Wie spät darf's werden?

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Heidensohn

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Nein, es geht nicht um das Ausharren bis in die Nachtstunden. ^^ Mich interessiert eure persönliche Meinung dazu wie weit in die Neuzeit hinein die Darstellungen und Attraktionen auf den üblichen in Zeitstellung ja recht offenen "Mittelalter"-Veranstaltungen gehen sollten. Es geht dabei weniger um historisch korrekt, sondern um das vielbeschworene Flair. Prinzipiell wird von nicht fachgebildeten Teilnehmern und Besuchern ja sowieso sehr vieles das altertümlich wirkt als "mittelalterlich" wahrgenommen (und sei es das Waffeleisen von Uroma). Aber wo sind die Grenzen dieser exotisch-altertümlichen Kunstwelt? Geschlitzte Landsknechte, Kanonen, Konquistadoren, Musketiere, Haussklaven aus der neuen Welt, Perücken, Dreispitze, Kartoffeln, Piraten, Guillotine, british grenadier, ... ? Natürlich legt man ganz automatisch andere Maßstäbe an je nachdem ob es um Militärdarstellung oder Küchengerät geht, aber auch solche Abwägungen interessieren mich. Gerade um abzuwägen welche Sachen für diese neue Sektion relevant sind, frage ich mich: Wo sind eure "Mittelaltergrenzen"?
 
Also, alles aus Amerika is nich ... Die meisten zählen das Mittelalter bis zur Entdeckung Amerikas, also so ~ 1500. Die Bauernkriege, Söldnerheere usw würde ich auch in die Neuzeit rechnen. die Umbrüche in der Rechtsprechung usw fanden alle um diese Zeit statt.
 
Bitte bedenken: Ich frage nicht nach der persönlichen Meinung zur Grenze des historischen Mittelalters. Ich frage nach den persönlichen Grenzen grobmittelalterlicher oder altertümlich-exotischer Darstellung auf verschiedenen Ebenen. Ob man die Bauernkriege historisch zu Mittelalter oder Neuzeit rechnet, ist hier also egal. Interessanter ist: Fändest du einen Bauernhaufen mit Bundschuhfahne und Münzer-Predigten auf einer Grobmittelalterveranstaltung ohne Ankündigung von Zeitfenstern unpassend?
 
Eine interessante und auch schwere Frage, vor der ich als unerfahrener Mitveranstalter 2003 auch schon mal stand. Ich würe das Gliedern wollen in Kleidung, Gerät und Waffen. Bei der Kleidung emfände ich Landsknechte des 16ten JH,also diese Schlitzmode schon für zu spät. Mich irritieren diese Jack Sparrows die seit einiger Zeit auftauchen doch sehr. Bei den Waffen, keine Pulverwaffen. Eigentlich auch keine Hellebarden. Bei den Gerätschaften sehe ich etwas lockerer, da es oft die einzelnen Möglichkeiten sind generell altes Handwerk zu zeigen. Aber hier sollte klar deklariert sein aus welcher Zeit das Gerät oder die vorgeführte Technik kommt.
 
Ich persönlich finde, auch bei Marktmittelalter, beispielsweise Piraten oder ähnliches unpassend. Viele Gäste / Besucher können, und das ist nicht böse gemeint, diverse Unterschiede ohnehin nicht erkennen. Römische Darsteller sind bei uns in Nordbayern Mangelware, so das sich ein ( wirklich ) grober Zeitraum m.E. im Bereich 500 - 1500 eingrenzen lässt. Bei Biedermeier und Steinzeit guckt wohlmöglich auch der ( sorry ) Durchschnittsbürger mit geringer geschichtlicher Vorbelastung schon etwas schräg, ob denn so etwas zum Mittelalter passt. Ob 1160 oder 1250 ist 99% wohl wurscht ...
 
