Langobardenwerkstatt Zethlingen

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Tordis

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29439 Lüchow
Nachdem bisher niemand dort gewesen zu scheint, bin ich heute mal zu deren Werkstatttage gefahren... Die Langobardenwerkstatt ist ein nachgebautes Museumsdorf am Ortrand von Zethlingen. Das Museum liegt sozusagen direkt neben den Ausgrabungsstätten auf dem einzigen Hügel weit und breit. Noch immer werden regelmäßig frühzeitliche Urnengräber gefunden, denn durch die Bodenerorsion hangabwärts liegen die tiefsten Urnen gerade einmal 60 cm unter der Erdoberfläche. Das nachgebaute Dorf ist durch einen Holzpalisadenzaun eingegrenzt, im inneren sind vier schöne, nach Fund gebaute Häuser zu finden (Langhaus, 2 Grubenhäuser. ein Hochspeicherhaus). Alle Häuser sind frei zugänglich und im Inneren ist nichts abgesperrt, höchstens beschildert. Außerdem gibt es allerhand angepflanzte alte Wildobstbäume und einen schönen Garten mit Färbepflanzen zu sehen. In einem der Häuser sind ein paar der gefundenen Urnen, Grabbeigaben und Repliken zu sehen, sowie ein interessanter Infofilm über die Langobarden und ihr Leben als eine Gruppe der "Elbgermanen". Der Eintritt von 3 Euro ist sehr moderat und beinhaltet alle angebotenen Aktionen in den Werkstätten und eine Schale Suppe - wohlgemerkt aus handgetöpferter Keramik. Soviel zum Positiven.... Leider ist auch dieses Freilichtmuseum ein typisch deutsches Kind... statt bei Gebäuden ein einheitliches Bild zu erzielen, wurde dann wieder eher auf billig und Funktionalität gesetzt. So "verschandeln" ein paar störende Blockhütten das Bild, vorallem, weil sie mitten in die ansonsten stimmigen Grubenhäuser gesetzt sind. Gegenüber vom Langhaus steht sogar ein modernes Kontainerhaus und ein überaus auffälliges Toilettenhaus. ;( Mit "Museumsbelebung" und "Living History" haben die Mitarbeiter und Vereinsmitglieder wohl eher wenig am Hut. Das Museum war zwar belebt (voll), alle Werkstätten in Betrieb und die Leute sehr freundlich, aber Sonnebrillen, Pullover unter der Palla, moderne Socken in den Lederschuhen, überviele Brettchenborten überall an den Pallas, Gürteln... machten alles zunichte, sodass am Ende nur noch der Gute Wille blieb. Dazu kam, das einige der Leute nicht mal wussten, was sie da überhaupt machen. Das Museum wird von der Uni Magdeburg mitgestaltet und diese macht mit ihren Studenten regelmäßig für archäologische Experimente Exkursionen dorthin. So haben die mal einen Keramikbrennofen gebaut (einen sehr guten, nach römischen Vorbild, gefunden in der Siedlung) aber der den ich dazu fragte, konnte wirklich nichts sagen, außer, dass die Keramik häufig kaputt geht und die Temperatur bei 800 Grad ist :kopfhau (800 Grad erreicht man ja schon bei einem Grubenbrand und eigentlich sollten Öfen 1000 Grad erreichen - weshalb die Ware der Kulturen, die die Ofenbrenntechnik verwendeten, ja so gefragt waren...) Ansonsten war es noch so, dass überall in den Häusern unstimmiges Zeug verstaut war und es auch egal war, dass es zu sehen ist. Im Langhaus lag eine Sackkarre auf dem Zwischenboden, beim Eisenverhüttungsofen (der perfekt rekonstruiert war!) standen ein Plastikeimer und ein Sack Kohle herum... beim Salzsiedefeuer standen neben den historischen Keramiksiedegefäßen noch Emailetöpfen herum... Kugeltöpfe zum Kochen habe ich nirgendwo gesehen und auch sonst wenig authentische Keramik oder Holzgefäße. Das mit den herumstehenden Dingen ist besonders ärgerlich, weil es dafür anscheinend sogar inen abgesperrten Bereich gibt. Fazit: Wenn man mal zufällig vorbei kommt und für 3 Euro kann man schon mal hineingucken, über die schönen Hausrekonstruktionen freut man sich ^^ und der Rest ist enttäuschend. :S Von den schönen Häusern habe ich einige Fotos gemacht, wenn ich wieder schnelles Internet habe, lad ich die mal hoch und verlinke sie.
 
gg Ich war schon 3 oder 4 mal da mit meinem Neffen zu den ferientagen
 
Dann schreib doch mal, wie du es empfunden hast - du hast ja noch einmal einen anderen Blick darauf :)
 
