Wahrscheinlich dürfte alles, was nicht extra angebaut werden muß, sondern eingesammelt werden kann oder als Abfallprodukt anfällt, relativ billig und vielleicht auch für einfachere Leute erschwinglich gewesen sein: - Brennesseln (falls Nesselstoff zu der Zeit/in der Gegend hergestellt wurde, könnten die Blätter evtl. sogar Abfall gewesen sein?) - Birkenblätter (und -rinde, zumindest bei Rodungen) - Walnußschalen (als Abfallprodukt im Obstgarten) und alle wildwachsenden Pflanzen, sofern sie in ausreichender Zahl vorkommen. Nicht sicher bin ich mir bei Zwiebeln. Angebaut hat man die Küchenzwiebel zumindest im Karolingerreich, und das müßte doch die mit der braunen Schale sein, die auch färbt? Alle diese Pflanzen ergeben, soweit ich bisher gesehen habe, eher erdige (oder schmutzige ^^ ), warme Gelb-, Grün- und Brauntöne in unterschiedlichsten Schattierungen, im zweiten Zug manchmal auch recht leuchtende Farben. Das müßten demnach die Farben der "kleinen Leute" gewesen sein. Anders sieht's aus mit Pflanzen, die extra angebaut werden müssen. Bis man wirklich Farbe von Waid und Krapp bekommt muß man, glaube ich, mehrere Jahre warten. Felder für so lange Zeit mit etwas zu bebauen, das sich nicht mal essen läßt, setzt schon einen ziemlichen Wohlstand voraus. Damit dürften Rot- und Blautöne für die einfache Bevölkerung wohl eher ausgeschieden sein, und wohl auch ein tiefes Blaugrün (das durch Überfärben mit Indigo erzielt wird) oder Violett. Offenbar unmöglich zu färben: echtes Schwarz. Gar nicht schlüssig bin ich mir, inwieweit die ganzen Chemikalien, die für die Beize verwendet werden (in erster Linie Alaun) vor allem im Frühmittelalter zur Verfügung standen, und wie erschwinglich sie waren. Sind aber alles nur meine Vermutungen nach ein paar Tagen Lektüre...