Protzen mit Schlichtheit?!...

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Katharina di Mauro

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Am Wochenende haben wir ja zum ersten mal unser Zelt auf einem Markt aufgeschlagen. Wir also im naturfarbenen Leinenzelt ( so ziemlich das einzige zwischen weiß und bunt), mit teilweise schon recht anständig recherchierten Klamotten (viel Wolle und Leinen, kaum Borten und Schnickschnack, ich immer brav mit Kopftuch, mein Mann besitzt weder Schwert noch Rüstung). Unsere Möbel schön funktional, Tisch auf Dreibeinböcken, Seilbett, nichts pompös bemalt, zum Essen das gute Selbstgetöpferte und-geschnitzte auf dem Tisch,... ... da kommt ein Ritter in unser Zelt, guckt sich interessiert um, guckt uns an und meint: "Ahhh, ihr macht also eine einfache Darstellung, UM AUFZUFALLEN! (zwischen all den Rittern hier...)" Ah ja, so hatte ich es noch gar nicht gesehen! Dekadent aber auch!
 
Das berühmte Understatement ;) Gefällt mir aber auch viel besser als der zur Schau gestellete (Pseudo)Reichtum.
 
Zumal es da auch die gibt, die ihre Zelte echt mit Liebe zum Detail hollywood-fürstlich ausgestattet haben, und die dann dastehen in ihrem (wenns hochkommt Leinen-) Gewand mit Polyborte. Da kam ich mir in meiner handgenähten Wollcotte echt overdressed vor... :whistling:
 
um auf zufallen :groehl Mir sagte mal Jemand, für eine gute arme Darstellung habe ich kein Geld. :)
 
Mir sagte mal Jemand, für eine gute arme Darstellung habe ich kein Geld. :)
Naja, soweit hergeholt ist das ja nun auch nicht. Für das "mittelalterliche" LC-Leibchen zahle ich weniger als allein an Materialkosten für guten (wenn auch chemisch gefärbten) Wollstoff. Von den Schneiderkosten gar nihct zu reden. Und Baumwolle ist auch billiger als Leinen. Insofern hatte derjenige sicherlich gar nicht so unrecht. :D
 
Herrlich,... ernsthaft ich hab auch kein Schwert und keine Rüstung... und ja, man fällt damit auf ungewollt aber man tuts... ich hab das letzte Jahr zu 75% Leute angetroffen die waren behängt wie ein Amerikanischer Weihnachtsbaum! Gerade dass die nicht auch noch die Küchenzeile am Gürtel hängen hatten... :D:D:D Ich finds Schlicht und Einfach besser man muss ja nicht einen auf "reicher Ritter" machen zumal jedem das was er möchte. Sind ja nicht alle Menschen gleich - zum Glück! Macht weiter so, find ich klasse!
 
Naja, soweit hergeholt ist das ja nun auch nicht. Für das "mittelalterliche" LC-Leibchen zahle ich weniger als allein an Materialkosten für guten (wenn auch chemisch gefärbten) Wollstoff. Von den Schneiderkosten gar nihct zu reden. Und Baumwolle ist auch billiger als Leinen. Insofern hatte derjenige sicherlich gar nicht so unrecht. :D
Würde ich jetzt schon wieder relativieren. Für eine "arme" Darstellung brauchst du schon nicht den "guten" Wollstoff (wobei es vielleicht gar nicht so einfach ist "schlechten" zu bekommen) und gefärbt müsste er auch nicht sein. Und der Preisunterschied von Baumwolle und Leinen sollte auch nicht mehr in's Gewicht fallen. Aber klar, wer nicht selbt nähen kann oder möchte, hat sicher in der Hinsicht höhere Kosten, als bei der LC-Stangenware.
 
