Leinen kann - und sollte - vor dem Färben mit Pflanzenfarbe gebeizt werden. Am besten eignet sich dazu Essigsaure Tonerde. Das ist - wie Alaun - eine Aluminiumverbindung, die bereits im Mittelalter (seit den Kreuzzügen) bekannt war. Allerdings war sie damals noch sehr teuer, weil sie aus dem nahen Osten herbeigeschafft werden musste. Das Beizen von Leinen und anschließende Färben mit Pflanzenfarben habe ich bereits ausprobiert. Es geht folgendermaßen: Einen Liter Essigsaure Tonerde in der Apotheke kaufen. Lasst euch Essigsaure Tonerde "zur äußerlichen Anwendung" bestellen, keine hochreine. Diese ist zu teuer, jene kostet knapp 8 Euro je Liter. Mischt die Tonerde (entgegen ihrem Namen handelt es sich um eine wasserklare Flüssigkeit) mit 4 Litern normalem Leitungswasser. Gibt also einen halben Eimer voll. Zieht euch Gummihandschuhe an, besonders, wenn ihr empfindliche Haut habt. Gebt euren Stoff oder das Kleidungsstück (in meinem Fall war es ein Kinderkittelchen für meinen Siebenjährigen) dazu, taucht den Stoff gründlich unter und bedeckt ihn mit einem Teller, damit er völlig in der Flüssigkeit eingetaucht bleibt. Nun heißt es warten. Über Nacht - mindestens acht Stunden - muss das Leinen nun beizen. Hebt das Teil aus der Beize, drückt es gründlich aus und spült es sehr sehr gründlich mit klarem kaltem Wasser aus. Meiner Meinung nach sollte man dem Teil einen Spülgang "kalt, ohne alles" in der Waschmaschine gönnen. Ich habe das Kittelchen per Hand ausgespült und der Stoff war später bretthart - musste ihn "weichkneten" und "weichbügeln"... Die Essigsaure-Tonerde-Lösung kann man bedenkenlos noch weitere Male verwenden. Je nach Witterung fängt sie nach zwei bis vier Tagen jedoch erbärmlich an zu stinken (nicht mehr essigsauer, sondern eher etwas faulig) und muss dann weggeschüttet werden. Inzwischen habt ihr eine entsprechende Menge Pflanzenfärbesud nach Wahl angesetzt, köcheln lassen und durchgeseiht. Im Fall des Kittelchens handelte es sich um einen ordentlichen Strauß blühenden Rainfarns, komplett in Stücke geschnitten, zwei Stunden in 5 l Wasser sieden lassen, abgesiebt und mit drei Tütchen Natron versetzt. Das natron dient zum Basischmachen des Sudes, damit der Rainfarn auch gelb färbt. Statt dessen kann man ein paar Löffelchen Kalk nehmen, aber den hatte ich grad net zur Hand
Andernfalls - ohne den Natronzusatz - färbt Rainfarn grün. Nun kommt das immer noch nasse Kleidungsstück in den Färbesud und man lässt einige Stunden köcheln (wenigstens zwei). Überschüssige Farbe anschließend ausspülen und den Stoff trocknen lassen. ich habe etwas zu kurz geköchelt und - ihr sagtet es schon - leinen nimmt nun mal auch mit beizen die Farbe nicht so gut an wie eine tierische Faser. So ist also statt leuchtendem Sonnengelb ein blasses "Hurengelb"
daraus geworden. aber dem Kurzen gefällt's, vor allem, da ich noch etwas Mühe auf Stickerei verwendet hab. Ein ungebeizter Stoffrest, den ich probehalber mitgefärbt habe, ist fast gar nicht gelb geworden. Mehr Leinen habe ich noch nicht gefärbt, werde aber im kommenden Sommerhalbjahr ausprobieren, was Wald und Wiesen hergeben.