Bipeper (eingedickte Fleischsuppe)

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Thomon

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Bipeper vom Schwein (eingedickte Fleischsuppe) Im Buch "Mittelalter selbst erleben!" (von Doris Fischer, ISBN 978-3-8062-2522-8) ist ein interessantes Rezept aufgeführt, das ich gerne mal Nachkochen möchte. Leider steht im Rezept nicht, wieviel Fleischbrühe man dafür benötigt. Kann mir vielleicht jemand weiterhelfen? Hier nun das Rezept aus dem Buch: Bipeper vom Schwein (eingedickte Fleischsuppe) - 400g Nackensteak oder Gulasch vom Schwein - 1 Scheibe Schweine- oder Kalbsleber - 1 große Zwiebel - Schweineschmalz - Fleischbrühe oder Brühwürfel - 250g Roggenbrot - 2 rohe Eigelbe - etwas Essig, Weißwein oder Verjus (Saft aus unreifen Weintrauben) - Zimt, gem. Nelken, Muskat, Paradieskörner (Guineapfeffer; ersatzweise Pfeffer) Schweinefleisch und Leber in Stücke schneiden, mit einer Zwiebel im Schweineschmalz kurz scharf anbraten. Fleischbühe zugeben und Fleisch gar kochen. Roggenbrot zerbröseln, in einem Mörser mit den rohen Eigelben und evtl. etwas Weißwein oder Milch fein reiben. Zusammen mit den Gewürzen in die Suppe geben. Kochen lassen, bis es etwas eindickt. MIt etwas Essig, Weißwein oder Verjus abschmecken.
 
Aus Hobbyköchinnensicht ist das eine berechtigte Frage. Denn das Gulasch benötigt wesentlich mehr Zeit als die Leber. Wenn du die Leberstücke zu lange kochst, kannst du sie mit der Schleuder verschießen 8| . Von daher würde ich schon mal Fleisch und Leber separat braten (oder die Stücke zusammen braten und anschließend sortieren). Spontan würde ich sagen, soviel Fleischbrühe - und bitte nicht aus Brühwürfel! X( - dass das Fleisch deutlich mehr als bedeckt ist. Wenn die Brühe dann eingekocht ist, sollte auch das Fleisch gar sein. Die Leber würde ich erst gegen Ende reingeben, weil sonst: siehe oben. Bei diesem Rezept bin ich mir nicht sicher, ob die Autorin eine ganz wichtige Sache bei historischen Rezepten berücksichtigt hat: die Autoren gingen von vorhandenem Fachwissen aus.
 
Da gebe ich Susanna völlig Recht, wenn du die Leber von Anfang an mit kochst wird sie ungenießbar. Ich würde auch noch etwas Fleischbrühe für den Abschluß bereit halten, denn ich denke das Roggenbrot mit den Eiern dickt mächtig ein.
 
Heut Abend hab ich noch ein wenig im Internet rumgesucht und bin auf das im obigen Buch erwähnte Buch "Een notabel boecxken van cokeryen" als Online-Buch gefunden: http://www.kookhistorie.nl/NBC/index_nbc.htm: 32. Om te maken een bipeper tot hasen. Men sal nemen eenen hase ofte oock calfvleesch ofte verckensvleesch. Dyt moet ghebraden sijn aen eenen spet ofte op eenen ruestere. Dan daerna moet men onleden [in stukken snijden] ende in eenen pot wel stoven met swinensmoute [reuzel] ende in wat vleeschsops [vleesbouillon]. Dan suldy nemen broot ende van der leveren van den voerseyden vleesche. Dye suldi al tesamen mynghelen ende dan fruyten ajuyn [ui] in swij(fol.Bvo)nensmout [reuzel]. Dan doeghet al in eenen pot tsamen. Dyt sijn die specien [specerijen] daertoe dienende: caneel, greyne [kardemom], groffelsnaghelen [kruidnagel], notenmuscaten. Dit minghet tesamen met azine. Dan eest ghemaect. Leider kann ich kein Niederländisch und auch der Google-Übersetzer brachte kein vernünftiges Ergebnis.
 
