Wollstoff nähen - welches Garn

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Katharina di Mauro

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Jetzt muss ich doch mal dumm fragen, nachdem mich ein Allwissender am Wochenende doch sehr verunsichert hat: Womit hat man im 13. Jahrhundert seine Wollklamotten zusammengenäht? Mit Wolle, Wolle oder Leinen oder nur Leinen? Der gute Mann kam mit dieser saurer/ basischer Boden-These, nach der Leinen und Wolle nie zusammen gefunden werden. Okay, hab ich schon von gehört, aber lt. ihm sind sämtliche Nähfäden bei Wollsachen auch weg, wodurch man darauf schliesst, das die ausschließlich aus Leinengarn waren. ???? Ist das wirklich so? Hab ich all meine Wollcotten total falsch zusammengeschustert (nämlich mit Wollgarn) und bin jetzt sowas von der Stümper?!! ;(
 
Hallo, es tut mir wirklich Leid, dass ich als Klugscheißer rüberkam. Das wollt ich nun wrklich nicht. Ich möchte auch nicht unterstellen, dass man gar nicht mit wollgarn genäht hat. Gelesen hab ich das ganze in Katrin Kanias: "Kleidung im Mittelalter". Leider kann ich nicht nachschauen, wo genau das steht. Mich würden eure Erfahrungen allerdings auch interessieren. Nochmal, es tut mir echt Leid. Gruß, ;( Alex
 
Also , garantiert nicht verkehrt ist es , den Stoff mit einem Kettfaden des Stoffes zu nähen ... Und bei den vielen , ganzen Wollsachen, die man so gefunden hat, kann man natürlich messerscharf schließen, das die Kleidung auf den Miniaturen falsch dargestellt ist. Denn nach den archäologischen Funden trugen die Leute nur kleine bis mittelgroße Gewebestücke, über den Körper verteilt ;-). Gütermanns Nähseide gabs ganz sicher noch nicht, somit fällt ein Kunstseiden Faden aus Polyamid weg. Leinen und Baumwolle läuft anders ein als Wolle/Seide/Polyamid und wenn Deine Nähte so bleiben sollen, wie Du sie genäht hast, mußt Du das machen wie früher, Wollzwirn. Oder Du läßt "littige" Nähte zu und nimmst einen ziemlich groben Leinenzwirn, so die Kette von Bauernleinen.
 
Hallo, bezüglich wolle - leinengarn: Hab ich bei meiner jetzigen kotte. Das unterschiedliche Eingehen war bisher noch nicht schlimm. Bzw. Wolle wurden selten gewaschen. Eher ausgeklopft. Das keine ganzen kleidungsstücke gefunden wurde ist klar. Daher muss man mit den resten vorlieb nehnen. Außerdem sollte Nähgarn sich gut vernähen lassen, das ist meiner erfahrung nach mit kettfäden anspruchsvoll. Zu dem ist leinengarn beanspruchbarer als wolle.
 
Man kann nur mit dem Faden nähen, den man hat. Und definitiv, Leinen /Ramin auf /in schwarzer Wollhose sieht nicht soo toll aus. Man sieht den Faden der Naht ja doch gelegentlich. Generell behaupten, die haben nur mit Leinen oder Mischgewebe genäht oder nur mit Wolle ist ne starke , nicht zu belegende Behauptung. Und dann kommts noch drauf an, wer´s genäht hat. Eine Schneiderstube auf einem großen Hof hatte ganz sicher andere Fäden vorrätig, als eine Hausfrau, die sowas nebenher genäht hat. Und die Frage von Katharina "ob sie sowas von Stümper ist" naja, eher nicht... Denn eins steht mal fest, Sternzwirn und Nähseide standen nicht zur Verfügung und entsprechend feine , feste Garne/Zwirne auch eher nicht. Und solche Sachen wie Tiersehnen und Pferdehaar, die ja auch unverzwirnt für feine Nähte geeignet sind, sind auch nicht belegt. Da liegt Katharina eben mit ihrem Wollfaden wohl nah am häufigsten Original.
 
