Geren - seit wann belegt?

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Tordis

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Seit wann sind Geren eigentlich in der frühmittelalterlichen Kleidung belegt? ?( Ich habe gestern im Buch von Thor Ewing (Viking Clothing) gelesen, dass es erst ab 650 sein soll. 8| Aber ist das nicht ein bisschen sehr allgemein gesagt? Was ist da mit unterschiedlichen Regionen? Mir fallen jetzt nur die Bernuthsfeld-Tunika (680-775), die Oberaltendorf-Tunika (300) und die Thorsbergtunika ein, dazu der Marx-Etzel-Kittel und diese Tunika aus dem norwegischen Gletscher (300). Allesamt ohne Geren genäht. Und bis auf die Bernuthsfeld-Tunika auf weit vor 650 datiert. Wie sieht es denn mit der Tunika von der Arnegunde aus? Hatte die Geren? ?( Sonst noch Funde vor und um 650 mit oder ohne Geren (gibt ja genug Germanenstämme ;) ) ?
 
Keine Antwort heißt... a) gute Frage, aber da weiß ich auch nicht weiter, :bye02 b) wüsste nicht, wie Herr Ewing auf diese These gekommen ist, 8| c) die Frage interessiert mich nicht, weil ich weit vor/nach 650 angesiedelt bin, :sleeping: oder d) Hey, ich weiß was, hab das Thema aber übersehen... :thumbsup: Mir persönlich wären die d-Leute am liebsten :D :D :D
 
Einen Schössel der auf Geren Hinweist gibt es in Karolingischen Psaltern ab 850 ( gilt aber nur bei Männern, bei Frauenen könnte es Geren schon eher geben)
 
Vor dem frühen 6. JH kenne ich keine archäologischen Belege und keine Abb., mit Ausnahme der Zwickel in Hosen.
 
also Geren sind archäologisch mit den spätantiken koptischen Textilien vereinzelt schon nachweisbar. Im MAK liegen einige Beispiele, welche bereits Geren aufweisen, die Datierung ist da aber meist allgemein 4-6. Jh., also eher "schwammig" in der Hinsicht.
 
Hier noch eine weitere Spur zu Geren im Frauengewand (Das Fratzenbuch taugt manchmal wirklich zu etwas ;) ) In der Kirche St. Severin zu Köln wurde der Relieqiuenschrein untersucht. Darin enthalten soll ein Kleid aus dem 6. Jahrhundert sein. Und dieses besagte Kleid besitzt auf beiden Kleidseiten zweigeteilte Geren. Ich gebe euch auch hier den Link mit zum Buch (ich selbst habe auch noch nicht reingeschaut ob und wie das nun da drinn steht, aber vielleicht bekommt es jemand von euch früher in die Hände als ich :) ) http://www.myscience.de/wire/maeuse...onn_untersuchte_textilien_reliq-2011-uni-bonn Der Mitautor des Buches, Bernd Päffgend hat noch drei sehr dicke und interessante Bände (ja, die habe ich schon gelesen ;) ) über die Gräber aus St. Severin publiziert.
 
Das Kleid habe ich schon gesehen, meine aber aus dem Gedächtnis heraus, das es später ist. (10tes ?) Es ist auch kein Kleid sondern ein Messgewand aus Leinen, das ein Kreuz aus seidener Brettchenborte aufgenäht hat. Die Borte wurde vermutlich nachträglich aufgenäht und scheint auch vorher schon zu anderen Zwecken benutzt worden zu sein.
 
Och nööööö, Silvia, plus minus 4 Jahrhunderte... das ist doch alles relativ! :zunge :schock2 Und was zeigt das mal wieder: Vertraue nicht einfach darauf, was andere machen ;) Ok, das Buch ist jetzt trotzdem schon mal per Fernleihe bestellt.
 
Das ist ein total spannender Fundkomplex, ist zwar nicht das was Du gesucht hast, aber dennoch spannend. Die Seidenstoffe sind älter, und meist wahnsinnig gut erhalten. Was mir noch zu den "koptischen" Textilien einfällt : da gab es vor unserer Zeit mal einen Sammelboom, wo man aus mehreren Textilien neue Stücke zusammen genäht hat, auch da muss man ganz genau schauen, wo kommt das her, wer hat es entdeckt, und auch wann - sind alle Nähte original.
 
Zur Vollständigkeit: Die Alba aus St.Severin wird auf 6.-9.Jahrhundert datiert. (Sagt also mal wieder alles und nichts aus ;) )
 
Da springe ich mal kurz auf und frage für die Mitte des 12. Jahrhunderts nach, seitliche Geren einteilig oder geteilt? Was wäre richtig?
 
Zum Thema Geren allgemein das aus Frances Pritchard: Clothing Culture: Dress in Egypt in the First Millennium AD, S.109f:
As the width of the cloth produced in many weaving workshops after the mid 7th cent. was often too narrow to be made into one-piece tunics, inserts were added at the sides in the form of triangular gores [...] This method of shaping tunics can already be seen in the linen shirts worn by the Persian officials who governed Egypt in the early 7th century, and also among the clothing from the graves at Halabiyah, in north east Syria, dating no later than AD 610, when the town was destroyed ...
und im Text der Literaturverweis auf Pfister, R.,Textiles de Halabiyeh (Zenobia). Decouverts par le Service des Antiquites de la Syrie dans la Necropole de Halabiyeh sur l'Euphrate. (Institut Francais d'Archeologie de Beyrouth. Bibliotheque Archeologique et historique, tome 48).Geuthner Paris, 1951 und The Textiles from the 'En-Boqeq Excavation in IsraelBand 22,Ausgabe 1 von Textile historyAutoren Avigail Sheffer, Amalia Tidhar, Pasold Research Fund LtdVerlag Pasold Research Fund, 1991
 
Ich denke, es hängt davon ab, es ist ein wenig wie heute. Wenn man einem bestimmten Stand angehören möchte, so muss man diesen Werten unterwerfen. Es ist aber auch immer die Frage, in welcher Gegend ist man aufgewachsen und welchen Einfluss haben andere Völker, Sprachen und Religionen? Sind viele Händler aus dem Raum Ungarn, dann werden diese Einflüsse auch in der Kleidung größer. Also warum sich genau an Bücher halten, welche nur etwas über die Gegend aussagen, die sehr begrenzt ist. Man sollte auch darüber nachdenken, im Mittelalter waren 100 km Welten. Reisen ging pro Tag gingen zu damaligen Zeiten von 15-20 Km, die meisten Menschen reisten damals selten mehr als 3 Tagesreisen. Die Ausnahmen waren nur Händler und Krieger. Also kam der Einfluss in der Kleidung ist also immer sehr begrenzt. Kamen Reisende /Krieger aus der Mongolei vorbei so hinterliessen sie auch etwas.
 
Sorry, das ist "Hätte-Wäre-Wenn-Denken" und hat in diesem Thema und in dieser Rubrik nichts zu tun. :!: :( Hier sind Quellen gefragt: Gibt es Quellen für Geren in ungarischer/mongolischer/hunnischer Kleidung? Bisher war nur von koptischen Tuniken die Rede und die gehören in einen anderen Kulturkreis.
Also warum sich genau an Bücher halten, welche nur etwas über die Gegend aussagen, die sehr begrenzt ist.
Weil die Leute, wie du schon sagst, a) nicht so weit herumkamen, nichtsdestotrotz b) Modeerscheinungen sehr weit reichen können, je nach Bevölkerungsethnien. Darüber geben Bücher meiner Darstellungsregion Aufschluss. ;)
 
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