Ich kann auch kein Holländisch, aber es klingt ähnlich, wie Mittelhochdeutsch. Daher wäre mein Vorschlag Man soll einen Hasen nehmen oder auch Kalbfleisch oder Ferkelfleisch. Das muss an einem Spieß gebraten sein oder auf einem Rost. Danach muss man es klein machen (in Stücke schneiden) und in einem Topf gut mit Schweineschnauze (Rüssel) und in Fleischbrühe kochen. Dann sollst du Brot nehmen und von der Leber(?) des vorgenannten Fleisches. Das sollst du alles vermengen und mit der Schweineschnauze (Rüssel) nochmal aufkochen. Dann tu es alles zusammen in eine Schüssel. Das sind die Gewürze, die dazu gehören: Zimt, grüner Kardamom, Nelken, Muskatnüsse. Die vermenge alle mit Essig. Dann ist es fertig. Ich gehe stark davon aus, dass das Brot nicht im Stück dazu gegeben, sondern vorher gerieben, bzw. gemörsert wird. Ich vermute außerdem aus dem Vergleich mit anderen Rezepten, dass auch die Leber zerstampft wird.
 
... und dann hat man etwas Breiartiges? Oder doch eher flüssig?
 
Das hängt sicherlich von der Menge Brühe ab, die man benutzt. Das ist nicht erwähnt und wird dem Koch/der Köchin überlassen. Wahrscheinlich kann man das Gericht dem Anlass, der Reihenfolge der Speisen und der Anzahl an Gästen anpassen. Wenn man sie zu sehr streckt, schmeckt sie wahrscheinlich wie Leberknödelsuppe, bei der sich die Leberknödel aufgelöst haben *grübel* Im Optimalfall würde ich von einer eher breiartigen Suppe mit Fleischstückchen ausgehen. Was zum satt essen. Auf jeden Fall ein Rezept, das ich mal testen werde. Ich hab im Tiefkühler noch ein Stückchen Rindsleber, die muss dafür herhalten.
 
Danke Susanna... ich frage, weil wir im Bereich "Originalquellen" sind und ich mal las, dass bis zur Neuzeit dünnflüssige Suppen nicht üblich waren (daher die kurzen Löffelstiele). Möglicherweise gabs trinkfähige Brühen (zur Kräftigung der Kanken?), aber sonst soll angeblich alles eher wie Brei und Mus zu schaufeln gewesen sein. ?(
 
Es hängt auch von der Menge des zugegebenen Brots ab. Mit geriebenem Brot wird jede Suppe schnell zur Matschepampe ;)
 
Und wenn dann noch Eigelbe dazukommen, ist es zum Auflauf nicht mehr weit :D Ach ja, beim ersten Rezept sind Eigelbe angegeben, bei dem holländischen nicht. Offenbar schmeckt der Bipeper (Zweipfeffer?) auch ohne Eier. Schön auch, dass man die Gewürze mit dem Essig vermengen soll. Dass man die Mischung in den Topf tun soll, steht nicht dabei. Und schon gar nicht, wann. Historische Rezepte sind wirklich was für Experimentalköche.
 
