Kopfbedeckung Frau der Latène-Zeit

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Morgan

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Kürzlich haben wir im Verein - leider viel zu kurz - die Frage angerissen, ob und ggflls. welche Kopfbedeckungen eine keltische Frau der Latène-Zeit getragen haben könnte. Mich interessiert hier besonders Latène D. Also das Spät-Latène im letzten Jahrhundert vor der Zeitenwende. Man findet gallo-römische Bildsteine mit keltischen Familien. Dort hat frau eigentlich immer eine Art Schleier, Tuch oder Haube auf dem Kopf. Allerdings entspricht dies imho sicher einer Festtags-Kleidung und nicht dem normalen Alltagsdress. Kennt ihr Hinweise, Abbildungen oder schriftliche Zeugnisse aus der fraglichen Zeit, aus denen etwas über die Üblichkeit von Kopfbedeckungen von keltischen Frauen hervorgeht?
 
Die Norisch Pannonischen Kopfbedeckungen sind ja eher nicht deine Gegend. Schleier hast du schon erwähnt. Da lassen sich auch schöne Haarnadeln finden um den Schleier zu halten. Was auch oft in div. Bücher auftaucht sind Haarnetze. Die Quellenlage für Kelten ist zwar etwas lahm, aber hierzu gibt es trotzdem einige Funde und Interpretationen die eine Verwendung von Haarnetzen bei Keltischen Frauen plausibel erscheinen lassen. Die Sprangtechnick ist ja schon ewig alt, um im 1 vorchristlichen Jahrtausend zu bleiben zb aus der Hallstattzeit gibt es Dänische Moorfunde und auch für die Frauen der Hallstattkultur selbst werden auch Haarnetze angenommen. Zb durch Goldperlenfunde in Frauengräbern beim Kopf und durch Bildliche Darstellungen. Aus der La-Tenezeit gibt es einen Fund von Spranggewebe beim Fürsten von Glauberg. Aus Spanien soll es auch was geben. Im Mittelmeerraum gibt es öfter Abbildungen von Frauen mit Haarnetzen, zb Ägypten (auch Funde), Griechenland und Römer sowieso. Da gibt es auch einen Fund aus dem 1 Jhdt aus Vindonissa.
 
Wie üblich dürften solche Kopfbedeckungen gewesen sein? Bei Griechinnen und Römerinnen und später bei den Völkern der Völkerwanderungszeit und des FrüMi war es undenkbar, dass frau "oben ohne" (Kopfbedeckung) herumlief. Nur - war die Kopfbedeckung ein Muss oder ein Kann bei der latènezeitlichen Frau? Eine mittelalterliche Bäuerin würde ich in meinem hohen Alter ;) nie ohne Tuch oder Haube darstellen wollen - waren die Kelten nicht freizügiger? Meines Wissens nach rühmten die römischen Geschichtsschreiber gerade die Schönheit und Freizügigkeit gallischer Frauen. Auch Beschreibungen ihrer Frisuren und dass sie blond oder rothaarig gewesen seien kommen vor. Passt dies zu einer Sitte der keusch bedeckten weiblichen Haupthaarpracht? Wie plausibel ist die Kopfbedeckung für die alltägliche Darstellung? Kopftuch bei der Arbeit aus praktischen Gründen, aufwändiger Kopfputz zur Festtracht und ansonsten "oben ohne" im Gegensatz zum in der Öffentlichkeit stets verhüllten Haar als Zeichen der Reinheit, der Keuschheit oder des Vergeben-Seins?
 
Ich frage mich immer woher diese Behauptungen kommen dass "keltische" Frauen freizügiger als ihre Zeigenossen gewesen. Selbst persische Frauen die rechtlich sehr gut, fast möchte ich sagen modern, dastanden waren deswegen nicht freizügiger. Allerdings dürften sich die Gallierinnen wohl stark geschminkt haben, was traditonsbewusste Römer wohl nicht gerne sahen. Meine Meinung: Ich denke ebenso wie bei allen anderen Kulturgruppen der Antike kannst du auch getrost bei den Frauen, die latenezeitlichen Kulturen angehört haben, eine Kopfbedeckung und gebundene oder hochgesteckte Frisuren als alltäglich annehmen. Nicht umsonst wird extra darauf hingewiesen dass sich die Frauen ihren Männern in verzweifelten Situationen mit "aufgelösten Haaren und barbrüstig" gezeigt hätten um auf ihr bevorstehendes Elend im Falle einer Niederlage hinzuweisen (De bello gallico, Alesia glaub ich wars), also offensichtlich etwas sehr ungwöhnliches/ drastisches. Aufgelöste Haare waren ein Zeichen mit dem man gerne Furien oder ähnliches darstellte (siehe auch bsw. die Mörderinen von Orpheus in Thrakien mit offenen Haaren und Tättowierungen an Armen und Beinen, gut anderer Kulturkreis aber auch "Barbaren"). Noch bis in unsere Zeit war es höchst unanständig ohne "Frisur"/ "Knoten" aus dem eigenen Zimmer zu treten. Ich persönlich gehe auch bei Kelteken zusätzlich von "Bedeckungsmänteln". :)
 
Zunächst danke Dain und Renatus. Es scheint zu sein, wie ich befürchtet hatte: Ohne wenigstens ein Tüchlein komm ich auch bei Keltens net aus. Bin gespannt, ob andere noch was dazu schreiben. Dann werd ich mal gucken, wie ich das mit der Kopfbedeckung realisiere. Als einfache Frau kommt nur etwas Einfaches in Frage. Mal schauen, was ich an Abbildungen finde. Edit: Zum Thema Schminke habe ich gerade mal zwei (!) Hinweise gefunden: Eine Stelle aus den Elegien des Properz, wo der Dichter seiner Geliebten vorwirft, sie würde sich wie eine Gallierin schminken. Nun war Properz nie nördlich der Alpen und man darf sich fragen, wieviele Gallierinnen er gekannt hat und von welcher Sorte diese wohl waren. Die andere Quelle ist ein Fund vom Bodensee, späte Latène-Zeit. Ein Tiegelchen gefüllt mit blauer Augenschminke, offensichtlich ein Import aus dem Mittelmeer-Gebiet. Für wen - Römerin, Keltin oder gar Kelte - das Stück bestimmt war, erschloss sich mir nicht. Und wenn die Schminke vom Mittelmeer importiert werden dürfte, war sie wohl recht teuer und nicht für die einfache Frau auf der (Dorf)Straße bestimmt. My 2 ct zum Thema geschminkte Keltinnen ;)
 
Es gab ja auch Gallier südlich der Alpen ;-)..... Naja, und dann darf man sich noch fragen, meinte Properz eine Gallierin oder ein "Huhn/Hühnchen" ...
 
Aber nicht mehr zu der Zeit von Properz. Da war der "Stiefel" komplett römisch und die einzigen Gallierinnen, die Properz da gesehen haben dürfte, waren wohl Bordsteinhühnchen, äh, -schwälbchen ;) Ich denke, er ist eher einem Vorurteil aufgesessen.
 
Es ist der Südwesten Deutschlands - Saarland, Hunsrück, Pfalz. "Wir" sind Treverer, also die Gegend in und um Trier eingeschlossen. Die Luxembeurger Gegend kommt auch noch infrage (Belginum) .
 

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