Mindestalter Landsknechte/Reisläufer/Kämpfer allgemein

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Ferum

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Was ich mich schon länger Frage ist ab wann man Für Landsknechte bzw. Reisläufer zur Musterung zugelassen wurde. Wir geht es um "kämpfendes Volk" also nicht um den Troßburschen oder so was. Mir ist bewusst das es sicher keine festen Grenzen gab, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, das wie manchmal auf behauptet 12Jährige oder sogar noch Jünger zu den Waffen gelassen wurden.
 
Zu den Landsknechten findet man bei wikipedia auch nur folgenden Satz:
Während der Befragung wurden dann Name, Herkunft, Alter und Stand vom Regimentsschreiber in die Musterrolle eingetragen.
Vielleicht kann man ja Einsicht in solche Musterrollen irgendwo nehmen? Zumindest war wohl festgelegt, dass man ein eigenes Wams und Schuhe sein Eigen nennen - also über gewissen Wohlstand verfügen musste (https://books.google.de/books?id=lf...I#v=onepage&q=Landsknecht Musterrolle&f=false) Daher gehe ich mal weniger von 12-jährigen aus. Allerdings zogen mit dem Landsknechtheer auch immer ein Tross aus Frauen und Kindern mit (die unter dem unhöflichen Namen Huren und Buben geführt wurden) und deren Ordnung vom Hurenweibel überwacht wurde. (https://books.google.de/books?id=uE...AzsQ6AEIJjAC#v=onepage&q=Hurenweibels&f=false). Da waren dann bestimmt auch 12-jährige drunter.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"Wams" hatte jeder, sonst fielen die Hosen runter... evtl. ist ein Rüstwams gemeint?
 
Achtung ( ohne Beleg ) : Vermutlich - meine Meinung - ist nicht nur das echte Alter ausschlaggebend. Größe, Gewicht, Statur beeinflussten sicher die Kampffähigkeit. Schau Dir heute mal 13 - 14 jährige an und andere 13 - 14 jährige. Die Unterschiede sind da oft gewaltig ; wird früher nicht anders gewesen sein. Als Denkanstoß : Gab es " Papiere " , Taufurkunden o.ä. aus dem das Alter hervorging ? Oder mußte man sich ohnehin auf Schätzungen aufgrund des Aussehens verlassen ?
 
Ich konnte mir auf deine Frage aus dem Kopf auch keine Antwort geben und beschloss in meinem Urlaub letzte Woche mal ein Buch (das ich eh schon länger mal komplett leses wollte) mitzunehmen, worin evtl. etwas dazu stehen könnte...
Wir geht es um "kämpfendes Volk" also nicht um den Troßburschen oder so was. Mir ist bewusst das es sicher keine festen Grenzen gab, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, das wie manchmal auf behauptet 12Jährige oder sogar noch Jünger zu den Waffen gelassen wurden.
Ich bin leider nicht soviel zum lesen gekommen wie ich wollte und direkt zum Thema "Landsknecht/Söldner" hab ich auch noch nichts gefunden, aber ein paar allgemeine Hinweise zum "Einberufungsalter" könnte ich beisteuern. In einem Kapitel zur Wehrverfassung von Städten (hier Esslingen im Jahre 1582) steht in der "Esslinger Verordnung" geschrieben, dass "wenn Sturm geschlagen wird, soll jeder Büger mit seinen mannbaren Söhnen und Knechten in Wehr und Harnisch auf den ihnen bestimmten Platz laufen und keiner sich davon entfernen bei zehn Pfund Heller Strafe, welcher er zugleich bezahlen muss, wenn er nicht den Thurm gesperrt werden will." (Meynert,1868, s. 7) Dann fand ich noch folgendes zum Heer Herzog Albrecht's in Würtemberg aus dem Jahre 1489: "Wehrpflichtig war dort jeder, der die Waffen führen konnte, sobald er den Huldigungseid geleistet hatte, vom achtzehnten bis zum zurückgelegten sechzigsten Lebensjahre." (Meynert,1868, s. 22) Dann steht noch (so wie ich es Verstand auch für das späte 15. Jhdt. gültig) dass: "Von Zeit zu Zeit, besonders bei Kriegsgefahr von irgend einer Seiter her, hielt man auch allgemeine Musterungen der waffenfähigen Mannschaft. Dazu berief man die Wehmänner jedes Amtes in die Amtstadt und sie mussten auch ihre Söhne, die das achtzehnte lebensjahr zurückgelegt hatten, mitbringen, [...]."(Meynert,1868, s. 22ff) Ich guck mal ob ich in der nächsten Zeit noch weiter komme. Die Soldheere etc. werden noch ausführlich behandelt. Es sind noch ca. 370 spannende Seiten zu lesen. (Quelle: Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassung in Europa - Von der Einfühung der Feuerwaffen bis zum dreissigjährigen Kriege, von Dr. Herman Meynert, 1868, BECK'sche Universitätsbuchhandlung)
 
