Richtig Zitieren

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Friethjoph

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Dieser Thread richtet sich insbesondere an die neueren Mitglieder des Forums, oder als Erinnerungsstütze an die älteren Hasen. Denn es gibt in der deutschen Geschichtswissenschaft ein paar Konventionen, wenn es ums Zitieren geht. Ja, es ist ein Ordnungswahn, aber er sorgt auch dafür, dass Zitierweisen gleichmäßig sind. Nun, nehmen wir einmal an, wir haben ein Buch vor uns oder möchten darauf Verweisen... Geschrieben hat es Heiko Steuer, Betitelt sei es "Die Franken in Köln (Aus der Kölner Stadtgeschichte), es ist gebunden, 1980 gedruckt vom Greven-verlag (der In Köln sitzt), es ist deutsch, hat eine ISBN 10 (3774301778) und 13 (978-3774301771), und hat schließlich Außenmaße von 24 x 16,4 x 1,8 cm. Nun, welche von den Informationen sind jetzt wirklich relevant? Die Geschichtswissenschaftler sagen: 4. Genau 4 Informationen braucht man, um ein Buch eindeutig zu identifizieren: Autor/Herausgeber, Titel, Verlagsort (weil bei sehr alten Büchern der Verlag unbekannt ist) und das Erscheinungsjahr. Richtig Zitiert wäre das Buch also nach einer der folgenden Varianten:
Heiko Steuer: Die Franken in Köln (Aus der Kölner Stadtgeschichte), Köln 1980. Steuer, Heuko: Die Franken in Köln (Aus der Kölner Stadtgeschichte), Köln 1980.​
Nun, was ist, wenn es bei einem Buch außer einem Autor noch einen Herausgeber oder Übersetzer gibt? Und wenn das Buch dann auch noch nicht die erste, sonder eine eventuell dagegen geänderte andere Auflage ist? Dann wird der Herausgeber und Bearbeiter mit beim Autor genannt, Als Beispiel nehme ich mal die Slavenchronik in der Ausgabe von Stoob. Beachte: das Jahr am Ende kann die Erstausgabe ODER die aktuelle sein:
Helmold von Bosau, Heinz Stoob (Bearb.): Slavenchronik, 6. Auflage, Darmstadt 1963. Helmold von Bosau, Heinz Stoob (Bearb.): Slavenchronik, 6. Auflage, Darmstadt 2002. VON BOSAU, Helmold; STOOB, Heinz (Bearb): Slavenchronik, 6. Auflage, Darmstadt 1963. VON BOSAU, Helmold; STOOB, Heinz (Bearb): Slavenchronik, 6. Auflage, Darmstadt 2002.​
Nun, soweit mit den Monografien. Ob jetzt "Vorname Nachname" oder "Nachname, Vorname" ist dedem selbst überlassen, hauptsache in einem Text belibt es gleich. Jetzt kann natürlich nicht jedes Buch nur einen Autor haben, ja manche Bücher enthalten gänzlich unabhängige Artikel! Zum Beispiel nehme ich "The Oxford History of Ancient Exypt", ein Wälzer, der über 500 Seiten und eine Kompilation von 14 unabhängigen Texten von genau so vielen Autoren ist. Als Gesamtwerk kann man das einfach Zitieren: Herausgeber statt Autor, dann wie gehabt:
Ian Shaw (Hrsg.) et al.: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2000.​
Aber wie Zitiert man daraus einen Unterartikel? Einfach: Der Autor und Titel des Unterabschnitts wird mit genannt und dann, in welchem Buch das eigentlich ist. Zum Beispiel:
Jacobus Van Diik: The Amarana Period and the Later New Kingdom. In: Shaw et al.: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2000, S.272-313.​
Soweit für Bücher. Nur, wie zitiert man eigentlich eine (Fach)Zeitschrift oder eine Tageszeitung? Auch dazu kennt der Geschichtswissenschaftler Regeln. Regel Nummer 1: Zeitungen haben keinen Herausgeber oder Verlagsort, der angegeben werden muss, dafür muss der Titel, der Jahrgang und das Erscheinungsjahr angegeben werden, in dem der Artikel erschienen ist. Und nicht wenige Zeitungen haben eine Abkürzung. CJ für The Classic Journal zum Beispiel. Oder VfZ für die Schriften des Instituts für Zeitgeschichte. Von letzterem habe ich auch ein Beispiel parat:
Kittel, Manfred: Genesis einer Legende - Die Diskussion um die Stalin-Noten in der Bundesrepublik 1952-1958. In: VfZ 41 (1993), S.355-389.​
Nun, was ist, wenn ich eine Tageszeitung zitieren will? Das geht genauso! Wenn das Archiv online einsehbar ist, so fügt man am Ende einfach die URL und das Abrufdatum an:
Tüngel, Richard: Auch der Westen bleibt die Antwort schuldig. In: Die Zeit, Nr. 16, 17.04.1952, Seite 1; URL: http://www.zeit.de/1952/16/auch-der-westen-bleibt-die-antwort-schuldig (26.02.2015).​
So weit so gut. Ich glaube das deckt fast alle Zitate ab... außer das Internetzitat, aber das geht anders: Seitenname, Seitenbeschreibung/titel, URL, Abrufdatum.
Mittelalterforum: Forum - Mittelalterforum. URL: http://www.mittelalterforum.com/index.php/BoardList/ (26.11.2015).​
Und da alle Zitate mit einem Punkt abgeschlossen sind, setzte ich hier mal einen zum Abschluss dieses hoffentlich hilfreichen Exkurses: ●
 