Naja ist schon ein paar Jährchen her, und das meiste hats du auch schon geschireben. Was wirklich schade ist , das die wirklich keine Ahnung von Museumbeelebung haben und auch keinerlei Marketing betreiben. Das Museum wird weder beworben noch ist es ganzzeitlich offen sondern nur an ihren *Werkstatttagen* und den Ferienpassaktionstagen. Somit beschränkt sich die Öffnungszeit af circa 20 tage im Jahr.Was ich traurig finde weil es eigendlich sehr gute Ansetzte hat. An der Homepage hat sich glaub ich auch die letzten 10 Jahre nix mehr getan :-( http://www.langobarden-zethlingen.de/
 
Ist nur zwei Orte weiter von mir und mein Nachbar hat seine 3 Jahre Bürgerarbeit noch bis April dort aber warum er wohl nicht zufrieden dort ist ;). Ein Bekannter von mir aus Hessen und Bogenbauer war mal zufällig einen halben Nachmittag dort und sagte nur das man daraus auch was machen könnte :rolleyes:. Woran es an der Lustlosigkeit von Oben her liegt ?( gebremst wird viel warum auch immer,kein Geld...blah,blah,blah,mit irgendwas Geld verdient darf aber auch nicht . Der größte Zulauf sind Schulklassen,wenn diese nicht wären ?(. Gruß Maik
 
Ein Bekannter von mir aus Hessen und Bogenbauer war mal zufällig einen halben Nachmittag dort und sagte nur das man daraus auch was machen könnte :rolleyes:.
Das unterstreiche ich mal so. Die Ansätze und Unterstützung der Uni Magdeburg und dem Museum Salzwedel sind wirklich sehr gut und ausbaufähig. Jetzt bräuchten sie eben nur noch ein paar engagierte Leute aus dem Living-History Bereich und jemand, der dieses ausbaufähige Dorf ein bisschen bekannter macht. Die Schulklassenmengen werden laut der Dame, mit der ich mich nett unterhalten habe, auch immer mehr, weil die anderen Freilichtmuseen zu teuer oder geschlossen werden. Obwohl ich finde, 2 Euro pro Kind, inklusiv aller Aktionen und Materialien ect. sind schon etwas wenig. Da kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass sich das trägt. Naja.
 
Wir waren heute Nachmittag da ... Es fehlt nich am guten Willen, aber eben an Vergleichen/Erfahrung, es ist eben ein riesen Berg, Langobarden um 100 nChr darzustellen, ohne Internet und Bibliotheken . Zehtlingen liegt ja in mitten der blühenden Landschaften des Herrn Dr. Kohl.... Die Leute müssen gestern und heute , -so die Erzählungen-, fürchterlich in ihren Baumwollklamotten gefroren haben. Ich wurde regelrecht beneidet in meinem Merinofilzmantel und dem Leinenhemd, sowie der Wollhose. Es pfeift eben da oben auf dem Hügel mächtig durch die Palisaden. Na, und den ABM Kräften, die mithelfen, fehlt das Wissen um Geschichte, den Studenten an den handwerklichen Fähigkeiten, und beiden am richtigen Werkzeug. Am Wissen, ums wie machen. 40 Jahre Modernismus der Ex-DDR lassen grüßen... Immerhin hatten die meisten Bundschuhe an ;-), einer Wendegenähte ...
 
Naja, aber muss ein Frelichtmuseum eine eigene Bibliothek haben, um eine gute Belebung zu gewährleisten? ?( Wenn sie schon mal alleine in ihr kleines Museumshaus gehen und umsetzen, was dort ausgestellt ist, ist das schon ein sichtbarerer Fortschritt. Dass in der Ecke dort viele Dörfer noch nicht einmal einen Internetanschluss haben, ist wirklich etwas schockierend.
 
nein, muß ein Freilichtmuseum nicht .... Aber wenn die ganze Regionalgeschichte quasi vergessen gemacht wurde, Germanen waren ja böse, ist es natürlich hilfreich, wenn auch die "Mitarbeiter" die Chance haben, zu lesen ... Hier haben die Leute kaum die Möglichkeit, anderswo sowas ähnliches wie eine Belebung zu erfahren ... Der Rennofenbetrieb z.B. wird , wenn von einem aufrecht erhalten, die Ofenreise ist auf 12 !! Stunden begrenzt. Normal sind 3 , und die Reise dauert ~ 24 std. Da ist sowas nun mehr Glücksspiel als Hüttenwesen, trotzdem gibt es vorzeigbare Ergebnisse. Ein Anfang ist da, der Mut auch, der Rest kommt, aber eben sehr viel langsamer als im doch dicht besiedelten Süddeutschland. Dazu fehlen eben Bezugsquellen etc. Dazu eben noch die wendländische Mentalität, Fremde wollten über die letzten tausend Jahre immer nur böses. Da schottet man sich ab, neues, nicht Mainstream oder was man dafür hält , ist nicht sooo das , was man möchte, da dauert sowas eben. Für die Gegend ernsthaft Germnenreenactment wollen, ohne "politischen " Einschlag, ist da auch so einfach nicht. Da liegt bei jedem Schritt ein Bremsklotz und die Bedenkenträger guckn zu un blubbern dumm zeuch. Dazu kommen die fehlenden Sponsoren mit dem entsprechenden Kirchturmchauvinismus , wie hier z.B. Mast u.a.
 

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