"Zeitreise-Vorbereitung" - Das Unterkleid

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Morgan

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Also, wie andernorts erwähnt, werde ich mir alsbald ein einfaches Unterkleid nähen. Leinen habe ich heute gekauft. Der Stoff besteht aus zwei gut 75 cm breiten und bald 180 cm langen Stoffbahnen aus handgewebtem, weißgebleichtem und etwa bettlakendicken Leinen, die auf die ganze Länge mit einem feinen Zierstich zusammengenäht wurden. Leinen auf Ballen hatten die nicht, dafür hat der Spaß auch nur 15 Euro gekostet. Ich werde den Schnitt so anlegen, dass ich Vorder- und Rückenteil jeweils bei den äußeren Längskanten beginnend gut schulterbreit zuschneiden werde. Aus dem, was an Länge übrigbleibt, kann ich, wie es aussieht, die Ärmel fertigen. Und die Gehren schneide ich dann aus dem Streifen mit der Ziernaht zu. Da meine Schulterbreite ziemlich genau meinem halben Brustumfang entspricht, wird es in jedem Fall genug Weite haben, auch wenn die Gehren zu kurz sind, um sie an den Achseln anzusetzen. Ab Hüfte dürfte für die Bequemlichkeit reichen. Keile für die Ärmel müsste ich dann, falls der Verschnitt nicht mehr ausreichen sollte und mir die Weite nicht reicht, aus einem anderen Stoff anfertigen, aber ich habe noch verschiedene ähnliche Leinenreste da. Nun noch eine Frage zum Halsausschnitt: Darf das Unterkleid am Ausschnitt "hervorblitzen" oder sollte ich lieber einen etwas großzügigeren Ausschnitt wählen, sodass fertig gewandet das Unterkleid auf keinen Fall hervorlugt? Einen Rollsaum krieg ich ganz gut hin, aber vor dem Verstürzen eines runden Ausschnitts hab ich bisschen Bammel...
 
verstürzen? kenn ich erst ähnliches als Technik im 14. Jh., wo ein Wollgewand mit Seide versäubert ist im Randbereich. Londonfunde. Und auch "upper class", also nix für dich. Daher: Nähen mit Kappnähten, Säume doppelt umschlagen und mit Überwendlingstich vernähen. Reicht aus. Generell ist 13. Jh. vom Obergewand noch eher hochgeschlossen d.h. enger Halsausschnitt mit Fürspan. Aus dem späten 14. Jh. gibt es im "Le Menagier de Paris" eine Passage, wonach die anständige Frau ihr Unterkleid nicht herauslugen lässt. Bei dem Werk handelt es sich um ein sehr moralisierendes "Benimmbuch" für eine junge Hausfrau. Am besten wartest du mit dem Halsausschnitt bis du deine Cotte genäht hast, und passt dann den Ausschnitt entsprechend an die Cotte an :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
verstürzen? kenn ich erst ähnliches als Technik im 14. Jh., wo ein Wollgewand mit Seide versäubert ist im Randbereich. Londonfunde. Und auch "upper class", also nix für dich.
Puh, Glück gehabt! Jo, Kappnaht und Überwendlingsstoche sind klar. Mh... ob ich soviel Geduld hab zu warten...? ;) Na jetzt muss ich ja rst mal ANFANGEN!
 
Mein Tipp wäre, den Halsausschnitt einfach erst mal so eng wie möglich zu machen, natürlich ohne dich dabei zu erwürgen ;). Wenn die Cotte für drüber dann erst mal fertig ist, kannst du den Halsausschnitt des Unterkleides ja problemlos noch weiter machen. Wenn er erst mal sehr weit ist und es dann unangenehm reinzieht (das Problem hab ich blöderweise immer im Nacken, und das obwohl ich den Rückenteil sogar gerade gelassen habe, also keine Rundung reingeschnitten habe) ist wieder enger machen deutlich schwieriger.
 
Runder Ausschnitt also. Oder darf ichs mir einfach machen und einfach einen Schlitz nähen? So ne Art V-Ausschnitt bei Unterkleidern hab ich beim Stöbern auf historischen Abbildungen öfter gesehen.
 
