Der eigene Anspruch - geht es Euch auch so?

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Bei mir steigen die Ansprüche, je weiter ich mich entwickle. Inzwischen bedauere ich es auch wirklich, nicht schon während des Studiums mit LH angefangen zu haben, das wäre eine so schöne, praxisnahe Ergänzung zur reinen Theorie gewesen. Nun ist es ein passender Ausgleich zu meinem ebenfalls geschichtslastigen Job und prägt meine Freizeit mittlerweile doch recht stark, jedenfalls mehr als ich anfangs erwartet hätte. Beim Aufbau meiner Darstellung und der Annährung an die städtisch-bürgerliche Realität um 1200 verfolge ich, wie wohl die meisten hier, das Ziel größtmöglicher historischer Korrektheit. Da ich aber noch eher am Anfang stehe, nach knapp einem Jahr im Hobby gerade mal die erste handgenähte (eine Maschine besitze ich zum Glück gar nicht) Gewandung (aus gekauften Leinen- und Wollstoffen) fertig habe und auch davon ausgehe, dass eine mittelalterliche Handwerkergattin bzw. Bürgerin ihre Stoffe nicht unbedingt selbst gewebt und gefärbt hat, habe ich auf diesem Gebiet der Materialherstellung noch keine Erfahrungen. Ich hätte aber total Lust, meine nächsten Stoffe zumindest selbst zu färben, leider fehlen mir dafür im Moment der nötige Platz und entsprechende Bottiche. Der Wille zum Selberherstellen ist jedenfalls absolut da. Ich würde auch sagen, dass ich mit der Recherche zu meiner Darstellung, den damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten sowie der Suche nach Belegen für Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände mindestens doppelt so viel Zeit verbracht habe bzw. verbringe wie mit der Anfertigung meiner Ausstattung. Noch überwiegt bei mir eindeutig die theoretische Seite und meine bisherigen Ergebnisse sind sicher noch ausbaufähig. Aber auch, wenn man nie genug wissen kann, plane ich für die Zukunft etwas mehr Praxis.​
Mara, auf deine Ergebnisse bin ich jedenfalls sehr gespannt. Ist ja eh immer der Wahnsinn, was du so färbst und nähst. :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein sehr spannendes Thema, zumal für mich als Anfängerin und weil ich mich auf etwas anderem Wege dem Mittelalterhobby genähert habe, als wohl die meisten anderen. Ich bin keine Mittelaltermarkt-Gängerin, sondern habe nach einem gangbaren Weg gesucht, meine verschiedenen textilen Hobbys (spinnen, färben, weben,..) zusammenzuführen. Daher liegt mein persönlicher Fokus schon eher auf der "machen" als auf der "haben"-Seite. Trotzdem habe ich mich schon jetzt zu anfang ganz bewusst gebremst, was das alles-selber-machen angeht. Das ist das Ziel, aber ich erlaube mir nicht nur sondern verdonnere mich dazu, das schrittweise zu machen. Erst mal mit gekauftem Stoff selber nähen. Dann mit gekauftem Garn weben und nähen. dann Garn spinnen. Irgendwo dazwischen färben. Den ich hab nix davon, wenn ich zig Kilometer Garn spinne um die Hälfte bei schiefgegangenen Webversuchen zu vermurksen und dann das kostbare gesponnene und gewebte Tuch zu eihem schiefen fleckig gefärbten Kleid zu vernähen :D . Also erst mal einen Schritt beherrschen und dann einen Entwicklungsschritt zurücktreten. Aber ich schließe mich meinen VorrednerInnen vollkommen an: im Mittelalter hat man/frau auch nur in wenigen Fällen alles selbst gemacht. PLUS: es ist ein Hobby. Wir haben ja nebenbei noch ein Berufs- und Familienleben und außredem einen anderen Arbeitsrhythmus als Herr und Frau Mittelalter. ^^
 
Ja ich Bügel mein Gebende und mein Unterkleid, ich will nicht aussehen wie aus dem Lumpensack. Nein Stop ich muss mich korrigieren, ich lasse zum Teil auch Bügeln, da ich bügeln hasse, macht das auch mein Mann das ein oder andre mal :whistling: Kaufen, kaufen warum immer kaufen? Ich habe den Tausch für mich entdeckt und muss sagen, ich liebe es in dieser Szene. Der eine kann das der andre dieses und dann wird getauscht. Finde ich besser, weil Handarbeit kann man nicht bezahlen und so tauscht man Handarbeit gegen Handarbeit
 
Ich meinte in meinem Post mit "gekauft" jetzt ganz bewusst "industriell gefertigt und dann von mir gegen Geld getauscht" ;-) Gerade bei Dingen, die nicht so epochenspezifisch sind wie einfacher weißer Leinenstoff beispielsweise ist das für mich als Anfängerin das sinnvollste. Ansonsten würde ich "kaufen" auch breiter lesen, also als "anfertigen lassen" oder "gegen Ware, Dienstleistung oder auch mal schnöden Mammon tauschen" :)
 
