Welche Stoffqualität (Gewicht) für Gewandung?

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
L

Liacs

Guest
Ich möchte mir doch recht gern eine schöne 'a' Gewandung schneidern ( so 'a', wie's der Geldbeutel hergibt zumindest). Nun bin ich auf der Suche nach den geeigneten Stoffen. Ich möchte nun gern von Euch wissen, wie schwer der Stoff zu sein hat (wird ja irgendwie nur noch nach Gewicht /qm eingeteilt - da helfen mir die Angaben nach wieviel Fäden pro qcm auch nicht weiter). Kann mir da jemand helfen? Ich suche nach beiden Ständen im Früh- und Hochmittelalter: welches Gewicht war für die Wolle für eine bäuerliche Kotte üblich, die Chainse aus Leinen oder Seide für Adel? Ist Dupion-Seide passend oder eine leichtere Seidenart? Oder... oder... oder? War das Unterkleid bei Adeligen aus dünnerer Seide als das Oberkleid? Wie Ihr seht: viele Fragen einer Wissensdurstigen. Wäre klasse, wenn mir jemand helfen könnte! Viele Grüsse aus Belgien, Lia
 
Hallo Liacs, für Oberbekleidung aus Wolle nehme ich bevorzugt knapp 300g/m leichte Qualität, da das Hobby doch hauptsächlich im Sommer stattfindet. Für den (niederen) Adel auch mal etwas feinere Qualität um die 280g/m, schön bunt. Für einen Bauern kann es auch etwas schwerere, gröbere Wolle sein max. 400g/m, ungefärbt, oder braun. Als unterbekleidung ebenfalls für beide Stände Leinen mit nicht mehr als 340g/m. Eher weniger. Für den Bauren ungebleicht, grob gewoben, für den Adel gebleicht, feine Qualität. Sobald Seide ins Spiel kommt, geht es in die Richtung Hochadel. Dann wirds richtig teuer. ;) Wobei Unterhemd und Bruche durchaus auch aus sehr feinem Leinen sein kann. Aber welche Quali bei Seide kann ich dir leider nicht sagen, damit habe ich noch nicht experimentiert...
 
So pauschal kann man das auch nicht sagen. Das Gewicht ist nur ein Annäherungswert. Es gibt nämlich auch dicken leichten Wollstoff. So habe ich z.B. 2 Wolldecken , die ungefähr gleich dick sind. Die eine wiegt aber nur halb so viel wie die andere. Dito Kleider: mein eines Schlechtwetterkleid wiegt 3 Kg! Das gefütterte Winterkleid (dünner Loden und dicker gewalkter Wollstoff) wiegt knapp die Hälfte.
 
Super. Das hilft mir doch schon mal weiter... werde dann mal nach leichtem Wolstoff fahnden... mich totzuschwitzen gedenke ich nämlich eigentlich nicht :)
 
@Liacs Wenn du schon dabei bist und dann auch die Arbeit in die Richtung "historisch korrekt" machst, dann achte bei den Stoffen auch auf die Webarten. Das Gewicht des Stoffes allein ist nicht entscheidend ... und da du FMA und HMA anführst, gibt es bei den Bindungen im Laufe der Zeiten (und Regionen) ziemliche Unterschiede. Nimm z. B. den wunderschönen Diamant-Köper: Plötzlich, mittendrin im HMA, ist der total out!
 
@(schwarze? :)) Witwe: Kannst Du mir da mit Quellen helfen? Ich fand bis jetzt nur die Infos, dass allgemein im MA Fischgrat, Diamant und andere Webarten "in" waren, aber nichts auf die verschiedenen Perioden und Regionen bezogen. Wo kann ich so was finden? Und gut, dass Du das ansprichst, ich hatte gerade sooo einen tollen leichten Diamantköper zum Färben gefunden. Das wird nämlich auch selbst gemacht :) Viele grüsse Lia
 
Original von Liacs Ich fand bis jetzt nur die Infos, dass allgemein im MA Fischgrat, Diamant und andere Webarten "in" waren, aber nichts auf die verschiedenen Perioden und Regionen bezogen.
Das ist aber seeehr allgemein :D für `nen Zeitraum von 1000 Jahren...
 
