Scherenstuhl ab wann mit Lehnen

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Richmodis

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Hallöchen! Frage an die die sich auskennen.. Ab wann hatte der Scherenstuhl Lehnen, Rücken wie Arme. Ich konnte noch nichts hundertprozentiges finden. Nur andeutungsweise 14. Jahrhundert. oder viell doch schon im HoMi? Wer kennst sich besser aus?? Danke
 
Hallöchen! Frage an die die sich auskennen.. Ab wann hatte der Scherenstuhl Lehnen, Rücken wie Arme. Ich konnte noch nichts hundertprozentiges finden. Nur andeutungsweise 14. Jahrhundert. oder viell doch schon im HoMi? Wer kennst sich besser aus?? Danke
Bei uns in der Gruppe (Darstellungszeit: zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) hätten wir auch gerne einen schönen Scherenstuhl für Cheffe. Aber nach unseren Recherchen tauchen die Scherenstühle mit Rücken- und Armlehnen erst im 14. Jahrhundert auf. :( Der bekannteste Stuhl dieses Typs dürfte der Glastonbury-Stuhl sein, der auf um 1500 datiert wird. Da dieser allerdings in der Abtei zu Glastonbury verwendet wurde, ist von einer liturgischen Verwendung, oder wenigstens eines ausschließlichen Gebrauchs durch den Abt höchstselbst, auszugehen. Liebe Grüße Albero
 
Danke.. Dann liege ich ja schon al richtig. Wir sind 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts- somit noch schlechter :)
 
Upps. Stimmt. Danke für den Hinweis. Hatte ich irgendwie in meinem gedanklichen Bilderspeicher falsch abgelegt. Ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass Scherenstühle mit Arm- und Rückenlehnen erst im Spätmittelalter aufkamen. Auch zum Leidwesen meiner Frau, die sooooo gerne solch einen Stuhl gehabt hätte. Zumal auf unserem letzten Lager direkt neben uns ein polnischer Tischler seinen Stand hatte, der fachlich sehr gute Scherenstühle mit Arm- und Rückenlehnen anfertigt und uns auch einen sehr günstigen Preis gemacht hätte... Aber wie gesagt: Für zweite Hälfte 13. Jahrhundert nicht belegt, nach unseren Recherchen. :( Gruß Albero
 
Ich hätte nur eine Quelle für die Merowingerzeit: Ich denke aber, da müsste man dann auch schon eine Hochadelsdarstellung anstreben...
Dieser Stuhl ist mir, jetzt, wo Du ihn direkt noch mal erwähnst, auch schon mal über den Weg gelaufen, bei meinen Recherchen. Da er aber für uns zu früh und darstellungstechnisch out of range ist, habe ich ihn wohl auch gleich wieder erfolgreich verdrängt. :D Gruß Albero
 
@ Albero: Ich gehe mal logisch an die Sache ran. Da es also im Jahr 700 nachweislich schon einen Scherenstuhl mit Rückenlehne, allerdings nur in Form eines Reisethrons gab, wird die Technik danach nicht wieder verloren gegangen sein. Dass es später (bis zum SpäMi) keine Funde gibt, heißt ja nun nicht, dass es zu den Zeiten dazwischen gar keine gab. Man hat sie nur nicht gefunden. Stühle unterliegen ja nun nicht einer ständig wechselnden Mode, wie die Kleidung. Was bequem war wurde sicherlich auch später als 700 verwendet. Nur ist davon anscheinend keiner erhalten geblieben. ;( Insofern - und das ist jetzt keine experimentelle Archäologie, Museumspädagogik oder geschichtswissenschaftlich recherchiert - sondern reiner logischer Menschenverstand - gab es sicherlich auch zu Deiner Zeit Scherenstühle mit Rückenlehne. Allerdings - und auch das ist nur nachgedacht - vermutlich nur für die hohen Herrschaften. Vielleicht hatte der eine oder andere handwerlich geschickte Tischler auch in seiner Hütte einen Stuhl mit Lehne stehen (aber dann sicherlich keinen Scherenstuhl, da er ja nicht auf Reisen war), dieser könnte aber auch beim nächsten kalten Winter mit verfeuert worden sein. Scherenstühle sind nun mal Reisestühle. Und wer ging häufig auf Reisen? Zu Zeiten der Reisekönige und Kaiser der gesamte Hofstaat. Eventuell auch noch reiche Kaufleute, aber die nahmen ihre Stühle sicherlich auch seltener mit, da sie häufig bei anderen Kaufleuten oder in Klöstern, Hospitälern o.ä. Unterschlupf fanden. Man muss schließlich praktisch denken. Wenn man die Möglichkeit hatte, einen Scherenstuhl im Gepäck mitzunehmen, dann fand sich sicherlich auch noch der Platz für das Rückenbrett, wenn man denn Komfort bevorzugte.
 
Logisch ist ungleich muss so gewesen sein... Liebe Leute ein scheren Stuhl für zwischen Merowinger und 15. Jh ist nicht nachweisbar und das bestimmt nicht weil die verloren gegangen sind. Weil der dann wenn ein Symbol der Macht gewesen wäre...
 
Dass es später (bis zum SpäMi) keine Funde gibt, heißt ja nun nicht, dass es zu den Zeiten dazwischen gar keine gab. Man hat sie nur nicht gefunden. Stühle unterliegen ja nun nicht einer ständig wechselnden Mode, wie die Kleidung. Was bequem war wurde sicherlich auch später als 700 verwendet. Nur ist davon anscheinend keiner erhalten geblieben. ;(
Mit sowas bin ich sehr vorsichtig geworden. Hosen gabs auch vor und nach der Bruche. Trotzdem wurden die im HoMi nicht getragen. Und da kann man nun auch nicht von ständig wechselnder Mode sprechen..
 
