Das Beil

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Siegfried

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Manchmal sind es die kleinen unauffälligen Dinge die einem Kopfzerbrechen bereiten. Seit langer Zeit schon nervt mich das kleine Beil aus dem Baumarkt mit seinem neumodischen Stempel im Blatt und ich denke daran, auch hier mal nachzuforschen. Eine geschmiedete Axt habe ich. Hist. Abbildungen von Äxten gibt es auch. Aber das kleine Beil? Jedes Mal im Lager ist dieses kleine Werkzeug viel mehr im Gebrauch als die Axt. Aber ich habe noch nirgendwo eine vernünftige historische Alternative gesehen. Weder in anderen Lagern noch im Reenactment/LH-Handel. Auch bei der Messe in Minden war nix zu sehen. Und Buchabbildungen zeigen immer nur Äxte. Und Streitäxte? Werden ja en masse angeboten. Da könnte ich meine Wände mit tapezieren. Aber das die Leute im normalen Haushalt eine Streitaxt zum Holz hacken genommen haben, glaube ich weniger, da z.B. eine Bartaxt mit Haken sehr ungünstig ist. Beim gröberen Holz hacken würde sich, durch die Hebelwirkung, sehr schnell der Kopf lockern. Was habt ihr für Erfahrungen? Hat jemand den gleichen Gedanken? Was sagen die Museumsdorfbetreiber hier im Forum? Danke im voraus. Gruß Siegfried
 
@ Siegfried : Erklär mal bitte, aus deiner Sicht, den den Begriff "Beil". Ich würde ein "Beil" als Kleine Axt bezeichnen, oder ? :rolleyes:
 
Axt= im Verhältnis groß, schwer, bei durchsägten Baumstämmen von 20-30cm Durchmesser hackt daraus man grobe Feuerholzscheite, im Ernstfall werden damit Bäume gefällt im Gegensatz dazu Beil= kleiner, fast gleiche Form, man könnte fast sagen "handlich", damit mach ich Kleinholz, Anmachholz, Kienspäne, spitze Pfähle an, verrichte kleinere Zimmermannsarbeiten oder schlage beim Lagern auch mal mit der flachen Rückseite kleine Heringe nach, weil man 2 Tage nach dem Aufbau den Hammer weggepackt hat oder verliehen hat ;-)
 
@ Siegfried: OK. ;) Dann haben wir ja die selbe Auffassung was ein Axt/Beil ist. Hast du evtl. den Ausstellungskatalog von 1992 "Wikinger, Waräger, Normannen;Die Skandinavier und Europa 800-1200 "* das Ausstellungsstück mit der Nummer 204 zeigt eine "Arbeitsaxt" ( L:14,8;B:7,8) der Fundort liegt in Finnland und ist datiert auf 1000-1200. Von den Abmessungen würde ich sie als "klein" bezeichnen (kleine Axt = Beil) Die Erklärung die bei dem Fund steht finde ich auch sehr interessant, Zitat (*"Wikinger, Waräger, Normannen;Die Skandinavier und Europa 800-1200 ";Seite 281): "{....}Arbeitsäxte kamen nicht so oft mit in die Gräber, sondern man findet sie einzeln in freien Feld.{...}" Alles weitere über PN. Gruss Shamrock :bye01 der sichauchfürsoetwasinteressiert
 
Beil= kleiner, fast gleiche Form
Für das Spämi kenne ich Abbildungen aus dem Buch "Kalenderminiaturen der Stundenbücher von Wilhelm Hansen". Du solltest die Bilder nicht unbedingt nach Abbildungsgröße beurteilen, da die Maler Dinge, die ihnen wichtig erschienen oft größer gemalt haben und da eher auf den Arbeitsgang achten, oder schauen, ob es Berichte über Funde gibt. Gruß Martina
 
Ich benutze für Anheizholzhacken am liebsten meine Schnitzaxt. Die ist sowieso immer mit dabei, nicht historisch, aber praktisch. Genaugenommen bleibt vom Schnitzen immer so viel Kleinholz übrig, dass wir selten was extra machen müssen... Eine Alternative dazu wäre vielleicht die kleine Wikingeraxt von Svante Djärv, die zwar ein Eigenentwurf des Schmieds ist, aber auf seiner großen Wikingeraxt basiert, die wiederum auf einem Gotlandfund beruht.
 
