Walter und die Politik

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Lunae

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Politische Lieder von Walter von der Vogelheide: Ich saz ûf eime steine Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine, dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer werlte solte leben deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der keinez niht verdurbe. diu zwei sind êre und varnde guot, daz dicke ein ander schaden tuot; das dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde. die wolte ich gerne in einen schrîn. jâ leider desn mac niht gesîn, daz guot und weltlich êre und gotes hulde mêre zesamene in ein herze komen. stîg unde wege sint in benomen: untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze, fride unde reht sint sêre wunt: diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden e gesunt. Ich horte ein wazzer diezen Und sach die vische flizen; Ich sach, zwaz in der werlte was, velt unde walt, loup, ror und gras; swaz kriuchet unde fliuget und bein zer erden biuget, daz sach ich unde sage iu daz: der keinez lebet ane haz. Daz wilt und daz gewürme Die stritent starke stürme, samt tuont die vogel under in; wan daz si habent einen sin: sie diuhten sich zu nihte, si'n schüefen starc gerihte: sie kiesent künege unde reht, sie setzent herren unde kneht. so we dir, tiuschiu zunge, Wie stet din ordenunge, daz nu diu mugge ir künec hat, und daz din ere also zergat! Bekera dich bekere! Die zirken sint ze here, die armen künege dringent dich: Phillipe setze en weisen uf und heiz sie treten hinder sich! Ich sach mit mînen ougen manne unde wîbe tougen, daz ich gehôrte und gesach swaz ieman tet, swaz ieman sprach: ze Rôme hôrte ich liegen und zwêne künige triegen. dâ von huop sich der meiste strît, der ê was oder iemer sît, dô sich begunden zweien pfaffen unde leien, dâ was ein nôt vor aller nôt, lîp und sêle lâc da tôt. die pfaffen striten sêre, dô wart der leien mêre. die swert legten si dâ nider, si griffen an die stôle wider, si bienen die si wolten und niht den si solten. dô stôrte man diu gotes hûs, dô hôrte ich verre in einer klûs vil michel ungebære. dâ weinde ein klôsenære, er klagete gote siniu leit: „Owê der bâbest ist ze junc; hilf, hêrre, dîner kristenheit!“ ÜBERSETZUNG: Ich saß auf einem Steine: Da deckt' ich Bein mit Beine, Darauf der Ellenbogen stand; Es schmiegte sich in meine Hand Das Kinn und eine Wange. Da dacht' ich sorglich lange Dem Weltlauf nach und ird'schem Heil; Doch wurde mir kein Rat zuteil, Wie man drei Ding' erwürbe, Daß keins davon verdürbe. Die zwei sind Ehr' und zeitlich Gut, Das oft einander schaden tut, Das dritte Gottes Segen, An dem ist mehr gelegen: Die hätt' ich gern' in einem Schrein. Ja leider mag es nimmer sein, Daß Gottes Gnade kehre Mit Reichtum und mit Ehre Je wieder in dasselbe Herz. Sie finden Hemmung allerwärts: Untreu hält Hof und Leute, Gewalt fährt aus auf Beute, So Fried' als Recht sind todeswund: Die drei haben kein Geleit, Die zwei denn werden erst gesund. Ich hört' ein Wasser rauschen Und ging den Fischen lauschen, Ich sah die Dinge dieser Welt, Wald, Laub und Rohr und Gras und Feld, Was kriechet oder flieget, Was Bein zur Erde bieget, Das sah ich, und ich sag' euch das: Da lebt nicht eines ohne Haß. Das Wild und das Gewürme, Die streiten starke Stürme, So auch die Vögel unter sich; Doch tun sie eins einmütiglich: Sie schaffen stark Gerichte, Sonst würden sie zunichte; Sie wählen Kön'ge, ordnen Recht Und unterscheiden Herrn und Knecht. So weh dir, deutschem Lande, Wie ziemet dir die Schande, Daß nun die Mücke hat ihr Haupt, Und du der Ehren bist beraubt! Bekehre dich! Vermehre Nicht noch der Fürsten Ehre. Die armen Kön'ge drängen dich: Phillipp setz' den Waisen auf, So weichen sie und beugen sich. Ich sah mit meinen Augen der Männer und Frauen Geheimnisse, dabei hörte ich und sah, was immer jemand tat, was immer jemand sprach: in Rom hörte ich lügen und zwei Könige betrügen. Dadurch erhob sich der größte Streit, der jemals war oder jemals sein wird, als sich zu entzweien begannen Pfaffen und Laien, es war eine Not über alle Not, Leib und Seele lagen tot darnieder. Die Pfaffen stritten heftig, doch wurden es immer mehr Laien. Die Schwerter legten sie daraufhin nieder, sie griffen wieder zu der Stola, sie bannten diejenigen, die sie wollten und nicht denjenigen, den sie sollten. Darauf störten sie die Häuser Gottes, da hörte ich fern in einer Klause sehr großes Wehklagen. Da weinte ein Klausner, er klagte Gott sein Leid: „O weh, der Papst ist zu jung; hilf, Herr, deiner Christenheit!“ Diu krône ist elter danne der künec Philippes sî Diu krône ist elter danne der künec Philippes sî: dâ mugent ir alle schouwen wol ein wunder bî, wie si ime der smit sô ebene habe gemachet. sîn keiserlîchez houbet zimt ir alsô wol, daz si ze rehte nieman guoter scheiden sol: ir dewederz daz ander niht enswachet. si liuhtent beide ein ander an, daz edel gesteine wider den jungen süezen man: die ougenweide sehent die fürsten gerne. swer nû des rîches irre gê, der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê: der stein ist aller fürsten leitesterne Übersetzung: Die Krone ist älter als der König Philippus! Daß der Schmied sie ihm trotzdem so genau angepaßt hat, dieser Umstand rechtfertigt es, daß ihr alle ein Wunder daraus ablesen könnt. Sein kaiserliches Haupt paßt so gut zu ihr, daß niemand sie von Rechts wegen trennen darf. Keines von beiden macht dem andern Schande. Sie lachen strahlend einander an, das edle Gestein und der junge gütige Herr. Eines solchen Anblicks erfreuen sich die Fürsten. Wer jetzt noch nicht weiß, wen er als König anerkennen soll, der schaue sich um, über wessen Nacken der Waise steht. Dieser Stein ist aller Fürsten Leitstern.
 

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