Zunderschwamm - wie aufbereiten?

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Morgan

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Gestern hab ich mal nen Zunderpilz aus dem Wald mitgebracht und wüsste nun, ob jemand weiß, wie man daraus Zunder macht? Ich habe verschiedenes im INet gelesen: Man soll die Schicht zwischen den Röhren nehmen - da war keine; man soll die untere Außenhaut nehmen, die aussieht wie Wildleder - sieht so aus; wieder andere nehmen den ganzen geschälten Pilz; er wird geklopft und getrocknet, in Wasser oder Pipi eingeweicht oder gekocht, in Salpeter eingetaucht... Manchmal hab ich das Gefühl, da hat gar nicht jeder, der was dazu schreibt, den Pilz schon mal in der Hand gehabt. Deshalb meine Frage: Hat jemand schon mal Zunder selbst gemacht? Und wenn ja, wie genau? Salpeter mag ich net nehmen, alles andere ist diskussionsfähig :D
 
Hallo Morgan, als Zunder traugt nur das Trama. Trama kochen,trocknen, zerfasern und nitrieren. Wenn Du das nicht mit Salpeter machen möchtest, geht das auch mit Urin (vergoren). Das ist was zum abgewöhnen! Viel leichter ist Zunder aus Birkenrinde oder Kienholz herzustellen. Schematische Darstellung (ich habe noch keinen Zunderpilz gefunden, der so viel Trama hatte wie hier abgebildet) http://upload.wikimedia.org/wikiped...mentarius_inside_2009_G1_labeled_(German).jpg Grüße Cord PS: Habe noch was vergessen. Der fertig nitrierte Zunder aus dem Pilz ist auch noch hygroskopisch (bindet Feuchtigkeit aus der Umgebung) und muss dem entsprechend verwahrt werden. Kienholz und Birke macht Wasser nichts aus.
 
Ah erst mal danke, auch fürs Bild. Jetzt weiß ich wenigstens, was mit dem Trama gemeint ist! Also Zunderherstellung ist wohl was für die kleine Experimentalarchäologin in mir ;) Ansonsten könnt ich ja auch Rohrkolbensamen nehmen oder im Spätsommer die "Wolle" der Waldrebe. Wie machst du den Zunder auß Birkenrinde oder Kienholz (ich nehme an, das ist Kiefer?)?
 
Trama gewinnen ist nicht ganz einfach. Die Schicht ist oft nur sehr dünn und lohnt kaum der Ernte. Wenn du denn Pilz frisch erntest, dann schneide gleich im Wald die harte obere Rinde weg. Die trama liegt direkt darunter. Sie fühlt sich etwas wie wildleder an. Und in der Tat wurde daraus tatsächlich mal Bekleidung gemacht. In der Slowakei kann man noch heute Mützen, Hüte und Taschen käuflich erwerben, welche aus zunderschwamm gemacht wurden. Ist der Pilz trocken, weiche ihn ein. Die äußere Rinde lässt sich dann besser entfernen. Auch kochen hilft. Selbiges tue ich sowieso. Die trama lässt sich so viel besser abziehen. Gut geklopfter zunder muss nicht nitriert werden. Hab ich auch lange nicht geglaubt. Ist aber wirklich so. Zumal man dann auch denn ganzen Pilz verwenden kann. Denn nitriert kann man selbst morsches holz als zunder verwenden. Raspelt man denn ganzen Pilz zu einer Art faseriges Mehl und nitriert es dann, hat man einen ebenso guten zunder wie nur nitrierte Trama
 
Dass man den ganzen Pilz verwenden kann und ihn nicht nitrieren muss, ist sehr hilfreich zu wissen. Ich hatte aber gestern wohl Glück und zwei handtellergroße Stücke Trama gewinnen können. Jedenfalls nahm ich gestern an, dass diese Wildleder-artige Schicht das Trama sei und so ist es ja auch, wie ich nun weiß :) Derzeit weichen sie in einem Weckglas mit Wasser, damit sie frisch bleiben. Wie lange kochst du den Pilz? Und kann man ihn mit einem Nudelholz etc. klopfen? Wie geht das mit dem Raspeln - auf der Küchenreibe?
 
Ich habe meinen selbst hergestellten Zunder nicht nitriert oder in Urin getunkt. Beides verursacht nur das der Zunder besser brennt (bzw. sogar selbst in Flammen aufgeht). Meinen Zunder habe ich nur getrocknet und platt gemacht, dieser glüht durch... natürlich ist es schwieriger ein Feuer zu entfachen, da er nicht vonn alleine brent, aber er tut das was ein Zunder normal tut: Stark Glühen! Viel Spaß beim weiteren rumprobieren!
 
Wenn's stark glüht, langt's doch schon! Mit einem Nestchen aus trockenem Gras drumrum müsste es doch prima klappen! Erst mal vielen Dank - ich werde mich morgen nachmittag mal meinem Pilz widmen.
 
