Wie dreckig war das Mittelalter?

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Amici, die Darstellung auf Eurer Seite gefällt mir gut! Die Einzelinfos sind in den Zusammenhang gestellt (zum Beispiel Aderlass-Vier-Säfte-Lehre), und es gibt sowohl Positives wie auch Negatives zu lesen...
 
Ich hatte ganz verwegen das das Hygienemuseum in Dresden geschrieben und angeregt, mal eine Ausstellung zum Thema "Hygiene im Mittelalter" zu machen. Heute bekam ich eine freundliche und ausführliche Antwort, dieser Ausschnitt könnte evtl. auch hier interessieren:
Unsere Museumssammlung mit über 50.000 verzeichneten Objekten (siehe Objektdatenbank: http://www.dhmd.de/emuseum/eMuseumPlus) sowie unsere hauseigene Bibliothek (siehe: http://www.dhmd.de/webopac/index.asp?DB=web_biblio) haben aber dennoch Sammlungsobjekte bzw. Literatur zu diesem Thema im Bestand. Z.B. das Buch „Wasser und Seife, Puder und Parfüm. Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter“ (1992) von Georges Vigarello. Sie können sich bei Interesse gern über unsere Webseite informieren bzw. erfahren Sie an ausgesuchten Stellen der Dauerausstellung mehr zu diesem Thema.
 
Ich finde das immer noch sehr spannend. Danke für die schönen Links! Der Film über das mittelalterliche London ist ja sehr anschaulich! Bin gerade mittendrin.
 
Noch einen Auszug aus der Regeln der Hospitaliterinnen von Sigena von 1180: de ablutione / von der Reinigung lat. Originalfassung: «Semel in hebdomada vestes abluant.» dt. Übersetzung: «Einmal in der Woche wird die Kleidung gewaschen.» Schwester Coral, ins Waschhaus!
 
Noch einen Auszug aus der Regeln der Hospitaliterinnen von Sigena von 1180: de ablutione / von der Reinigung ... dt. Übersetzung: «Einmal in der Woche wird die Kleidung gewaschen.» Ich nehme aber doch an,dass es sich--nicht unlogisch -- auf die Oberkleidung bezog,darüber hinaus war es anstrengend zu waschen. Wasser holen,anfeuern und dann kräftig rubbeln. Meine Eltern (Jahrgang 1933 und `38) hatten als Kinder noch die Alltagsklamotten und dann die "feinen Sachen" für sonntags,die deutlich seltener gewaschen und ssseehhhrrr schonend behandelt wurde,damit sie möglichst nicht dreckig wurden. Gebadet wurde einmal in der Woche am Samstag. Schwester Coral, ins Waschhaus!
 
Nun, das waren gemeinhin Adelige, die Priorin war Sancha von Kastilien, also eine Königin. Die werden wohl nicht selbst gewaschen haben. ;-) Das ist aber eine bescheidene Interpretation meinserseits.
 
Daniel,das sehe ich persönlich auch so. Gerade hat mir noch jemand versucht deutlich zu machen,dass die mittelalterlichen Menschen in Europa fest von der Scheibenform der Erde überzeugt waren--auch so eine Legende -leider halten sich diese Mythen sehr hartnäckig. Auf das Threadthema kommend: Das Mittelalter war so dreckig wie andere Epochen ohne fliessendes Wasser auch.
 
Und so dreckig wie andere Epochen ohne Waschmaschine ;-) Ich denke, dass die Ordensregeln auch nicht unbedingt die breite Masse der Bevölkerung widerspiegeln. Auch wenn es deutlich mehr Ordensleute gab als heutzutage; Für viele fand das gesamte Leben innerhalb der Klostermauern nach eigenen Regeln statt. In einer Welt, in der kaum jemand lesen kann, und in einer stark auf den Konsens gebauten Gesellschaft, und unter Menschen, die wenig Geld für "Überflüssiges" haben, und auf dem Hintergrund von zeitweise vorhandener Leibfeindlichkeit ...verbreiten sich neue und fremdländische Ideen von Medizin und Hygiene nur langsam. Ich befürchte, dass die Hygiene im Kloster gesehen wurde als etwas, das gut ist für Kranke und für diejenigen, die es sich zeitlich und finanziell leisten können, mehr als eine Garnitur Kleidung zu besitzen.
 
Was die alltägliche Sauberkeit betrifft, empfehle ich auch die Lektüre des schönen Artikels "Rekonstruktionen keltischer Wohnanlagen und warum ich nicht an sie glaube", zu finden auf http://www.univie.ac.at/keltologie/rekonstruktionen_keltischer_wohn.html Da kommt das Thema "Sauberkeit" auch zur Sprache. Ist jetzt vom Titel her zwar nicht Mittelalter, aber die kritisierten Herangehensweisen und Interpretationen archäologischer Befunde sowie die Entstehung "dunkler" Klischees sind eins zu eins auf unser Mittelalterbild übertragbar.
 
