XVIIIa Langschwert in Arbeit

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Wyrd

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So, that letzte Schwert ist dem zufriedenen Kunden übergeben worden und nun ist es Zeit für das nächste :) Ich hab Semesterferien... Diese Klinge hier ist vom Schwert von Albrecht II inspiriert. http://myarmoury.com/feature_spotxviii.html (runterscrollen auf ca halbe Höhe). Oakeshott beschreibt es als ein perfektes Beispiel eines Typ XVIIIa Langschwertes. Meine Version ist etwas länger und schlanker, sowie mit einem anderen, etwas späteren Gehilz ausgestattet. Zeitlich bewegen wir uns hier um 1450. Wie jedes meiner Schwerter entsteht es erstmal auf Papier Dann wird die Klingenform auf in diesem Fall 6mm starkem 56Si7 übertragen und ausgeschnitten: Anschliessend wir die kurze Hohlkehle eingeschliffen. Wenn Klingenflächen und distal taper geschliffen werden, wird die Verjüngung der Hohlkehle entstehen. Morgen geht's weiter... :D
 
wird mal wieder super! Womit hast du denn die Hohlkehle eingeschliffen? Die sieht so maschinell aus. Und machst du Parier und Knauf immer bevor du das schwert anfängst? Wenn du weiter so fleißig Schwerter baust, und die Postest, habe ich mal Motivation, wenn ich mal zufällig stahl da habe, und vielleicht wirds dann ja auch bei mir mal was... Ich weiß, ich nehme mir das seit Jahren vor. Noch eine Frage: Wie viele Schwerter hast du so ungefähr insgesamt gebaut? und wie viele hat es gebraucht, bis du guten Gewissens sagen konntest, dass das ein schwert ist? :D
 
Die Hohlkehle ist mit dem Bandschleifer eingeschliffen. Nein, eigentlich macht man Parier und Knauf wenn die Klinge fertig ist. Zumindest beim Knauf ist ein korrektes Gewicht essentiell. Beim Parier ist "so leicht wie möglich aber noch stabil" eine gute Grundregel. Ich habe nur deshalb schon mit Parier und Knauf angefangen, weil ich bei dem Schwert etwas unter Zeitdruck stehe und da die Stahllieferung noch nicht da war, was anderes als die Klinge machen musste. Wenn man ein bisschen Erfahrung hat, kann man das benötigte Endgewicht des Knaufes einigermaßen abschätzen und dementsprechend den Knauf etwas übergroß fertigen, sodass man noch fein-tunen kann, wenn die Klinge fertig ist. Bisher hab ich so ca 10 Schwerter gemacht, die den Namen verdient haben... die ersten 2 war... naja. Wenn man viel Erfahrung mit Messer-machen hat, geht es schneller.
 
Ich hatte ursprünglich angenommen, man kann das Ende der Hohlkehle rechteckig lassen, die notwendige Verjüngung käme ausreichend beim Einschleifen der Klingenflächen und des distal tapers. Das ist nur halb richtig. Es klappt, wenn die Klinge nach der Hohlkehle so dünn bzw dünner ist als das Material zwischen den beiden Hohlkehlen. Da diese Klinge nur im unteren Drittel eine Kehlung aufweist, funktioniert das hier so nicht. Wurde mir auch erst klar, nachdem ich das an einem Stück Holz ausprobiert hatte. Jedenfalls habe ich nun einen "lift-off" der Hohlkehle eingeschliffen, damit ist das Problem gelöst. Ich hab auch die Gelegenheit genutzt, ein paar Bilder von meiner Schleifvorichtung zu machen...
 
Hier ist die Klinge, nachdem die Schneiddicke festgelegt (ca 1mm, so gehen die Klingen zum Härten) und das grobe distal taper mit der Flex eingeschliffen wurde. Die Klinge ist immer noch ca 1mm zu dick über einen Großteil der Länge, die restliche Verjüngung wird im Rahmen des Schleifens der Klingenflächen geschehen. Ihr seht hier auch meinen neuen Amboss, ich habe einen relativ kleinen benötigt, da ich ihn hin- und herstellen muss. Dieser hier wiegt 75kg. Ich habe ihn in sehr vernachlässigtem, aber ansonsten sehr gutem Zustand (überall Rost, aber die Bahn ist noch makellos gerade, kaum Dellen, alle Kanten sind noch scharf, etc) auf Ebay erstanden. Zu meiner übergroßen Freude hat er sich als Peddinghaus entpuppt! Das Logo "Original P.F.P." war erst nach großzügigem Putzen mit WD-40 und etwas Stahlwolle sichtbar. Peddinghaus sind absolut erstklassige Ambosse und gehen für mehr als das Doppelte als der Betrag, den ich für diesen hier bezahlt habe :thumbsup: Kann es kaum erwarten, meinen neuen Schatz aufzustellen und einzuweihen ^^ Aber erstmal muss es mit der Klinge weitergehen.
 
