MDR Völkerschlacht

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user4128

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Im Moment berichtet der MDR sehr Umfangreich über die Völkerschlacht 1813 bie Leipzig. Zufällig haben wir heute (Teil drei von vier), die aktuellsten Nachrichten über den Schlachtverlauf gesehen. Ist zwar kein Mittelalter, aber ich fand es sehr gut gemacht. Das Ganze ist wie aktuelle Reportage mit Liveschaltungen zu verschiedenen Kriegsschauplätzen und Königshäusern aufgezogen. Auf MDR kann man das auch alles über Mediathek sehen. Ansonsten kommt morgen Teil vier um 19.50 Uhr auf MDR. Am 19. und 20.Oktober wird dann live aus Leipzig berichtet. Dort stellen ca. 7000 Reenactors Lagerleben und Sonntag die Schlacht nach. Wir werden uns das Ganze Spektakel die zwei Tage mal vor Ort anschauen. Bin gespannt!
 
Danke für den Tipp! Klingt nach einem lustigen Format. Ich werde es mir die Tage mal in der Mediathek anschauen :)
 
Bemerkenswert vor allem: Das es eine Idee des MDR ist... Hort peinlicher Unterhaltungssaurier wie Achim Menzel und anderer behäbiger "Unterhaltung"... vielleicht nehmen die jetzt Drogen ?(
 
Ich habe alle vier Sendungen gesehen und fand das Ganze doch ganz gut. Mal eine andere Idee, Geschichte zu vermitteln. Obwohl das schon ziemlich lustig ist, sich vorzustellen, wie moderne Kameraleute und Reporter auf dem Schlachtfeld rumwuseln. Und diesen dämlichen Pressesprecher der französichen Armee hab ich gefressen, aufgeblasener Fatzke und Lügenbold... :cursing: :D Bin auch schon auf die Sendungen am Wochenende gespannt. Hoffentlich infiziere ich mich nicht noch mit dem Napoleonic-Virus. ;)
 
Bemerkenswert ist schon dass überhaupt eine deutsche Fernsehanstalt einem solchen geschichtlichen Ereignis wie der Schlacht bei Leipzig 1813 einen doch verhältnismäßig breiten Raum einräumt . Über das Konzept der journalistischen Aufbereitung in der Art von TV Live Reportagen mag man sich streiten - interessant ist es schon. - und mutig. ( Aber kein Novum- schon 1971 hat Peter Scholl-Latour ähnlich über den deutsch-franzöischen Krieg berichtet. ) Interessant ist auch mit wie vielen negativen Leserkommentaren das nachstellen und re-enacten von Biwak & Gefecht bedacht wird. Das reicht von Kostümsoldaten, geschmacklosem Klamauk bis zur Kriegsverherrlichung. Soweit nicht weiter schlimm - wir sind ein Land wo man seine Meinung verhältnismäßig frei äussern kann. Was mir missfällt, ist dabei die indoktrinäre, moralische Überlegenheit so manches Zeitgenossen , die das alleinige Recht auf Deutungshoheit historischer Ereignisse und der Art wie man sich ihrer zu gedenken und sich zu erinnern hat. Allerdings stehe ich heute der reinen Gefechtsnachstellung wesentlich kritischer denn als früherer aktiver “Re-enactor “ gegenüber. Ich werfe sogar mal die Frage in den Raum : würde so mancher Re-enactor überhaupt dieses Hobby so intensiv betreiben wenn, sagen wir mal, sich das nachstellen bloss auf reines Exerzieren und nachstellen von täglichem militärischen Dienstablauf beschränken würde - Also kein Abfeuern von Musketen , keine Kriegerische Handlung ??? Mal ganz ketzerisch : wären wir immer noch so viele Mittelalter-Begeisterte wenn es in unserem Hobby keine Schaukämpfe , keine Schildwälle und Burgerstürmungen mehr gäbe?
 
Klar, ganz sicher, es gäbe weniger. So wie es weniger Mägde, Knechte, Schweinehirten, Wildhübner etc. gibt als Ritter, Knappen, Schmiede (auch sehr ereignisreich) ... Und auch wenn man sich über die Kommentare ärgern kann finde ich die Frage nach der "Verherrlichung" zumindest nicht völlig abwegig. Ich interessiere mich im Moment für frühe Hospitaliter / Kreuzfahrer aber nach meinen bisherigen Recherchen bin ich nicht sicher, ob ich das wirklich darstellen will. Da sind so viele Gräuel verübt worden. Neulich habe ich zum ersten Mal verstanden, dass der Begriff des "Heiligen Krieges" von einem katholischen Papst für einen Feldzug erfunden wurde. Es ist zum Kotzen. Und ich frage mich wirklich, wie es für einen Moslem sein muss, wenn "Hospitaliter", "Malteser" oder "Templer" mit den entsprechenden Waffen und Insignien durch die Gegend tigern bzw. auf Veranstaltungen auftauchen. Ich weiß, das ist OFF-Topic, aber es passte zu Peter Petersons Anregung.
 