Ich kenne bisher als Definition für Beil und Axt:
  • Axt = Stiel ca. Armlang
  • Beil = Stiel ca. Unterarmlang
Ansonsten habe ich flux mal ein Bild aus dem Museum in Roskilde in die Galerie geklatscht ;-) kleines Beilchen Und damit ich noch was zu tun habe hab ich mal kurz das Holzfunde Haithabu rausgeholt. Dort wird eine Schmalaxt aus dem Hafen beschrieben bei der der Axtkopf ca. 159 Gramm wog, 110mm lang und eine Schneidenbreite von 70 mm hatte. Das Schaftloch hatte dabei einen Durchmesser von 27/20 mm. Der erhaltene Teil des Schaftes waren 665 mm lang. In EIsenfunde Haithabu waren glaube ich auch noch ein paar kleinere Köpfe abgebildet.
 
Also die Stiellänge ist irrelevant, wird das Werkzeug mit einer Hand geführt ist es ein Beil, mit beiden Händen geführt ist es eine Axt. Aber ich denke alleine rein physikalisch muss ja ein Beil zum Holz hacken eine bestimmte Form aufweisen müssen, da brauch man nur mal sich die Stein und Kupferbeile angucken, ich denke nicht das im Mittelalter das Beil neu erfunden wurde, sondern man hat halt nix weggeschmissen. :kopfhau
 
Ich finde die Stiellänge ist ein deutlich sinnvolleres Maß als die Anzahl der Hände mit der ich es führe. Beispiele die dagegen sprächen die Anzahl der Hände zu nutzen:
  • Dannenaxt bei einem leichten Kopfgewicht (wie zum Beispiel dem Axtkopf den ich oben erwähnt habe) ist ein führen mit einer Hand durchaus möglich. Dann wäre es deiner Definition nach ein Beil.
  • Beschlagbeile werden in der Regel Zweihändig geführt zur bessern Kontrolle sind es deswegen Äxte?
  • Mein Schnitzbeil kann ich auch zweihändig führen es bleibt aber dennoch ein Beil
Kann man aber grundsätzlich vermutlich noch beliebig erweitern. Was deinen Abschlusssatz angeht "sondern man hat halt nix weggeschmissen", finde ich etwas unglücklich formuliert. Besser wäre zu sagen das es Werkzeuge gibt die recht schnell auf eine Bestimmte Funktion optimiert waren, das sich die Form nur noch gering verändertet. Grundsätzlich würde ich aber sagen das man in diesem Hobby die Finger besser von so verallgemeinernden Generalaussagen lassen sollte.
 
Ich finde die Stiellänge ist ein deutlich sinnvolleres Maß als die Anzahl der Hände mit der ich es führe. Beispiele die dagegen sprächen die Anzahl der Hände zu nutzen:
  • Dannenaxt bei einem leichten Kopfgewicht (wie zum Beispiel dem Axtkopf den ich oben erwähnt habe) ist ein führen mit einer Hand durchaus möglich. Dann wäre es deiner Definition nach ein Beil.
  • Beschlagbeile werden in der Regel Zweihändig geführt zur bessern Kontrolle sind es deswegen Äxte?
  • Mein Schnitzbeil kann ich auch zweihändig führen es bleibt aber dennoch ein Beil
Kann man aber grundsätzlich vermutlich noch beliebig erweitern. Was deinen Abschlusssatz angeht "sondern man hat halt nix weggeschmissen", finde ich etwas unglücklich formuliert. Besser wäre zu sagen das es Werkzeuge gibt die recht schnell auf eine Bestimmte Funktion optimiert waren, das sich die Form nur noch gering verändertet. Grundsätzlich würde ich aber sagen das man in diesem Hobby die Finger besser von so verallgemeinernden Generalaussagen lassen sollte.
Hmm mir würde erstmal elender Klugscheißer einfallen, aber sowas soll ich ja nicht sagen. Und die Axt Beil Definition ist nicht von mir stützt sich jetzt mal aufs Handwerk, da ist das seit dem Urknall so einhändig -> Beil, beidhändig -> Axt, aber so wat du hast recht. ich werd mal einen Thread aufmachen wo wir über drüber Diskutieren können ob die Sonne nicht mal im Westen auf gehen kann, weil es einigen Herren so besser ins Fenster scheint, also :back
 