@ Beate: tja, wenn ich wüsste, wo ich die richtigen Quellen finden kann, wär ich glücklich. Mein einziges Werkzeug zur Zeit ist: GOOGLE! Und Webart oder Stoffart MA hilft da nicht viel...
 
Es gibt da so Häuser voller Bücher :D nennen sich Bibliotheken und wenn du mal den link zu La Veuves HP folgst, dann findest du dort Quellen/Literaturhinweise. ;)
 
Schön und gut mit den Bibliotheken, aber wenn man wie ich in Belgien wohnt und des flämischen nicht 100% mächtig ist, wird das kompliziert... da nützen nämlich diese Häuser nicht mehr viel... aber danke für die Info :D
 
Keine Ahnung, wie Fernleihe in Belgien geht: aber man kann doch auch fremdsprachige Bücher ausleihen. Ich leihe jedenfalls englische, schwedische, dänische... Mi I-Net kommt man nicht weit.
 
Nennen wir es doch einfach mal "Grundlagenlektüre" oder "Standardlektüre", wenn es um Stoffe geht: E. Crowfoot et al "Textiles and Clothing 1150-1450 - Medieval Finds from Excavations in London / 4" Museum of London / The Boydell Press LINK Ich glaube, ich habe dieses Buch mittlerweile schon so oft gepostet, dass es mir irgendwann mal Prozente seitens des Verlags bringt ... ;) Dort hast du für das HMA so ziemlich sämtliche Stoff- und Bindungsarten im Zusammenhang mit der kompletten Fundlage und der Datierung sehr gut erklärt, ferner auch die Färbungen und die angewandten Nähte. Darüber hinaus die Konkordanzliste zu den Funden, ein Glossar und auch noch eine Bibliographie zu weiterführenden bzw. im Detail vertiefenden Büchern. Beim Verlag selbst gilt das Buch zur Zeit als vergriffen, allerdings kannst du es noch über Amazon in England bekommen, jedenfalls ergibt eine Google-Suche immer noch viele Angebote. Zum FMA kann ich dir gar nichts sagen, das ist nun so überhaupt nicht meine Baustelle.
 
Noch etwas: Wenn dich sehr edle Stoffe interessierten, dann wäre dieser Bestandskatalog des Kunstgewerbemuseums Berlin für dich bestimmt auch sehr interessant: Leonie v. Wilckens "Mittelalterliche Seidenstoffe" (Seidenstoffe des 5. bis 14. Jahrhunderts) Bestandskatalog XVIII des Kunstgewerbemuseums Berlin LINK
 
Original von La Veuve Zum FMA kann ich dir gar nichts sagen, das ist nun so überhaupt nicht meine Baustelle.
Die Textilfunde aus den Gräbern. Birka III: Untersuchungen und Studien v. Agnes Geijer (vergriffen) Ausgrabungen in Haithabu Bericht 20, Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu v. Inga Hägg (vergriffen) Ausgrabungen in Haithabu Bericht 29 Die Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haithabu v. Inga Hägg North European textiles : until AD 1000 v. Lise Bender Jørgensen Textiltechnische Untersuchungen an Wollgewebefunden aus friesischen Wurtensiedlungen von der Mitte des 7. bis zur Mitte des 13. Jhs. und Vergleiche mit Grab- und Siedlungsfunden aus dem nördlichen Europa v. K. Tidow, in: Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet Bd. 23, S. 353-387 Zu Süddeutschland kann ich nichts beitragen.
 
wow, sooo vielen Dank an Euch zwei! Klasse! Da ich ursprünglich aus Schleswig-Holstein komme und auch da eines meiner Kleider nach schneidern möchte, passt mir Haithabu ja ganz gut. Super. Ich hatte bei Amazon.de schon mal geschaut, aber da gabs nur moderne Stofflektüre. Vielen Dank nochmal! Ich werd dann mal ein paar Fotos hochladen wenn's fertig ist (wird wohl noch ein- zwei Jahre dauern ;)) Viele liebe Grüsse Lia
 

Neueste Beiträge

Oben