"Regularien"

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Finlir

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Hallo miteinander! Mal wieder wenn ich ein Thema eröffnen mag, passt es in keine Kategorie. Also seht es mir bitte nach und verschiebt es ggf. woanders hin. Ich wollte es aber unbedingt in den "Living-History und Reenactment-Bereich" setzen... Also, ich bin auf der Suche nach Regularien, Regelwerken, Richtlinien etc. die sich Gruppen bzgl. ihrer wissenschaftlich-rekonstruktiven Authentizität gegeben haben. Kennt Ihr da vielleicht gute Beispiele? Lagergruppen oder Museums(belebungs)gruppen (mit wie auch immer ausgeprägtem A-Anspruch) könnten doch irgendwo mal schriftlich fixiert haben welche Rekonstruktionen, Bearbeitungstechniken, notwendige Kompromisse für sie ihren Ansprüchen genügen und welche nicht. Ich bin nicht auf der Suche nach Regeln des internen "roleplay" Zusammenlebens (Hierarchie, "er darf nur einen Löffel besitzen, sie zwei...") sondern nach jenen der Materialkultur. Das bezieht sich auf alles was rekonstruiert wird (deshalb war es so schwer die Kategorie zu wählen). Hoffentlich kann ich verständlich machen, was ich suche. Wenn nicht, fragt nach. Danke sagt Finlir
 
Das erinnert mich entfernt an diese Diskussion: Begriffsfragen und wird bestimmt eine sehr interessante Sammlung und ich denke es ist im Sinne von Finlir wenn wir hier nicht über die Regeln sprechen/schreiben sondern dafür dann seperate Threads aufmachen.
 
Danke haste feuer. Die Diskussion ist mir irgendwie durch die Lappen gegangen. Ist auf alle Fälle spannend da auch mal reinzulesen!
 
Frag doch einfach mal bei den Unterzeichnern der Aachener Erklärung (Quelle:www.livehistory.de)nach. Die haben sich durch ihre Unterschrift ja nachweislich verpflichtet(!) entweder die Grundsätze guter wissenschaftlciher Praxis (Quelle:www.dfg.de) direkt zu befolgen oder zumindest eigene, verbindliche Regelwerke aufzustellen. Wenn es also keine Dampfplauderer sind, müssen sie solche Regelwerke, wie Du sie meinst, haben, die auch eine gewisse wissenschaftliche Seriösität besitzen. Aus Gründen der vorbeugenden Rechtssicherheit erkläre ich hiermit: An beiden oben verlinkten Artikeln besitze ich nicht die Urheberrechte besitze und verlinke diese lediglich. Beide Seiten sind von ihrem Inhalt her klar als Allgemeingut mit dem Wunsch zur Verbreitung zu verstehen, weswegen eine Verlinkung auch bei eventuell zukünftig veränderter Rechtslage als legal anzusehen ist. Von einem möglicherweise illegalen Inhalt der Seiten distanziere ich mich ausdrücklich, beide Seiten geben nicht meine, sondern die Meinung der Verfasser wieder. Der oben zu lesende Text ist von mir selbst erstellt worden, eventuelle syntaktische Ähnlichkeiten mit bereits existierenden Texten, auch in anderen Sprachen, sind rein zufällig und basieren auf der begrenzten Kombinationsfähigkeit der deutschen Grammatik und des Vokabulars in Bezug auf eine bestimmte, gewünschte Aussage.
 
Mh, ich sehe das mit den Grundsätzen der wissenschaftlichen Arbeit etwas anders. Da geht es ja vorwiegend um die Grundlagen der Interpretation und die wissenschaftliche Fund/Befundanalyse. Und im Rahmen der genannten Erklärung ja vor allem gegen die freie "Hinein-Interpretation" rechten Gedankenguts und diverser problematischer Symbolik. Aber da sehe ich keine Verpflichtung z.B. "nur handgewebte Stoffe", "Stoffe gleicher Webart wie Fund" o.ä. (um ein willkürliches Beispiel unter unzähligen herauszugreifen) zu verwenden oder so etwas...
 
