Bundhaube in Deutschland, Belege ?

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In der sog. "Gothaer Handschrift" ("Sächsischen Weltchronik", Rezension C aus Gotha), entstanden vermutlich nach 1260 in Braunschweig oder Lüneburg, findet sich zumindest auf einer der Miniaturen ein Mann (vermutlich aber kein Adliger) mit einer Bundhaube. Quelle: Ausstellungskatalog zur Landesausstellung zum 800. Domjubiläum "Aufbruch in die Gothik" (Katalog, S. 429, Bild Seiten-Mitte, Figur Rechts), Online habe ich leider nichts dazu gefunden.
...und auf Seite 428 unten links ist sogar noch eine Bundhaube. Offenbar ein Handwerker, der einen Spaten hält.
 
Zur Zeitverzögerung bei der Uebernahme neuer Moden und Gepflogenheiten: Im De arte venandi cum avibus, dem Falkenbuch um 1240, ist der Gebrauch der Falkenhaube bereits normal. In der Mannessischen kurz nach 1300 aber noch nirgends abgebildet. Offenbar hat zumindest der Weg der Falkenhauben von Süditalien bis Mitteleuropa über 60 Jahre gedauert. Ob sich das für Bundhauben und andere Mode auch übertragen lässt???
 
Ergo ist das tragen von Bundhauben kein Muss, sondern ein Kann und damit ergibt sich ein breiterer Interpretationsspielraum.
Bundhaube ist schon ganz gut - da sieht man das Gebimmel in meinen Ohren nicht! Und bevor Einwände kommen - ich kann die nicht raus machen. Da ich öfters ne Kugel verloren habe (und die Dinger ziemlich teuer sind) habe ich die Gewinde mit Sekundenleim versiegelt ! :thumbsup:
 
Du darfst doch auch Johann :D , aber müssen musste nicht. Der Piercer meinen Tochter lacht sich halb tot, wenn sie sich vor und nach einer Museumsbelebung zu ihm dackelt und Silicon Retainer rein- und wieder rausfummeln lässt, weil sie das elbst auch nicht hinbekommt.
 
Du bist aber nicht der Einzige, der sich zu dem Thema mal Gedanken gemacht hat. Schau mal, was ich gefunden habe: http://www.vianostra.at/scriptorium/kultur/kopfbedeckungen.htm (ist allerdings eher für´s 12. Jh.) Allgemein scheint es doch eher so zu sein, dass die reine Bundhaube häufig nur Bestandteil der Rüstung - als Schutz unter dem Helm/ der Kettenhaube etc. getragen wurde. Darüber hinaus findet man im deutschen Sprachraum wirklich nur vereinzelte Darstellungen. Ich habe jetzt mal im Elisabeth-Psalter, im Berthold-Sakramentar und im Goslarer Evangliar sowie im Brandenburger Evangelistar nachgeschaut - Fehlanzeige. Hüte bei der Arbeit (Kalendarien), ansonsten freie Haarpracht. Hier vielleicht noch ein Link, den man mal durchsuchen könnte: http://www.larsdatter.com/coifs.htm Habe auf den ersten Blick aber keine deutschen Quellen gesehen, bis auf die Manesse. Einen hätte ich noch: http://www.her-unde-massenie.de/Homepage/bilder/kitguide/adelsherr/esslingen_steinhoevel.jpg und den Jonas aus dem Steinhöfel-Fenster in St. Dyonisos in Speyer: http://home.bawue.de/~wmwerner/essling/pict/jonas1.jpg beides datiert auf 1280.
 
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So, hier endlich die versprochenen Abbildungen von Bundhauben aus dem Heidelberger Sachsenspiegel Bundhaube_Sachsenspiegel_1.jpg Bundhaube_Sachsenspiegel_2.jpg Bundhaube_Sachsenspiegel_3.jpg
 

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Eine Diskussion zum Thema Bundhauben habe ich an anderer Stelle auch schon gelesen und finde es sehr interessant. Im 14. Jahrhundert tauchen sie auch noch sporadisch auf, über ganz Europa verteilt und dort habe ich auch Bilder gesehen, die auf höher gestellte Persönlichkeiten schließen lassen, aber nur einige ganz wenige Abbildungen. Was ich jetzt für die Praxis überlege, mit einer Bundhaube kann man kurzes Haar kaschieren. Die Abbildungen zeigen ja fast alle nur längeres Haar, wenigstens bis zum Kinn, mit Ausnahme vom Klerus. Oder täusche ich mich da jetzt? Da viele Männer die Haare heutzutage aber ganz kurz tragen, stellt sich mir jetzt die Frage, ob das Tragen einer Bundhaube (auch anderer Kopfbedeckung) in dem Fall besser ins Bild passen würde? Wieweit soll man jetzt davon Abstand nehmen, eine Bundhaube zu tragen, damit nicht das Gegenextrem eintritt?
 
