Lebensmittel wiegen?

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Doralf

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Bei kleinen und feinen Rezepten der Mittelalterküche kommt es auf die genaue Mengenverteilung an. Eine Waage (digitale, sehr klein) mag auf dem Lager zwar praktisch sein, aber irgendwie sträube ich mich dagegen. Stattdessen habe ich einen kleinen Keramikbecher ausgelitert und mir die Mengen für z.B. Mehl, Hirse, Reis, Zucker, Milch etc. aufgeschrieben. Wie macht ihr das? Habt ihr eine authentische Waage dabei (welche aber mehr für die Händlerdarstellung als für die Lagerküche passt), oder klassisch nach Oma´s Methode: eine Handvoll hiervon und davon und dann merkt man schon wenn´s passt! Bei neuen Rezepten die ich ausprobiere (z.B. Buch von Peter Lutz) bin ich doch auf die Maßangaben angewiesen, was sich aber auf dem Lager als problematisch erweisen kann, so ohne Waage. Also her mit Lösungsvorschlägen. Es grüßt Euch Doralf Leidenschaftlicher Koch und Gourmet ^^
 
Zwar lagere ich bisher net großartig, koche aber hin und wieder im Freundeskreis für Feste. ich koche wirklich immer "frei Schnauze" bzw. komme mit Löffelmaßen bei Gewürzen (1/2 Teelöffel Ingwerpulver als Beispiel) ganz gut hin. Probleme machen eher die großen Mengen, wenn ich für viel mehr Menschen als gewohnt kochen soll, zB für eine Party. Wenn dies nicht in meiner Küche stattfindet und ich net weiß, wie die Leute ausgestattet sind, nehm ich mir die Zutaten schon abgewogen mit. Ansonsten ist ddeine Idee mit dem selbst hergestellten Bechermaß ganz großartig.
 
Für die Lagerküche nehme ich vorab die passenden Mengen der Grundzutaten mit. Würzen mache ich auch nach Gefühl und Geschmack. Bisher hat es immer hingehauen, es hat sich zimindest noch keiner beschwert :wiki2
 
Gerade in einigen SMA-Rezepten stehen oft nur die Gewürze selbst und es wird anscheinend vorausgesetzt, dass man die schon passend zusammen mischen kann. Bei allen anderen Angaben: Hauptsache, das Verhältnis der Zutaten zueinander passt. Modern gesprochen: ob nun ein TL oder ein EL verlangt wird, ist egal, solange alle mit einheitlichem Maß zueinander passen. Daher ist das Bechermaß schon nicht das Verkehrteste.
 
Gerade in einigen SMA-Rezepten stehen oft nur die Gewürze selbst und es wird anscheinend vorausgesetzt, dass man die schon passend zusammen mischen kann. Bei allen anderen Angaben: Hauptsache, das Verhältnis der Zutaten zueinander passt. Modern gesprochen: ob nun ein TL oder ein EL verlangt wird, ist egal, solange alle mit einheitlichem Maß zueinander passen. Daher ist das Bechermaß schon nicht das Verkehrteste.
Genau :thumbup: bei den mittelalterlichen Kochbuechern stehen nie Mengenangaben, denn es wird erwartet dass, das der Koch selber weiss. Mengenangaben kenne ich nur bei moderne Uebersetzungen, wo die Authoren ihre Interpretation mit Mengenangeben praesentieren.
 
Daher ist das Bechermaß schon nicht das Verkehrteste.
Juhu, bei uns ist gerade Stadtfest und ich habe auf dem Kinderflohmarkt ein altes Messinglot erstanden. Unterteilt in ein ganzes und ein halbes Lot Abgesehen davon ist im englischsprachigen Raum das "Cup" sehr verbreitet. Also ganze Tasse, halbe Tasse, daher auch meine Idee. Gibt es irgendwelche Quellen die solche Küchenmaße auch belegen? Bevor ich nämlich zu suchen anfange, frage ich doch lieber die Fachleute hier. Grüßle Doralf
 
Nun, direkt für den Küchengebrauch müsste ich mal forschen. Belegt sind aber auf jedem Fall die städtischen Eichmaße für Flüssigkeiten oder Feststoffe ( Scheffel). Abbildungen dazu findest Du in: "Alltag im Spätmittelalter" von Harry Kühnel , Styria Verlag Graz, 1996, auf S. 33 ff. Weiterhin sind, zumindest für den Gebrauch in Apotheken, Gewichtstücke der entsprechenden Einheit belegt.
 
