Kalialaun oder Weinsteinrahm?

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Tom

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Hallo, ich habe mehrere Fragen zur Pflanzenfärbung! Wann verwendet man Kalialaun und wann Weinsteinrahm? Oder ist das einfach Geschmackssache? Habe auch gehört, dass die beiden manchmal gemischt werden. Bei welchen Pflanzen beizt ihr die Wolle überhaupt vor und bei welchen nicht? Wann behandelt ihr mit Essig nach und wieviel Essig verwendet ihr dann? Soll doch immer nur ein kleiner Schuß sein oder? LG Tom
 
Ich habe bisher immer Alaun und noch nie Weinsteinrahm verwendet. Aber ich weiss, dass es bei einigen Rezepten angegeben wird. Ich beize bei allen Färbungen vor, außer bei Walnussschalen und Indigo und mit Essig behandele ich eigentlich nur selten und wenn dann nur Garne nach, keine ganzen Stoffbahnen. Bisher hat immer alles soweit geklappt :)
 
Ich kann nur von der Chemischen Seite argumentieren, praktische Erfahrung mit beiden liegt nicht vor: Kalialaun: KAl(SO4)2·12 H2O - Aluminium-Kalium-[Di]Sulfat - Dodecahydrat. Farblose, durchsichtige Kristalle, die weiß auswittern. Weinsteinrahm ist nichts anderes als Weinstein: K(+) C4H5O6(-) - Kalium-Hydrogentartrat, Kalium-bitartrat. Farblose Kristalle Weinstein sollte eine Beize sein. Kalialaun wurde in der Gerberei und Färberei verwendet, aber ist von Aluminium-Sulfat verdrängt worden - ebenfalls als Beize. Beides sind Kaliumsalze, die in Wasser gelöst werden können, beide lösen sich sogar besser in heißen als im kalten Wasser. Das Kalium und das Aluminium im Alaun behindern sich nicht - in Anbetracht der großtechnicschen Verwendung eher im Gegenteil, das Aluminium hilft mit. Vom Alaun lösen sich 139 g/l, vom Weinstein nur 0,38 g/l - Da sich Alaun so leicht löst, ist schnell die benötigte Menge Beize vorhanden, man kann die benötighte Menge einfach in den Bottich geben und erwärmen, bei eventueller Verdunstung fällt nichts aus. Die Konzentration kann hier nur über die Zugabemenge eingestellt werden. Dagegen kann man eine Weinsteinbeize über die vorhandene Wassermenge einstellen - was zu viel ist, löst sich nicht und bleibt am Boden zurück. Hier wird es zum "Verbrauchsreservoir" für die Beizung - dafür hat man auf jeden Fall hinterher Kristalle im Topf, insbesondere, wenn Wasser verdunstet. Durch die Löslichkeitsunterschiede könnten sich also Handhabungsunterschiede ergeben. Dann ein Paar Worte zur Verfügbarkeit: Heute kein Thema mehr, war Weinstein früher in den Weinanbaugebeiten ein Massenweise anfallender Abfall, während Alaun zum Beispiel durch Bergbau aus Alaunit in Italien und in der heutigen Ukraine gewonnen wurde. Daraus könnte sich eine Argumentation ergeben, wo historisch womit gebeizt wurde und was teurer ist. Dazu fehlen mir aber die Daten. Soviel zur Theorie... Wer kann Praxisbieten?
 
...schön das ich mir kurz vor meinem Unfall im Januar zu den 5 kg Alaun auch noch en Kilo Weinstein gekauft hab :rolleyes: :D Na ja, nächste Woche wird erst mal die Birke vor unserem Haus gerupft :p Über weitere Ratschläge freue ich mich! ;) LG Tom
 
Na ja, nächste Woche wird erst mal die Birke vor unserem Haus gerupft :p
Birkenblätter färben am besten wenn sie frisch sind, also im Frühjahr. ;) Vielleicht brauchst Du dann ein paar mehr, wenn die Blätter schon so alt sind, ich weiß es nicht. Ich hab mal irgendwo gelesen (*grins*) daß die Blätter jetzt nicht mehr so viel Farbstoff enthalten.
 
Ich hab von einer Färberin gehört, dass sie auf Weinsteinrahm beim vorbeizen von Krapp schwört. Krapp hab ich bisher noch nicht gefärbt, kann ich also keine persönlichen Erfahrungsergebnisse vorweisen. Ansonsten nehme ich auch Alaun zum vorbeizen und spüle den gefärbten Stoff zum Abschluss in Wasser mit Essig durch, Das soll die Farbe fixieren.
 
In meinem Färbebuch steht, dass man mit Alaun die Wolle beizt und mit Zugabe von etwa 5% Weinstein erreicht, dass die Fasern geschont und die Farben intensiver werden... ich habe noch keinen Vergleich mit/ ohne Weinstein bei der gleichen Wolle gemacht, von daher weiß ich nicht, ob das stimmt, aber es schadet auch nicht ;-).
 