Hier sind nun die Klingenflächen mit der Flex eingeschliffen. Im gekehlten Bereich hab ich ein bisschen mehr Material stehen gelassen, der Rest wird mit dem Bandschleifer weggenommen werden. Das andere Schwert im Bild ist übrigens mein aller erstes Projekt gewesen, eine H/T Langschwertklinge, die ich montiert habe. Ziemlich furchtbares Teil aber ich mag es immer noch und es ist der jetzigen Klinge nicht unähnlich.
 
Die Klinge ist bereit für die Wärmebehandlung. Ich habe inzwischen auch das richtige Knaufgewicht bestimmt. Dazu tape ich das Parier an seinen Ort und probiere verschiedene Gewichte, bis die harmonische Balance stimmt. 300g hat sich als ideal gezeigt. Der vorgefertigte Knauf wiegt 330g, gibt also noch ein bisschen Material zum wegnehmen. Die Klinge wiegt momentan 1040g, das vollendete Schwert wird ca 1500g wiegen, denke ich.
 
Hier sind Parier und Knauf im Maschinen-Finish. Handpolitur muss warten, bis die Klinge fertig ist und alles montiert werden kann. Nicht abgebildet ist der Nietknopf den ich inzwischen ebenfalls fertiggestellt habe.
 
Das Langschwert ist fertig. Zeitlich bewegen wir uns hier um die Mitte des 15. Jh. Könnte einem wohlhabenden Bürger oder Adeligem gehört haben. Elegant aber durch und durch eine taugliche Waffe. Maße: Steel: 56Si7 Gesamtlänge: 122.5cm Klinge: 94cm Griff: 19cm Breite am Parier: 5.2cm PoB: 11cm CoP: 60cm Vorderer Drehpunkt: knapp hinter Ort Hinterer Schwingungsknoten: 6cm hinter dem Parier (wo die Linien Im Griff sich treffen) Gewicht: 1467g Anders als meine letzten Schwerter ist das hier primär für das Blossfechten gedacht. Leicht, führig und schnell. Die Klinge ist lang nicht so massiv und dank schlanker Schneiden und dünner Klinge sehr schneidfreudig. Steif genug für den Stich gegen ungepanzerte Ziele ist sie aber. Momentan regnet es, ich konnte aber nicht widerstehen und bin kurz raus, um ein paar Tetrapacks und einen Ast zu zerlegen. Mühelos sag ich nur... Schnitttest-Video gibt's dann später. Ich werde das Schwert für einen Review nach London zu Peter Smallridge und Dave Rawlings schicken, beide sehr erfahrene HEMA-Fechter. Außerdem werde ich dieses Schwert am "Tag des Schwerts" in Nürnberg am 25.6.2016 bei der Schnitttest-demo verwenden. Wer es also sehen will, darf gerne vorbeikommen! Viele Grüße und danke fürs Lesen! Lukas
 
Wahnsinn... Wenn ich mal meine "Projektchen" alle soweit durch habe, und deine Arbeiten dann noch "bezahlbar" sein sollten, muss ich wohl auch "Kunde" bei dir werden. ^^ :thumbup:
 
Schwertscheide! Mein Dank geht an Arno Eckhardt von der Traumschmiede, der mir diese Methode gezeigt hat (und vieles mehr). Los geht es mit 2.5mm Starkschnittfurnier (Ahorn). Form ausschneiden, in Form schleifen, dann Fell draufkleben und alles mit Leinen und Hasenleim verkleben. Das Fell wurde vorher geölt. Momentan trocknet der Leim und zieht den Holzkern in die richtige Form. Morgen werde ich sehen, ob der Sitz passt, das ist hier immer die größte Hürde. Je nachdem, wie breit die Holzschalen gewählt wurden passt es oder ist zu eng/zu locker... Daumendrück!
 

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