Bundhaube in Deutschland, Belege ?

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

user6088

Well-known member
Registriert
31. März 2013
Beiträge
1.694
Reaktionspunkte
1.699
Huhu, Ich möchte hier mal eine Frage aus anderer Stelle aufgreifen, weil ich sie Persönlich recht spannend finde. Gibt es belege für Bundhauben bei höher gestellten Personen im 13. Jhd. Im Raum Deutschland Mit Ausnahme der Manesse, in der eigentlich auch nur bis auf wenige Ausnahmen, niedere Personen eine Bundhaube tragen. Mir persönlich fällt nur die Statue Ekkehard des 2. Ein. viele Grüße Sky
 
Stimmt, Bundhaube (ob für höhere Darstellung, oder einfache Handwerker/Bauern) habe ich für das 13. Jh (Mitte) (Manesse ist dann ja schon eher Anfang 14. Jh. und vermutlich eher "Schweiz") auch immer "szeneüblich" so angenommen. (siehe auch mein Avatar) Habe jetzt aber mal aufgrund Deiner Frage für Deutschland das Mainzer Evangeliar (Mitte 13. Jh.) genauer angesehen und ... siehe da ... KEINE EINZIGE Bundhabe - weder beim Adel noch beim "einfachen Volk". ("Das Mainzer Evangeliar - Strahlende Bilder - Worte in Gold", Harald-Wolter-von dem Knesebeck, Schnell + Steiner, 2007) Laufen wir also alle herum die die "Franzosen" in der Kreuzfahrerbibel? So leicht kann man offenbar das "Offensichtliche" übersehen. Anm.: Das die Damen dort ihre Tücher/Gebende teilweise etwas anders tragen als in der KFB, war mir vorher schon aufgefallen. Vielleicht sollte ich mal ein Vergleichsprojekt " ME vs. KFB" starten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hmmm...ich habe das Buch zwar nicht vorliegen (danke fürs Erinnern, ich hatte schon länger vor mir das mal anzuschaffen), aber eine kurze Websuche brachte u.a. dieses Bild hier: http://www.vuozvolc.de/cms_1/images/artikelbilder/kleidungmann/cottemann.jpg (Quelle: www,vuozvolc.de), das laut Autorenangabe aus dem Mainzer Evangeliar stammt. Und das ist doch eine Bundhaube, oder? Aber auf jeden Fall vielen Dank für den Denkanstoss, ich begeb mich mal weiter auf die Suche. Sehr spannend!
 
Und der Typ auf dem oberen Bild ganz rechts trägt ne phrygische Kappe, oder? Die Diskussion um Bundhaube ja oder nein hatten wir im Gesinde schon vor Jahren mal, als Hermann sich schlicht "weigerte" eine zu tragen weil dafür einfach die Belege fehlten, dass eben jeder Mann so ein Häubchen trug. Und stimmt ... Schon vor ein paar Jahren sah man mehr Abbildungen von Männern ohne Bundhaube als von Männern mit Bundhaube.
 
Ich hab noch eine! Der "Apotheker" aus der Mauritiusrotunde im Konstanzer Münster ( datiert 1265) trägt eine unter seinem Hut. http://www.bildindex.de/obj32042911.html#|home Verlinken auf ein einzelnes Bild ist leider nicht möglich, aber es gibt mehrere von dieser Statue auf der verlinkten Seite.
 
...allerdings taucht sie in regionalen Abbildungen anscheinend bei weitem nicht so inflationär auf , wie in der Mac Bibel beispielsweise. Ergo ist das tragen von Bundhauben kein Muss, sondern ein Kann und damit ergibt sich ein breiterer Interpretationsspielraum.
 