Aber, warum fragst Du? Gibt es einen bestimmten Anlass? Und diese Frage könnte man auch in die andere Richtung stellen. Wie früh darf es sein. PS Ich habe im selben Moment geschrieben wie Sigurdur
 
@ heidensohn: Machst du bitte noch mal deutlicher was du unter GroMi verstehst. Ich persönlich halte jede Veranstaltung die sich nicht auf ein zeitfenster unter 50 Jahren oder "Inseln" in diesem Bereich festlegt für grobmittelalterlich. Jede Veranstaltung die zeitenmischmasch zuläßt gehört für mich in den Bereich Fantasie. Und da sehe ich es dann auch nicht mehr als relevant an ob da ein Jack Sparrow oder ein bundschuhSöldner rumrennt. Und für Museen und belebungen halte ich die fünfzig Jahre je nachdem wie die Beleg- und Fundlage sich darstellt auch schon für zu hoch gegriffen. Ich bitte diese aussage als interne aussage zu verstehen, wünschenswert für das Publikums. Mir ist klar das sie an der Realität weit vorbei geht.
 
Mir ist bei einigen Veranstaltungen aufgefallen, dass es manchmal eine räumliche Gliederung der Lager gab. Also alle Wikis auf einer Ecke, dann die typischen "Ritterlager" anschließend die Landsknechte. Was die dann im Lager genutzt haben an Ausstattung sei mal dahin gestellt. Auch sind oft die Handwerker gemeinsam in einer "Straße" - und dann ists egal in welchem Zeitrahmen, sie zeigen halt Handwerk. Ich finde solche Aufteilungen nach Epochen nicht schlecht - es ist fast wie eine Art Zeitreise. Hier bei uns gibts hin und wieder mal eine Bajuwarenveranstaltung - ich komm jetzt gerade nicht auf den Namen des Ortes. Die Gruppe(n) die da agieren sind ja eigentlich zeitlich fest und haben auch ein tolles Haus in dem gekocht und gewerkelt wird. Da wären Landsknechte auf jeden Fall falsch. Und natürlich auch die Kilttragenden Schotten die auf jeder VA rumlaufen. DIE sind ja nun wirklich etwas "verirrt" in der Zeit. Gesine
 
Wir reden ja vom Ambiente, vom "Flair". Waffen: Alles, was *Bumm* macht stört mich total. Auch wenn es nominell noch im MA angesiedelt ist. Zivil: Irgendwie Alles und ständig. Wenn bei Wikingers das Horn kreist, stört ein Landsknecht einfach. Und sei er noch so gut. Selbst wenn eine VA das zeitlich trennt, bleiben immer noch die Besucher. Völlig egal übrigens, ob sie gewandet sind oder nicht. Ein Typ mit Regenschirm, Jeans, Turnschuhen und Baseballcap stört nicht weniger als ein Ork oder ein "Normanne" in Lederschnürjeans, Flokati und Trinkhornhalter am Gürtel. Fazit: Solange ohnehin Touris rumrennen, ist das Ambienteproblem für mich per se unlösbar.
 
Aber geht es nicht sowieso mehr um das Ambiente, das dem Touri mit Regenschirm, Jeans, Turnschuhen und Baseballcap präsentiert wird? Also fallen die doch raus aus der Rechnung. Ich neige irgendwie immer dazu, meine Grenze bei 1559 zu ziehen, also bis zum Ende des ritterlichen Turniers durch den Tod von Henri II, Ritter in voller Rüstung die sich irgendwie verprügeln finde ich jedenfalls passend für einen Mittelaltermarkt. Das ist jetzt modisch und auf dem Schlachtfeld allerdings volle Kanne geschlitzte Pumphosen und gigantische Federbarretts und die würden mich wohl stören, besonders wenn sie wild durcheinanderwuseln und plötzlich mit Wikingern am selben Tisch sitzen. Mir scheint, "Mittelalter" hängt doch ein wenig am Ritter fest, nicht unbedingt an der Jahreszahl. Auf jeden Fall eine interessante Frage, hatte ich bisher noch nicht wirklich drüber nachgedacht.
 
Meine Grenze: Darstellung in der Zeit von 500-1500, wenn der Markt mittelaltelich sein soll. Wenn es sich um ein Historisches Fest handelt ist es egal, da somit viele Epochen angesprochen werden. Und mittelalterlich und phantasie geht gar nicht. Entweder oder.
 