Ein schöner Artikel, vielen Dank dafür. Ich möchte noch hinzufügen, dass die Nennung des Vornamens bei Autoren oder Herausgebern optional ist. In der Regel lässt sich auch nur mit Nennung des Nachnamens das Werk eindeutig zuordnen. Also z.B.: Steuer, Die Franken in Köln (Aus der Kölner Stadtgeschichte), Köln 1980 Wenn ein Untertitel innerhalb eines Werks keinen eigenen Titel hat, kann man diesen z.B. auch so Zitieren: Van Diik, in: Shaw et al., The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2000, S. 272–313
 
Und wo steht jetzt, wie man richtig zitiert? Würd mich wundern, wenn es hier Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich gibt, aber wenn mir jemand für ein Zitat eine Bibliographie ohne Seitenangabe vorsetzt, dann kann er sich sein Argument sonstwo hinschieben :)
 
Das ist eigentlich wissenschaftlicher Standard weltweit. Es fehlt eben die Seitenangabe in der Ausgabe Also Verfasser, Buchtitel, (IsbnNr), Verlag (wenn bekannt) Seite (von bis, oder xy f oder ff)
 
Und wo steht jetzt, wie man richtig zitiert? Würd mich wundern, wenn es hier Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich gibt, aber wenn mir jemand für ein Zitat eine Bibliographie ohne Seitenangabe vorsetzt, dann kann er sich sein Argument sonstwo hinschieben :)
Ja, Da habe ich bei der Formatierung der korrekten Art glatt vergessen zu sagen "Ans Ende gehört die Seitenangabe", bei Teilen eines Sammelbands gehört "Hier: S.XXX" dazu.
ist in der Geschichtswissenschaft nicht erforderlich
Nein, der Verlag und die ISBN ist nicht nur nicht erforderlich, diese zu nennen wird in der Geschichtswissenschaft schlicht unschön (und von vielen Professoren als falsch) angesehen. Dazu gibt es sogar vernünftige Gründe: ISBN haben den Nachteil Inkonsistent zu sein, ein großer Teil der Bücher, die benutzt werden haben schlicht keine, weil die gesamte Literatur vor 1972 keine hat, aber diese noch regelmäßig verwendet wird. Und soll man die ISMN-10 oder -13 nehmen?! Man sieht sofort: ISBN ist in der Geschichtswissenschaft nicht zielführend. Quellen und Manuskripte kann man nach oben genanntem Schema zitieren (Ort kann dann S.L. (sine Loco) sein), aber diese haben ja bekanntlich nie eine ISBN. Verlagsort statt Verlag, weil Verlage ihre Namen ändern oder verkauft werden. DeGruyter mag zwar schon seit 1918 so heißen, aber 3 seiner Vorläuferverlage waren ebenso in Berlin, die anderen beiden aus Leipzig und Straßburg. Aber warum muss dann der Erscheinungsort angegeben werden, nicht der Verlag? Einfach: wenn der Verlag pleite geht (was früher mal häufiger war), dann ist immer zumindest ein Exemplar des Buches an die Bibliothek des Erscheinungsorts gegangen - das ist nicht nur guter Ton, sondern auch gesetzlich vorgegeben. Anders ist der Fall mit Archivnummern gelagert: Archive kennen häufig sehr viele gleichartige Dokumente, die sich nur im Inhalt, nicht aber in der Bezeichnung unbterscheiden. Bezieht man sich auf ein archiviertes Dokument, so ist die Angabe des Archivs und des dortigen Standorts und Aktenzeichens (oder der Archivnummer) zwingend.
Wenn ein Untertitel innerhalb eines Werks keinen eigenen Titel hat, kann man diesen z.B. auch so Zitieren: Van Diik, in: Shaw et al., The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2000, S. 272–313.
Das ist in der Geschichtswissenschaft eher unüblich, aber möglich. Zu beachten ist, dass manche Sammelbände zwei Artikel desselben Autors enthalten können, dann muss es (aufgrund der Seitenangaben) eindeutig identifizierbar sein, auf welchen Artikel der Bezug gilt.
 
Nein, der Verlag und die ISBN ist nicht nur nicht erforderlich, diese zu nennen wird in der Geschichtswissenschaft schlicht unschön (und von vielen Professoren als falsch) angesehen.
genau. in der geschichte musste ich nie einen verlag angeben, in der anglistik/amerikanistik hingegen schon. isbn war stets obsolet
 

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