Die Haithabu-Schleudern

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kapuze

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Hallo allerseits. Ich habe nach den Lederfunden von Haithabu eine Steinschleuder rekonstruiert. Da dies ein Langeweile-Resteprojekt war habe ich ordinäre Lederbänder verwendet. Die Schleuderbriefe ( ich weiß von 2 möglichen Funden für Haithabu und diversen Weiteren in Nordeuropa) sind als Leder gefertigt, jedoch sind die Schnüre nicht erhalten. Ich weiß, dass eine weniger flexible Schnur (aus z.B. Rosshaaren) die Energie besser leitet. Des Weiteren ist es seltsam, dass bei erhaltenem ledernen Schleuderbrief, die Bänder (geht man von Lederbändern aus) nicht erhalten sind. Ergo schließe ich daraus, dass diese wohl warscheinlich nicht aus Leder bestanden haben. Werde mich da eh nochmal dransetzen. Jetzt zu meiner Frage. Da ich keinen Fundkatalog zu den Metallfunden von Haithabu habe, stelle ich sie an euch: Sind in den Funden Bleikugeln/ -zäpfchen ( :D ) oder irgend etwas aufgeführt, was man als mögliche Schleuderbleie interpretieren kann? Eine weitere Idee wäre die Verwendung von Tongeschossen. Oder eben ganz pragmatisch: Steine Ich danke schonmal für eure Antworten ;) PS: Wenn Interesse besteht reiche ich gerne Bilder nach, aber eine Steinschleuder finde ich ist ja optisch recht unspektakulär.
 
Schau mal hier in dem Bereich, da gibts schon ein paar Beiträge über Schleudern. jungraban ist da auch der Spezialist auf dem Gebiet. Das die Schnüre nicht bei den Schluderbriefen gefunden wurden, kann auch darauf hindeuten, dass der Brief weggeworfen wurde, z.B. weil er weggeworfen wurde (kaputt, ausgeleiert, ersetzt worden ...) Die Schnüre könnten aus Leder gewesen sein, wahrscheinlicher ist aber pflanzliches Material oder sogar Wolle oder Seide. Funktioniert alles sehr gut, wenn die Läufe entsprechend ordentlich geflochten worden sind. Als Munition müssen nicht nur Bleie verwendet worden sein, Steine in verschiedenen Größen tuns auch und sind schneller und einfacher verfügbar ;-)
 
Den Thread über Schleudern im Allgemeinen habe ich gesehen. Ist auch sehr aufschlussreich. Mir geht es im speziellen jedoch um die Haithabufunde. Was mit so ner Schleuder alles verschossen werden kann ist ja denkbar. Interessanter ist für mich ob es speziell angefertigte Geschosse in den Funden gibt.
 
Ich zitiere mal aus "Spurensuche Haithabu, Kurt Schietzel, 2014, Wacholtz-Verlag , Seite 570 (=Quelle) : "Unter den Lederfunden finden sich zwei Objekte, länglich-oval in der Form, an beiden Enden gelocht und dazwischen mit einigen Längsschnitten versehen. (...) Würden die benannten Lederstücke zu Recht als Schleudertasche für Geschosse interpretiert, dann könnten damit auch die vielen verstreuten, walnussgroßen, ebenmäßig runden Steine im Fundgut vielleicht ihre Erklärung finden" Also, schöne rund Steine sammeln, und dann gehts los ...
 
Was dann auch wieder den größten Vorteil von Schleudern hervorhebt: Gratismunition :D
 
Die Schnüre könnten aus Leder gewesen sein, wahrscheinlicher ist aber pflanzliches Material oder sogar Wolle oder Seide. Funktioniert alles sehr gut, wenn die Läufe entsprechend ordentlich geflochten worden sind.
Wenn Wolle als Material verwendet würde: Würde man diese dann auch wachsen, oder lieber nicht? Habe mal gehört dasss die dann spröde wird
 
Das müsste Jungraban am besten beantworten können. meine Schleudern, die aber aus Sisal und Hanf sind, sind gewachst. Ich muss morgen mal gucken, ob ich was zu evtl. Funden von Munition finden kann.
 
Von der textiltechnischen Seite, macht Pflanzenfasern wachsen Sinn, Wolle irgendwie nicht. Bei Pflanzenfaser stabilisiert das Wachs den gesponnen Faden, Wolle reibt sich dabei auf. Wenn Wolle, dann einen stark handgesponnen Faden, denn industrielles Garn ist nicht fest genug gedreht. Das Garn sollte nach dem Spinnen gut gestreckt werden, also nass gemacht und dann mit einem Gewicht im Strang getrocknet werden. So kann der Faden keine Ringelschwänzchen machen und ist dennoch reißfest. Dann erst zur Schnur verarbeiten. Als Wolle eigenen sich Schafrassen von eher kratziger Art, Merino und Ähnliches ist zu plüschig und nicht widerstandsfähig. (aus der Sicht einer Weberin, eine Schleuder steht noch auf meiner To-do Liste, deshalb lese ich interessiert mit.)
 