Also wenn du denn ganzen Pilz verwendest, musst Du nitrieren. Mit einer groben Holzraspel geht es wirklich fix einen pilz zu zerfasern. Viel schneller als trama zu gewinnen. Ich koche denn Pilz etwa zwei Stunden. Dabei gibt es einen braunen sud. Die Trama koche ich dann noch etwa eine Stunde. Danach kann man sie auch als Pflaster verwenden. Klappt prima. Vielleicht kann man mit dem Sud sogar färben. Wäre doch mal spannend. Bei einem Freund sah ich das er phyrit fein pulverisierte. Selbiges rieb er dann in seinen zunder. Alter falter geht das ab. Viel besser als nitrat. Mit Phyrit geschlagene Funken setzen sich besser in einer Trama fest.
 
Wunderbar, danke euch beiden :) Ich werde beide Methoden ausprobieren - den mit der Aschenlauge und den mit dem pulverisierten Pyrit.
 
Hallo all ihr Zündler! Klingt jetzt oberlehrerhaft, stimmt aber: Der "Echte Zunderschwamm", der eigentlich überwiegend als Saprophyt (Totholz zersetzender Pilz) an abgestorbenen oder absterbenden Buchen haftet, steht absolut unter Naturschutz. Sollte man mal dran denken. Auch der Rohrkolben (oder auch Kononenputzer) steht z.T. unter Naturschutz, ist aber weitaus häufiger zu finden und man nimmt ja nur den oberen Pflanzenteil ab. Findet man auch gerne mal an feuchten Stellen in Straßengräben. Da muss man ja nicht gleich den Feuchtbiotop plündern. Beim Zunderschwamm wird ja die komplette Konsole abgenommen. Weg ist da weg und das braucht Jahre, bis der wieder nachwächst (wenn überhaupt). Ich finde, dass die Zunderwolle auch prima zündet und glimmt und sich damit rasch ein Feuerchen machen lässt. Viel entscheidender ist da schon die Qualität des Schlageisens und auch des Feuersteins. Erfahrungsgemäß lässt sich am besten mit einer alten zum Schlageisen umgeschmiedeten Flachfeile arbeiten, weil da offenbar der Kohlestoffanteil und der Härtegrad stimmt. Als Feuerstein (Hornstein) ist besonders der hellgraue Variante geeignet. Die gelben bis braungelben Steine (findet man hier in OWL oft auf den Äckern) eigenen sich nicht sehr gut, weil sie sich nicht so scharfkantig ausarbeiten lassen. Gruß Gilge (der Förster)
 
Achja der beste flint zum zündeln ist schwarz. Und es gibt noch andere Steine zum feuermachen. Nochmal zum schwamm. Ich schau nochmal ob es unterschiedliche Länderregelungen gibt. Achja, der eigentliche Pilz wird nicht zerstört
 
Der Pilz selber steht nicht unter Naturschutz. Er findet sich an Totholz, welches allerdings sehr oft in Naturschutzgebieten vorkommt. Und aus Naturschutzgebieten darf man nichts herausnehmen, egal, ob es unter Naturschutz steht oder nicht. Der Zunderschwamm war "Pilz des Jahres" 1997; um "Pilz des Jahres" zu werden, muss entweder die Art oder ihr Lebensraum gefährdet sein. In diesem Fall ist es der Lebensraum des Pilzes, da er in bewirtschafteten Wäldern mangels Totholz nicht vorkommt.
 
Japp das ist auch mein Wissensstand. In stark bewirtschafteten Wäldern ist sehr viel selten geworden. Hier in der Gegend gibt es ihn aber noch reichlich. Rohrkolben findet sich gelegentlich sogar in Straßengräben. Da hat niemand was gegen eine Entnahme. Zumal man auch hier nicht die Pflanze zerstört. Durch das abstreifen der Wolle sorgt man sogar noch für die Verbreitung der flugsamen. Darüber hinaus ist es so ergiebig, das man mit dem Material von nur zwei pflanzen schon ne Menge Feuer machen kann.
 
@Morgan und Jungraban: Ihr habt Recht: Ich habe auch recherchiert und festgestellt, dass ich den Zunderschwamm mit dem Birkenporling verwechselt habe. Hier in NRW wird allerdings von der LANUV angestrebt den Zunderschwamm ebenfalls unter Schutz stellen zu lassen. Am Ende wäre es meiner Meinung nach aus ökologischen Gründen trotzdem richtig, den Zunderschwamm am Totholz zu belassen. Gruß Gilge
 
Du hast grundsätzlich Recht. Es gibt sber oft die Gelegenheit, Zunderschwamm von gefällten Baumstämmen abzumachen, die gefällt wurden, WEIL sie morsch waren und nach dem Fällen nicht im bewirtschafteten Wald verbleiben. Meinen Zunder habe ich aus dem Garten einer Freundin. Das Grundstück hat alten Baumbestand, der gepflegt werden muss und da kann man nur hie und da einen "Knorren" stehen lassen. große tote Bäume müssen gefällt weren, weil sie sonst beim nächsten Sturm auf Haus oder Straße fallen würden.
 
Verstehe ich nicht. Ist auch quatsch, weil ich ja nur die Pilzfrucht ernte. Nicht aber denn eigentlichen Pilz. Der darf weiter sein Werk verrichten. Also was gibt's noch für Gründe?
 
Das ist, weil der Pilz bestimmten Insekten als Nahrung und "Kinderstube" dient. also der sichtbare Fruchtkörper. Wenn man den abmacht, ist nix mehr mit Insektenbüffet.
 

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