Und im Rahmen der genannten Erklärung ja vor allem gegen die freie "Hinein-Interpretation" rechten Gedankenguts und diverser problematischer Symbolik.
Tut mir leid: Nein. Die Erklärung verweist einerseits auf das deutsche Grundgesetz, was die Intention des Ausschlusses rechten Gedankengutes (seltsamerweise nicht extremistischen Gedankengutes allgemein) zur Grundlage hat, sondern eben ausdrücklich und zusätzlich auf besagte Grundsätze wissenschafticher Praxis. Und in diesen wiederum ist mit keinem Wort die Rede von weltanschaulichen Dingen, was jeder, der auch liest, was er da verlinkt oder unterzeichnet, wissen muss. Jeder, der das unterzeichnet hat, hat sich damit zu solider wissenschaftlicher Arbeit verpflichtet. Zwar lassen die Grundempfehlungen das Hintertürchen, dass jede Forschungsanstalt gehalten ist, eigene, für sich verbindliche Regeln zu formulieren und zu veröffentlichen, aber dann muss eine solche Aufstellung bitte auch gemacht werden. Sorry, aber Unterzeichnung ist Unterzeichnung. Man sollte schon lesen, was man unterzeichnet. :whistling:
 
Ok, wie auch immer. Das ist jetzt aber einfach nicht das was ich suche. Ich suche Regularien konkret für die Rekonstruktion wie Beispiel oben: "darf ich maschinell gewebte Stoffe verwenden oder nicht" - darüber sagt die Verpflichtung zur wissenschaftlichen Arbeit doch gar nichts aus.
 
Das ist jetzt aber einfach nicht das was ich suche.
Das mag sein, wobei ich daran erinnere, dass Du selbst von einer
wissenschaftlich-rekonstruktiven Authentizität
gesprochen hast. Ich akzeptiere den Standpunkt, dass der wissenschaftliche Ansatz eigentlich nicht gemeint ist und auch nicht wirklich verfolgt werden soll, bitte dann aber eindringlich darum, den Begriff "wissenschaftlich" auch konsequenterweise nicht ständig und immer und immer wieder leichtfertig zu (miss-)brauchen, auch wenn das in der Szene an der Tagesordnung ist.
darf ich maschinell gewebte Stoffe verwenden oder nicht
Hm. Gegenfrage: Das ist doch eigentlich Deine Sache, je nachdem, wie eng Du es siehst und was Du selber willst. Was genau suchst Du nun? Selbstaufgestellte Regeln Anderer, um zu sehen, wie die formuliert sind? Und/oder um Dir Anregungen zu holen? Und/oder um einfach mal zu sehen, wie andere Leute das für sich sehen und Deine individuelle Position zu finden?
 
"„Die Leben und Handwerk IG ist ein Zusammenschluß von Freunden der historischen Darstellung vergangener Epochen, von der Zeit des bürgerlichen Hoch- und Spätmittelalters bis hin zum ausgehenden Mittelalter und dem Rokoko. So verschieden diese Zeiten, ihre Mode und Sachkultur auch sind, so findet sich doch etwas Gemeinsames, quer durch alle Epochen: ein gleich bleibend hoher Anspruch bei allen Teilnehmern der Interessengemeinschaft. Dabei ist es unser Anspruch, die Darstellung gewissenhaft am Stand der aktuellen Forschung auszurichten und auf Klischees und historisierende Sichtweisen zu verzichten und darüber aufzuklären. Für unsere Recherche bedienen wir uns textlicher Quellen, Abhandlungen über Originalfunde und zeitgenössischen Abbildungen. Lediglich dort, wo die Quellenlage ungünstig ist oder sogar keinerlei Quellen vorhanden sind, erlauben wir uns – auf einer gesicherten Basis – eine Interpretation und einen eventuellen Kompromiss. Das Hauptaugenmerk der Gruppe liegt hierbei auf der Rekonstruktion des einfachen und bürgerlichen Lebens und Arbeitens, meist mit einem bestimmten regionalen Bezug. Wir verstehen uns weder als Verein noch als feste Gruppe, sondern als eine Fahrten – und Freizeitgemeinschaft, die überwiegend das Interesse an Historie, Leben und Handwerk unserer Vorfahren miteinander teilen und auf gemeinsamen Veranstaltungen im In- und Ausland zusammen planen und leben Bei allem Anspruch und aller Genauigkeit kommt uns dennoch der Spaß am Erleben und Ausprobieren alter Fertigkeiten nicht zu kurz, denn Spaß an der Sache und eine korrekte Darstellung müssen sich nicht ausschließen. Für uns hängen sie sogar elementar zusammen.“ " Entnommen von der Seite http://www.leben-und-handwerk.de/ Oder so etwa wie die hervorgehobene Textstelle?
 