Ich komme auf ähnliche Überlegungen wie Martina. Im frühen Mittelalter, in etwa zur Zeit K.d.Gr. kam die Tonsur bei den Mönchen als Zeichen der Demut auf. Der Adel zeigte sich lieber mit wallendem Haar als Zeichen von Jugend und Kraft.(Quelle: Die Geschichte des Privaten Lebens, Georges Duby, Bd. 1) Aber so mancher Mann ist von Natur aus nicht mit vollem Haar ausgestattet und so manche "Natur-Tonsur" könnte mit einer Bundhaube kaschiert worden sein. Was die häufigere Darstellung der Bundhaube bei Gemeinen betrifft, man ist ja früher nicht jeden Tag nach der Arbeit unter die Dusche gegangen. Ich kann mir Vorstellen mit der Bundhaube wurden die Haare bei der Arbeit vor Dreck und Staub geschützt. Und unter der Rüstung möchte man nicht wirklich die Haare offen tragen. Wenn ich mich rüste ziehe ich die Bundhaube schon vor dem Kettenhemd an. Im Kettengeflecht bleiben die Haare nämlich gern hängen. Ich werde meine modern kurzen Haare weiterhin auch in der zivilen Gewandung unter die Haube bringen.
 
Im Übrigen sind sie immer gebunden dargestellt im späten 12., 13. und 14. Jh... ;-) Also wenn ihr eine tragt, bindet sie. Für offen getragene gibt es meines Wissens keine Belege fürs Hochmittelalter.
 
Auch ich muss sagen das die Nachforschungen hier extrem Spannend sind. Bei uns im Verein heißt es "Jeder hat damals (13. Jhrdt) so gut wie immer eine Kopfbedeckung getragen", was ja in der Szene allgemein sehr verbreitet ist. Das regt dazu an auch mal andere allgemein anerkannte Dinge einfach aus Prinzip zu hinterfragen.
 
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Könnte es sein daß eine Bundhaube verstärkt im Winter getragen wurde um nicht an den Ohren zu frieren? Unter einem Hut oder einer (Woll-)Kappe? Und sie auf Bilderhandschriften nicht zu sehen sind weil dort mit Masse Bilder aus den schöneren Jahreszeiten gemalt wurden? Schließlich dürfte nicht jeder eine Pelzkappe getragen haben - was aber für den Adel wohl nicht so gelten dürfte. Aber hier wurde anfangs ja auch nach höhergestellten Personen gefragt. ?(
 
In FB kam diese Diskussion vor einer Weile auch auf. Da die im Verhältnis wenigen Bundhauben-Abbildungen die es tatsächlich gibt zu einem Großteil einfach Stände, bzw. Arbeiter dargestellt sind, hatten sich einige Darsteller Gedanken über den inflationären Gebrauch dieser Hauben in der Szene gemacht. Viele mit Darstellungen höherer Stände sind dazu übergegangen auf den Gebrauch der Haube ganz zu verzichten. Ähnliches wird aktuell zum Thema Almosenbeutel und Pilgertaschen diskutiert.
 
Gerade diese Bilder belegen ja den nichtgebrauch von Bundhauben. Allerdings glaube ich nicht an die verwendung als Wärmeschutz, da diese ja zumeist aus Leinen sind. Eher als Schutz vor Schmutz, aber das ist ja schon weiter Oben angesprochen worden.
 
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Ja genau. So sehe ich das auch. Ab uns an muss man so gebräuchliche Sachen auch mal wieder hinterfragen... Ich denke auch, das es eher ein Schutz vor Schmutz, denn ein Wärmeschutz ist. Ähnlich wie einfache Kopftücher bei den Damen.
 
Was ich jetzt für die Praxis überlege, mit einer Bundhaube kann man kurzes Haar kaschieren. .... Da viele Männer die Haare heutzutage aber ganz kurz tragen, stellt sich mir jetzt die Frage, ob das Tragen einer Bundhaube (auch anderer Kopfbedeckung) in dem Fall besser ins Bild passen würde? .....
Oder man kaschiert kurzes Haar mit einer Perücke (siehe links) ^^ Noch ein Hinweis an die Allgemeinheit (einer allein hätte gar nicht die Recherchezeit): wenn es Euch nicht gäbe müsste man Euch erfinden. In diesem Sinne vielen Dank für die Arbeit Doralf
 

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