Dann stellt sich allerdings die Frage, ob wir das Leben im MA, bei den Kelten oder auch nur des 19. Jh. verherrlichen, in dem wir dieses Hobby mit Spaß und Freude betreiben. Immerhin war das Leben der einfacheren Bevölkerung bis vor wenigen Jahrzehnten selten ein Zuckerschlecken und auch heute verschließen die meisten nur zu gern die Augen vor dem Elend vor der Haustür. Ich gehe sicher damit konform, dass aufeinander Einkloppen aus Spaß selten zielführend ist. Aber das ist nicht der Sinn der Darstellung von historischen Fechttechniken und Schlachtendarstellung eines Reenactments. Es ist schlicht und einfach die Vermittlung von Geschichte. Und ob man das in einem militärischen oder zivilen Rahmen macht, stellt für mich keinen großen Unterschied dar und hat nichts mit Verherrlichung zu tun. Und wie gestern so schön in der Live-Sendung zum Reenactment gesagt wurde: Die Kriege sind Teil unserer Geschichte. Auch wenn wir die Augen davor verschließen, hat es sie trotzdem gegeben. Indem man auch diesen Teil nachstellt, aber mit allen Nachteilen und Auswirkungen, regt es doch vielmehr zum Nachdenken an, als jeder Geschichtsunterricht es könnte.
 
Wir haben uns das ganze zwei Tage live angesehen. Natürlich gibt es einen gewissen Zwiespalt, wenn 35000 Zuschauer begeistert einer Schlachtdarstellung beiwohnen. Aber auch im Kino werden Kriegsfilme gezeigt, oder im Fernsehen. Und wieviele saßen bei Untergang der Titanic mit ner Popcorntüte in der Hand im Kino, haben sich um Leonarde de Caprio die Augen ausgeheult und sich um den Rest der Toten nicht die Bohne gescherrt? Ich kann nur sagen, dass beide Tage ein großartiges Erlebnis waren. Die Biwaks, das Handwerkerdorf und Sonntag die Schlachtdarstellung waren beeindruckend gemacht, boten aber eben nicht nur etwas über die Schlacht, sondern genauso viel über das Elend der Soldaten und der Zivilbevölkerung. Daher fand ich die Reportagen des MDR sehr gut, denn auch dort ist viel auf die Wirklichkeit des Krieges eingegangen worden. Ich habe nirgends bemerkt, dass dieser Krieg verherrlicht wurde, weder im Fernsehen noch live vor Ort, von den Darstellern. Ganz im Gegenteil. Im übrigen gehöre ich auch zu denen, die sich dadurch überhaupt erst mit diesem Ereignis befasst haben und jetzt langsam einiges mehr über die Entstehung unseres heutigen Deutschland und Europas gelernt haben. Das Ganze war dann auch kein Befreiungskrieg der Völker, sondern eine Neuaufteilung Europas. Auch mir sind die Auswirkungen dieses Krieges erst hier richtig deutlich geworden. Was den Vergleich mit anderen Zeiten angeht, auch heute noch werden Andersgläubige verfolgt, wird im Namen des Glaubens Terror verbreitet, werden Frauen unterdrückt und Gräueltaten begangen, gibt es Fremdenfeindlichkeit. Das schöne an Geschichte ist, dass sie vergangen ist; das traurige an Geschichte ist, dass es zuviele Menschen gibt, die aus der Vergangenheit nicht gelernt haben. Von daher sind auch Schlachtdarstellungen vielleicht mit einer gewissen Skepsis zu sehen. Zumindest sollten sie, wie in Leipzig geschenen, immer mit den nötigen Hintergründen und allem was damit zu tun hatte, dargestellt werden und zum Nachdenken anregen. Bloße Unterhaltung, wie auf einigen Märkten, bei denen nicht einmal die Darsteller viel über die Hintergründe kennen, sind für mich dann auch tatsächlich fehl am Platz.
 