@ Panzerreiter: Das Wort wissenschaftlich kann man in mehreren Zusammenhängen benutzen. In beiden Verwendungen, sowohl meiner als auch jener in der Erklärung, ist es korrekt verwendet. Beides hat nur eine unterschiedliche Bedeutung. Ich missbrauche den Begriff wahrlich nicht! Du hättest auch gleich fragen können nach was ich suche ohne mir zuerst "fahrlässigen Begriffsverschleiß" nahezulegen... Zitat Panzerreiter: "Selbstaufgestellte Regeln Anderer, um zu sehen, wie die formuliert sind?" Ja genau. Ich wollte einfach mal reinschauen... @ haste feuer: Prinzipiell ja. Aber ich dachte da eher an eine Art "Regelwerk" und detaillierter ausgearbeitet wie Du schon sagtest. @ all: Sollte es das was ich suche nicht geben, sry. Ich will hier keine Diskussion vom Zaune brechen...
 
Die Kitguides des FFC (franko flämisches Contingent) hast Du schon gelesen?? Ist es sowas in der Art, was Du suchst? Jetzt vom Aufbau her, nicht vom Inhalt.
 
Sorry, da haben sich zwei Posts überschnitten.... also nun zu Post 10: @ haste feuer: Nein, irgendwie trifft es das nicht. Z.B. könnte ja eine Gruppe festlegen wenn Kriterien X und Y nicht eingehalten wurden, dann darf es in unserer Darstellung nicht auftauchen. So eine Art Qualitätssicherung. Und dann eben in einem Regelwerk wo drinsteht, was wie gemacht werden muss und nach Möglichkeit noch mit Begründungen für Kompromisse o.ä. Ich bekomme jedoch den Eindruck, dass das wohl nicht existiert oder der Zugang dazu nicht so einfach ist...
 
[...]dass das wohl nicht existiert oder der Zugang dazu nicht so einfach ist...
Meine Hinweise, weshalb dem so ist, werden nicht gerne gelesen, aber das bin ich gewohnt. Ich akzeptiere das und halte mich fürderhin raus. Verzeihung, wenn ich jemandem zu nahe getreten bin.
 
@ Wilfried: Danke für den Tipp. Da werde ich mich mal durcharbeiten. Das ist ja umfangreich. Ich hatte da eher so an eine Auflistung von Regeln gedacht... Vielleicht gelingt es mir ja da Anregungen herauszufiltern und mal eine kompaktere (mehr allgemeingültige) Variante zu entwerfen.
 
Ich habe mal vor 10 oder mehr Jahren für eine geplante Veranstaltung um 1200 folgenden Leitfaden (Quelle:www.goedendag.de) gemacht. Hierbei ging es hauptsächlich um das Angleichen der Ausrüstung, da viele der ursprünglich Teilnehmenden aus dem FrüMi-Bereich kamen und wenig Ahnung über dieses HMA-Thema hatten. Das war so der kleinste gemeinsame Nenner,den wir einhalten wollten. Ist zwar nicht mehr topaktuell doch entsprach der meinem damaligen Wissen. Ist es sowas, was Du suchst? Ich weiß nicht, ob die Vikings (Quelle:www.vikingsonline.org.uk) schon für das diesjährige Hastings-Reenactment einen Kitguide gemacht haben, das wäre auch wieder der kleinste gemeinsame Nenner. Ausreißer nach oben natürlich immer erwünscht ;) Bis denn Thorsten
 
Danke für Deine Hinweise Thorsten. Was ich suche - wie ich jetzt feststelle - sind eigentlich keine Kit-Guides. Für mich stellt sich nicht die Frage wie sah um 1200 herum die Kleidung aus, sondern eher welche Materialien und Techniken kommen für deren Reko zum Einsatz (einfach mal die Zeit Deines Leitfadens aufgegriffen, ist natürlich auch nur beispielhaft). Und dann als zweiter Schritt herauslesen zu können wie es begründet wird, also wie bin ich zu der Entscheidung gekommen. Gruß
 
Der Hinweis von Wilfried war schon sehr gut. Die Kitguides vom FFC liefern ja auch Aussagen darüber, welche Stoffe, Schnitte und Nähtechniken für diese Region und Zeit verwendet wurden. Ansonsten hat der Uhl zu Wilhaim einen wunderbaren Kitguide zur Ottonik zusammengestellt.
 
Wow. Auch das ist ja wieder ein umfangreiches Werk! Dank auch für diesen Hinweis.
 

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