Da muss ich mal kurz einhaken. Das Prinzip des Faltstuhls ist ziemlich einfach und universell. Es gibt Funde aus der Bronzezeit, die praktisch genauso aussehen. Trotzdem hat der Faltstuhl im Mittelalter eine symbolische Bedeutung, die nicht einfach ignoriert werden kann. Wie sein Vorbild, die römische sella curulis, ist auch er ein Ausdruck von Macht und nicht ein Möbelstück dessen Vorzug primät darin besteht, sich einfach und platzsparend transportieren und wegräumen zu lassen. Von daher ist die Verwendung als Lagermobiliar sehr zweifelhaft, so lange man nicht gerade eine hochadelige oder ponitifikale Darstellung macht. Andererseits gibt es im Mittelalter durchaus nicht nur lehnenlose Bänke und Hocker. Im Hortus Deliciarum ist mindestens eine Bank mit Rückenlehne abgebildet http://www.heimetsproch.org/chronologie.html (nach unten scrollen) und Eadwin, der Verfasser des gleichnamigen Codex, ist auf einem Stuhl mit Arm und Rückenlehnen portraitiert: http://libraries.slu.edu/a/digital_collections/mssexhibit07/manuscripts/eadwine.html (oben links). Sofern man sie entsprechend konstruiert, sind solche Stühle garantiert auch nicht schwieriger zu transportieren, als Betten. Nur mal so als Anregung ...
 
Trotzdem hat der Faltstuhl im Mittelalter eine symbolische Bedeutung, die nicht einfach ignoriert werden kann. Wie sein Vorbild, die römische sella curulis, ist auch er ein Ausdruck von Macht und nicht ein Möbelstück dessen Vorzug primät darin besteht, sich einfach und platzsparend transportieren und wegräumen zu lassen. Von daher ist die Verwendung als Lagermobiliar sehr zweifelhaft, so lange man nicht gerade eine hochadelige oder ponitifikale Darstellung macht.
... nicht weil ich jetzt MEINEN Scherenstuhl im Lager rechtfertigen möchte :D eine Frage: Woher kommt die Annahme "Scherenstuhl= Macht/Ansehen"? Ich möchte jetzt keine Quellenangabe nach Buch/Seite etc. sondern nur wissen, ob das eine/Deine Interpretation aus Funden ist oder wie auch immer. Ich sah fürs SpÄmi und frühe Neuzeit einige Scherenstühle in so einfacher Art, dass mir wenigstens fürs Ende MA Deine Aussage als bloße These zu gewagt erscheint. Allerdings stimmt: Auf Gemälden des 15.Jhdt sieht man zwar scherenstuhlähnliche Möbel... und diese nach meiner Wahrnehmung niemals für alle Dargestellten. Wäre auch nett zu wissen: Wenn die Klappbarkeit kein Primat ist, warum dann solch aufwändige Konstruktion? (ohne Hintergedanken im Sinne von "die waren ja auch nicht blöd... damals" 8o )
 
... nicht weil ich jetzt MEINEN Scherenstuhl im Lager rechtfertigen möchte :D eine Frage: Woher kommt die Annahme "Scherenstuhl= Macht/Ansehen"? Ich möchte jetzt keine Quellenangabe nach Buch/Seite etc. sondern nur wissen, ob das eine/Deine Interpretation aus Funden ist oder wie auch immer.
In der Kreuzfahrerbibel und im Codex Manesse sind KlappHOCKER (also nicht einmal Stühle mit Arm- und Rückenlehne), auf denen dem Kontext nach Könige und ähnliches sitzen. Also leider nichts mit einfachem Handwerker, der findig ist und es sich bequem macht. Mit der Aussage "das Wissen wird nicht verloren gegangen sein", gehe ich auch sehr vorsichtig um. Die Römer hatten in der Antike ein exzellentes Straßenbauwesen und waren wahre Meister der Zeit darin, Straßen zu bauen, die sogar heute noch in der Bausubstanz nutzbar sind! Seit dem Untergang des Römischen Reiches (also des Weströmischen Reiches, nicht des Heiligen Römischen Reiches... :rolleyes: ) wurden im gesamten Mittelalter keine Straßen mehr gebaut, die in ihrer Qualität den römischen auch nur im entferntesten das Wasser hätten reichen können! Wenn nicht die Reisekönige, wer denn dann hätte von guten Straßen den größten Nutzen? So wurden im Mittelalter die bestehenden Straßen aus der Römerzeit weiter genutzt, bestenfalls notdürftig und mehr schlecht als recht ausgebessert. Aber nach meinem Wissen ist das Straßennetz substantiell in ähnlicher Qualität bis in die Neuzeit hinein nicht erweitert worden. Selbst Goethe iund Mozart sind seinerzeit noch über vergleichsweise schlechte Straßen gerumpelt. Und das lag sicherlich nicht daran, dass kein Bedarf oder Geld für den Straßenbau dagewesen wäre, sondern schlicht und ergreifend, weil das WISSEN darum, WIE diese Straßen zu bauen seien, verloren ging... Nur um ein Beispiel zu nennen. Und daher werden wir bei uns in der Gruppe wohl auch weiterhin keine klappbaren Reisestühle mit Arm- und Rückenlehne im Lager aufstellen, weil es 700 Jahre früher und auch später solche Stühle mal gab. Siehe auch Beispiel mit der Bruche. Gruß Albero
 
Also leider nichts mit einfachem Handwerker, der findig ist und es sich bequem macht.
:heul ... also muss ich etwas mehr Pomp in meine Darstellung hineingeheimnissen :D
 

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