Solltest Du Wikinger machen: deine "kleinen" Gewichtsstücke (Kubooktaeder) wiegen etwa (1) 0,9 Gramm, (2) 1,5 Gramm, (3) 2,1 Gramm, (4) 2,8 Gramm und (6) 3,6 Gramm. Für die Kugelzonengewichte weiß ich nicht (ich meine mich an 19g + erinnern zu können). Damit kann man zumindest "Kleinmengen" abwiegen - Gewürze. Größeres würdeich auch mit einem Scheffel/einer Tasse abmessen, kleineres vielleicht auch mit einen (tiefen) Löffel. Im Braubereich wurde wohl (gemäß Braugebote) der (städtisch genormte) Scheffel genommen.
 
Auch die von Friethjoph genannten Gewichte sind eine Möglichkeit. Warum also nicht mit einer Waage im Stil der gewünschten Zeit und den passenden Gewichten die benötigten Ingredienzien auswiegen... ;) ...belegt ist es auf jedem Fall.... ^^
 
Im Braubereich wurde wohl (gemäß Braugebote) der (städtisch genormte) Scheffel genommen.
Eher der Sack. Da man kein Malz gekauft hat sondern direkt Getreide, musste das dann transportiert werden und zwar erst zur Tenne, dann zur Mühle und dann zum Braukessel. Und dann misst man doch gleich mit dem Ding in dems zwangsläufig auch drin ist, manchmal ist der Inhalt dann auch nass und darf gerne abtropfen... Naja, wirklich erhalten ist dazu nichts, aber das wahrscheinlichste sind eben Säcke. Das mit dem Becher erinnert mich an das japanische Reismaß, die haben einfach ihren genormten Sakebecher benutzt, der hatte 180ml und 180ml Reis ist genau eine Tagesration. Also definitiv keine schlechte Lösung. Aber ich denke, die Kochbücher waren sowieso für Leute mit einer gewissen Grundahnung und eher als Merkhilfe da...
 
Scheffel ist ein Hohlmaß, nicht nur eine kleine Schaufel. Wahrscheinlich war in einem Sack ein Scheffel oder ein Teil dessen - denn regional schwankte das wohl zwischen 40 und 240 l. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Scheffel_(Maßeinheit)#Regionale_Varianten ) Wenn du schon Japan erwähnst: die Bezahlung von Samurai wurde berechnet in "Scheffeln" (koku) zu 0,18039 m³ bzw 180,39 l, was je koku eine Jahresration definiert ist.
 
Scheffel ist ein Hohlmaß, nicht nur eine kleine Schaufel.
Genau so ist es ! Bzw. Scheffel ist ein Schütt-Maß ! :thumbup: Und im o.g. Buch von Harry Kühnel sind auf der Seite 34 zwei städtische Roggen- Scheffel aus Bronze aus dem 15. Jhd. abgebildet
 
Scheffel ist ein Hohlmaß, nicht nur eine kleine Schaufel. Wahrscheinlich war in einem Sack ein Scheffel oder ein Teil dessen - denn regional schwankte das wohl zwischen 40 und 240 l.
Das ist durchaus möglich. Ich kenne den Sack als Getreidemaß mit einer Massen-Füllung von etwa 100-150 Pfund wobei das Pfund noch zwischen 400 und 600Gramm schwankt. Heutzutage ist im Sack ein metrisches Zentner von 50 Kilogramm. Aber ob die damals Sackwagen benutzt haben? Eher wenns voll ist einfach zugemacht, dadurch ist das was wirklich gemessen wird im Prinzip ja doch das Volumen.
 
Kleine , feine MA rezepte ... Wenn Du da nen Sack Graupen nimmst und dazu eben nen Scheffel Wasser, brauchst Du, glaube ich mal, einen mächtig großen Topf und ein ziemliches Feuer im Lager. Und mit nem Cup Pfeffer kommste da nicht weit.. Die Feinwaage für Salz kannste auch vergessen, das braucht dann schon n Pfund. Dazu n Sack Zwiebel und Lauch und n Schweinerücken oder Zwei ..... Ach so ein zwei Krüge Öl nicht vergessen und zur Geschmacksverbesserung noch n Schlauch Weißwein .. Zwei Sträucher Rosmarin und eine gehäufte Hand Kümmel sorgen dann für die Bekömmlichkeit Im Ernst jetzt, im Lager mit ner Waage anfangen, um Pfeffer o.ä. abzuwiegen, wird wegen Wind schlecht gehen, da mußt Du die Mengen eben schätzen, abschmecken und nachwürzen oder eben mit Zutaten verdünnen. Zu Hause vorher gucken, wieviel die Menge denn so optisch ist, mit der gewünschten Menge des Hauptgerichts vergleichen und anfangen
 