"Ahhh, ihr macht also eine einfache Darstellung, UM AUFZUFALLEN! (zwischen all den Rittern hier...)"
Naja, wenn das Schule macht, haben wir wohl bald ein großes Rittersterben :D
 
haben wir wohl bald ein großes Rittersterben
meine Rede, deshalb auch das ausgehende 15.Jhdt. ... das war sowieso schluss mit der Ritterherrlichkeit. Die Bürger sind das Maß der Dinge! :thumbup:
 
Da muss ich Hraban absolut Recht geben! Für mein LC-Outfit (weiter langer Rock, Schnürmieder und Bluse) hab ich schlappe 90 Euronen gelöhnt. Für 3 m chemisch gefärbten reinen Wollköper (optisch wie waid-/indigogefärbt aussehend) habe ich etwa 70 Euro hingelegt; daraus habe ich nicht nur meine Cotta, sondern auch noch ne Tunika für den Kurzen genäht und es ist immer noch Stoff über. Das Leinen für mein Unterkleid hat mich 15 Euro gekostet; nochmal 15 oder 20 Euro kostete das Leinentuch, aus dem ich Leinenhose und Leinenkittel für den Kurzen sowie ein Leinenhemd für drunter für meinen Mann schneidern kann. Diesen Stoff habe ich auf der Lichtenburg gekauft - ein ganz heißer Tipp für alle, die in der Nähe sind. Der Stoff ist schon gewaschen und läuft garantiert nicht mehr ein! Dazu kommen noch ein paar Euro für Woll- und Leinengarn, aber da kann ich bis zum St. Nimmerleistag mit nähen! Teuer werden die Borten (für keltische Darstellung), da ich nicht auch noch das Brettchenweben anfangen werde. Und bei Schuhen, Gürteln und weiterem Zubehör bin ich mir auch noch nicht sicher, wie ich das löse. Die Klamotten an sich kann man aber wirklich recht preiswert schneidern, wenn man sich die Mühe macht, selbst zu nähen und guckt, wo man die Tuche günstig herbekommt.
 
Fassen wir mal zusammen: - graues Leinenzelt - graue Siegburger Keramik von Frenzel oder einem anderen Künstler auf dem Tisch - kaum Schmuck oder Sonstiges am Gürtel - naturfarbene Wolle oder Leinen - kein Monsterbanner Der Connäsör erkennt hier natürlich sofort die anspruchsvolle Darstellung, der Touri übersieht einen glatt und der Hollywood-Graf fühlt sich mit seiner Ambiente-Antiquitäten-Präsentation bestätigt/überlegen und kann immer noch viele Veranstalter blenden. Aber das ist eben Mittelaltermarkt und keine Museumsveranstaltung. Hätte in Worms das Vouzvolc nicht neben Ilja gestanden und ein Schild am Lager gehabt, hätte sogar ich sie unter all dem bunten Trubel übersehen. Und genauso gehen die meisten Veranstalter auch vor. Die Zielgruppe ist der ungewandete Tagesturist.
 
Ich dachte meine Wolle wäre bunt genug gewesen uns nicht zu übersehen H.v.Tronje :D Es stimmt schon, es macht für viele Besucher nicht viel her - auf den ersten Blick. Aber gerade in Worms habe ich (für einen Markt) so viele interessante Gespräche geführt, dass ich wirklich überrascht war. Ok vielleicht waren es alle getarnte Reenactors, aber egal ;) Viele Veranstalter wollen lieber die bunten "Rumsitzritter" aber nicht alle. Wo wir beim Thema sind - in Worms ist man gerade sehr bemüht die Qualität zu heben. Nur müssen die HK Darsteller dann auch kommen, was wieder ein anderes Problem ist ?( Zum Thema Geld - für eine Schnick Schnack Klamotte mit viel Lurex und Gummisohlenschnabelschuhen, kann man deutlich mehr Geld ausgeben, als für eine HK "look-a-like" Klamotte. Sprich chemisch gefärbte Stoffe, sichtbare Nähte per Hand (korrekte Schnitte nun mal vorausgesetzt) und einfache Lederschuhe können auch ohne selbermachen günstiger sein. Wenn ich sehe was manch eine Gewandschneyderey für ein maschinengenähtes Baumwollkleid nimmt, könnt ich schreien. :S
 