@Katharina Danke im Übrigen für das raussuchen der Bilder. Ich bin immer nur bis zum Vuozvolc gekommen, ob der bei der Heisterbacher Bibel oder beim Mainzer Evangeliar ^^
 
Da zuerst die Frage nach Darstellungen von adeligen mit Bundhauben gefragt wurde habe ich nicht geantwortet. Da jetzt aber viele allg. Belege für Bundhauben im 13 Jhd. in Deutschland Posten will ich nochmal auf den Heidelberger Sachsenspiegel verweisen. Darin finden sich auch einige Darstellungen von personen mit Bundhauben. Jedoch auch keine Adeligen. Ich habe da mal 3 Beispielbilder in der Galerie hochgeladen die ich noch verlinken werde. Hier schonmal eines davon Ich weis das der heidelberger Sachsenspiegel erst um 1300 herum entstanden ist. Jedoch stammt diese von einem nicht mehr erhaltenen Exemplar das Ende des 13 Jhd. im östlich des Harz entstand. Ob die Bilder vom Stil her gleich sind kann niemand sagen. Jedoch gibt es weitere Abschriften die noch späteren Datums sind:
  • Oldenburger Handschrift um 1336
  • Dresdener Handschrift um 1350
  • Wolfenbütteler Exemplar zwischen 1350 und 1375
Jedoch habe ich die Exemplare nicht da um direkt einen Bildvergleich anzustellen. Wenn sich alle diese ähnlich/gleich sind könnte man die hypothese aufstellen dass sie auch die Bilder vom original übernommen haben und die Abbildungen daher auf das Ende des 13 Jhd. zu datieren sind. Wenn man sich überlegt das Bundhauben wohl kein modisches Accessoire waren (nicht bei adeligen zu finden in Deutschen Schriften und wenn nicht verziert) sondern wahrscheinlich mehr zum Schutz der Haare vor Staub und Dreck (Bei Feldarbeit und/oder Handwerklicher Tätigkeit) dienten. So kann man sich vorstellen das Bundhauben nicht durchgängig getragen wurden, sondern wenn notwendig. Das Frauen so gut wie immer mit Kopfbedeckung abgebildet sind ist denke ich vielmehr dem christlichen Glauben und der "Sündhaftigkeit" des weiblichen Geschlechts zur damaligen Zeit geschuldet.
 
Was mir immer auffällt, Bundhauben werden, unabhängig von der Region, meist in bestimmten Situationen gezeigt. Ich kenne eine Abbildung spanischer Adeliger beim Baseball spielen, die tragen alle Bundhauben. Der Kerl oben der sein Schwert am Hemd abwischt hat hinterher, wenn er den abgetrennten Kopf präsentiert, keine Bundhaube mehr auf, der im Sachsenspiegel schwingt einen Hammer, Ritter tragen sie unter der Kettenhaube, manchmal sieht an sie unter Hüten, in der Manesse trägt der Diener von Konrad von Würzburg eine, usw.. Für mich ist die Bundhaube also eher ein praktisches Kleidungsstück als Mode, ein Schweißtuch, etwas das die eigenen Flöhe davon abhält dem Herrn auf sein Essen zu springen, eine Schicht zwischen Kopf und kratzigen, scharfkantigen Dingen auf dem Kopf. Ich setz meine auf Veranstaltungen auch erst auf wenn mir sonst der Schweiß ins Gescht tropft. Allerdings habe ich inzwischen ein Goldkäppchen mit eingenähtem Schweißband, da brauche ich die dann nicht mehr oft.
 