So, nachdem nur noch die Säume an Ärmeln und ganz unten fehlen, könnt ihr euch in der Galerie mal die Nähte an den Zwickeln unter den Armen anschauen - ein Mal von innen und ein Mal von außen. Kritik ist erwünscht.
 
Ich befürchte, die Ärmel sind ein weniges zu kurz und auch etwas zu weit... Anstückeln wäre ne Option und enger machen kann ichs auch (der Rest passt super). Nur meine Frage: Wie lang und wie eng sollten die Unterkleid-Ärmel bei einer bäuerlichen Darstellung 2. Hälfte 13. Jahrhundert sein? Ich müsste sie ja wohl noch hochkrempeln können.
 
Die wichtigste Antwort hast du dir schon selbst gegeben. Du solltest den Ärmel nur so eng machen, dass du ihn immer noch umkrempelt kannst. Aber auch nicht zu weit, sonst hält das umkrmpeln nicht so gut. Und von der Länge her, würde ich ihn so machen, dass er nicht unter dem Überkleid hervorschaut. Falls du noch gar kein Überkleid hast, würde ich den Ärmel einfach bis zum Handgelenk verlängern. Wenn du dir unsicher bist, lass den Ärmel doch erst mal länger und nähe dann Überstehendes beim Saum umnähen mit ein. Wenn er dir dann irgendwann zu kurz ist, kannst du einfach wieder ein Stück auslassen.
 
Danke, aber mit länger lassen ist da nix. Ich hab mich schlicht vermessen, die Ärmel sind recht kurz. Aber wenn die eh net unterm Überkleid vorschauen dürfen, dann passts ja. Nein, ein Überkleid hab ich noch nicht, das Unterkleid ist mein allererster Nähversuch.
 
Ich dachte du wolltest noch ein Stück vorne dran setzen, deswegen hatte ich das so geschrieben. ;) Aber wenn sie von der Länge nicht so ultrakurz sind, kannst du sie natürlich auch so lassen. Das ist wahrscheinlich zum arbeiten viel praktischer als das ständige Hochkrempeln, was ich dauernd machen muss und dann hälts noch nicht mal. 8|
 
Jedenfalls danke fürs Erste, ich werd mal sehen, wie ich damit klarkomm. Morgen bin ich bei marled auf dem Nähtreff der Hochwald-Kelten, da krieg ich den Rest vom Kleid sicher fertig und dann zeig ich es euch mal zur Begutachtung. Mit dem Halsausschnitt bin ich auch noch net 100 pro zufrieden. Die Passform ist allerdings sehr schön geworden, spannt nirgends und ist schön leicht und anschmiegsam.
 
Das sieht richtig toll aus. :) Ich glaube es wird langsam Zeit, das ich mich auch mal ans nähen ranwage.
 
Das Kleid sieht doch schon mal klasse aus =) Ich hab die Erfahrung gemacht, daß, je feiner und dünner das Leinen des Unterkleides ist, desto besser fällt am Ende alles. Du sagtest ja, das Leinen sei in etwa Bettlakenfest und auf dem Bild sieht es doch etwas "steifer" aus, oder irre ich mich da? Bin gespannt, wie es am Ende mit Überkleid aussieht :heupf1
 
Danke fürs Lob :) Das Nähen hat auch sehr viel Spaß gemacht. Nein, das Unterkleid fühlt sich nicht steif an. Das liegt auch zT an der Haltung, ich stehe so, dass man möglichst viel vom Schnitt sieht. Es schmiegt sich schön an, ist angenehm auf der Haut und überhaupt nicht sperrig. Vielleicht, weil es altes Leinen ist und wohl schon zig mal gewaschen. Moderne Bettlaken sind ja meist aus Jesey, also gewirkt, das ist eher so ein T-Shirt-Feeling. Das Unterkleid ist eher wie ein altmodisches Nachthemd.
 
Na das ist dann doch eine super Voraussetzung für das perfekte Unterkleid, wenn der Stoff schon so schön durchgewaschen ist. Sah dann auf dem Bild wirklich nur so aus, ich finds toll :heupf1
 
wau das ist toll geworden ich bin derzeit an einer bäuerlichen haube dran beim nähen (mein zweites projekt *gg* ) und dann kommt mein Kleid dran inkl auch einem Unterkleid schau ma mal ob ich das auch so hübsch hinbekomme wie du *gg*
 

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