"Scheffel" und "Sack" stehen nicht im Widerspruch zueinander ! In dem Buch "Tafelfreuden im Mittelalter" von Bruno Laurioux findet man auf S. 52 die Abbildung einer Miniatur aus dem 15. Jhd. ( Bibliotheca Estense, Modena) die eine Marktszene darstellt: Hier sieht man offene Marktstände und, neben einem Obsthändler, welcher mit einer Feinwaage :!: abwiegt, einen Getreidehändler. Dieser benutzt ein Scheffelmaß :!: , welches bis zum Rand mit Getreide gefüllt ist. Durch einen auf den Rand aufgelegten Stab streicht der Händler den Überstand sauber ab und der Kunde wartet schon mit dem zu füllenden Sack ! Insofern kann man jetzt darüber spekulieren, in welcher einheit der Kunde jetzt geordert hat: Ob also in der Einheit "X" "Sack" mit dem Volumen "X" Scheffel, oder direkt in der Angabe "X" Scheffel ! Letztendlich bleibt dies aber auch egal, da vermutlich jede Region ihre eigenen Maßgaben hatte... ;) Fazit: Scheffel und Sack gehören zusammen und auch in offenen Ständen, bzw. im Freien wurde mit Feinwagen abgewogen....! :D
 
...und wer sich noch weiter zum " Scheffel " belesen möchte, dem empfehle ich unter diesem Begriff im "Krünitz" also der " Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft " nach zu schauen ^^ : http://www.kruenitz1.uni-trier.de/ Quelle:Uni Trier, http://www.kruenitz1.uni-trier.de/ ...dort steht alles ordentlich erklärt, incl. der regionalen Umrechnungseinheiten....
 
Natürlich kann man z.B. auch Safran im freien wiegen, könnte aber teuer werden , wenn s denn richtig windig wird.... So ohne Gebinde, um es in die Suppe zu streuen. Und gemahlenen Pfeffer oder getrocknete Kräuter ist auch nicht so der Hit. Meinen Beitrag oben mit Sack und Scheffel meinte ich allerdings sarkastisch. Denn selbst die kleinsten Maße angenommen, sind das so um den Dreh rum 100l -150lEintopf, also 200-300 Portionen für gute Esser, also jetzt nich unbedingt ein kleines feines Rezept ... Also kommt mal von den Riesenmaßen runter in Richtung Lot, Cup, halbes Lot etc. Es interessiert in diesem Zusammenhang hier nicht, ob ein Sack voll Graupen ~25, 50 oder 1000 kg wiegt, sondern wieviel Lot/cup ein Pfund hat. Und e ist wohl auch ziemlich egal, ob es ein märkisches oder kölner Pfund ist.
 
...kleine Maßeinheiten beziehen sich üblicherweise immer auf große Maßeinheiten und umgekehrt ! Und ich kann jede Einheit auch in der größten oder aber auch in der kleinsten Einheit angeben. Es sollte aber letztendlich übersichtlich bleiben und damit wählt man also die Einheit aus, welche am passendsten ist. Es würde ja heute auch nie jemand auf die Idee kommen, ein Mikrogramm-Gewicht in der Einheit " Kilogramm" zu schreiben und umgekehrt... :D Zur ( regionalen ) Umrechnung von "Scheffel" auf andere kleinere oder größere Maßeinheiten kann ich allerdings , nach wie vor, nur die Lektüre des "Krünitz" empfehlen... :whistling:
 
naja, wenn dann noch einer hergeht und 2789 franz Kubikzoll=54, 728 l umrechnet in 1 l= xx kubikzoll, kann er immerhin auch die kleineren Maßeinheiten sich erschließen, jedenfalls fürs 18. Jahrhundert...
Wie macht ihr das? Habt ihr eine authentische Waage dabei (welche aber mehr für die Händlerdarstellung als für die Lagerküche passt), oder klassisch nach Oma´s Methode: eine Handvoll hiervon und davon und dann merkt man schon wenn´s passt! Bei neuen Rezepten die ich ausprobiere (z.B. Buch von Peter Lutz) bin ich doch auf die Maßangaben angewiesen, was sich aber auf dem Lager als problematisch erweisen kann, so ohne Waage. Also her mit Lösungsvorschlägen.
Was ich bei dem Geschäft mit Scheffelgrößenangaben o.ä. anfangen sollte .... Wie machst Du das Aixlibris auf Lager?? Ich denke, wer sowas wie oben von sich gibt, hat da Erfahrung
 

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