Kleine Anmerkung: Die Schweineschnauze ist tatsächlich Schweineschmalz, das in Klammern ist eine andere Bezeichnung. Um mal Wikipedia zu zitieren "Reuzel of smout is dierlijk vet..." auf Deutsch etwa "Schmalz oder... ähm... Schmalz? ist tierisches Fett..." Könnte sonst besonders für Marktbesucher leicht eklig werden wenn man darstellerisch versucht das nachzukochen ^^ Und wenn wir schon dabei sind Vercken(Vergleich Neu-Niederländisch Varken) ist übrigens auch ein ausgewachsenes Schwein. Varken und Zwijn bedeuten nämlich nicht Ferkel und Schwein, sondern Hausschwein und Wildschwein. Das ist jetzt natürlich nichts schlimmes, die Brücke ist nämlich sehr gut um sich das zu merken. Meine Interpretation des holländischen Textes: Das Ergebnis müsste eine relativ klare Suppe sein. Fleisch wird gegrillt, frittiert/gebraten und in Brühe ersäuft, ähm, mit Brühe abgelöscht. Dann vermischt man Leber und Brot und frittiert/brät das, bevor man es in die Brühe wirft. Zimt, Nelken, Kardamom und Muskatnüsse sind relativ große Brocken, die muss man Mörsern, reiben oder sonstwie klein machen wenn man sie nicht im Teeei reinhängen will. Bösen Gewürzstaub vermeidet man beim Mörsern in flüssiger Basis, ich benutze da normalerweise einen Spritzer Olivenöl, wenn aber Essig zum Geschmack dazugehört, sollte der genauso funktionieren. Ich denke das soll darauf hinweisen, dass die Gewürze noch in die Suppe gehören, sie vorher aber in Essig zerstoßen und zu einem Würzbrei verarbeitet werden sollen, bevor sie in die Suppe kommen. Dreifach gegartes Fleisch stelle ich mir bösartig zäh vor, allerdings esse ich für gewöhnlich auch nichts durchwachsenes, da müsste das gehen. Am Spieß braten war soweit ich weiß früher auch einfach eine Art der Konservierung, ein Vorläufer des Räucherns, zumindest ist gegartes Fleisch aber haltbarer. Also quasi Fleischreste von vor zwei Tagen braten, ablöschen... Garnicht so unähnlich heutigen Schmorgerichten. Vielleicht wird kann man das Fleisch so wirklich lutschen. Leberknödel kennt man auch von der Konsistenz, die sind weich, kann man auch ohne Zähne essen. Der Rest wäre wie gesagt eine relativ klare Brühe, die könnte man noch aus der Schüssel trinken, wenn der Löffel die nicht hält. Von den Holzschneidebrettchen die in der Szene so beliebt sind fließt das allerdings runter. Ich würde das ganze in Schüsseln füllen, die Brühe abtrinken und hinterher die Brocken mit den Fingern rausfischen. Oder meinetwegen mit Messer oder Pfriem wenn man das lieber mag.
 
also... wir haben das ausprobiert: Sah seltsam grau aus (wg.Brot), war aber mega-lecker... und nix mit "dünne Suppe", bei uns kam das als musartiger Pamps auf den Tisch.
 
Kleine Anmerkung: Die Schweineschnauze ist tatsächlich Schweineschmalz, das in Klammern ist eine andere Bezeichnung. Um mal Wikipedia zu zitieren "Reuzel of smout is dierlijk vet..." auf Deutsch etwa "Schmalz oder... ähm... Schmalz? ist tierisches Fett..."
Schweineschmalz also. :!: Danke für die Aufklärung. 8o Rüssel fände ich aber auch nicht ekliger. Das liegt vielleicht daran, dass ich von zuhause noch Gerichte wie "Snuten un Poten" kenne, in denen neben dem Rüssel eben auch die Klauen mitgekocht werden. Die werden nachher zwar rausgefischt, das Essen bekommt dadurch aber zusätzlich Geschmack und "Kraft".
 
Also hier im schwäbischen Hinterland gibts immernoch Schweineschnauzen, Häxle und so an der Heißtheke. Gegrillt schmeckt das garnicht schlecht. ... Hm ... das passt schon wieder in den Parallelthread von wegen Kochtopf im Lager ...
 
Ja Haxe, Schäufele und sowas kennt man ja, aber in der Mittagspause mal eben ein Rüsselbrot? o_O @das Lorb: Hast du Brot und Leber direkt und roh in die Suppe gerührt? In genau dieser Situation bin ich mir ziemlich sicher dass das zwangsläufig pampig werden muss. Nach meiner Interpretation, also Brot und Leber verknetet, in Schweineschmalz aufkochen, also frittieren... Da sollten Leberknödel rauskommen. Oder Leberspätzle. Oder ein großer knuspriger Fladen. Je nachdem wie man das in das kochende Fett schmeißt. Die sollten hinterher nicht mehr zerfallen. Nunja, alles nur Theorie bei mir, habs nicht probiert. Ich kenne nur Leberknödelund nach genau denen klingt das für mich, wenn auch das Ei fehlt. Kann natürlich sein dass es durch das fehlende Ei zwangsläufig zerfallen muss, da fehlt mir die Erfahrung zu.
 
@Lotlbotl: Wir machten es wie bei Nr. 1 und 2 beschrieben... :bye01
 

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