Also ..
Das keine ganzen kleidungsstücke gefunden wurde ist klar
Nein, das ist gar nicht klar ;) .. da gibt es nämlich eine ganze Menge davon
Und definitiv, Leinen /Ramin auf /in schwarzer Wollhose sieht nicht soo toll aus. Man sieht den Faden der Naht ja doch gelegentlich.
Das ist leider ein modernes Argument und so nicht belegbar ... nur weil dich das heute stört heißt das nicht, dass das damals irgendwen gestört hätte! Zu den Möglichkeiten: - mit den Fäden aus dem Gewebe nähen kann man machen .. ABER das geht a) nur bei nicht stark gewalkten Stoffen b) nur wenn die Fäden auch Belastung aushalten, was nicht immer der Fall ist (bei feiner Seide z.B.) - gibt es Belege dafür, dass der Nähfaden eigens gesponnen wurde (in Textiles&Clothing ist da was dazu drin, bei der Katrin Kania auch glaub ich), was für jemanden der Spinnen kann (und das konnten damals wohl die meisten Frauen) kein Problem darstellt. Ob Leinen oder Wolle verwendet wird würde ich auch stark von der Region abhängig machen, bzw. auch von der Darstellungszeit (bei einer Leinenregion und einer Zeit der Heimarbeitstextilien wie dem FrühMi könnte man Leinenfaden nehmen z.B.). In den meisten Fällen würd ich aber zum selben Material greifen wie das Gewebe ist!
 
@ Lex: :zunge ;) Wir war'n schon überrascht, wie du in der kurzen Zeit ins Hobby reingesprungen bist! Was du alles machst und aktuell vorhast... Krass! Bei unserem Tempo hatten unsere Gromi-Bekannten ja schon Probleme, eure müssen sich ja regelrecht vor dir gruseln!!! :D
 
Historisches Beispiel: das berühmt-berüchtigte Busskleid der Hl. Elisabeth ist aus Wollstoff, genäht wurde mit Leinengarn. K.Kania schreibt: "Nachweisbar sind Nähfäden aus Leinen, Seide und Wolle." und "Bei den Näharbeiten sind Fäden aus Leinen oder anderem pflanzlichen Material häufig vergangen oder nur noch in spärlichen Resten erhalten. Pflanzenfaserfäden wurden häufig auchfür Wollstoffe verwendet oder generell Fäden aus anderem Material als der zu nähende Stoff, sei es aus ästhetischen, wirtschaftlichen oder praktischen Gründen." (S.88) Aus meiner Sicht spricht das dafür, daß man Leinen o.ä. als Nähgarn für Wolle nehmen kann, aber nicht zwingend muss...ich persönlich bevorzuge auch Wollgarn, am liebsten im gleichen Zug mitgefärbt wie der Stoff oder zumindest möglichst gleichfarbig. Aber das ist nun wieder mein persönlicher (moderner) Geschmack... Was die Möglichkeiten und ihre Anwendung angeht stimme ich da Niklas zu, allerdings wurden lt. Kania wikingerzeitliche wollene Kleidungsstücke aus Dublin mit Wollgarn genäht, seidene Besätze allerdings mit Leinen- oder Seidengarn angebracht. FrüMi und Leinennähgarn stimmt also nur bedingt.
 
In dem Beispiel von mir ist das UND zu betonen .. eine logische Verknüpfung quasi: FrühMi=Heimarbeitstextil UND Leinengegend => Leinenfaden Damit will ich eigentlich nur sagen, dass für das Spinnen von Nähgarn natürlich der entsprechende Rohstoff vorhanden sein muss. In den Alpen ist das Vorhandensein von Leinengarn eben eher auszuschließen als am Bodensee.
 
OK, dann meinen wir doch dasselbe - alles klar! :bye01 Und mit der Seitenangabe oben meine ich natürlich S. 88 - dass da ein Smilie draus wurde habe ich leider zu spät gemerkt, korrigieren ging nicht mehr. Man soll eben nicht gleichzeitig Pasta kochen und Forum schreiben... :S
 
Nun ja, unterschreibe ich so auch noch nicht, mit Leinengegend= Leinenfaden. Leinen und Hanf sind in der Faser doch dicker als Wolle und wenn man einen sehr feinen Zwirnsfaden , -und den braucht man praktischerweise zum Nähen, nehmen möchte, dazu noch eben in einer bestimmten Farbe-, ist Leinen zweite Wahl.
 
Nö. Es gibt sehr feines Leinen genauso wie grobe Wolle und umgekehrt. Und dass nu unbedingt mit Zwirn genäht werden muss, würd ich auch nicht sagen.
 