Also ich arbeite gerade an ner verbesserten Version meiner Schleuder. Ich habe mich heute mit jemandem unterhalten, der schon zig Schleudern aus Wolle gedreht hat. Scheint also von der Textiltechnischen Seite her auf jeden Fall zu gehen. Was ich mitgenommen habe: Der Schleuderbrief kann ruhig mit Wasser geformt werden, um das Geschoss besser aufnehmen zu können. ( Bis dato dachte ich, ein möglichst weicher Brief würde sich der individuellen Form der Geschosse besser anpassen) Er erwähnte auch konservierungstechnische Dinge, die ich aber verzwirbelt habe und nicht falsch wiedergeben möchte. Er meinte aber so grob, dass gegen Wolle sprechen würde, dass sie neben dem Lederbrief wohl eigentlich noch nachweisbar gewesen sein müsse, da im vorhandenen Boden ein Millieu herschen würde das beides gut konservieren hätte müssen(weil blabla habe ich leider vergessen. Ärgert mich wirklich, da es sehr interessant war). Jetzt denke ich nach, was man wohl noch nehmen könnte. Also an Rosshaar würde ich ja rankommen, aber ob das dann sinnvoller ist...
 
Der Schleuderbrief kann ruhig mit Wasser geformt werden, um das Geschoss besser aufnehmen zu können.
Das kannst du ganz beruhigt lassen, weil diese Fertigung immer wieder auftaucht, wenn der Brief genau nach dem Fund gefertigt wird. Wenn man die Schleuder oft genug benutz bekommt sie schon die richtige Form. Der Brief aus Haithabu ist geschlitzt und somit passt er sich schon der Form des Geschosses an.
 
Ich habe gestern eine wundervolle, aus Wolle geflochtene Schleuder in der Hand gehabt ... Da war nichts gewachst oder so. Auch waren die Läufe nicht dehnbar.
 
Das kannst du ganz beruhigt lassen, weil diese Fertigung immer wieder auftaucht, wenn der Brief genau nach dem Fund gefertigt wird. Wenn man die Schleuder oft genug benutz bekommt sie schon die richtige Form. Der Brief aus Haithabu ist geschlitzt und somit passt er sich schon der Form des Geschosses an.
Ist mir jetzt nicht neu, das mit den Schlitzen. Und der erste Teil mit der Fertigung und dem genau nach Fund fertigen erschließt sich mir einfach nicht. Vielleicht magst du mir den nochmal umformulieren, dann verstehe ich es auch.
Ich habe gestern eine wundervolle, aus Wolle geflochtene Schleuder in der Hand gehabt ... Da war nichts gewachst oder so. Auch waren die Läufe nicht dehnbar.
Also kein Wachs. Dass die Läufe nicht dehnbar sein sollten ist klar, ich meinte eher die "Fäden" innerhalb des Briefes. Nach gestrigem Test kann ich aber sagen dass es sich nicht viel gibt ob das Leder nun weicher oder fester ist. sollte halt trotzdem nichts zu dickes sein.
 
Und der erste Teil mit der Fertigung und dem genau nach Fund fertigen erschließt sich mir einfach nicht. Vielleicht magst du mir den nochmal umformulieren, dann verstehe ich es auch.
Einige machen den Lederbrief nass und drücken ihn über das Geschoss. So nimmt der Brief die Form des Geschosses an und sieht wie ein Fund aus. Das ist aber für einen neuen Lederbrief Blödsinn.
 
Jetzt habe ich verstanden. Naja sinnig hin oder her, ich kann mir vorstellen dass eine gute Passform die Angst vor Querschlägern am Anfang minimiert. Geht mir zumindest so...
 
Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Wenn ein Schleuder Brief zu stark ausgebaucht ist, wird er unbrauchbar . Der stein löst sich dann nämlich nur schlecht bis gar nicht mehr aus dem Brief. Deine Schüsse halten nur sehr schwer die Richtung. Sie werden immer sehr stark nach links ziehen. Ein gespinnter schuss ist gar nicht mehr möglich. Viele schleudern sind deshalb gleich geschlitzt geflochten. Da kann nix mehr ausbauchen. (Balearen, Mittelmeer ) Der nordische schleudertyp, wo auch haithabu dazu gehört hat Lederbriefe mit mehrfach schlitzung. Diese bauchen ebenfalls recht schwer aus. Blei Geschosse aus haithabu oder Schleswig suche ich auch noch. Jedoch spricht die Größe der Briefe eher für stein. Die gewichte dürften von 80 bis etwa 500 gr gelegen habe. Im schloss gottorf gibt es einen Brief zu bestaunen denn man mit großer Wahrscheinlichkeit als stabschleuder verwendet hat. Diese wurden oft von schiffen eingesetzt. Man kann die Läufe aus leder arbeiten. Ich persönlich mag sie aber eher nicht so. Sie lassen sich nicht so gut beschleunigen. Wolle eignet sich hervorragend. Allerdings muss sie gut geflochten sein. Meine älteste wollschleuder ist 15 Jahre alt. Die Läufe sind aus heidschnucken wolle geflochten. Doppelter fischgrad. Dieser ist von Natur aus leicht elastisch. Schießt sich etwas weicher und die Schleuder ist etwas langsamer. Muss man mögen. Leinen ist genial . Gewachst nahezu unkaputtbar und dazu noch Wetter beständig. Und sehr schnell. Aus Haithabu ist ein ziergeflecht bekannt. Dieses eignet sich sehr gut. Wenn ich nicht irre gibt es einen fund aus schwerin. Da ist noch ein Stück lauf noch am Brief dran. Sogar der Knoten ist gut erkennbar. Damit kommen wir zu einem kleinen Nachteil der haithabu schleudern. Die ältesten funde dieses Typs, stammen aus groß rathen. Sie haben an denn Brief Enden keine Löcher sondern zwei Schlitze wo die Läufe befestigt waren. Alle anderen haben Löcher . Und diese reißen quasi immer irgendwann aus. Bei meinen tests passierte das immer am haltelauf. Ich schieße aber auch wirklich sehr viel. Man muß also keine Angst haben, das einem das teil um die Ohren fliegt. Aber man sollte nach dem schießen immer mal schauen. Das mach ich aber generell immer. Auch bei bögen.
 
Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Wenn ein Schleuder Brief zu stark ausgebaucht ist, wird er unbrauchbar . Der stein löst sich dann nämlich nur schlecht bis gar nicht mehr aus dem Brief. Deine Schüsse halten nur sehr schwer die Richtung. Sie werden immer sehr stark nach links ziehen. Ein gespinnter schuss ist gar nicht mehr möglich. Viele schleudern sind deshalb gleich geschlitzt geflochten. Da kann nix mehr ausbauchen. (Balearen, Mittelmeer ) Der nordische schleudertyp, wo auch haithabu dazu gehört hat Lederbriefe mit mehrfach schlitzung. Diese bauchen ebenfalls recht schwer aus. Blei Geschosse aus haithabu oder Schleswig suche ich auch noch. Jedoch spricht die Größe der Briefe eher für stein. Die gewichte dürften von 80 bis etwa 500 gr gelegen habe. Im schloss gottorf gibt es einen Brief zu bestaunen denn man mit großer Wahrscheinlichkeit als stabschleuder verwendet hat. Diese wurden oft von schiffen eingesetzt. Man kann die Läufe aus leder arbeiten. Ich persönlich mag sie aber eher nicht so. Sie lassen sich nicht so gut beschleunigen. Wolle eignet sich hervorragend. Allerdings muss sie gut geflochten sein. Meine älteste wollschleuder ist 15 Jahre alt. Die Läufe sind aus heidschnucken wolle geflochten. Doppelter fischgrad. Dieser ist von Natur aus leicht elastisch. Schießt sich etwas weicher und die Schleuder ist etwas langsamer. Muss man mögen. Leinen ist genial . Gewachst nahezu unkaputtbar und dazu noch Wetter beständig. Und sehr schnell. Aus Haithabu ist ein ziergeflecht bekannt. Dieses eignet sich sehr gut. Wenn ich nicht irre gibt es einen fund aus schwerin. Da ist noch ein Stück lauf noch am Brief dran. Sogar der Knoten ist gut erkennbar. Damit kommen wir zu einem kleinen Nachteil der haithabu schleudern. Die ältesten funde dieses Typs, stammen aus groß rathen. Sie haben an denn Brief Enden keine Löcher sondern zwei Schlitze wo die Läufe befestigt waren. Alle anderen haben Löcher . Und diese reißen quasi immer irgendwann aus. Bei meinen tests passierte das immer am haltelauf. Ich schieße aber auch wirklich sehr viel. Man muß also keine Angst haben, das einem das teil um die Ohren fliegt. Aber man sollte nach dem schießen immer mal schauen. Das mach ich aber generell immer. Auch bei bögen.
Das ist ja mal ne Menge Input auf einmal
biggrin.png
Die Lederfunde zeigen für mich 2 Varianten: Die erste hat "durchgezogene" Schlitze, die andere hat viele kurze Schlitze. Welche von den Beiden hälst du für die Stabschleuder?
 

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