Ich habe mit und ohne Weinstein gebeizt. Ich muss gestehen, einen gewaltigen Unterschied habe ich nicht gemerkt. Es wird ggf. etwas strahlender. Mit Essig spüle ich sehr selten. Vorsicht damit bei Rotholz, hier kann es zu unschönen Farbveränderungen kommen z.B. von Rosa zu Orange....
 
Birkenblätter sollte man im Juni pflücken, wenn sie noch schön frisch und saftig sind!
...ja, ich versuche es einfach mal und berichte dann. ;) LG Tom
 
Ansonsten nehme ich auch Alaun zum vorbeizen und spüle den gefärbten Stoff zum Abschluss in Wasser mit Essig durch, Das soll die Farbe fixieren.
Ich hab jetzt schon öfter gelesen, dass der Essig in bezug auf Farbechtheit gar nix bringt... Ich hab bisher auch keine Unterschiede zwischen Essig behandelter und nicht behandelter Wolle festgestellt.
...ja, ich versuche es einfach mal und berichte dann. LG Tom
Das ist auch immer meine Einstellung :D
 
Ich frag mich auch immer woher diese Mär mit dem Essig kommt. Nix gegen Essig, Wolle wird von basischen Lösungen angegriffen und mit Essig kannst du das wieder zum sauren Bereich verschieben. Außerdem gibt es sogenannte synthetische Säurefarben, die beim Färbevorgang Essig benötigen. Vielleicht wurde da irgendwas miteinander verwechselt. Marled
 
vermutlich Marled. Auch gut, wieder ein Arbeitsgang gespart.
 
Wie ist das eigentlich mit nem Eisentopf. Also meiner hat noch keinerlei Rost, meint ihr das die Birkenfärbung trotzdem grünlich statt gelb wird? Dann nehm ich lieber einen anderen ?(
 
Wir haben Lagerfärbungen im Eisentopf gemacht, die wurden alle grünlich. Ich würde zur Vorsicht was emailliertes nehmen, wenn zu Haus ohne Publikum gefärbt wird. Marled
 
Hallo, ich beize normal mit Alaun. Bei manchen Färbungen gebe ich Weinstein dazu, da die Farbe etwas mehr strahlt. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. ;) Mit Essig habe ich Anfangs immer nachbehandelt, mittlerweile mache ich das eher selten. Und wenn, dann nur bei grün und gelbtönen. Rot bekommt durch Essig z.B. einen Gelbstich. Falls du sicher gehen willst mit dem Eisenkessel.. Mit Wasser ausschwenken und lufttrocknen lassen. Der Flugrost leistet dann seine Arbeit. ^^
 
Hallo, Ich beize meist nach Rezept in meinem Färbebuch. Allerdings mache ich auch manchmal Versuche. Bei Krapp wird die Farbe mit Weinstein satter und dunkler. Ohne Beize habe ich auch schon ein kühles Kirschrot bekommen. Bei Gelb-Grün-Färbungen ist immer auf Eisen zu achten. Ich hatte mal bei einer Färbung zu Hause Färbedroge über Nacht in einem Plastikeimer eingeweicht. Da ich diesen mal kurz anderweitig brauchte, habe ich für ca. 10 min den kalten Ansatz mit der Färbedroge in eine emaillierte Schüssel mit einer kleinen Macke. Das hat ausgereicht, dass die Färbung gleich grün und nicht gelb wurde. Wenn du jetzt Birkenblätter fürs Färben erntest, dann kann es gut sein, dass du einen gelb-braunen Farbton bekommst, der nach Zugabe mit Eisen(II)sulfat zu einem Olivgrün wird. Mit einem Eisentopf sparst du dir die Zugabe des Eisen(II)sulfates und färbst wahrscheinlich gleich olivgrün. Nimm nicht zuviel Beize. Viel hilft zwar meist viel, aber hier kann es passieren, dass der Stoff oder das Garn brüchig wird und kaputt geht. Viel Spaß beim Färben Aennlin
 
Vielen Dank für eure Tipps! LG Tom
 
Hab nochmal den Weinstein nachgesehen - in Kochendem Wasser lösen sich bis zu 5,85 g/l, also das 15 Fache von in Kaltem Wasser. Mit Säuren soll sich die Löslichkeit noch weiter verbessern. Also ist ein Zurückbleiben von Kristallen eher weniger gegeben. Die Mär vom Essig stammt am Wahrscheinlichsten aus der Küpenfärberei - Außer das Färbegut nur an der Luft trocknen zu lassen, kann man die Farbe auch mit Essig hervorrufen und fixieren, denn die Essigsäure ist ein Oxidator. So sicher ich auch neue Jeans gegen blaue Finger.
 

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