Seit wann gab es Bücher?

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Courgan

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Ich habe gerade mit jemandem eine Diskussion über Bücher, und seit wann die belegt sind. Und zwar geht es um eine Skulptur, die einen Einsiedler im Jahr 580 n. Chr., der ein Buch in den Händen hält. Ist das möglich gewesen? Die Bericht bei Tante Wiki habe ich gelesen, aber der kann mir nicht wirklich Antwort geben.
 
Was als erstes Buch bezeichnet werden kann, nun darüber streiten sich die Gelehrten. Die Form, die den uns bekannten gebundenen Büchern als am ähnlichsten zugeordnet werden kann, dürfte wohl die sogenannte "Gotenbibel" (eine Übersetzung der Bibel des Bischofs Wulfila in die gotische Sprache aus dem 4.Jh.) sein. Ad deum Mattehes
 
Die Bericht bei Tante Wiki habe ich gelesen, aber der kann mir nicht wirklich Antwort geben.
Du musst nur den von Dir aufgenommeenn Faden bei Tante Wiki einfach mal weiterspinnen, dann kommt Du hier drauf: http://de.wikipedia.org/wiki/Codex Da kannst Du lesen, dass der einlagige Codex (Schulheftprinzip) bereits im 3. Jh. n.C. bekannt war (Codex Bodmer), ab dem 4.Jh. dann der mehrlagige Codex (in etwa die Buchform, die wir heute kennen). PS: Kleiner Tipp: Ab und zu auch mal die anderen blau hinterlegten Worte in den Wiki-Nachrichten anklicken, da tun sich Welten auf... ;)
 
Da kannst Du lesen, dass der einlagige Codex (Schulheftprinzip) bereits im 3. Jh. n.C. bekannt war (Codex Bodmer), ab dem 4.Jh. dann der mehrlagige Codex (in etwa die Buchform, die wir heute kennen).
Stimmt! Einige der bedeutendsten Bibelhandschriften, z.B. die Majuskeln א und B, auch genannt Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus, stammen aus dem 4. Jahrhundert und besitzen, wie Mara schon schrieb, die uns bekannte Buchform. nachzulesen in: Aland und Aland, Der Text des Neuen Testaments - für die Freaks unter uns :rolleyes: Der Codex ist übrigens eine Schriftenform, die sich bereits sehr früh im Christentum durchgesetzt hat, anders als z.B. im Judentum, wo man noch sehr lange auf Schriftrollen schrieb (ebenfalls aus Aland/Aland). Leider hab ich besagtes Buch gerade nicht vorliegen (hab grad nur in den Fußnoten meiner Hausarbeit nachgeblättert...), aber soweit ich weiß, sind die Bodmer-Fragmente Papyri?
 
Vorläufer unserer heutigen Bücher waren u.a. Tontäfelchen, aber auch die Rolle (Volumen oder Rotulus genannt) unsere heutige Buchform, der Codex, leitet sich aus den zusammengebundenen Wachstäfelchen der Römer her. Die ersten gebundenen Codize aus Pergament oder Papyrus treten zur Zeit des frühen Christentums, also im 1Jahrhundert auf. Durch das Christentum, zusammenhängend mit der Sammlung und Verbreitung der neutestamentlichen bzw. biblischen Texte, wurde diese Buchform stark gefördert und setzte sich spätestens im 4. Jahrhundert als Buchform allgemein durch (mit Ausnahme des Judentums die bis heute ihre Bibeltexte für den Gebrauch in der Synagoge weiterhin von Hand aufgeschrieben auf einer Rolle, meist auf Leder oder Pergament, nutzen). Empfehlenswerte Literatur zu diesem Thema ist z.B. Ernst Wührtwein "Der Text des Alten Testaments"
 