Ja, und im Grund genommen funktioniert es ja, wenn jetzt - im Rahmen der Völkerschlachtdarstellung - über Krieg und dessen (Un-) Sinn nachgedacht wird. Wenn es sich nicht nur um tumbe Schlachtverherrlichung handeln würde, wäre ich ziemlich dagegen. Was die Wikinger angeht, wird da meines Erachtens auch noch viel zu wenig unterschieden zwischen Wikinger-Plünderern (historisch korrekt, aber brutal), Wikinger-Reisenden/Händlern (auch korrekt aber weniger brutal) und Wikinger-Söldnern (historisch korrekt, v.a. später und vermutl. auch brutal). Aber: Wikinger und evtl. auch Kelten (davon habe ich wenig Ahnung) haben ihr Leben gelebt. Bei Kreuzzügen wurden systematisch die Massen mit Propaganda angeheizt um die "Heiden" zu besiegen, dem Papst ein Machtinstrumtent zu geben und Europa politisch zu verändern. Und es ging gleich mit (Juden-) Progrommen in Worms, Speyer und anderen Städten los. Und die Grausamkeiten waren heftig. Ich persönlich bin immer noch hin- und hergerissen. Zumindest ist es wichtig, das Elend und die Verbrechen nicht zu verschweigen.
 
Bei Kreuzzügen wurden systematisch die Massen mit Propaganda angeheizt um die "Heiden" zu besiegen, dem Papst ein Machtinstrumtent zu geben und Europa politisch zu verändern.
Ich denke, dass auch dieses Kapitel der Geschichte in der ernsthaften Darstellung mit der notwendigen Distanz betrachtet wird. Dass es damals nicht um den Glauben, sondern um Macht ging, die mit Gräueltaten ausgebaut wurde, dürfte wohl den meisten heute bewusst sein. Vor allen denjenigen, die sich mit dem Thema Geschichte auseinander gesetzt haben. Und gerade da setzt auch Reenactment an. Was das "Kriegsspielen" angeht, auch mein Sohn ist von Pistolen und Kämpfen begeistert, zum leidwesen von mir. Aber auch mein Mann hat früher mit Gewehren Indianer, Cowboy oder Soldat gespielt und ist dennoch gegen jegliche Art von Krieg. Skeptisch beobachte ich heute eher, was es immer noch an Gräueltaten gibt, da werden vergewaltigte Frauen als Ehebrecherinnen gesteinigt, Mädchen erschossen, weil sie zur Schule gehen wollen, der Krieg gegen Ungläubige taucht wieder auf, selbst in demokratischen Staaten gibt es immer noch Folter, es werden Wirtschaftskriege geführt ect. Und da frage ich mich, ob die Menschen aus der Geschichte wirklich nichts lernen können.
 