Ein spannendes Thema - irgendwie habe auch ich den "szeneüblichen Imperativ" mehr oder weniger hingenommen (siehe auch Avatar-Bild), auch wenn mir Aussagen mit "alle" oder "immer" eigentlich automatisch sauer aufstossen. Gemeint ist hier sicherlich die "einfache" Bundhabe aus Leinen, nicht die gepolsterte Haube, die vom gerüsteten Kämpfer unter der Kopf-Rüstung getragen wird. Diese ist praktisch zwingend nötig, unter einer Kettenhaube auf Abbildungen etc. aber häufig nicht erkennbar. Im Ausstellungskatalog zum "Naumburger Meister" mit sehr vielen Abbildungen von Stiftern, Handwerkern, biblischen Personen und was sonst eben so als Statuen und Wandschmuck in diversen Kathedralen (u. a. Metz, Reims, Chartres, Amiens, Trier, Naumburg) im fraglichen Zeitraum verewigt wurde, habe ich trotz starker französischer Einflüsse (Reims als grosses Vorbild) zum allergrößten Teil Männer mit offenem, häufig langem Haar gefunden, nur bestenfalls jeder Dritte trägt eine Kopfbedeckung (von Gugel und einfacher Filzkappe über Reife und Bänder bis zur bischöflichen Mitra), Bundhauben sind mir dabei nur wenige aufgefallen - und grad bei den diversen Steinmetzen, die sich ja reichlich selbst verewigt haben, hätte nach meinem Verständnis eine Bundhaube als Staub-Schutz einigen Sinn. Nur in ganz wenigen Fällen konnte ich halbwegs eindeutig eine Bundhaube erkennen, z. B. bei einem der Knechte aus der Handwaschung des Pilatus im Westlettner des Naumburger Doms oder bei einer Figur in der Kreuzigungsdarstellung im Westlettner der Kathedrale von Bourges. Bei den besonders prominenten Stifterfiguren des Naumburger Doms trägt immerhin zumindest Ekkehard (wie im Eröffnung-Post angeführt) eine rot gefärbte Bundhaube mit gelben Bändern unter einer grünen Mütze. Hier also: Bundhaube = selten, wenn auch sicherlich die Frage gestellt werden muss, wie repräsentativ für das Alltagsleben diese Abbildungen sind. Es scheint also wirklich so zu sein, dass eben nicht jeder Mann im 13. Jhdt. praktisch immer eine Bundhaube getragen hat. Zumindest für die "ritterliche Oberschicht" nach meinem Verständniss auch nicht allzu überraschend, gilt doch langes, lockiges Haar regelmäßig als Zeichen von Kraft und Jugend. Das Thema bedarf sicherlich einer tiefergehenden Analyse mit genauer Betrachtung zeitlicher und räumlicher Eigenarten, aber es entsteht schon der Eindruck, dass sich hier aus einzelnen Quellen durch hinreichend häufige Wiederholung ein "allgemeingültiger Mythos" gebildet haben könnte, der einer genauen Überprüfung nicht standhält.
 
Ich möchte jetzt einmal kurz anmerken, ich habe das Thema hier gestartet, weil ich es Persönlich auch recht spannend finde. Gerade weil man sie nie in frage gestellt hat (soweit mir jetzt bekannt), und es bei nähere Betrachtung, die Quellenlage für den Deutschen Adel sehr dünn ist. Finde jetzt auch die Kommentare hierzu recht spannend. Aber ich möchte hier auf jeden fall mal anmerken, das ich es toll finde wie ruhig und sachlich, mit eigener Überlegung, hierüber gesprochen wird. Ich habe wie gesagt die Fragestellung aus anderer Stelle aufgegriffen. Dort wurde bei dieser Frage leider mit etwas mehr Arroganz und Abwertung gegenüber anderen Darstellern diskutiert. Deswegen, leutz ich mag euch :knuddel
 
Und es ist tatsächlich die einzige Bundhaube im gesamten Evangeliar.
Richtig Katharia, DAS "Standard-Bild" aus dem ME habe ich bei der Durchsicht schlicht übersehen . Gut, dass Du's gesehen hast! Aber wie Du schon sagst: Es ist das Einzige
 
Wenn man erst mal anfängt mit dem Suchen . . . ;-) Hier noch eine "positiv-Quelle" für Bundhauben, allerdings nicht unbedingt repräsentativ für Deutschland: Friedrich II.: "de arte venandi cum avibus" Biblioteca Apostolica Vaticana Cod. Pal. lat. 1071 (1258–1266) digital unter http://digi.vatlib.it/view/bav_pal_lat_1071 Im berühmten "Falkenbuch" tragen praktisch alle Falkner Bundhauben, bei vielen (adligen) Jägern kann man Bundhauben unter den Hüten, Mützen etc. erkennen. Die Bundhauben hier sind alle weiß, also vermutlich die bekannten Leinenhäubchen.
 
Das Falknerbuch wurde meines Wissens in Sizilien angefertigt, und würde somit der italienischen Mode entsprechen, somit würde es als deutsche Quelle wegfallen oder ?
 
