Frage: Welche Hitze ist für das verarbeiten von Eisen (handelsübliche Zusammensetzung) nötig?

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Haenenful

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Welche Hitze ist für das verarbeiten von Eisen (handelsübliche Zusammensetzung) nötig? Ich muss gestehen, dass ich bisher kaum bis keinen Wert auf historische Korrektheit gelegt habe, nebenbei fehlt mir of Geld (bin Schüler) um meine Projekte richtig umsetzen zu können. Trotzdem versuche ich mich seit einiger Zeit am schmieden von primitiven Messern und Kurzschwertern. Mein größtes Problem dabei ist die nötige Hitze zum verarbeiten. Bisher muss ich leider mit einem Gasbrenner arbeiten (Schande über mich ;( ) und dies ist nicht nur historisch total inkorrekt, sondern auch noch sehr mühselig, da man das Eisen (Metall, benutze jedoch großteils Eisen) kaum bis gar nicht auf genügend temperatur bringen kann. Meine Frage ist jetzt, was für Hitze ich brauche, um handelsübliches Eisen bearbeitbar zu machen. Die genaue Grad Zahl ist mir hier nicht wichtig, sondern viel eher, was für/wie ich das Feuer machen muss. Auf Anhieb würde mir natürlich eine klassische Esse einfallen, doch ich kann mir weder eine leisten, noch eine selbst anfertigen. --> WAS KANN ICH MACHEN? ;( Lg und danke im Vorraus, Hanno
 
Das wichtigste für ein Schmiedefeuer ist eine regelmäßige Luftzufuhr, vorzugsweise direkt von unten oder seitlich unten... Soll heißen, Du brauchst einen (besser zwei...!) Blasebalg(e) (...entweder welche aus Holz und Leder oder 2 gute Freunde mit ausreichender Lungenkapazität... ;) :D schönes Wortspiel..) oder etwas entsprechendes, sprich eine Heißluftpistole, einen einigermaßen Leistungsstarken Föhn oder einen umgebauten Staubsauger, etc. etc. ... Die einfachste Art, sich eine Esse herzustellen, ist / wäre eine sog. "Bodenesse"... Du buddelst Dir einfach eine flache Kuhle / Loch, etwa 30-40-50 cm Durchmesser und mind. 10-15 cm tief und führst von der Seite her ein etwa 3/4- 2 1/2" (Zoll) starkes Rohr (Pfeife genannt) schräg UNTER der Erde / Kuhle bis zum tiefsten Punkt der Kuhle ein. Dann füllst Du die Kuhle einfach mit Holzkohle auf, schlägst Feuer und leitest einen regelmäßigen Luftstrom durch die Pfeife ins Feuer, legst Dein Werkstück rein und der Rest passiert dann schon von selbst... LG Halfdan Horntrinker
 
WOW! vielen, vielen Dank! (Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen? ^^) Muss ich unbedingt probieren! Gibt es eine Möglichkeit sich einen Blasebalg einfach (nicht unbedingt historisch korrekt) herzustellen? Lg und Danke im Vorraus, Hanno
 
Die einfachste Art von Blasebälgen wäre der "Luft- oder Windsack"... Material für 2 Stck. : 2 x stabile Plastiktüten (oder entsprechendes Ledermaterial) 4 x Brettstücke 1 x Rolle Panzertape 4 x stabile Stoff- oder Lederstreifen als Handgriffe Fertigung : Die vier Brettstücke jeweils auf die Breite der Plastiktüten zuschneiden und an den Rändern der Tüte / Öffnung befestigen. Die Stoff- Lederstreifen ( l= etwa Handbreite) außen an den Brettchen längs befestigen, diese dienen als Griffe zum Öffnen und Schließen des Windsacks. In das geschlossene, untere Ende der Plastiktüte ein Loch entsprechend zum Durchmesser der Pfeifenrohre schneiden und mittels Panzertape mit dem Pfeifenrohr stabil verbinden. Mit den Händen über die Brettchen in die Stoff- / Ledergriffe greifen. Windsack mit geöffneter Hand nach oben ziehen. Hand schließen. Windsack runterdrücken. Luftstrom erzeugt... :) Ansonsten schau einfach mal hier rein... http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=12&t=12270&hilit=Schmiedeesse LG Halfdan Horntrinker
 
Meine Frage ist jetzt, was für Hitze ich brauche, um handelsübliches Eisen bearbeitbar zu machen.
meine Frage ist jetzt: Wo bekommst Du "handelsübliches Eisen" her? Würde mich freuen, eine Kaufquelle für schmiedbares Rein-Eisen genannt zu bekommen.
 
Verwende lieber Schmiedekohle statt Holzkohle.Wichtig ist auf die Glühfarben zu achten um die Temperatur abzuschätzen.Auf keinen Fall darf das Werkstück Funken wie eine Wunderkerze im Schmiedefeuer sprühen,es wird dann unbrauchbar.Auch das schlagen mit dem Schmiedehammer wil gelernt sein.Wie wärs vielleicht mit einem Grundkurs in der Volkshochschule?Es ist ein Handwerk,welches Übung und Erfahrung erfordert...... :)
 
Ich würde dieses Buch empfehlen um dir überhaupt erstmal Grundwissen anzueignen: http://www.amazon.de/Messer-schmied...sr=8-1&keywords=messer+schmieden+für+anfänger ...neben einfach beschriebenen Grundtechniken des Schmiedens ist in dem Buch auch sehr gut beschrieben wie man sich aus ein paar Ziegelsteinen ( ca. 2-3 Euro pro stck in jedem Baumarkt ) etwas Wasserrohr und einem alten Fön oder Staubsauger eine funktionierende Kohlenesse baut. Damit kannst du dann loslegen und erstmal etwas erfahrung sammeln! ^^
 