Bei mir steigt der Anspruch auf der einen Seite und fällt auf der anderen. :) Gestiegen ist er eindeutig bei der Färbung, alle Stoffe die ich neu erstehe müssen pflanzlich gefärbt sein. Jedoch färbe ich so gut wie nie selber, selten kleine Stücke im heimischen Topf mit Wallnussschalen. Die großen Stücke überlasse ich den Profis, mir fehlt da vor allem der Platz und die Zeit, sonst würde ich färben schon probieren wollen. Interessant finde ich das Thema schon. Gesunken ist mein Anspruch bei einem Teil der Kleidungsstücke bei den Nähten. Ich habe von Anfang an alles von Hand genäht. Heute nähe ich die Innennähte der Leibwäsche mit der Maschine. Diese sieht nie jemand und verschwinden unter der Handkappnaht. Eine große Zeitersparnis ist es auf keinen Fall, aber ich gönn sie mir. Sobald ich wieder mehr Freizeit zum nähen finde werde ich wieder umsteigen. So ganz behagt mir das Gefühl der modernen Nähte dann leider doch nicht. Alle Kleidunstücke die man sehen kann nähe ich nach wie vor komplett von Hand, vor allem Wollstoffe finde ich herlich zum nähen. Auch unter der Maschine lag mein Strohsack und die großen Materialbeutel, die sind unter großem Zeitdruck entstanden und ich hätte sie von Hand niemals fertig bekommen. ;) Das Tischtuch ist aber auch von Hand gesäumt, die Maschinennähte zuerst aufgetrennt...hat leider noch nie jemand gemerkt. :D Liebe Grüsse
 
Wchtiger noch als die Entscheidung selber machen oder kaufen/tauschen ist mir der Entscheidungsprozess, der dahin führt (natürlich macht mir das selbst machen auch unheimlich viel Spaß, ganz klar). Was ich selber machen kann oder versuchen will, ergibt sich aus der Recherche dazu. Und damit weiß ich am Ende schließlich viel zu dem Teil, egal wer's gemacht hat. Klar, selbst gemacht gibt noch zusätzliche Erfahrungen, ich denke jetzt aber mehr an das Umfeld eines Gegenstands im weitesten Sinne. Und das ist es, was es auf (eher musealen) Veranstaltungen für mich als Besucher wie als Teilnehmer interessant macht - unterhaltsames und interessantes über die jeweilige Sachkultur erfahren bzw. weitergeben zu können.
 
Ja, der Anspruch steigt schon mit der Zeit. Und ja, es ist teilweise beängstigend. Bei mir zzt. in die Richtung, auch das Färbematerial (das ich nicht irgendwo abpflücken/ernten oder "mitnehmen" kann), selber anzubauen. So in Richtung Färbergarten. Irgendwann grabe ich mal Teile unseres Rasens dafür um. :D Das kam gleich nach der Entscheidung, keine nicht mehr selber gefärbten Materialien für mich zu verwenden.
 
Nicht selber umgraben, Juliana, sondern dem Manne den Spaten in die Hand drücken....! *nach fridebarth umguck* *wechflitz*
 
Nicht selber umgraben, Juliana, sondern dem Manne den Spaten in die Hand drücken....! *nach fridebarth umguck* *wechflitz*
Noch einfacher. Stecke einige Nägel in das künftige Beet und ruf einen Sondlerverein an. :D
 
Aber für den Rest werde ich am kommenden WE sicherlich das eine oder andere Foto zur Veranschaulichung mal dranhängen können.
Versprochen ist versprochen: http://www.fotos-hochladen.net/uploads/auswahl86wnz4dyov.jpg Kleid: Wolle in Krapp/ Cochenille-Färbung Mantel: außen Zwiebelschalenfärbung Futter: Reseda-indigo-Doppelfärbung Der neue Gürtel konnte mangels Beschlägen dann doch noch nicht benutzt werden. Aber einen teil des gewebten Bandes habe ich als Tasselband benutzt. Jetzt fehlt nur noch ein pflanzengefärbter Almosenbeutel!!!! :whistling:
 
:thumbup: wow ... Sehr schön! Auch die Farbkombi gefällt mir!
 
Das ist wirklich toll geworden. Besonders die Farbe des Kleides und das Innenfutter des Mantels harmonieren wunderbar miteinander. :thumbsup:
 
Super geworden! Man wächst mit seinen Ansprüchen ;) .
 
Meine Ansprüche wachsen auch stetig....ich bin froh das ich meine Freundin habe, die mich ab und zu mal auf den Boden der Tatsachen zurückzerrt. Z.B. dass ein Zelt nicht umbedingt per Handgenäht sein muss. :) (....irgendwann!!!) Bei mir steigt der Anspruch immer, wenn ich durchs Internet stöbere und sehe wie toll die Sachen der anderen sind. Und ich mir dann denke...verdammt warum sehen meine Sachen nicht so toll aus....: "Schaaatz ich brauche ein neues...*beliebigen Gegenstand einsetzen*".
 