Das interesannte ist ja gerade die Beschränkung auf rein deutsche Quellen für den Adel im 13. Jh. :)
 
Naja, immerhin ist der Verfasser ja rein nominell Deutscher... :)
 
Absolut richtig! :thumbsup: Daher hatte ich ja geschrieben "nicht unbedingt repräsentativ für Deutschland". Sicherlich hatte der Kaiserhof stilbildende Wirkung, nachgeeifert wurde den Schönen und Reichen zu jeder Zeit und überall. Mangels praktischer Präsenz (von ganz wenigen Reisen ins Nord-Reich mal abgesehen) dürfte der Einfluss auf das betrachtete Gebiet aber tatsächlich überschaubar sein. Der gemeine Ministeriale aus der Gegend um Hammaburg z. B. hat den Kaiserhof oder gar so ein Buch mit hoher Wahrscheinlichkeit nie gesehen, aber nichts verbreitet sich so schnell wie Hoftratsch, und fahrende Sänger und ähnliches Volk werden sicherlich Berichte weitergegeben haben - und wenns nur war, damit die Dame vom Lande weiß, in welchen unsäglichen Sack sie ihren Herrn stecken muß, damit er nach was aussieht :S Aber vermutlich ist dies eine der Quellen, aus denen sich die Legende von der universalen Bundhaube gebildet haben könnte.
 
Nach langem Suchen - gibt es Schöneres als den mehr oder weniger verregneten Samstag Nachmittag die Nase in Bilderbücher zu stecken - hier immerhin mal ein paar Funde von "Deutschen Bundhauben": --- Die Figuren der sog. "Baumeisterkonsolen" (ca. 1230-1240) im Magdeburger Dom tragen dem Anschein nach Bundhauben unter ihren Hüten. Quelle: Leider keine guten Bilder online, das Beste noch unter http://www.raymond-faure.com/Magdeburg/Magdeburg_Dom_Divers.html (etwa in der Mitte der Seite, hier erkennt man aber nur das Band unter dem Kinn). Auf einem Bild im Ausstellungskatalog zur Landesausstellung zum 800. Domjubiläum "Aufbruch in die Gothik" (Essays, S. 132) lässt sich das aber meiner Ansicht nach deutlich als Bundhaube erkennen. --- In der sog. "Gothaer Handschrift" ("Sächsischen Weltchronik", Rezension C aus Gotha), entstanden vermutlich nach 1260 in Braunschweig oder Lüneburg, findet sich zumindest auf einer der Miniaturen ein Mann (vermutlich aber kein Adliger) mit einer Bundhaube. Quelle: Ausstellungskatalog zur Landesausstellung zum 800. Domjubiläum "Aufbruch in die Gothik" (Katalog, S. 429, Bild Seiten-Mitte, Figur Rechts), Online habe ich leider nichts dazu gefunden. --- Im "Mechthild-Psalter", entstanden vermutlich in Hildesheim um 1245, findet sich auf folio 39verso ein "Folterknecht" mit einer Bundhaube Quelle: Ausstellungskatalog zur Landesausstellung zum 800. Domjubiläum "Aufbruch in die Gothik" (Katalog, S. 429, Bild Seiten-Mitte, Figur Rechts), in der digital vorliegenden Version unter http://www.bildindex.de/dokumente/html/obj00023045#|home ist diese Seite leider nicht entahlten. --- Auf einigen Glasfenstern in der Elisabethkirche in Marburg/Lahn (entstanden um 1240) tragen diverse Personen die typischen Bundhauben. Im Bild "Ludevicus Lantgravius" (Abschied des thüringischen Landgrafen Ludwig IV. zum Kreuzzug) tragen sowohl der Landgraf als auch zwei Männer aus seinem Gefolge Bundhauben. Im Bild "Elisabetha" (Überbringung der Gebeine des verstorbenen Landgrafen) tragen die Boten Bundhauben. Leider konnte ich im aktuell verfügbaren Virtuellen Rundgang durch die Kirche unter http://www.elisabethkirche.de/elisabethkirche/virtueller-rundgang/ diese Fenster nicht in guter Qualität finden. Meine Bilder stammen aus dem Begleitheft zur Ausstellung Saladin und die Kreuzfahrer "Jenseits von Jerusalem" Spuren der Kreuzfahrer zwischen Harz und Elbe, R. Schmitt und S. Tebruck, Halle (Saale) 2005, S. 176-179 Unter http://www.google.de/imgres?imgurl=...=804&page=2&start=36&ndsp=45&ved=0CKUBEK0DMCs ist das Bild aber sehr deutlich. --- Langes Suchen, kurzer Sinn: Räumlich und zeitlich passende Bundhauben sind tatsächlich eher selten abgebildet . . . Bin mal sehr gespannt, welche Quellen sich noch finden.
 

Neueste Beiträge

Oben