Ich denk mal da wurde wirklich eher auf die Körperliche Tauglichkeit und weniger auf das wirkliche Alter geachtet. Für Kinder und Jugendliche werden se doch immer Verwendung gefunden haben. Tunnelgräber, Meldeläufer und kräftige Jungs bestimmt auch in den kämpfenden Reihen. Aber das sind natürlich nur meine persönlichen Vermutungen
 
Ich denk mal da wurde wirklich eher auf die Körperliche Tauglichkeit und weniger auf das wirkliche Alter geachtet. Für Kinder und Jugendliche werden se doch immer Verwendung gefunden haben. Tunnelgräber, Meldeläufer und kräftige Jungs bestimmt auch in den kämpfenden Reihen. Aber das sind natürlich nur meine persönlichen Vermutungen
Es kann gut möglich sein, dass an deiner These (gerade wenn es "hart auf hart" stand) auch etwas dran ist und dann mit "Mann und Maus" (egal wie alt, etc.) gekämpft wurde. Ob es allerdings von Anfang an so geplant war? Vielleicht in Zeiten wo bereits die eigenen Verluste sehr hoch waren (z.B. am Ende des 30. jährigen Krieges oder ähnlich langen Kriegsereignissen). Da könnte ich mir auch vorstellen, dass "alles was laufen konnte" gemustert und in Dienst gestellt wurde. Meynert schreibt im Kapitel "Aufbringung und Verfassung der deutschen Lanzknechte nach Kaiser Maximilians I. Zeit", dass zur Verhinderung des sogenannten "falschen Betrugs" (gemeint ist das Vortäuschen von "nicht eigener" Ausrüstung und Mannstärke beim anwerben der Söldner) nach dem Anwerbeprozess alle diejenigen die sich in die Musterrolle eintragen liesen, dann auch nochmal auf dem Platz antreten mussten. So sollte verhindert werden dass: "Marketender, Buben und anderes kriegsuntaugliches Volg [...] nicht als tauglich in Rechnung komme". (Meynert,1868, s. 72ff) Auch war es eben üblich, sich von bereits gemusterten Personen gegen ein kleines Endgeld die "bessere Wehr und Rüstung" auszuleihen, um so bei der eigenen Musterung zu einem höheren "Mittel- oder Doppelsolde" zu gelangen. (Meynert,1868, s. 73) (Quelle: Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassung in Europa - Von der Einfühung der Feuerwaffen bis zum dreissigjährigen Kriege, von Dr. Herman Meynert, 1868, BECK'sche Universitätsbuchhandlung)
 
Evtl. auch noch ganz interessant... "Die letzten beiden Classen begriff man unter dem schnöden Begriff "Dirnen und Buben", der im sechzehnten Jahrhundert dem Ohre minder schnöd geklungen haben mag, als in jetziger Zeit. [...] Bisweilen scheint man damit umgegangen zu sein, dem Trosse noch eine grössere und wichtigere Bestimmung zu verleihen; wenigestens macht Beyrlin Vorschläge hierzu. Dieser trägt nämlich darauf an, dass im Trosse 84 "gemusterte Jungen", jeder mit einem guten starken Knebelspiesse bewaffnet, gehalten werden sollen, die "in Notfällen auch Kriegsleute abgeben und den Tross bewahren helfen, eine Schlachtordnung machen können und den Tross mitsammt den Huren und Buben hinein fassen und solchergestalt bewahren damit man nicht , wie es in der alten Kriegsordnung gebräuchlich gewesen, andere Knechte vom Fähnlein wegnehmen und hierzu verwenden dürfe, sondern vielmehr die 516 Mann jederzeit vollzählig im Fähnlein sind und binnen einer Viertelstunde die Schlachtordnung sicher, gut und richtig machen können". Dadurch wäre der Schoose des Trosses eine Reserve für das Fähnlein selbst herangezogen und hiermit ein vom Hause verrufenes und beschwerliches Anhängsel in ein nützliches, unversiegbares Depot, in einen integrierenden Theil desjenigen Heereskörpers, welchem der Tross folgte, verwandelt worden." (Meynert,1868, s. 82ff) (Quelle: Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassung in Europa - Von der Einfühung der Feuerwaffen bis zum dreissigjährigen Kriege, von Dr. Herman Meynert, 1868, BECK'sche Universitätsbuchhandlung)
 
Da wurde viel betrogen, die Hauptleute bekamen vom Regimentseigner den Sold ( der oft nicht oder nur zum Teil und verspätet ausbezahlt wurde) pro Mann also waren sie daran interessiert die die Fähnleinstärke hoch zu halten. ( Tote und Desserteure wurden weiter in Listen geführt usw.) Im Tross zogen normal auch die Familien der Soldaten mit. Da die Trosse gerne Angegriffen wurden waren normal alle mit dem Umgang von Waffen vertraut , um sich zu verteidigen. Manchmal wurde sogar Waffendrill abgehalten. Trommel und Spiel waren normal auch recht Jung und haben mit zunehmenden alter zur Waffe gewechselt. Mit zunehmender Kriegsdauer wurden auch die Söldner immer Jünger weil für viele davon das Überleben abhing.
 

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