Altes Thema, aber beschäftigt mich gerade auch. :) Mein Freund hat eine richtig schick auf Maß geschneiderte Leinentunika von einer tollen Wiki-Schneiderin, Naturleinen mit einer Ziernaht in braunrot, allerdings maschinengenäht. ist ja nicht schlimm. Nur hab ich mich neulich erwischt, wie ich die Naht bezuppelt habe und dabei gemurmelt hab:" irgendwie voll geschummelt".. dooferweise steckte mein Schatz in der Tunika und warf mir so einen speziellen, langen Blick zu wie nur Männer es können. :keule1 Ich darf nämlich nichts sagen, da ich Klamotten vom Internetmassenhandel trage. Ganz bestimmt nicht freiwillig! Ich finde absolut keine Gewandung für mich. 90% passt nicht, 10 % würde passen aber ist so bunt und edel und aufwändig (und teuer), das es nicht zu meiner Darstellung passt. Also muss ich selber ran. Ich kann zwar nicht nähen, aber wie mir jemand, der sich absolut dem Nähen und der Fundlage von Stoffen verschrieben hat, gesagt hat: "Überwendlichstich kann jeder!" Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr merke: einfach Stoff kaufen? Nein.. ich will wissen, wie der gefärbt wurde, womit er gefärbt wurde. Also lese ich mich schlau in Sachen Färben, und merke: hmmmm, so viele Pflanzen, so viele Farbmöglichkeiten, das Wildkraut im Garten ist toll, aber mit etwas Planung könnte man hier und da und dort noch Färbepflanzen einsetzen, wäre ja auch gut für Schmetterlinge und co.... Man fährt ganz anders durch die Landschaft, man hat immer ein Auge am Grünstreifen ob man da nicht eine Pflanze für den heimischen Garten einsammeln kann.... :whistling: Ihr merkt worauf ich hinaus will: mein Anspruch geht immer neue Wege, taucht an immer neuen Stellen auf. Wie ein Irrgarten.. Aber sollte mir mein Kleid dann gelingen kann ich wenigstens sagen: Der und der Stoff, so und so gefärbt, ja, da es die Pflanzen damals hier gab, gab es auch die Farbe schon , handgenäht (und nicht geschummelt!) :party02 . Ich hab nen Vogel, ich weiß.. :D
 
Herzlichen Glückwunsch, Tyra...so fängt er an, der Weg in den W-A-hnsinn... ;) Aber das ist eigentlich nicht schlimm, denn diesen Weg gehst Du nicht allein, da gibts ganz viele die genau dieselbe Meise unterm Pony haben. Und ja, man kann sich damit richtig wohl fühlen und allen Unkenrufen zum Trotz jede Menge Spass haben!
 
Mein Anspruch endet da wo der Geldbeutel aufhört! Es gäbe so tolle Sachen z.B. Stoffe von Almerlin.....aber..... :S Man muss auch nicht alles selber machen, wie oben schon erwähnt hat die adelige Dame Stoffe nicht selbst gewebt, sondern eingekauft. Auch konnte sich nicht jeder einen Helm selbst plattnern oder ein Schwert/Messer schmieden. Ich hab auch nicht wie damals die Zeit über den Winter zwei Monate jeden Tag stundenlang an einem Teil zu sitzen. Ich hab noch was Anderes zu tun. Grundsätzlich versuche ich so vorzugehen, (egal ob selbstgemacht oder selbst gekauft) gibt es eine Fundlage und passt es zum dargestellten Zeitraum. Das ist schon wahnsinnig mehr als in den GoMi-Anfängen. Allerdings bin ich bei NAAP-Sachen (nicht authentisch aber praktisch) großzügig, wobei damit hauptsächlich im "off" gearbeitet wird. Grüßle Doralf
 
Herzlichen Glückwunsch, Tyra...so fängt er an, der Weg in den W-A-hnsinn... ;) Aber das ist eigentlich nicht schlimm, denn diesen Weg gehst Du nicht allein, da gibts ganz viele die genau dieselbe Meise unterm Pony haben. Und ja, man kann sich damit richtig wohl fühlen und allen Unkenrufen zum Trotz jede Menge Spass haben!
Mein Wahnsinn hat dann Grenzen, da ich nie Lein selber anbauen und "zubereiten" oder Schafe für Wolle halten werden´... Allerdings finde ich so einen Webrahmen schon ganz faszinierend.. :D bin halt Handarbeitlich echt nicht begabt, oder war es bisher zumindest nicht. Aber es reizt mich immer mehr. @Wilfried Tenneberg ich glaube, mir gibt es vor allem Sicherheit, gewisse Dinge selber zu machen. Es macht einen weniger angreifbar. Was aber noch viel wichtiger ist hat @maid78 gesagt : das Gefühl, das Glück, etwas selber gemacht zu haben. Ich bin halt noch am Anfang der Gratwanderung zwischen "A" und "LARP". Aber es heißt ja nicht umsonst: Der Weg ist das Ziel. :) Finde es auf jedenfall schön, das ihr euch so mitteilt. :knuddel
 

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