Kreuze um den Hals oder in der Gewandung

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mondspeer

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Hallo Ihr Fachleute, ich habe heute - mehr aus Spaß - ein kleines Holzkreuz aus Hollunder und Silberdraht gebastelt. Ist ja vermutlich nicht authentisch, obwohl es Hollunder und auch Silberdraht schon gab. (Ein Bild davon findet Ihr in der Gallerie.) Dennoch meine Frage: Das Mittelalter war ja hier in Deutschland/Europa überwiegend christlich/katholisch. Gibt es Erkenntnisse, ob das gemeine Volk Kreuze getragen hat. Und wenn ja, was waren es dann für Kreuze. Am Hals? Im Gürtel? In der Tasche? Um die drei W's zu beantworten: Ich denke an einen Köhler oder Wildhübner im Zeitraum 1170 - 1250 im Raum Darmstadt/Bergstraße. Gruß, Gerald aus dem Odenwald
 
Also Kreuzanhänger gibtes als Funde für uns. Spontan fallen mir Fundkomplexe aus dem Slawischen Einflussgebiet hierfür ein für das 11. - 13. Jh. Ich erinnere mich an einige Fundbilder für den detuschsprachigen Raum, muss aber nochmal meine Unterlagen durch gucken dafür. Nichts desto trotz, Kette am Hals ist belegbar.
 
Danke. Dann werde ich mal ein Lederband durchziehen und das Ganze bei Gelegenheit tragen. Obwohl das Kreuz durch den Silberdraht ja an Schlüssigkeit verliert. Aber ich hatte das gerade da und es war eher ein Bastelexperiment. Wie fest kann ich so ein Kreuz mit ein bisschen Silberdraht und ohne Kleber knoten.
 
Guten Tach in die Runde!! Wie interessant! Der Fragestellung schließe ich mich aber gerne mal an. Zeitlich bin ich so um 1250 anzusiedeln, jedoch hab ich noch auf keiner Abbildung, Statue o.ä. ein Kreuz um den Hals oder sonstwo am Körper gesehen. Kennt wer eine solche Abbildung? Mich würde auch die Kreuzform an sich interessieren und was für ein Band bzw. Kette wahrscheinlich war. Spannend!! Finde es nämlich immer ganz doof, mein Stahlkreuz, was ich tagtäglich trage, ersatzlos für ne Veranstaltung abzunehmen. Grüße - die Tina
 
Ich habe mir vor zwei Jahren ein silbernes Kreuz nachgearbeitet. Das Original stammt aus einem Schatzfund, der Anfang des 20.Jhdts. in der Nähe von Zeven gemacht wurde. Neben 14000 Münzen waren auch Schmuckstücke und drei Kreuzanhänger dabei, datiert anhand der Münzen auf die erste Hälfte des 13. Jhdts. Eine Abbildung und meinen Nachbau habe ich auf unserer Homepage unter Ausrüstung/Kleidung eingestellt. Wer letztendlich wann welche Ketten getragen hat kann ich damit allerdings nicht sagen. Die drei Silberkreuze gehörten wahrscheinlich keinen Menschen aus einfachen Schichten an. LG Martina
 
Hallo Mondspeer, dankeschön! Es handelt sich hier um einen Silberguss mit angelöteter Öse. Als Vorlage diente mir das Foto vom Original, nach dem ich zunächst ein Kreuz aus Wachs angefertigt habe. Wir haben dann in Gießsand einen Abdruck gemacht und das Kreuz gegossen. LG Martina
 
Wow. Habt Ihr das mit mittelalterlicher Ausrüstung gemacht? Ich meine, da braucht es doch Temperaturen bis an die 100° Celsius, oder?
 
Nee, ich hab bei einer Goldschmiedin einen Kurs belegt gehabt :D . Mittelalterlich wäre natürlich klasse gewesen, aber wir machen mehr mit Flachs und Holz. LG Martina
 
Stimmt, interessante Figur....hast Du dazu eine Datierung? Und weißt Du wie groß das im Original ist? Vom Verwendungszweck her hätte ich jetzt drauf getippt daß das Figürchen z.B. auf ein Holzkreuz augenagelt war, wegen des Löchleins in der rechten Hand.
 
Die figur wird auf das 10 Jahrundert datiert. Ich weiß nich mehr wie groß es ist. ich schätze so 7-8cm vielleicht. Wie gesagt, für die Zeit finde ich die Figur sehr spannend.
 
Also ich sehe da zwei Holzstäbchen, die in der Mitte mit Silberdraht verbunden wurden. Da würde ich eher davon abraten. Wenn schon ein Kreuz und wenn schon ohne Beleg, dann wäre zumindest eine plausible Form sinnvoll. Nicht mal einfache Leute waren so arm, dass sie sich nicht ein Kreuz aus einem Stück Holz hätten fertigen (lassen) können, auch wenn das nicht besonders aufwändig und mit Jesus dran gefertigt sein muss. Und Holunderholz ok, aber dann dazu teuren Silberdraht? Da passt was nicht zusammen. Ohne jetzt einen Beleg zu kennen würde ich sagen: Kreuz ja, aber ein bisschen handwerkliches Geschick hatte auch der Mittelalterliche Mensch.
 
Es gibt imho eine Menge Gründe, die gegen ein Kreuz aus Holunderholz sprechen. Angeblich starb Jesus an einem Kreuz aus Holunderholz und auch Judas soll sich an einem Hollerbaum erhängt haben (ich weiß, unwahrscheinlich, da der Holunder im Mittelmeerraum gar nicht wächst). Hexenbesen waren nach Volksglauben oft aus Holunder, mit Holunderstecken gerührte Milch wurde bitter und eine Wiege durfte man nicht aus Holunder machen, da das Kind sonst Gefahr lief, von Feen oder "Druten" entführt zu werden. Auch sollte man Holunderzweige oder Holz niemals ins Haus nehmen, sonst käme bald jemand aus dem Haushalt zu Tode. Der Holunder ist und bleibt der germanischen Glaubenswelt zugeordnet - deshalb nutzte man später im Christentum seine vermeintlichen Böses abwehrenden Kräfte gern VOR dem Haus - ins Haus nahm man ihn nicht und ich glaube deshalb auch nicht, dass man sakrale Gegenstände aus seinem Holz fertigte.
 
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich war auch nicht wirklich davon ausgegangen, dass meine kleine Bastelarbeit authentisch oder auch nur schlüssig ist. Sie hat mir eher den Sonntag Nachmittag vertrieben, weil ich mit Stieftöchterchen "Fluch der Karibik" geschaut habe. (Achtung: Piratenhemden!) Aber bei der Gelgenheit ist mir eben meine Frage in den Sinn gekommen. Also "Taufkreuze" scheint es gegeben zu haben. Durch Funde belegt. Holzkreuze sind denkbar (die Fundlage ist wohl eher dürftig, zumal die Kreuze im Grab verrotten würden). Die Kreuze wären vermutlich nicht aus Hollunder und eher am Stück geschnitzt als zusammen gesetzt. Hm .. ich kann nicht gut schnitzen, aber ich werde mal die Augen offen halten nach entsprechenden Stücken. :danke
 
Hi Jungraban, das würde mich sehr interessieren, aber es scheint, als ob die Links nicht funktionieren, auch wenn ich sie in den Browser kopiere. In Deiner Galerie habe ich die Kreuze auch nicht gefunden. ?(
 

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