Schöffen = Stadt?

[Marcel]

Hallo zusammen, mal wieder eine Frage zum Thema Recherche. WIe und wo bekomme ich <infos her odr wer teilt seine? Im Buch von Eduard Breimann "825 Jahre Rheinfeld 1178-2003 von Rinwerde bis Rheinfeld" wird auf Seite 75 von einer Urkunde vom 25. Juni 1291 ein "Jakob, genannt Bruninge, Schöffe in Dormagen" genannt. Kann man hieraus ableiten das Dormagen schon damals Stadtrechte hatte? Denn dann würde es ja zu dieser Zeit auch Bürger geben und damit wahrscheinlich auch ansäßige Händler. Schliesslich liegt Dormagen ja an der Strasse zwischen Köln und Neuss. Und damals wird das alte Römerlager ja wahrscheinlich schon viel Volk angezogen haben wie das Licht die Motten. Des weiteren wird erwähnt das Rheinfeld dereinst eine Insel im Rhein war. Wo bekommt man Karten aus dem 13. Jahrhundert? Bzw. wo bekommt man Informationen über Flussverläufe aus der Zeit? Würde die Karte dann gerne anhand der Infos selber Zeichnen. Vielen Dank, Marcel

 

[Eilika]

Nein. Man kann daraus schließen, dass "Jakob, genannt Bruninge" ein Freier war, der bei Dormagen lebte. Über den Status von Dormagen sagt es nur, dass dort Gericht gehalten wurde. Eine Karte aus dem 13. Jahrhundert, die Flussverläufe wiedergibt, wäre eine Sensation. Mit viel Glück kann Dir ein Geograph oder ein Geologe weiterhelfen, wenn die Gegend mal durch irgendein Projekt geowissenschaftlich erkundet und kartographiert wurde.

 

[Ulf]

Mach mal eine Anfrage an das für Dormagen zuständige Katasteramt/Vermessungsamt. Alternativ das Wasserwirtschaftamt. Dort gibt es Vermessungspläne und evtl. alte Karten. Aber 13. Jhd. wäre eine wirklich eine Sensation. Eilika hat mit der Aussage recht. Ein Ort musste nicht unbedingt eine Stadt gewesen sein, um Gericht abzuhalten. Es kommt darauf an, ob dem damaligen Herrscher das Gerichtsrecht inne hatte.

 

[Marcel]

Dann werde ich bezüglich des Gerichts nochmal wühlen. Denn soweit ich bisher gelesen habe war zumindest für Rheinfeld der Graf von Jülich zuständig. Dann wird er wohl in Dormagen Gericht gehalten haben.

 

[Thies]

Wo bekommt man Karten aus dem 13. Jahrhundert? Bzw. wo bekommt man Informationen über Flussverläufe aus der Zeit? Würde die Karte dann gerne anhand der Infos selber Zeichnen.

Hallo Gerhard, wie ich Dir schon mal geschrieben habe, solltest Du Dir "Die Geschichte der Stadt und des Amtes Zons" (Anne Hansmann, Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf, 1973). Da steht so einiges drin, unter anderem auch über den Rheinverlauf und dessen Veränderungen. Die ältest Karte die ich jetzt eben spotan daraus gesichtet habe ich allerdings von 1583. Ansonsten sollte das Archiv der Stadt Dormagen weiterhelfen können.

 

[Marcel]

Das Buch über Zons habe ich mir auch in der Zwischenzeit besorgt, nur finde ich da zu meinem Zeitraum 13, Jahrhundert nur recht wenig. Auch in dem o. g. Buch von Eduard Breimann ist ein Stück des Rheinverlaufs drin. Jedoch auch nur vom entsprechenden Ort. Jetzt suche ich noch ein Buch über Dormagen. Das zu Hackenbroich, Delhoven habe ich auch schon. Meine Sammmlung wächst langsam, aber unaufhaltsam. Werde wohl auch in den letzten beiden Maiwochen, da habe ich Urlaub, mal in das Stadt-/Kreisarchiv nach Zons fahren.

 

[Marcel]

... nur finde ich da zu meinem Zeitraum 13. Jahrhundert nur recht wenig.

