschtem Effekt: Für die A-Linie kannst du schon ab der Achsel anfangen; bei seitlicher Schnürung und ausgestelltem Rock ab der Hüfte.
 
Das hängt unter anderem auch von der Zeit ab, die du darstellst. Die Schnitte veränderten sich ja in den Jahrhunderten. Im Übrigen gilt die Faustregel: Je höher der Stand, desto mehr Geren. Einfaches Volk hatte Geren nur an den Seiten, adelige auch vorne und hinten.
 
Habe gestern abend mal beim Nähen des Leinenunterkleides meiner Tochter die Kamera mitspielen lassen. Ich hoffe, die Qualität der Bilder reicht aus, da es bei hellem Leinen schwer möglich war, mit Blitz zu fotografieren. Daher alles ohne Blitz. Habe jetzt alles mal in die pdf eingepflegt, wenn man bei der pdf. den Zoom auf 200 stellt, kann man teilweise die Fadenverläufe ganz gut erkennen. Manchmal habe ich sie aber auch zum besseren Verständnis nachgezeichnet. Halsausschnitt und Schulternaht war gestern schon fertig, daher konnte ich diese Arbeitsschritte nun nicht mehr fotografisch aufzeichnen, ich denke aber, mit ein wenig Phantasie erklären sich die Bilder von selbst. Bei nächster Gelegenheit werde ich mal Fotos von einem neuen Halsausschnitt machen, die kann ich ja dann unter den Fred setzen. Also, die neue pdf hat etwas mehr als 5 MB, wer möchte, kann sie auch gern per Mail haben, dann bitte e-mail-Adresse per PN an mich. [/b]
@ Gretel: Geren kannst Du ansetzen, wo Du möchtest. Ich lasse mir gerne mind 10 - 15 cm unter den Ärmeln Platz, einerseits, weil ich dann nicht mehrere Schnittpunkte so dicht beieinander liegen haben möchte, andererseits macht es eine schlankere Taille... :whistling: @ Aennlin: Du hast beim Zuschnitt 100%ig recht. Es gibt gerade für die Geren auch andere Möglichkeiten. Ich persönlich (und gerade wenn es schnell gehen muss) möchte natürlich so wenig Nähte wie möglich nähen müssen. Daher diese Variante, die Stoffreste verbrauche ich schon irgendwie. Deine Variante ist natürlich stoffsparender und mal holt mehr Umfang raus. Auf meiner HP habe ich ja auch noch eine Zuschnittsvariante für 4 Geren dargestellt, da ist dann eine davon geteilt:
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@Mara Da hast du dir sehr viel Arbeit und Mühe gemacht! Danke für die anschauliche Hilfe!!! :thumbsup:
 
Mara, die Nähanleitung mit Fotos ist toll! Wenn das nur bei mir auch so ordentlich aussehen würde... gerade die Spitze der Geren finde ich schwierig. Mir ist aufgefallen, dass du bei dem Kleid keine Keile unter den Ärmeln eingesetzt hast. Mir sind die Ärmel so immer ein bißchen eng und eingezeichnet im Zuschnittplan hast du sie ja auch - liegt das daran, dass das ein Kinderkleid ist? Bisher habe ich immer etwas anders genäht: die Keile an die Ärmel gesetzt und dann festgesteckt, die untere Ärmelnaht vom Saum aus geschlossen und gleich die Seitennaht von Vorder- und Rückenteil mit zugenäht. Wenn man nicht aufpaßt hat man dann allerdings einen etwas knubbeligen Übergang unter dem Ärmel, weil hier viel Stoff übereinander liegt. Beim nächsten Mal versuche ich mal den Ärmel erst zusammenzunähen. Ich bin gespannt!
 
Beim nächsten mal werde ich das mit den Keilen testen. Ich hab die bis jetzt immer irgendwie hingewuselt, aber es sah nie so ordentlich aus. Was mir aber auffällt und woran ich mich von meinen Nähanfängen erinnere: Wieviel Nahtzugabe schneidet man aus? Das steht nie irgendwo. Für meine normale Kleidung, die ich mit der Maschine nähe hab ich immer etwa 1cm, das lässt sich mit Zickzack gut versäubern. Versäuber ich richtig mit umschlagen hab ich bei der Maschine meistens etwa 1,5cm-2cm. Für Handnähte finde ich das aber sehr frickelig und fast zu wenig. Oder bin ich einfach zu grobmotorisch dafür?
 
Entschuldigung, wenn ich jetzt klugscheiße aber ich kann die Aussage, man könne die Geren hinsetzen wo man möchte so nicht stehenlassen. Wie ich in meinem Beitrag weiter oben schon geschrieben habe, hängt das von der Modeentwicklung der jeweiligen Jahrhunderte ab. Also wenn schon selbstgenäht, dann doch auch gleich richtig, damit es keine Gromi-Klamotte wird und man sich ein Jahr später ärgert über die vertane Arbeit.
 
Herzlichen Dank, Mara! :knuddel Woher wusstest du, dass ich gerade jetzt nach solch gut verständlichen Nähanleitungen suche?
 
Um mal bei Aennlin anzuknüpfen auch von mir eine kleine Anregung: Optimal ist natürlich Quellenmaterial / Funde die explizit einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit darstellen. Für mich persönlich hat sich hier aber auch das so oft zitierte "Some Clothing of the Middle Ages" (http://www.personal.utulsa.edu/~marc-carlson/cloth/bockhome.html) als sehr nützlich erwiesen. Vielleicht könntest du deine Anleitung ja noch mit ein paar weiterführenden Literaturangaben und Links füttern. Zu der Optimierung der Schnittmuster wurde ja schon einiges gesagt. Ansonsten wie immer erste klasse, Mara! Liebe Grüße
 
Ich näh die Ärmel komplett anders ein. Zuerst nähe ich alle Teile zusammen, also die Ärmel und auch das komplette Kleid, dann lege ich das Kleid hin (auf links gezogen) drehe die Ärmel auf rechts und stecke sie dann einmal komplett durch den Ärmelausschnitt so, dass er an der anderen Seite wieder rausguckt und stecke dann den Ärmel an das Kleid. Danach Ärmel wenden und schon sitzt er garantiert prima ohne viel Gefummel da wo er hingehört. @ Mara: Hast du anleitungstechnisch evtl einen guten Tipp wie man Mittelgeren (also Mitte Front- und Rückenteil) krumpelfrei eingenäht bekommt? Bei mir will sich da nämlich immer ein kleines Fältlein an der Spitze der Gere bilden X(
 
@Woelfin-Anne Das hat, glaube ich, nichts mit Grobmotorik, sondern nur mit Gewohnheit zu tun. Meine ersten Nahtzugaben waren eher zu schmal, so dass der Stoff ständig ausgerissen ist. Heute reichen mir 1 - 1,5 cm Nahtzugabe auch bei Flügelnähten (Nahtzugabe umgeschlagen und per Überwendlingsstich versäubert) locker. Für Kappnähte brauche ich aber deutlich mehr und bei Elisabethnähten (Stoffe glatt mit leichter Überlappung aufeinander legen und mit Überwendlingstichen vernähen) reicht 1 cm locker. @ Jessaja Schau mal hier: cotte simple Die Seite ist zwar auf das Spätmittelalter ausgerichtet, aber die SpäMis kennen das Problem auch 8)
 

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