Fäustlinge, Halsschutz und Füßlinge - wie machen?

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LotlBotl

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Weil ich grade irgendwas machen will und keinen Stoff mehr habe, wollte ich mal mein Kettenhemd weiter knüpfen. Um es unten zu verlängern habe ich vermutlich zu wenig Ringe, aber für den Halsschutz und die Fäustlinge könnte es noch reichen. Nur wie stelle ich das am geschicktesten an? 1. Fäustlinge: Hier würde ich jetzt instinktiv einfach Lederhandschuhe nehmen, nichtmal unbedingt Fäustlinge und da über die Hand außen Polster drübernähen. Quarzsand wäre zwar toll, aber vermutlich nicht tauglich. Dann einfach über die ganze FlächeKettengeflecht knüpfen und jeden äußeren Ring mit einzelnen Stichen festnähen, anschließend an die Ärmel knüpfen. Probleme wären hier, wie stelle ich es an, dass die Dinger fest sitzen und ich trotzdem rausschlüpfen kann, á la Maciejowski Bibel? 2. Halsschutz: Der Ausschnitt meiner Kapuze ist zur Zeit komplett rechteckig. Vermutlich sollte ich das zuerst zum Dreieck umarbeiten? Dann könnte man das schon mit einem Bändchen zusammenschnüren. Aber ein richtiger Halsschutz übers Kinn drüber... Wie mache ich den am geschicktesten? Komplett zu wäre ja doof, da kann ich die Kapuze nicht mehr umschlagen. Also eine Art Verschlussklappe. Viereck? Dreieck? Wo und wie festmachen? 3. Füßlinge Wenn wir schon dabei sind... Ich hab zwar auch nicht mehr genug Ringe für Beinlinge, die kommen erst im Winter, aber wie mache ich dann den Fußteil? Ich hätte meine Beinlinge gerne als geschlossene Röhren, ohne Schnürung. Die mache ich im gleichen Schnitt wie die normalen Stoffbeinlinge, nur etwas größer. Kein Problem. Aber was mache ich mit dem Fuß? Habe zwei Versionen gefunden, einmal mit Schnürung unter der Schuhsohle, das stell ich mir aber etwas wenig haltbar vor, hab ja auch immer Angst um die Riemen an meinen Sporen. Dann die Variante mit einer eigenen Ledersohle. Aber ob das gut sitzt? Vor Allem wenn man mit Schuhen drin ist? Ohne Schuhe wäre sicher das Kettengeflecht oben auf dem Fuß etwas blöd. Da kam mir jetzt eine Idee als ich nach Anleitungen zum Schuhe nähen gesucht habe. Wie wäre es, für die Rüstung separate Halbstiefelchen zu nähen und die direkt mit Kette zu besetzen? Und dann die Beinlinge unten offen lassen wie eine Hose? Oder würde das zu heftig schlabbern? Welche Möglichkeiten habe ich da für einen guten Sitz? Wäre dann noch fraglich ob ich meine Sporen auch über Kette drüber krieg... Die fixieren zumindest Schuhe wunderschön. Wär toll wenn mir da wer weiterhelfen könnte, dann hätte ich am Mittwoch ohne Internet und Fernsehen auch was zu tun.
 
@Fäustlinge: Jeden Ring festnähen bei Handschuen halte ich für übertrieben, aber jeden zweiten könnte man machen. quasi alle "linksgewandten" oder "rechtsgewandten". Das sollte genug festigkeit geben, aber acuch die Beweglichkeit erhalten. Wie bekommt man die Handschuhe zu? ich würde da am ende des Handschuhs einen Lederriemen drumlegen, den man mit einer Schnalle zuzieht, oder ein LEderband, das den Handschuh dort ans Handgelenk andrückt - aber nicht zu eng! Aufwand: je nach Webart, Material und Aufbau, wohl zwischen 200 und 500 Gramm Ringe pro Handschuh. @Halsschutz: Mit Kapuze meinst du die Ringpanzerhaube? oder das Kleidungsstück? Ein Halsschutz kann in mehreren Varianten gemacht werden, aber ich weiß nicht welche davon wann oder überhaupt A ist: 1. eine Art Schlauch, an dem ein weiter werdendes Kragenstück ansetzt (das dann nach oben zu einer Kettenhaube erweitert werden könnte) 2. ein stück mit Kette besetztes Leder, das mit Riemen an Unterkiefer uns Hals angelegt wird (irgendwer hat so ein Teil im Avatar...) 3. wie 1, nur hinten mit schlitz und zusammengeschnürt, dann aber auf Trägermaterial (Leder, Stoff) und ohne Kinn Aufwand: rund 500 g bis 1,5 Kg, je nach Bauart. Allerdings würde ich beim Hals lieber auf eine Gorgette gehen... @Füßlinge: Deine Idee klingt nicht schlecht, aber vielleicht willst du die Stiefeletten einfach an die Beinlinge anschließen? Dann kann nichts verrutschen. mein Vorschlag zum Stricken in einem Stück aufgrund rein theoretischer Überlegung: erst mach ein paar lange schläuche (einfach offen stricken und erst zum schluss schließen) dann unten erstmal 3 gizehecken auslaufen lassen - eine an die ferse, eine links, eine rechts vom Fuß. die zwischenräume zwischen den ecken ferse und links, bzw ferse und rechts füllen. Für den vorderen Fußteil erweitern und verlängern, bis es komplett auf dem Fuß aufliegt. Reichen die Ringe (wenn der Beinling ordentlich an dem Gürtel befestigt ist) jetzt bis zum Boden? gut, eine Reihe unten wegnehmen und Gizehecken mit drei oder 4 ringen Breite ansetzten. die dann so zusammennehmen, dassn man eine menge Trötnähte bekommt Die fehlende Fußfläche mit weiteren gizehecken-trötnähten füllen
 