Ab wann es Bücher gab, hängt von der Definition von Buch ab. Eine Definition ist, die Aufgabe als Schriftstück Informationen zu überbringen, eine andere ist vom Material abhänging (Papier und/oder Papyrus), wieder andere macht ein Buch von der Form abhängig (Blätter hintereinander). Ich gehe mal von "Material zur Überlieferung von Informationen" aus und lassen Papier und Pergament (die Standard'papiere') weg, so bleiben rein aus der Erinnerung: Stein/Bronze: Die 12-Tafelgesetze von ca. 450 v.Chr waren Bronzetafeln und in Athen wurden Volksversammlungsbeschlüsse in Stein gehauen um sie öffentlich zu halten. Ton: In Babylon wurden Tontafeln mit Korrespondenz gefunden, die sowohl Briefe, als auch Steuerlisten sind. Ähnlich gibt es Linear-B Täfelchen. Zeitpunkt: um 2000-1600 vChr Papyrus & Wandmalerei: Schriftrollen und Papyri die ganze Bücher darstellen finden sich seit dem alten Reich, und in Ägypten finden sich ab dem Neuen Reich auch ganze Listen und Bücher (insb. Totenbücher!) an den Wänden. Tonscherben Bambus: Bambusrippen sind das Material für Bücher im alten China, erster Zeitpunkt nur schwer zu schätzen... Wachs (auf Holz): Die Herkunft ist schwierig, aber wahrscheinlich seit der Mykenischen Zeit (ca. 1600-1200 v Chr) werden "Codices", "Diptychon" und Wachstafeln für Kurzzeitnotizen verwendet. Herodot erwähnt diese Methode in seinen Historien. Geschwärzte Tonscherben: Das Scherbengericht Ostrakismos in Athen ab 407/8 v Chr wurde auf diesen durchgeführt, und vermutlich wurden diese auch für Kürzzeitnotizen verwendet. Holz: Es finden sich Schriftstäbe mit Runenschriften für die Vendel- & Wikingzeit, Schnitzereien von Texten finden sich auch auf alltagsgegenständen Graffito: nur zwei der bekanntesten: Halfdan in der Hagia Sofia und die Graffiti & Dipinti von Pompei Allgemein ist die Rollenform als Vorläufer des Buches häufig, andererseits die Tafeln - die Bibliothek von Alexandria (gegründet etwa 331 v Chr) hat wahrscheinlich vornehmlich Papier/Papyri in Rollenform gehabt, dazu Ton-, Stein-, Metall- & Wachstafeln. Nehmen wir Buch als Form (Blätter hintereinander) ist dies eng verwandt mit dem Leporello (eine lange, nach jeder 'Seite' gefaltete Rolle), die wieder von der Rolle (ein langes, einseitiges Blatt) abstammt. WANN diese Form aufkam ist schwer zu sagen, aber in der späten Kaiserzeit soll die Ablösung von Wachscodizes zu Papiercodizes stattgefunden haben.
 
.....(mit Ausnahme des Judentums die bis heute ihre Bibeltexte für den Gebrauch in der Synagoge weiterhin von Hand aufgeschrieben auf einer Rolle, meist auf Leder oder Pergament, nutzen). ......"
Nicht vergessen darf man die Rotuli, die erst um das 9. Jahr. von Byzanz aus nach Westeuropa gekommen sind. Die älteste bekannte Rolle nördlich der Alpen ist der Lorscher Rotulus, eine liturgische Buchrolle. Anwendung war im HoMi meisten für listenartige Verzeichnisse, besonders bei Besitz (Land und Gegenstände) und später auch für die Bürgerliste der Städte. In der Handwerksrolle und Stammrolle sind die Rotuli als begriff erhalten geblieben.
 
@Frietjoph "Nehmen wir Buch als Form (Blätter hintereinander) ist dies eng verwandt mit dem Leporello (eine lange, nach jeder 'Seite' gefaltete Rolle), die wieder von der Rolle (ein langes, einseitiges Blatt) abstammt. WANN diese Form aufkam ist schwer zu sagen, aber in der späten Kaiserzeit soll die Ablösung von Wachscodizes zu Papiercodizes stattgefunden haben." Was nennst du späte Kaiserzeit ?
 
Späte Kaiserzeit ist fast immer mit Spätantike gleichzusetzen - meist werden die Soldatenkaiser (235-284/85) oder Diokletian (284–305) als Anfangsmarker genommen; der Endpunkt ist noch schwankender: zwischen dem letzten Kaiser Westroms 476, der Langobardeneinfall von 568, Justinians Tod 568 oder Herakleios Tod 641.
 
Ich denke es ist wie Friethjoph geschrieben hat vor Allem wichtig ob mit Buch Codex gemeint ist. :) Es gab schon vor dem Codex Bücher, das hat er ja schön dargelegt. Es gab aber auch noch Buchrollen im Hochmittelalter, gerade letzthin hat e-codices ein wunderschönes Exemplar digitalisiert, den Rotulus von Mülinen: Rotulus von Mülinen e-codices kann ich sowieso nicht genug anpreisen für die Recherche in Primärquellen. :)
 
Nicht nur Buchrollen gab es lange, sondern auch Stundenbücher in kreisrunder Form. Codex Rotundus, Signatur: Dombibliothek Hildesheim HS 728 Link
 

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