Bei Faden aus dem Gewebe dröseln habe ich immer ein wenig Bauchweh. Nicht nur weil mir der gute Stoff leid tut, sondern auch, weil die Garnqualität damals eine ganz andere war als Heute. Die Garne aus den mittelalterlichen Stoffen waren handgesponnen, glatt, reißfest, zumindest die Kette... Das sind die heutigen Garne nicht, auf industriellen Webstühlen lassen sich auch weniger reißfeste Garne verweben, nach kurzer Zeit fällt Euch dann die Klamotte auseinander. Das ist doch schade um die Arbeit. ;( So weh tun 3€ für ein Röllchen Wollgarn nicht, wenn man sich einen schönen Stoff leistet. ;)
 
Ich versuche zumindest immer Wollgarn zu verwenden, wenn ich Wolle nähe. Insbesondere, wenn ich erst nähe, dann färbe. Der Faden soll sich schließlich mitfärben. Bei ebay gibts ganz tolle Wollgarne in Stärke 40/2 und 20/2, die haben sich je nach Dicke des Wollstoffes bisher gut bewährt. Und da zahle ich für eine Kone um die 10 € (für mehr als 10.000 m). D.h. mit meinen beiden unterschiedlichen Konen bin ich den Rest meiner "Mittelalterkarriere" gut bestückt. 8o Hier das 20/2: http://www.ebay.de/itm/1071-20-2-10...1296005938?pt=Garne_Wolle&hash=item417e8c6b32 Und hier das etwas dickere: http://www.ebay.de/itm/1116-40-2-10...1288787838?pt=Garne_Wolle&hash=item3f2a12637e Ist auch deutlich reißfester, als ich dachte. Mit dem Baumwollfaden, den ich früher benutzte, hatte ich da schon deutlich mehr Probleme. Wolle hält irgendwie länger, ohne zu reißen, selbst wenn es ein wenig aufgedröselt ist. Ist vielleicht nicht "A", hat sich meiner Erfahrung nach aber super gut bewährt. Zumal der dickere Faden in etwa auch die Stärke hat, wie die Fäden des dickeren Wollstoffes, den ich so gerne nähe. der könnte also durchaus auch aus dem Stoff gezögen sein. Ich habe seit Bestellung (also Anfang Januar) ca. 8-9 Kleider und dieverse "Kleinteile" (Beinlinge, Tasche, Mantel) damit genäht und würde bei Wolle in Zukunft nur noch diese Fäden verwenden. Ich habe mir jetzt beim gleichen Anbieter mal Leinengarn in ähnlicher Stärke bestellt, da ich noch ein neues Unterkleid brauche. Kann aber zur Nähqualität noch nichts sagen, weil es noch nicht da ist. Mehr dazu dann nächste Woche.
 
Sou, da ich passenderweise gerade wieder am nähen bin und ich per Leinengarn nähe, wollte ich euch mal ein paar Bilder zeigen. Denn es kam ja das Thema auf, dass man den weißen Faden sehen und unschön aussehen könnte. Dazu mal ein paar Bilder: halbe Kappnaht von innen halbe Kappnaht von außen Wie man sieht, sieht man von innen die Blindnaht und von außen nichts. Daher ist, meines erachtens, farbiges Garn unnötig. Gruß, Alex :bye01
 
Bei locker sitzender Kleidung stimmt das. Enge Kleidung spannt eher und dann sieht man die weissen Fäden der Hauptnaht.
 
Das funktioniert so gut aber nur bei Köper, oder? Da kann man das aufgrund der Bindungsart dickere Gewebe beim Nähen nur halb fassen und so sieht man aussen nichts. Bei leinwandbindigen Stoffen funktioniert das dann nicht mehr so hübsch. Da muss man die Überwendlingsstiche als Deko in Kauf nehmen - oder farblich passendes Garn nehmen...
 
@Katharina di Mauro: Damit könntest du recht haben. Denn gedanken hatte ich auch schon. Allerdings verarbeite ich hautpsächlich Köperbindung, daher ist das für mich nicht ausschlaggebend. @Nesha: Habs grad mal getestet, wenn ich die Naht außeinanderziehe sieht man keinen Faden ^^ Gruß, Alex :bye01
 
Hmmmm, ich auch. :) Also bei meinem gut eingetragenen braunen Köperkleid sieht man teilweise die Naht, vor allem an den Stellen die ab und an unter "Zug" stehen. Am augenscheinlichsten sieht man die hintere Rückennaht. Bei meinen neuen leinwandbindigen Kleid das ich bis jetzt nur bei Anproben trug sieht man kaum eine Naht. Die halbe Kappnaht war aber beinahe unmöglich komplett zu verstecken, bei dem Köperkleid war das problemlos möglich. Ich nähe meistens Leinen mit Leinenfaden und Wolle mit Wollfaden. Beim neuen leinwandbindigen Kleid habe ich für die Versäuberungsnaht Faden aus dem Gewebe getrennt, mein moderndes Schönheitsbild stand mir im Weg. Es störte mich schlicht das man den helleren grünen Nähfaden so gut gesehen hat.
 

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