Muss ich mir selber widersprechen. Sorry. Steht doch was drüber drin. Ist halt recht wenig, weil es in Zons erst im 14. Jahrhundert richtig los geht. Aber es gab wohl schon vorher ein Hofgericht. Das auch für Hilden gesiegelt hat.

 

[Mara]

Wann war der Schöffe? 1291? Schau mal hier:

Seit 1274 unterhielt das Kölner St. Andreas Stift in Dormagen ein Hofgericht. Vogt des Gerichts war der Graf von Jülich.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dormagen

 

[Ulf]

Da es ein Hofgericht war, muss der Ort wohl bedeutend gewesen sein.

 

[Marcel]

Am 25. Juni des Jahres 1291 wurde der Verkauf des Hofes zu Wailhoven beurkundet. Quelle: Landesarchiv NRW Dort heißt es; Bruno von Rymverde, Sohn des Ritters Andreas von Rymverde, verkauft mit Zustimmung seiner Gattin Jutta dem Kapitel von S. Andreas seinen Hof zu Wailhoven mit 2 ½ Hufen Land, wovon 1 ½ Hufe sein Allode sind und eine Hufe zwei Lehen bilden, deren eins von dem Hofe Walhoven und das andere von dem Hofe Worringen abhängig sei, für 235 Kölner Mark vor Vogt Jakob, Hermann Speide, Heino Meze, Gyso und Eberhard de Heyldene, Jakob Brünings, Schöffen in Dormagen, ferner einen auf den Hof Walhoven erfallenden Zins von 18 solidi. Zu Gewährbürgen werden gestellt die Ritter Wilhelm Rost von Huchilhoven, Godfried Scafrait, Winrich v. Rymverde, Kanonich von S. Severin, Thomas, Vikar von S. Andreas, Johann, Vogt von Gore, die Gebrüder Gerkin und Hermann v. Rymverde, Philipp v. Boystorp, Everhard v. Poilheim, Heinrich v. Bruke, Gobelin Spainheym und Philipp v. Owilre.D. in crastino nativitatis b. Johannis bapt. anno d. mill. ducentesimo nonagesimo primo. Demnach gab es einen weiteren Jakob der in Dormagen Voigt war. Der St. Andreas Stift in Köln konnte mir leider nicht weiterhelfen, da dort mittlerweile ein anderer Orden untergebracht ist. Muss ich wohl mal in Diozösenarchiv (War das der richtige Begriff? Nochmal in die Mail schauen) nach Köln und da weiterwühlen. Und zum Thema Rheinlauf habe ich auch etwas gefunden. Dort wurde anhand von alten Flußläufen das ganze für die Stadt Dormagen in der relevanten Zeit nachvollzogen. Titel liegt mir gerade nicht vor, reiche ich aber gerne nach. Damit komme ich dann auch mit der Karte ein Stück weiter.

 

[aixlibris]

Muss ich wohl mal in Diozösenarchiv (War das der richtige Begriff? Nochmal in die Mail schauen) nach Köln und da weiterwühlen.

Mach das unbedingt !!! Die sind dort wirklich nett und hilfsbereit. ich hatte seinerzeit mit dem damaligen Leiter Prof.Toni Diederich einige interessante shpragistische Fragen klären können und er war mir dabei eine geduldige und riesengroße Hilfe. Also, alles in allem eine wirklich gute Adresse für Recherchen ! :thumbsup:

 

[Marcel]

Hallo zusammen, ich muss doch mal meinen alten Tröt ausgraben. Nach langer Abstinenz bin ich wieder zurück, mein Arbeitgeber hat unseren Standort zugemacht und uns dem Heer der Arbeitlosen unter Herzogin Nahles zugewiesen. Aber nichts desto trotz habe ich meine Recherchen weiter betrieben. Ich erstelle gerade die Karte. Den Flusslauf habe ich, wie beschrieben gefunden. Jetzt suche ich gerade die Ortschaften aus der Zeit raus, und mit dem Werk Die Alten Herr Und Handelswege, Parts 1-8: Der Germanen Romer Und Franken Im Deutschen Reiche (1890), das gerade zu mir unterwegs ist, hoffe ich doch einen großen Schritt weiter zu kommen. Grüße aus Dormagen, Marcel