Danke Panzerreiter, ein sehr gelungener Artikel. Er führt uns mal wieder vor Augen wie gefangen wir in der Sicht aufs Mittelalter als dunkles und primitives Zeitalter sind. Die Warheit wird wohl irgendwo zwischen den beiden Rekonstruktionen liegen. Ich sehe es ähnlich. Wer solche wunderschöne wertvolle Schmuckstücke und Waffen, verzierte Kleidung, kuntsvoll gedrechselte Möbel etc. herstellt wird wohl kaum sein wertvolles Hab und Gut verdrecken und verlottern lassen. Ich glaube also nicht an die Dreckigkeit des Mittelalters. Toilettenbestecke beispielsweise gab es in sehr vielen Gräbern, eher ein Hinweis auf die persönliche Reinlichkeit.
 
Was die alltägliche Sauberkeit betrifft, empfehle ich auch die Lektüre des schönen Artikels "Rekonstruktionen keltischer Wohnanlagen und warum ich nicht an sie glaube", zu finden auf http://www.univie.ac.at/keltologie/rekonstruktionen_keltischer_wohn.html Da kommt das Thema "Sauberkeit" auch zur Sprache. Ist jetzt vom Titel her zwar nicht Mittelalter, aber die kritisierten Herangehensweisen und Interpretationen archäologischer Befunde sowie die Entstehung "dunkler" Klischees sind eins zu eins auf unser Mittelalterbild übertragbar.
Danke, super Artikel!
 
Was die alltägliche Sauberkeit betrifft, empfehle ich auch die Lektüre des schönen Artikels "Rekonstruktionen keltischer Wohnanlagen und warum ich nicht an sie glaube", zu finden auf univie.ac.at/keltologie/rekons…onen_keltischer_wohn.html Da kommt das Thema "Sauberkeit" auch zur Sprache.
Danke, toller Artikel. Sowas bräuchte man auch mal für die MA-Klischees
 
Danke Panzerreiter, toller Artikel. bloß weil Sachen aus Holz und Leder, Stroh und Stoff nicht überdauert haben, bedeutet es noch lange nicht das es die nicht gegeben hat. Unsere Vorfahren waren ja keine Dummies.
 
Was die alltägliche Sauberkeit betrifft, empfehle ich auch die Lektüre des schönen Artikels "Rekonstruktionen keltischer Wohnanlagen und warum ich nicht an sie glaube", zu finden auf http://www.univie.ac.at/keltologie/rekonstruktionen_keltischer_wohn.html Da kommt das Thema "Sauberkeit" auch zur Sprache. Ist jetzt vom Titel her zwar nicht Mittelalter, aber die ... Entstehung "dunkler" Klischees sind eins zu eins auf unser Mittelalterbild übertragbar.
Danke, super Artikel!
Jepp,der Artikel ist super und dürfte einige Klischees hoffentlich aus der Welt schaffen,die leider auch über das Hochmittelalter kursieren. Ich habe es mal auf einem MA-Markt (als Besucher) erlebt,dass sich ein Besucher,der sich - so seine Meinung - gut in der Epoche auskannte,selbstredend überzeugt war,dass der Otto-Normal-Bürger (und er meinte die Bürger ! )im deutschen Hochmittelalter nur graue Kleidung trug. warum? "Die Kirche verbot ihm damals das Tragen von farbiger Kleidung!"
 
Hallo, was mir noch eingefallen ist. Als ich noch in einer Werkstatt, nur mit Blaumann bekleidet, gearbeitet habe, haben wir weniger geschwitzt als jetzt im klimatisierten Büro wo man den ganzen Tag, jeden Tag, auf dem selben Stuhl sitzt und in den Computer hinein starrt. Wir sitzen doch den ganzen Tag in unseren eigenen Mief und köcheln langsam vor uns hin. Ich glaube auch das sich die Leute im Mittelalter nicht so abgehetzt haben wie wir jetzt. Es wäre sicherlich niemanden eingefallen in vollster Mittagshitze auf dem Feld zu arbeiten. Ich habe diesen Winter den Luxus gehabt, sechs Wochen Urlaub zu haben. Und ich hab' mich nicht jeden Tag geduscht. Komischerweise hat sich meine Haut erholt, Wunden sind verheilt und meine Verdauung hat sich verbessert. Schauermärchen bezüglich mangelnder Reinlichkeit kenne ich nur aus römischen Erzählungen und dem ausgehenden Mittelalter. Und sind wir mal ehrlich, wenn die ganze Sippe riecht, wen stört es denn dann.
 

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