Zum Thema Kohle: Als Anfängerkohle ist ne gute Holzkohle jeder Schmiedekohle überlegen. Die enthält nämlich kaum Schwefel. Preislich ist die Schmiedekohle auch nicht sooo viel billiger. Reineisen: Das oben verlinkte Reineisen kann so rein nicht sein, wenn Rotbruchgefahr besteht. Dann enthält das Zeug zeiligen Schwefel, taugt also eigentlich verglichen mit einfachem St 37 (Baustahl, gibts im Stahlhandel)herzlich wenig. Esse: Die oben beschriebene Waldesse mit Windbeuteln funktioniert schon seit über 1000 Jahren weltweit und ist so Stand der Technik in Bokina Faso und anderswo. Fön bringt zu wenig Wind und Staubsauger ist auch nicht sooo der Hit
 
Erst mal vielen Dank @ Wilfried / Hakon / Feryha!!! Ich denke ich werde mich mit der Waldesse befassen. Das Eisen muss für mich nicht qualitativ hochwertig sein, da ich erst einmal Erfahrung sammeln möchte und nicht viel Geld für nichts aufwenden möchte. Das Buch sieht interessant aus, ich schaue mal, ob es das auch als E-Book gibt :). Lg und vielen, vielen Dank, Hanno
 
Ich habe Schlosserin gelernt und auch Freihandformschmieden bei der Innung damals.Dort und in der Werkstatt der Meister bestanden auf Schmiedekohle.Mit Holzkohle hab ich keine Erfahrung,wurde aber im Beruf abgelehnt .Eine Gasschmiede war höchstens eine Alternative,aber eher die Ausnahme.Da wir damals Restaurationsarbeiten mit feuergeschweisten und rein vernieteten,kunstgeschmiedeten Geländern,Zäunen,Gittern,Türen usw gemacht haben mußten Blätter ,Blumen ,Ornamente sehr genau rekonstruiert und hergestellt werden.D.h man lernte das Feuer zu beobachten und die Temperaturen "zu sehen"dies und die genaue Bearbeitung des Werkstücks sowie alles weitere erfordert Übung und Geduld,außerdem einen guten (Lehr)Meister. Lieblingszitat:Eine Hitze eine Spitze!Damit das Material gut bleibt;)
 
Naja, das mit der Holzkohle hat sich noch nicht überall rumgesprochen und gute Buchenholz/Hartholzkohle gibts soo lange auch noch nicht wieder auf dem Markt. Mit der heutigen Hozkohle bekommt man eine gute saubere Hitze hin, die heutige Schmiedekohle ist im Gegensatz dazu meist qualitativ minderwertiger gegenüber früher. Die hat SEHR nachgelassen. Deswegen nehmen immer mehr die Gastrokohle. Die ist schön großstückig, schlacke/aschearm, durchgast gut und spritzt kaum. Früher hat man ja bei Holzkohle mit Wind im Funkenregen gestanden, das Zeug war oft nicht trocken und hat gqualmt wie hulle. Die Schmiedekohle, die ich heute kaufen kann,braucht unheimlich Wind, um überhaupt richtig zu brennen, qualmt mehr, als sie brennt und riecht sehr sauer. Da ziehts Dir die Zähne. Feuerschweißen mit Sand gelingt mit dem Zeug eher selten.
 
...uuund der große Vorteil bei Holzkohle ist, daß sie Hitze und Glut einfach länger hält als die Handelsübliche Schmiedekohle... Soll heißen, eine mit Holzkohle befeuerte Esse kann man wesentlich länger ohne Wind lassen und anschließend so wieder anfeuern, während die Schmiedekohle da schon längst aus, kalt und tot ist... Deswegen durchmische ich meine Schmiedekohle in der Esse auch immer mit 1/3 Holzkohle, damit ich die Esse auch nach einer etwas längeren Zigarettenpause ohne viel Aufwand aus dem Stand so wieder hochfahren kann, ohne da wieder groß was mit Holzspänen o. ä. anzündeln zu müssen... :) :) LG Halfdan Horntrinker
 
Auch wenn's schon ein paar Tage her ist ... @ Wilfried: Keine Sorge. Das Reineisen das bei Angele vertrieben wird ist unter Garantie reiner als Baustahl. Der Hersteller (Armco) gibt diese Empfehlung an, daher ist es sinnvoll sie zu befolgen, wenn man ein optimales Ergebnis erreichen will. Der Schwefelgehalt liegt garantiert bei unter 0,008% und im Mittel bei 0,004% wenn es Grade 2, also das unreinere der beiden verfügbaren sorten ist. @ Topic: wenn es dir vor allem darum geht zu üben, kannst du deine Techniken an normalem Baustahl verfeinern(ich nehme eh an, dass du mit handelsüblichem Eisen Baustahl meinst) Dafür brauchst du auch nicht unbedingt allzu hohe Temperaturen. Theoretisch reicht ein Lagerfeuer mit einem ordentlichen haufen Glut aus. Die Temperaturen liegen hier zwischen 700 und 900 Grad. Grösster nachteil: es braucht recht lang bis dein Werkstück auf Temperatur ist. Daher ist ein Blasebalg oder auch eine elektrische Lösung wie es dir schon empfohlen wurde sinnvoll. Wenn du eine Bodenesse bauen willst egal ob bei den Eltern oder auf einer Veranstaltung, vergiss nicht zu fragen ob es klar geht : ). Wenn du allerdings wirklich brauchbare Messer machen willst wirst du kaum drum herum kommen dir guten Stahl zu besorgen und dir auch anzueignen wie man diesen korrekt wärmebehandelt. Das Buch ist da ein guter Anfang. Gruss Jörg
 

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