Machen wirs mal ein bisschen einfacher. Das ist mein Hemd: http://imageshack.us/a/img717/6839/kettenhemd.jpg Es geht also darum, dieses Hemd zu erweitern. Ich möchte vorn am Hals zu machen, aber so, dass ich das auch öffnen kann um noch mit dem Kopf ganz raus zu können. Kapuze nenne ich das grade, weil fest am Hemd angesetzt, Haube wird ja meist eher als separates Teil verstanden. Naja, jetzt ist ja klar wovon wir reden. OK, jetzt muss ich aber dann erstmal weg, vielleicht verstehe ich die Tipps mit etwas Zeit besser. Ach ja, Ringe hab ich etwa ein Pfund neue und weils mal eine separate Haube war, als ich das ursprünglich gebaut habe, noch den ehemaligen Kragen der Haube. Sollte für den Halsschutz locker reichen und zumindest für den Schwerthandschuh.
 
ahh, jetzt weiß ich, was du willst. gut... kettenhemd mit angesetzter haube. ist der Kragen noch intakt? ich meinte das Bild von Patrik von York: http://mittelalterforum.com/index.php?page=User&userID=3538 - ein gepolstertes Lederteil, das an die Kettenhaube angeknotet ist - das könnte man auch noch mit Kette besetzen. Aber so wie ich das Bild sehe: schließ doch die Kette erstmal etwas waiter nach oben, bis etwas unter das Kinn. Dann die besetzte Ledermaske und es könnte passen. zu Giezehecke und co: http://www.tempora-nostra.de/artikel/kettenhemd/ketted.shtml quelle: Tempora-Nostra
 
Der Kragen ist schon teilweise zerlegt, Die Reste müssten aber relativ rechteckig sein. Und selbst wenn nicht, ist ja schnell geknüpft. Muss ich mal experimentieren wie weit ich das nach oben schließen kann und trotzdem noch mit dem Kopf raus komm. Möchte da jetzt allerdings kein Lederpolster drannähen, werd das komplett in Kette machen und vielleicht zwecks Bequemlichkeit unterfüttern. Fragt sich nur noch wie festmachen...
 
Du könntest eine dicke Lederschnur durch den Oberen Rand fädeln und die dann mit einem Knoten links und rechts in die Kapuze befestigen oder hinter dem Kopf szusammenbinden. Unterfüttern soltest du es zumindest mit Stoff, sonst schubbert die Kette und du riskierst eine dicke Lippe. Zink, Brünnierung, Eisenstaub und Waffenöl sind alle oral aufgenommen nicht gerade gesundheitsfördernd. ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn ich mich an die zeitgenössischen Zeichnungen halte geht der Halsschutz zwar nicht über den Mund, aber eine Unterfütterung schützt zumindest meinen Bart. Gute Sache. So hoch geht kein Hemdkragen.
 