Ooookeyyy..... ich denke der unglaublich komplizierte Unterschied zwischen Axt und Beil ist nun so weit jedem klar. Also vertragt Euch :knuddel Danke für die vielen Beispiele. Da ich im Hochmittelalter angesiedelt bin, interessieren mich nun noch besonders Funde aus dem 13. Jhdrt.(im besten Fall Mitteldeutschld.) und ob jemand schon mal bei einem Händler eine brauchbare Vorlage gekauft hat und hier aus Erfahrungswerten sprechen kann? Und wenn man sich ein Beil selbst schmiedet? Was wäre wohl besser, ein ovales Auge, wie heutige Baumarktware oder ein kreisrundes? Grüße Siegfried
 
Dann geh ich mal nicht näher auf den unnötig provozierenden und beleidigend Post ein und Versuche nützlich zu sein. Beim York Archeological Trust kann man sich einige sehr schöne Publikationen runterladen: http://www.yorkarchaeology.co.uk/resources/pubs_archive.htm unter anderem Finds from mediveal York Quelle:http://www.yorkarchaeology.co.uk/resources/pubs_archive.htm in dem werden zwei Äxte/Beile Köpfe aufgeführt. Die wie folgt beschrieben werden:
  • 12974 In face view the socket tapers to a wais, the blade is symmetrical with convex shoulders and a convex cutting edge.
  • 13020 Asymmetrical cross-section. Socket incomplete, but has a flat top and D-Shaped eye; tapering projections, incomplete, to rear and stub projektion from surviving front edge. Blade longer at front than rear, sides slightly concave, cutting edge convex. L.178mm, W.42; blade: W.99mm, T.30mm
Ansonsten kannst auch wenn es etwas moderner ist auch mal in den Abbildung der 12 Brüder Stiftung suchen. Sind zwar nur Abbildungen, aber du gewinnst einen Eindruck von den verwendeten Größenverhältnissen. http://www.nuernberger-hausbuecher.de/ Was deine Kopffrage und auch wie das Auge ausgeformt ist angeht, ist es schwer zu sagen was besser ist. Für Haithabu kann ich die Typen mal nachschlagen, ob man an den Skizzen was sieht. Die Baumarktform mit dem Eckigen Kopf gab es aber grundsätzlich auch. Ist die Frage ob du eventuell mit dem Beil/Axt auch mal nen Herring einschlagen willst oder nicht. Da von Besser/Schlechter zu reden ist ein wenig müssig weil es sich bei dem Kopf eben auch um ein Funktionselement handelt.
 
Wahrscheinlich haben viele bei meiner Frage an Siegfried (im Post 2) sich verwirrt am "Kopf gekratzt", aber ich wollte sicher gehen das wir beide (Siegfried u. ich) unter einer Axt/Beil das gleiche verstehen. Und um jetzt für alle anderen die Sache "zu vereinfachen" :rolleyes: schaut doch mal bei "Wiki" rein.... Da steht Zitat: "{...}Im Sprachgebrauch der Archäologie haben Äxte ein Schaftloch, Beil keines. Die Klassifikation ist unabhängig von Material (Stein, Kupfer, Bronze, Eisen), Handhabung (ein- oder zweihändig) und Verwendung.{....}" (Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Beil) Gruss Shamrock :zunge Nachtrag: Wenn jemand eine "bessere" Definition hat, ich lasse mich gern überzeugen... :whistling:
 
Die Definition mit/ohne Schaftloch trifft hier nicht wirklich zu... ich würde hierzu auf den ersten Satz des zitierten Wikipediaartikels verweisen, Stichwort "einhändig geführt" Das Auge eines Beil/einer Axt würde ich in keinem Fall rund machen, hier wäre mir die Gefahr, dass sich durch Torsionskräfte, egal wie fest der Kopf auf dem Stiel sitzt, zu gross, von daher plädiere ich zu einem zumindest eckigen Auge. Weshalb ein Bartbeil nicht zum Holzspalten (Im Lager!) geeignet sein sollte erschliesst sich mir jedoch nicht. Klar, für 40er Eichenrollen scheidet das aus, aber genauso wie das kleine Baumarktbeil. Für 33cm Stücke mit maximal 20cm Durchmesser verwende ich mein kleines Bartbeil sehr gerne. Wenn ich es richtig ansetze habe ich einen exzellenten Spaltwinkel, und die untere Spitze ist wirklich hervorragend geeignet, um ohne grosses Bücken Holz anzuheben, zu mir zu ziehen, oder auch zu tragen. Wenn ich jedoch von einer VA bereits im Vorfeld weiss, dass das Holz zu gross dimensioniert für mein "kleines" ist, schiebe ich halt ausserhalb vom Besucherverkehr ne Extraschicht mit richtigem Werkzeug. Viele Grüße Christian
 

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