Auf dem Mittelalterjahrmarkt ist nun mal alles vertreten. Von Orks (hab mal nen netten getroffen), über die Gewandungssäufer, Leuten mit Anspruch, Ritter die den Kriegsruf der Spartaner aus der Comicverfilmung 300 zum besten geben, zu den Jack Sparrow Piraten (die ich nervig finde), oder Leuten mit modischem Kilt und 2Händer auf dem Rücken und den anderen üblichen Verdächtigen... Ich erwarte es auch nicht anders und wenn es mir nicht passt, dann lass ich meine Gewandung daheim und gehe auf eine Belebung. Ganz egal, überall kann man nette Menschen treffen :thumbup:
 
also für mich währe auch 1500 so die Grenze. wobei ich nix gegen gut gemachte VAs mit ner Zeitschiene habe. Aber wir reden ja von Middelalter Märkten *gg*
 
Aber geht es nicht sowieso mehr um das Ambiente, das dem Touri mit Regenschirm, Jeans, Turnschuhen und Baseballcap präsentiert wird? Also fallen die doch raus aus der Rechnung.
Naja, aber nur weil sie die Zielgruppe sind, sind sie ja nicht plötzlich weg oder unsichtbar. Die sehen sich selber ja sehr wohl. Wenn ich als Touri des Grauens gehe, also mal ungewandet und ganz naiv (klappt aber leider kaum noch, weil mich auf den VAs, auf die ich gehe, halt schon fast jeder kennt), dann stört mich exakt dasselbe. Da stör' ich mich ja mehr oder weniger sogar selber. MA-Markt ist halt nun mal was anderes als ein Museumsbesuch. Wenn ich authentische Sachen sehen will, dann können die auch in Vitrinen liegen. Auf einem MA-Markt will ich schon auch ein bisschen das, was ein mir bekannter Vollauthentiker mal so treffend als "den Mittelalterfilm schieben" bezeichnet hat. Für's drollig-romantische Ambiente lass ich das große "A" gerne mal links liegen. Ich erinnere mich an ein etwas experimentelles Konzept vor vielen Jahren auf Tilleda, als die Orga das quasi als große Belebung / Rollenspiel aufziehen wollte, mit den Touris mittendrin. Ein Schauspiel ohne vierte Wand sozusagen. Das ging kolossal daneben, eben weil du keine ottonische Pfalz glaubhaft und ambientig beleben kannst, wenn ständig Leute mit Regenschirm und Südwester um dich rumwuseln. Man könnte, im kleineren Rahmen, so was vielleicht versuchen, indem man die Besucher aus einem Fundus - der kann ja gerne einfach sein, nicht handgenäht und nicht pflanzengefärbt, am Eingang einkleidet. Eine absolute 0815-Standard-Klamotte ohne modische Extravaganzen und eindeutige zeitliche Merkmale, die jahrhundertelang passt. Scheiß auf die Schuhe, obenrum wäre schon viel geholfen. Aber wäre natürlich trotzdem ein Riesenaufwand, einerseits wegen der Vielzahl an Kostümen, die man vorhalten müsste, andererseits auch wegen hygienischer Gründe - das Zeug müsste ja auch zwischendrin gewaschen werden. Ist also wohl utopisch. Oder man macht eine VA nur für Gewandete (mal was ganz anderes, Gewandungszwang statt "Besucher in Gewandung nicht erwünscht"). Dann hat man zwar immer noch ein absolutes Sammelsurium aus sämtlichen nur erdenklichen GroMi-Kombinationen, aber immerhin sind die Modernen schon mal weg. Hat natürlich mit historisch korrekt nix zu tun, wäre aber der reinen Lagerfeuerromantik sicherlich zuträglich. Auf einer entsprechenden VA mit entsprechendem Konzept würde das passen. Nur so ein paar blöde spontane Gedanken.
 