Anbei eine Grafik (Ausschnitt) aus "Costumes des XIIIe, XIVe et XVe siecles, Paris, 1845", neuveröffentlicht auf S. 32 in Costumes, L'Aventurine, Paris, 2002, ISBN 2-914199-20-1. In der Beschreibung steht nur: "Edelmann" - vermutlich Venedig. Immerhin zeigt es anschaulich ein Detail wie die Kettenbeinlinge und -füßlinge beschaffen waren. Kettenbeinlinge,detail.jpg 1. Da das andere Bein ohne diese dargestellt ist, vermute ich daß mit den Schuhen in die Füßlinge geschlüpft wurde. 2. Gut zu erkennen ist daß das Kettengewirk an einer separaten Ledersohle befestigt wurde, deren dreieckigen Ausschweifungen seitlich hochgezogen wurden wegen eines besseren/ stabileren Sitzes. 3. Vom Knöchel aufwärts ist ins Gewirk ein vertikaler Schlitz eingearbeitet, um genügend Weite beim Anziehen zu erhalten. Anschließend wurde dieser mit einem Lederband geschlossen um das Kettengewirk fest an die Wade zu bekommen. Leider weiß ich nicht welche Primärquelle dieser Grafik zu Grunde liegt. Dennoch stellt das eine für mich schlüssige Variante zur Lösung des in diesem thread berätselten Problems dar. Jungs, tut mir leid daß ich erst jetzt damit um die Ecke komme, aber vorher war ich noch nicht im Forum und über das Bild bin erst diese Woche "gestolpert". Ob das so funktioniert wie dargestellt müßt Ihr selber ausprobieren. Viel Erfolg.
 

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Hallo Wilfried Vielen Dank für Deinen Beitrag, aber ich halte es grundsätzlich für sehr heikel, eine Darstellung des 13 Jhd. mit einer Quelle aus dem historizierenden, verklärenden 19. Jhd zu unterstützen. Alleine die unrealistisch eng anliegenden Beinlinge, egal ob die aus Stoff oder Ringgeflecht, zeigen, dass hier bezüglich der Detailtreue grosse Vorsicht geboten ist. Auch wenn sie natürlich sehr gut aussehen. Denn zu eng anliegende Eisenbeinlinge schränken die Beweglichkeit, die beim Aufstehen (sollte man aus irgendeinem Grund mal auf dem Boden liegen) bzw. beim Aufsitzen (das Einsteigen in den Steigbügel vom Boden aus) erforderlich ist, zu stark ein. Unabhängig davon kann ich aufgrund eigener Erfahrung bestätigen, dass die kreuzweise Schnürung des Fussteils unter der Sohle einfach herzustellen ist, der Fussform (mit Schuh) leicht angepasst werden kann und durchaus mit dieser oder ähnlichen Abbildungen im Einklang stehen kann. Vor allem, wenn das Fussteil etwas zu klein ist, könnte sich eine solche Zick-Zacklinie mehr oder weniger auch durch den Zug der Schnürung ergeben. Das Anziehen der Eisenhosen funktioniert für mich mit der Schnürung unter der Sohle sehr gut, der Fussteil lässt sich schön auf den Schuh aufziehen und mit der Schnürung des Entlastungsschlitzes oberhalb vom Knöchel straff fixieren. Ich empfinde den Tragekomfort als wirklich sehr gut. Den Entlastungsschnitt habe ich übrigens hinten angebracht, das erleichtert mir das Anziehen, weil ich den Beinling eher durch Schütteln des Beines als durch Ziehen am Ringgeflecht auf das Bein gleiten lasse, und die Öffnung dadurch unten hängt und nicht seitlich. Dafür muss ich das Bein zwar ein wenig mehr drehen, um die Schnürung zuzuziehen als bei einer Schnürung an der Innenseite erforderlich wäre. Vielleicht probiere ich das bei meinem nächsten Paar aus? Zu guter Letzt: die Schnürung unter der Sohle läuft sich natürlich im Laufe der Zeit ab. Ausserdem hat sie doch erstaunlich lange gehalten, bevor ich sie nach mehreren Jahren ersetzen musste. Und das, obwohl ich – untypisch für Ritter - viel mehr gelaufen als geritten bin. Das Erneuern der Beriemung ist überdies eine Kleinigkeit im Rahmen der normalen Instandhaltung der Ausrüstung. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Hallo Gerald, danke für Deine Ausführungen. Mit den Quellen gebe ich Dir recht, das ist so eine Krux je weiter man in der Zeit zurückreist. Aufgrund der Höhlenmalereien ist es vermutlich einfacher wenn man Steinzeit darstellt... ;) Letztlich stellt die Grafik nur eine Variante zur Lösung des Problems dar, alles weitere ist wie so oft eigenes Experimentieren. Immerhin hat sich damals der Zeichner die Mühe gemacht den Schlitz am Bein darzustellen, und allein diese Tatsache ist bemerkenswert. Daß in späteren Darstellungen vieles verklärt oder im Stil der Zeit dargestellt wurde muß man freilich berücksichtigen. Danke für Deine eigenen Erfahrungen, ich hoffe es hilft den Gerüsteten hier weiter. Beste Grüße Wilfried T.
 

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