Ich interessiere mich im Moment für frühe Hospitaliter / Kreuzfahrer aber nach meinen bisherigen Recherchen bin ich nicht sicher, ob ich das wirklich darstellen will. Da sind so viele Gräuel verübt worden. Neulich habe ich zum ersten Mal verstanden, dass der Begriff des "Heiligen Krieges" von einem katholischen Papst für einen Feldzug erfunden wurde. Es ist zum Kotzen. Und ich frage mich wirklich, wie es für einen Moslem sein muss, wenn "Hospitaliter", "Malteser" oder "Templer" mit den entsprechenden Waffen und Insignien durch die Gegend tigern bzw. auf Veranstaltungen auftauchen. Ich weiß, das ist OFF-Topic, aber es passte zu Peter Petersons Anregung.
Ich möchte mich mal kurz Off-Topic dazu äußern: Ich bin, wie auf meinem Ava zu sehen, als Kreuzfahrer unterwegs und wurde bisher nur einmal in der S-Bahn angefeindet, und das von einem vermeintlich, wie soll ich das ausdrücken, modernen bzw. liberalen Moslem, der auch einen im Tee hatte. Hat mich erst gefragt, ob ich schon gegen Osmanen gekämpft hätte (die es in der Form während meiner Darstellungszeit eh nicht gegeben hat). Als ich verneinte, meinte er, ich sollte das mal tun, die würden mich an's Kreuz fi**en. Ich hab daraufhin gar nichts mehr gesagt, auf so einem Niveau unterhalte ich mich nicht. :thumbdown: Ansonsten habe ich durchweg positive Erfahrungen mit Moslems gemacht. Dazu muss ich sagen, ich wohne in Berlin Neukölln, da laufen mir zwangsläufig welche über den weg. ;) Ich wurde von einem sogar mal als "heilliger Kreuzfahrer" angesprochen, was mich doch auch verwundert hat. Ich weiß jetzt allerdings nicht, wie die Reaktionen auf o.g. genannte Ordensdarstellungen wären, da ist das "Feindbild" evtl. fester als bei einem weltlichen Kreuzfahrer. Und natürlich muss man sich mit den Gräultaten, von beiden Seiten, auseinandersetzten. Deswegen habe ich den Zeitraum zwischen dem 3. und 4. Kreuzzug gewählt. Mit dem ersten Kreuzzug mit seinem Massaker an der Bevölkerung Jerusalems, egal welcher Konfession, möchte ich nichts zu tun haben. Ansonsten muss ich sagen, habe ich am Samstag und vor allem am Sonntag die Sendungen alle mit großem Interesse verfolgt und hab's doch etwas bereut, nicht selbst vor Ort gewesen zu sein. Hab auch einiges gelernt, habe über die Völkerschlacht vorher nur wenig gewusst. Ich war auch über die Verlustzahlen erstaunt. Da können die Amis mit ihrem Bürgerkrieg, der mich auch sehr interessiert, ja fast schon einpacken. So von wegen "Wir hatten eine blutige Geschichte..." Das Einzige, was ich nicht so gut fand, war der frühe Sendezeitpunkt von dem Kurzfilm "1813 - Gott mit uns". Er war zwar gut gemacht, um die Gräul der Schlacht etwas nahe zu bringen, aber ich vermute, dass zu dem Zeitpunkt auch einige Kinder zugeschaut haben und ob das so erbaulich war wage ich zu bezweifeln. Nicht dass es bald US-Verhältnisse hier gibt. Blut und Verstümmelung und Tod sind ok, aber wehe man sieht eine nackte weibliche Brust oder gar Frau...
 
Ich persönlich bin der Meinung,daß dieses zwanghafte PC- Bedenkenträgertum der sogenannten"Gutmenschen" (darf man/frau dies, darf man/frau das) sich aus der selben Quelle speist wie das A-natikertum: (scheinbare) Selbsterhöhung durch(scheinbare) Erniedrigung anderer. (Ich bin besser als Du, das kann ich belegen, weil die Moral(Quelle, etc) ist soundso!) AUFGEMERKT: Ich rede nicht vom Streben nach historischer Korrektheit, sondern von der Unentspanntheit im Umgang. :!: Wenn die Kinder Cowboy und Indianer spielen, gebt den Inka-musikern 2 Euro mehr, das beruhigt... :zunge Ich weiß nicht, ob das typisch deutsch ist. Ich kenne diese soziale Schwäche sowohl aus der linken politischen(Antifa)arbeit("Welcher Idiot hat BundesInnenminister ins Flugblatt geschrieben?"), als auch von der Folkszene. (How do you call somebody who knows everything about irish music? Fritz!) Daß das WWII reenactment in Schland etwas sensibel gehandhabt werden muß ist noch zu verstehen. Aber je weiter die Darstellung von der aktuellen Lebensrealität ist ,desto unverkrampfter wird es. Zeit heilt alle Wunden und schafft neue Kunden ;) Wichtig ist, daß man auch über die negativen Aspekte Bescheid weiss, um adäquat auf Ansprache reagieren zu können. Und manche wollen halt einfach nur mit Scheisse schmeissen, da perlen eh Hopfen und Malz vor eden Säuen... Ansonsten fand ich sowohl die Idee der Reportagenform(köstlich: Anna Kohl berichtet von der Börse) als auch die Gesamtumsetzung des Ereignisses sehr gelungen :thumbsup: Grüße prost1 Jonny
 
Aber je weiter die Darstellung von der aktuellen Lebensrealität ist ,desto unverkrampfter wird es.
Ja, es ist sicher leichter, heute Gefolgsleute von Djingis Khan darzustellen als von Hitler. Ich mag es auch nicht, wenn andere mir sagen, was "RICHTIG" ist. Aber es ist mir persönlich lieber, wenn solche Darstellungen zumindest sensibel gehandhabt werden. Dumpfbacken, die Gewalt verherrlichen oder Gräueltaten verharmlosen hatten wir für meinen Geschmack in der Geschichte schon zu viel. Und wie Martina schon andeutete, wir könnten die Geschichte ja nutzen, um was zu lernen.
 

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