Ich musste den Beitrag von Heidensohn erst ein paar mal lesen, um dann (hoffentlich) zu verstehen, was er meinte. Über die Grenzen des Mittelalters sind wir uns hier ja weitestgehend einig. Die Frage ist eher, was bei "Un-A-Veranstaltungen" (also dem durchschnittlichen Mittelaltermarkt/-lager) zu viel ist. Für mich ist immer zu modern, was mich "anschreit". So kann ich durchaus mit Schnürlederhosen leben. Nur bekomme ich bei "Mittelaltermusik", bei dem das einzig auch nur grobmittelalterliche der Text in Marktsprech und vielleicht ein Intro mit einem Dudelsack ist, dann doch einen Anfall. Auch ein Händler mit (zugegeben herrlichen) modernen Klappmessern in Steampunk-Ausrüstung irritiert mich ungemein. Auch der Pommesstand muss jetzt echt nicht sein. Mich persönlich irritieren immer die GroMis, die sich keine Mühe geben. Leinenkleid, Elfenkaputzen - alles ok. Wenn darunter dann aber Jeanshosen und Turnschuhe rausgucken, stört es mich schon. Was Lagerausrüstung angeht, so meine ich, dass hier Zweckmäßigkeit vor "A" gehen muss. So stören mich die rußgeschwärzten Kaffeekannen anno vor dem Krieg nicht wirklich.
 
Aber geht es nicht sowieso mehr um das Ambiente, das dem Touri mit Regenschirm, Jeans, Turnschuhen und Baseballcap präsentiert wird? Also fallen die doch raus aus der Rechnung.
Naja, aber nur weil sie die Zielgruppe sind, sind sie ja nicht plötzlich weg oder unsichtbar. Die sehen sich selber ja sehr wohl. Wenn ich als Touri des Grauens gehe, also mal ungewandet und ganz naiv (klappt aber leider kaum noch, weil mich auf den VAs, auf die ich gehe, halt schon fast jeder kennt), dann stört mich exakt dasselbe. Da stör' ich mich ja mehr oder weniger sogar selber. MA-Markt ist halt nun mal was anderes als ein Museumsbesuch. Wenn ich authentische Sachen sehen will, dann können die auch in Vitrinen liegen. Auf einem MA-Markt will ich schon auch ein bisschen das, was ein mir bekannter Vollauthentiker mal so treffend als "den Mittelalterfilm schieben" bezeichnet hat. Für's drollig-romantische Ambiente lass ich das große "A" gerne mal links liegen. Ich erinnere mich an ein etwas experimentelles Konzept vor vielen Jahren auf Tilleda, als die Orga das quasi als große Belebung / Rollenspiel aufziehen wollte, mit den Touris mittendrin. Ein Schauspiel ohne vierte Wand sozusagen. Das ging kolossal daneben, eben weil du keine ottonische Pfalz glaubhaft und ambientig beleben kannst, wenn ständig Leute mit Regenschirm und Südwester um dich rumwuseln. Man könnte, im kleineren Rahmen, so was vielleicht versuchen, indem man die Besucher aus einem Fundus - der kann ja gerne einfach sein, nicht handgenäht und nicht pflanzengefärbt, am Eingang einkleidet. Eine absolute 0815-Standard-Klamotte ohne modische Extravaganzen und eindeutige zeitliche Merkmale, die jahrhundertelang passt. Scheiß auf die Schuhe, obenrum wäre schon viel geholfen. Aber wäre natürlich trotzdem ein Riesenaufwand, einerseits wegen der Vielzahl an Kostümen, die man vorhalten müsste, andererseits auch wegen hygienischer Gründe - das Zeug müsste ja auch zwischendrin gewaschen werden. Ist also wohl utopisch. Oder man macht eine VA nur für Gewandete (mal was ganz anderes, Gewandungszwang statt "Besucher in Gewandung nicht erwünscht"). Dann hat man zwar immer noch ein absolutes Sammelsurium aus sämtlichen nur erdenklichen GroMi-Kombinationen, aber immerhin sind die Modernen schon mal weg. Hat natürlich mit historisch korrekt nix zu tun, wäre aber der reinen Lagerfeuerromantik sicherlich zuträglich. Auf einer entsprechenden VA mit entsprechendem Konzept würde das passen. Nur so ein paar blöde spontane Gedanken.
dann wär vermutlich ein LARP am besten ;) keine besucher und je nach dem was für eins man nimmt, passt auch alles ganz gut ins bild. ich fände selbst ein Star Trek Away Team irgendwie lustig auf so einem Markt. Alles abscannern und sich über diesen seltsamen mischmasch wundernd und ob da was in den archiven nicht stimmt mit dem 21 Jhd ;)
 

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