meine Rede, deshalb auch das ausgehende 15.Jhdt. ... das war sowieso schluss mit der Ritterherrlichkeit. Die Bürger sind das Maß der Dinge! :thumbup:
En contraîre mein Guter, Das Bürgertum begann schon ab 1230 zu blühen und hat sich spätestens 1300 durchgesetzt. Und ob Ritterlich oder nicht, die meisten typischen "Ritter°, also aus Tourisicht, gab es bei euch, wegen der Volldose ... Du kommst also nicht aus :zunge So und nun Spaß bei Seite. Die Sache ist einfach die, sobald jemand versucht es gut recherchiert zu machen - ob Ritter oder Bauer - wird er anders aussehen als der typische Marktritter als auch -bauer. Für einen Bauern muss man nicht in grau-braun herum laufen, schöne Wollcottas in bezahlbaren Farben für Sonntags waren durchaus drin, besonders wenn man sich die Freisassen ansieht. Die Frage ist daher, da sehe ich es ähnlich wie Hagen, immer der eigene Schwerpunkt. REcherche oder Spaßtreiben. Der Besucher kennt meist nur das Spaßtreiben und diverse Mittelalterfilm(verbrechen) auf die wir nicht näher eingehen wollen, die sich aber in deren Köpfen einhaken, Wurzeln schlagen und beginnen Triebe zu bilden. ennoch bin ich überzeugt, der Touri erkennt den Unterschied, er wird nachfragen und in dem Fall erkläre ich es ihm auch. Zumindest habi ch es so bisher immer oft erlebt.
 
naja, den Gegensatz Ritter -Bauer gibts ja auch erst seit dem SpäMi , frühestens. Davor hatte manch ein Late mehr "Klei anne Fäute "/ "Draht auf der Naht" als ein Edelknecht, und auch mehr Rechte. Von den Altfreien mal ganz abgesehen. Allerdings wären die wohl NIE gewappnet irgendwo rumgelaufen, außer im Feldlager im Alarmzustand oder auf der Heerschau. Ansonsten konnten die sich wohl "zivil" leisten. Allerdings dürfte es große regionale Unterschiede gegeben haben, was nutzt der große Reichtum, wenn Du keine guten Stoffe kaufen kannst, weil Du weitab von den Textilzentren/Handelszentren wohnst? Da zu recherchieren , wäre mal interessant
 
Ritter - Bauer erst ab Spämi? Entschuldigung wenn ich OT werden muss, aber wie genau meinst du das? Denn wenn ich meine zu verstehen was du meinst, meine ich da entschieden widersprechen zu müssen ...
 
Also, ich hab Wilfrieds Post jetzt so verstanden (mal abgesehen von seinen unverständlichen Wortfetzen in den Anführungszeichen), dass er denkt, dass es vor dem SpäMi nur einen Einheitsbrei von Adeligen gab, keine Bauern oder sowas. Ich denke, da bedarf es nun keiner weiteren Diskussion zu, denn das ist schon seit der Antike belegt, dass nicht jeder gleich war...
 
Echt mal, dieses Problem kenne ich! Da gibt man sich Mühe, um diesem "Ritterwahnsinn" in der Schule entgegenzutreten aber das ist ein Kampf gegen Windmühlen, der von allen Seiten boykottiert wird... :heul Eltern: Ach, ich habe gehört, Sie machen gerade Ritter und Burgfräulein in der Schule... Kollegen: Ein schönes Thema, da können sich die Kinder so schön als Ritter und Fräuleins verkleiden... Kinder: Die Burgfräulein hatten Kleider an. Die Ritter hatten Rüstungen an... oder: Die Kinder wurden später Ritter oder Burgfräulein... Burgführer auf der Burg: Ihr seit 7 Jahre? Oh, prima, dann hättet ihr gerade damit angefangen Ritter zu werden - und die Mädchen natürlich Burgfräulein... Es gibt zwei Wörter, die ich nicht mehr hören kann.... :help
 
Nicht nur in der Schule auch im Personenkreis, welcher sich nicht mit dem Thema beschäftigt. "Ach du machst Mittelalter, läufst du dann mit einer Rüstung herum? :kopfwand
 

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